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Memnm Anzeiger 8r,chknit Tieii»ic>g, Donnerstag n. Sonnabend. <lb onnement-prets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. ZkltllW silk NilMd,SeiskkSWl'f) Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Nanm 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf., Reklamen 20 Ps. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- nnd Grohölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eotzmannssorf, Lüban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikutivuskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 19. Kernsprecher: Amt Deuben 114. Donnerstag, den 13. Februar 1908. Fernsprecher: Amt Deuben 114. 21. Jahrgang. Bekanntmachung. Mit Rücksicht auf die in hiesiger Sladt- gemeinde unter den Kindern verschiedentlich vorgekommcnen Fälle von Scharlach und Diphtherie wird zur Verhütung einer Wciterverbreitung Folgendes zur genauen Be achtung ungeordnet: 1. An solchen Krankheiten erkrankte und krankheitsverdächiige Kinder sind sofort und mindestens auf 6 Wochen vom Schulbesuche aurzuschließen (§ 28 der A.-V. zum Volks schulgesetz). 2. Die Geschwister solcher Kranker und Kinder, welche in der letzten Zeit mit dem er krankten Kinde verkehrt haben, sind gleich dem selbst erkrankten Kinde zu behandeln und 6 Wochen laug der Schule fernzu halten. 3. Die Eltern werden gebeten, jedes kranke oder auch nur unpäßliche Kind solange nicht zur Schule zu schicken, bis ärztlicher seits festgestellt worden ist, daß eS sich um keine ansteckende Krankheit handelt. 4. Die Schule ist veranlaßt worden, jedes krank scheinende Kind sofort »ach Hauke zu schicken, bis Punkt 3 erfüllt ist. Rabenau, am 7. Februar 1908. Der Bürgermeister. Hur N»b una feru. Rabenau, den 12. Februar. — Genußreiche Stunden bereiteten der hüsige Gewerbe- und Bürgerverein ihren Mitgliedern und Angehörigen, sowie den geladenen Gästen durch das am Dienstag Abend im „Amlshof" abgehaltene gemeinsame Stistungsfest. Das Freiherrlich v. Burgker Bergmusikchor erfreute die Anwesenden, wie immer, durch rin vortreffliches Konzert, wie es eben nur Musiker ausführen könne», de»en Man Lust und Liebe zur Musik und künst lerisches Verständnis, gepaart mit tiefem Em pfinde», »och nicht geraubt hat. Im ersten Teile de» Programms nahm der Vorsitzende des Gewerbevereins, Herr E. Dietrich, Veran lassung die sehr zahlreich Erschienenen herzlich zu begrüßen, gedachte späterhin unseres allge- lieblt» Königs Friedrich August, der sein reges Interesse sür das Handwerk durch deu Besuch der hiesigen Ausstellung bekundet habe und schloß mil einem begeistert aufgenommencn Hoch auf Se. Majestät. Später ergriff noch Herr Kantor Lange das Wort zu einer bilder reichen Ansprache, in welcher er zum Schluß die Verdienste beider Vereine hrrvorhob und mit einem lebhaften Hoch auf das weitere gute Einvernehmen derselben schloß. Ein fiöhlicher, flotter Ball beendete daS schöne, allen Teil nehmerinnen und Teilnehmer gewiß unvergeß liche Fest. — Der Abendnähschulverein hielt am 5. Februar die erste Jahresversammlung ab. Die von dieser Vereinigung ins Leben gerufene nnd unterhaltene Abendnähschnle hat sich für Ra benau und Umgebung als eine segensreiche Einrichtung bewährt und die bei der Grün dung gehegten Hoffnungen und Wünsche sind erfüllt worden. An ungefähr 100 Unterrichts abenden haben 84 Schülerinnen — verheiratete und unverheiratete — für sich und ihre Ange hörigen gearbeitet. Neues an Kleidungsstücken und Wäsche wurde zugeschnitten und genäht, Altes umgeändert und ausgebessert. An der Hand fach- u»d sachkundiger Damen, von denen der größte Teil sich freiwillig in den Dienst der guten Sache gestellt hat, wird jeden Dienstag und Freitag Abend von 8—10 in einem wobldnrchwärmten, hellerleuchteten