Volltext Seite (XML)
Voiglländischer Anzeiger. — < Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Muhltroff. Reunundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-prei-, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Lhlr. 10 Ngr. — Annoncen/die bis Mittag- 12 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Donnerstag. « « z. Ium IM. Zeitungen. Sachsen. Der anderweite Bericht der ersten Deputation der Zweiten Kammer (Referent v. Criegern) über den Entwurf eines Gesetzes, das Jagdrecht auf fremden Grund und Boden betreffend, ist nunmehr im Druck erschienen. Die Deputation empfiehlt zu den meisten der von der Ersten Kammer abweichend von dem Beschlusse der Zweiten Kammer angenom menen Veränderungen deS Entwurfs den Beitritt. Sie räth dagegen ein stimmig zur Ablehnung deS von der Ersten Kammer beschlossenen Zusatzes zu h. 3, wonach den früher« Jagdberechtigten das Recht zustehen soll, bei Jagdverpachtungen binnen 8 Tagen in das höchste Pachtgebot einzutretcn. Auch will außerdem eine Minorität der Deputation, bestehend in dem Abg. Heyn, den frühern Berechtigten das Recht zur Provokation auf Ab lösung deS Jagdrechts nicht eingeräumt wissen und beantragt, bei der früher bewirkten unveränderten Annahme ^>eS tz. 3 im Entwürfe stehen zu blelben. .Plauen. Oeffentlich-mündliche Verhandlung Montag, den 7. Juni, früh 9 Uhr, wider Karl Friedrich Schmidt, Bogcnmacher auS Eschen bach, wegen ausgezeichneten Diebstahls. Bautzen, 25. Mai. Gestern Abend ^11 Uhr brach in dem Schaf stall des Bauergutsbesitzers Brade zu Dcnkwitz Feuer aus, welches in kurzer Zeit die demselben gehörigen zwei zusammenhängenden Bauergütcr verzehrte. Bei der Schnelligkeit, mit welcher die Flamme die nur mit Sroh gedeckten Gebäude ergriff, konnte von Lem Hab und Gut weder der Herrschaft noch des Gesindes auch nur das Geringste gerettet werden, und an Vieh verbrannten 2 Ochsen, 10 Kühe, 1 Kalbe, 2 Kälber, 2 Schweine, 150 Schafe und 40 Lämmer, sowie an Getreide gegen 100 Scheffel Korn und 50 Scheffel Hafer. Oesterreich. Wien, 27. Mai. Übereinstimmenden Nachrichten aus Paris und Konstantinopel zufolge — sagt die Ost-Deutsche Post — hat die polische Situation eine entschiedene Wendung zum Bessern genommen. Die Pforte hat nachträglich das Zugeständnis gemacht, bezüglich Montc- negro's den Status quo von 1856 anzuerkenucn, doch mit vollständigem Vorbehalt ihres Suzeränelätsrcchts. Zur Zeit des Pariser CongresseS war Grahova momentan von den Montenegrinern occupirt. Tas Zuge- ständn'.ß der Pforte geht nun dahin, daß sie das Grahover Gebiet Mon tenegro zucrkcnnen will, vorausgesetzt, daß der Fürst Danilo seinerseits die Oberhcrrlichkcit der Pforte anerkennt. Diese große und wichtige Conccs- sion ist in Paris und in noch höherem Grade in London mit Anerkenn nung ausgenommen worden und man nimmt an, daß in der Hauptsache die Angelegenheit so gut wie geschlichtet sei. Wien, 27. Mai. Auf der Insel Kandia soll eine insurrectionelle Bewegung ausgebrochen sein; die Kandiotcn verlangen die Abberufung Bely Pascha's und dieselben Privilegien, welche SamoS genießt. /Venedig, 18. Mai. Am Geburtstage deS Kaisers soll der Stapel lauf des ersten österreichischen Linienschiffes „Kaiser" ftattfinden. Frankreich. Zur Charakteristik