Schui- zimmer fleißig gearbeitet. Allen denen, die einen Teil ihrer Kraft dieser guten Sache wid men und denen, die durch einen monatlichen, Beitrag die jährlichen Ausgaben decken helfen, diese betrugen für bezahlte Lehrkräfte HauS- monn Anschaffung, und Reparaturen von Maschinen re. 289,11 Mk.; sei hierdurch herz lichst gedankt. Es steht nur zu hoffen, daß sich dieser Vereinigung noch mehr anschließen. Man sollte nicht in kleinlichen Bedenken vor einer segenspendenden soziale» Einrichtung fern- steheu, solider» helfe» kommen im Interesse unserer Gemeinde und der guten Sache. — Ueber das Vermögen des Uhrmachers Emil Curt Beyer in Rabenau ist am 7. Februar 1908 daS Koiikursverfahren eröff net worden. Der Ortsrichter Kunath in Rabe nau wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderrmgen sind bis zum 7. März 1908 bei dem Gerichte in Tharandt anzumelden. — Auf Blatt 170 des Handelsregisters, die Firma Gustav Weimert in Rabenau betr., ist eingetragen worden: Der Kaufmann Otto Richard Taube in Hainsberg ist auS der Gesellschaft ausgeschieden. — Ein Bericht der Finanzdepntation L der Zweiten Kämmer beantragt: „Die Kammer wolle beschließen, Tit. 18 des außer ordentlichen Staatshaushalts-Etats, Umbau der Leipziger Bahnhöfe (vierte Rate), mit 5 465 000 Mk. zu bewilligen." Eingesandt. Zur Zeit besteht zwischen der Einwohnerschaft und den hiesigen Mu siker» ei» Verhältnis, welches wohl von beiden Seilen als ein verträgliches nicht be zeichnet werden kann. Es ist zu konstatieren, daß von einigen Vereinen die Musik an aus wärtige Musiker vergeben wurde, so z. B. an Militär-, Burgker oder Stadtkapellen, während hiesige Musiker absichtlich gemieden resp. von diesen Geschäften ausgeschlossen wurde», wie wohl dieselben früher stets Berücksichtigung fanden. WaS mag wohl die Ursache dieses Mißverhältnisses sei» ? Daß die Leistungs fähigkeit der hiesigen Musiker zurückgegangen wäre, vermag mau nicht zu behaupten. Ohne zu flunkern kann man sagen, daß die hiesigen Musiker jetzt sehr wohl mit anderen Kapellen in Konkurrenz treten könne». Die Ursache liegt vielmehr anscheinend darin, indem man behauptet, die „hiesigen" sind zu teuer. Eine Prüfung ergiebt aber, wie unrecht diese Be hauptung ist. Wohl hatten die Musiker das Bestreben, auch ihrerseits sich für ihre Leist ungen den jetzigen Verhältnissen entsprechend einigermaße» entschädige» zu lassen. Wie mi nimal diese Entschädigung ist, geht aus fol gendem hervor. Während früher sür eine» Ball pro Mann 4—5 Mk. an Wochentagen bezahlt wurden, sollte jetzt dieselbe Leistung mit 5 Mk. bezahlt werde». Hierbei ist zu betone», die Vereine die unter 5 Mk. bezahlten .sorgten' in der Regel für so reichlich Bier, daß die Höchstsumme überschritten wurde. Sonach be deutet das jetzige Verlangen rein gar nichts als eine bestimmte Forderung. Für Sonntags beträgt das Mehr pro Mann 1 Mk. oder für das Chor ca. 51 Mk., also eine Erhöhung von 6—11 Mk. Diese Forderung glaubten die Musiker den meist starken Vereinen zu muten zu dürfen, zumal doch an Sonntagen auf einen volle» Saal zu rechnen ist. Weiter ist den Musikern übel auSgelegt worden ihr wirtschaft licher Zusammenschluß resp. der Anschluß an den Musikerverband, ein Verbrechen, das die Musiker arg büßen müssen, aber sehr zu Un recht. Wie steht es denn heute im wirtschaft lichen Lebe»? Hat nicht (auch hier im Orte) jeder Geschäftsmann, Kaufmann, Gewerbe treibender, Fabrikant, jeder Privat- oder Staats beamte seine Organisation, Verein oder Ver band Alle suchen durch dieselbe ihre Stellung den jeweiligen Verhältnissen anzupasseii. Dieses Recht nahmen auch die Musiker in Anspruch. Weiter sollten dadurch die gegenseitigen Ge hässigkeiten und Feindseligkeiten unter den Musiker» verschwinden, wenn alle Musiker den Willen hätten. (Aber leider!) So also sehen die Sünden der Musiker ans, deretwege» so viel Gift und Galle verspritzt wurde. Man betrachte sich die Sachlage von Anfang an objektiv und man wird zu der Einsicht kom men, daß die Musiker an dem jetzigen unlieb samen Zustand unschuldig sind, zu mindesten ! diese Behandlung nicht verdient haben. Sollten diese Zeilen dazu beitragen die Parteien zu sammen zu führen, wäre beiden und auch dem Ort gedient. Veritas. — An der sächsische» Forstakademie T h a- randt feierte der Professor für Nenmssungs- kuude und Forstmathematik Geh. Hvfrat Dr. Kunze seinen 70. Geburtstag. Ec wurde im Jahre 183 8 zu Wildenthal bei Eibenstock geboren. — In Lockwitz fand man die unver ehelichte 29 Jahre alte Marie Seifert im Bach tot auf. Sie wollte sich, wie sie ange geben hatte, ertränken. Da das Wasser aber nur niedrig stand, hatte sie sich in dieses ge legt und ist von einem Schlaganfall betroffen worden. — Die Villa deS verstorbenen Herrn Ed. Rönsch in Löbau ist für 75 000 Mark von den Erben an Herrn Fabrikbesitzer Iuliu- Müller verkauft worden. Die Villa hat dem Vorbesitzer über eine Viertelmillion Mk. gekostet. — Der „Freiberger Anz." schreibt: Nach einer Zeitungsmeldung soll gegen den Gen darmerie-Brigadier K. in Brand ein Straf verfahren Wege» Meineids eixgeleitet und der Beschuldigte bereits verhaftet worden sein. Aus Grund zuverlässiger Informationen könne» wir demgegenüber mitteilen, daß die Nachricht von der Verhaftung Ks. vollständig auS dec Lust gegriffen ist, daß auch weiter kein Straf verfahren, sondern nur eine Vorlmtersuchung gegen ihn eingeleitet ist. Ob diese überhaupt zu eine», Strafverfahren führen wird, ist »och nicht entschieden. — In Großbnrgk hat der 59 Jahre alte Straßenwärter Kaden im Windbergwald durch Erhänge» seinem Leben ein frühzeitige- Ende bereitet. Der Grund zu dieser Tat soll in Verzweiflung über eine unheilbare Krank heit seiner Frau zu suchen sein. — Am Montag'wurdeauf SachSdorser Flur ein aus Gauernitz gebürtiger, in den 40er Jahren stehender Maiergehilfe tot anfge- funden. Seinen Papieren »ach ist derselbe stellenlos und erst vor kurzem auS der Landes- gesangenenanstalt entlasse», auch vom Dresd- »er Rat stadtverwiesen worden. Die Leiche wurde in die Wilsdruffer Toteuhalle überführt. — Zu den diesjährigen Aufnahmeprüfungen an den 20 evangelischen Lehrerseminaren-Sach- senS hatten sich 1046 Knaben gemeldet, am katholischen Seminar zu Bautze» 25. Von den Angemeldetc» unterzogen sich 1013 evangelische und 25 katholische den Prüfungen. Ausgenom men worden sind 710 evangelische und 20 katholische Schüler, darunter 28 Nealschul- Abiturienten in die am Seminar zu Leipzig eingerichtete Parallelklasse IV. Wegen Raum mangels mußten 171 Knaben, wegen unzu reichender Vorbildung 125, aus gesundheitliche» Gründen 12 zurückgewiesen werden. — Die BürgermeisterS-Witwe Ida Beier aus Brand wurde von der 1. Strafkammer des Freiberger Landgerichts wegen versuchter Verleitung zum Meineide zu 2 Jahren Zucht haus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. — Kleine Notizen. — In Mitt weida zog sich der 65 Jahre alte Weber Große, als er das Rodeln probieren wollte, durch Anprallen gegen eine» Baum eine schwere Gehirnerschütterung zu, die den Tod des alten Mannes herbeiführte. — Die 25- jährige Gastwirtstochter Milke in Plauen im Vogtlandc hat sich im Elstermühlgcaben ertränkt; das Mädchen hatte mit seinen Eltern und mit seinem Bräutigam an, Montag abend noch an einem Vercinsvergnügen teilgcnommen, war dann mit seinen Angehörigen nach Hause gegangen und hatte sich zu Bett gelegt. Am anderen Vormittag fand man sie nicht im Bett vor, ivohl aber ihre Leiche unter dem Teiche deS Mühlgrabens der Elster. — In Wehlen wurde eine männliche Leiche au- der Elbe gezogen und