der gegenwärtigen Zustände in Frank reich theilt ein engl. Blatt den Brief eines Arztes mit, der — ohne Po- litik zu treiben — als Armcnarzt in einer französischen Provinzialstadt großen Einfluß hatte und nur deshalb in der Nacht zum 25. Februar verhaftet und nach Oran verbannt wurde, weil er, seiner Beliebtheit we gen, gegen seinen Willen einmal zu einer Fcchne dienen könne, um die sich das Volk schaare. Er meldet zugleich, daß eS außer ihm noch mehreren andern geachteten Personen eben so ergangen sei. („Ei da muß's köstlich sein, da möcht' ich hin!") " Der Kaiser von Frankreich übt sich nach neueren Nachrichten gegen wärtig im — Rudern. DaS ist — abgesehen von dem Nutzen für Kräftigung der Gesundheit — gar nicht übel, denn man kann nicht wissen, wozu man eine Geschicklichkeit einmal brauchen kann. Türkei. Hinsichtlich der montenegrinischen Angelegenheit bestätigt eS sich nicht nur, daß die Türken auf verrätherische Weise bei Grahovo über fallen wurden, sondern eS wurden von den Montenegrinern auch die scheußlichsten Grausamkeiten an den verwundeten oder gefangenen Türken verübt. Diejenigen, denen der Kopf abgeschnitten wurde, waren nicht die Bedauernswürdigsten! Viel tragischer war daS Loos Jener, denen Ohren und Nase und andere unaussprechliche Theile des Körpers mit wahrhaft kannibalischer Wuth abgeschnitten wurden. Daß solche Greuel innerhalb Europas stattfinden können, und daß Diejenigen, die sie verübten, von gewissen Wortführern im Namen des Christenthums und der Civilisation als Leidende und Unterdrückte dem Mitleid Europas empfohlen werden, während man die armen Türken, die bei dec Vertheidigung des klaren Rechts ihres Souveräns die größte Mäßigung und Schonung bewiesen, als Tyrannen und Blutmenschen zu carikiren beflissen ist, das giebt einen unserer Zeit wahrlich nicht zur Ehre gereichenden Beweis von Begriffs verwirrung oder von absichtlicher Affectation erlogener Gefühle. Ostindien. Hie Privätcorrespondenzen aus Calcutta vom 23. April wissen nicht viel zu erzählen. Die Hitze setzt den englischen Truppen stark zu. Am 5. April stand das Thermometer in Lacknau 180" Fahrenh. (33?/gO Reaum.) im Schatten; die Schwüle und der Staub im Lager werden als unerträglich geschildert. Trotzdem war der Sommerfeldzug gegen Rohilkand beschlossene Sache. Ueber dessen Erfolg machen sich die Offiziere keine allzu sanguinischen Hoffnungen. Denn soviel wissen sie jetzt, daß der Gegner unter allen Verhältnissen dreimal rascher marschiren kann als sie selbst, und daß er cs nirgends auf eine entscheidende Schlacht ankommen läßt. Mannichfaltiges. Die -försterLtochter im cktofiteiche. 1841—1848. Etwa zehn Minuten entfernt von dem Forsthause zu Lands ge meinde im oberen Voigtlande liegt in einem zu beiden Seiten von Wald beglänzten Thale ein Floßteich, der im Frühjahre, um das zum Abflößen des Holzes erforderliche Wasser zu sammeln, angespannt, im Sommer aber zur Grasnutzung gebraucht wird. Der Damm dieses Teiches ist etwa hundert Schritte lang, sehr abschüssig und auf beiden Seiten mit Steinen, dle in Entfernungen von je zwölf Ellen auSeinanderstehen, eingefaßt; und eS zieht sich über diesen Damck die von Erlbach nach Klingenthal führende Straße. Die Tiefe des Teiches beträgt zehn bis zwölf Ellen.