beerdigt. Nach den Er hebungen ist der Tote mit dem Schneiderge hilfen jFranz Mcha aus Melnik identisch, der sich einige Tage vor Verübung des Selbst mordes in Wannow aufgehalten hat. Dresden. Durch Konunandanturbefehl ist den hiesige» Regimenter» »»gezeigt worden, daß bei der Maschinengewehrabteilung ein Man» an Genickstarre gestorben ist. Die um fassendsten Vorsichtsmaßregeln sind getroffen worden. — Dienstag vormittag erfolgte im Beisein der König!. Prinze» die Sprengung des 7. Bogens der A u g u st u S b r ücke mit gutem Ersolg. — Ein Dresdner Hausdiener sprang i» selbstmörderischer Absicht altstädterseits von einem Landpfeiler der Maricnbrücke auf die darunter befindliche Wiese. Ec war besinnungs los und wurde in das Friedrichstädter Kran kenhaus überführt, wo sich herausstellte, daß er schwere innere Verletzungen erlitten halte. Der Beweggrund zu seiner Tat ist unbekannt. — Am Johannstädter Ufer verunglückte der Kutscher eines mit Kohlen beladenen Last wagens, namens Johan» Heiike i» Dresden, dadurch schwer, daß das recht Hittterrad des Wagens sich unvermutet löste, der Wage» in folgedessen umstürzte und auf den Kutscher fiel. Hilfsbereite Männer befreiten den Verun glückten aus seiner gefahrvollen Lage, worauf er ins Krankenhaus gebracht wurde. Der Be dauernswerte, der eineu mehrfachen Becken- knocheubruch, einen Bruch des linken Kniege lenkes, einen Schädelbruch und wahrscheinlich auch innere Verletzungen davougetcagen hatte, schwebt in Lebensgefahr. — Im Falt-Schacht bei Zwickau sind in der vorigen Nacht zwei Bergarbeiter verschüttet worden. Die NettungSarbeiten sind ausgenom men worden blieben aber bisher erfolglos. — Vom Gemeinderat inGröba bei Riesa war das Legen einer Schleuse von 50 Meter Länge zu vergeben. Die von sieben Baufirmen kingereichten Angebote wichen ganz bedeutend von einander ab. Die höchste Forderung be trug 774 Mk., die niedrigste aber nur 228 Mk. Die nächsthöhere Forderung betrug 248 Mk. und dem Einreicher dieser Offerte wurde die Arbeit übertragen. — Durch einen Zufall machte man am 4. d. M. die Entdeckung, daß aus dem Eil- güterboden des Thüringer Bahnhofes in Leip zig und ebenso im Frachtgüterboden umfang reiche Diebstäble ausgeführt worden Ware». In einer am Thüringer Bahnhof gelegenen Frühstücksstubc bemerkte ei» Bahubeamter, daß ein Rollkritscher, der für eine Speditionsfirma am Güterbode» absährt, sich im Besitze großer Menge» von Lebensmitteln befand, die weit über seinen eventuellen Bedarf hinausginge». Man forschte weiter nach und kam zu dem überraschenden Ergebnis, daß auf den Güter- böven eine ganze Diebesbande ihr Unwesen trieb. Man verhaftete zunächst zwei Arbeiter einer Speditionsfirma und einen Mau», der gewissermaßen die Stelle eines Vorarbeiters einnahm. Durch die Geständnisse eines der Ver hafteten bekam man dann einen Einblick in eine großzügig angelegte Diebesorganisatiou. Es wurden nach und nach 20 Personen zur Verantwortung gezogen, deren mehr oder mindere Beteiligung feststand. In Untersuchungs haft kamen bisher 6 Personen. Nach de» Ge ständnisse» einiger Inhaftierter wurden, wie daS „Leipz. Tagebl," mitteilt, drei weitere Verhaftungen am Thüringer Bahnhof vorge- nommcn, und zwar kamen ein 40 Jahre alter Rangiermeister aus Falkenberg, ei» 27jähr. Bahnarbeiier aus Mockau und ein 28 Jahre alter Rollkutscher in Haft. Die Diebstähle liegen zum Teil um mehr als ein Jahr zurück und haben einen unglaublichen Umfang gehabt. Hauptsächlich hatte man es auf Nahrungsmittel abgesehen. — Nach 17 Jahren (! !) hat sich herausgestellt, daß beim 1889/90 erfolgte» Bau der städtischen Gewerbeschule in Leipzig der Anschlag um 38815,52 Mk. überschritte» worden ist. ES erweckt allgemeines Befremde», daß diese Tatsache erst nach 17 Jahren fcstgestellt worden ist.