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Dresdner Nachrichten : 08.07.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187307085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-07
- Tag 1873-07-08
-
Monat
1873-07
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.07.1873
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Nummern l Ngr. »ullage: il.Oüo vx-mpl. 8Ur die Ritlkgade ring«. laudier Manulcriple maii.t sich die Redaclio» nuhi verbindUch. Inseraten iknuadme au»' Uiürrg: slaaeanetsiu uuä Voxler in Hamburg, Ber lin, Wir». Ltiptig, Basel, Bre»lau, granlsurt a, M. — Itail. dla,»» I» Berlin, -«ipjia. Men, Hamburg, »ranklurl a, M,, Miln- >en, — Vaud, t (.». in Aranlfurt a, M. — Nr, v»I»t iii Sliemnit, — N». liulltt», 8ul»«r id vä, in Part». Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ltepfch L Neichardt in Dresden. Derantwortl. Redakteur: Julius Nekchar-t. Min« »armöi» Mr Nch »ilHittaaiL« 4rs»Z »«„ der Jnser^e »W «ich» gegeden. Pullidrisee «nn»««» Suslrdg« don >«« ui«k- lla,inten ftlrmen n, Pvr» I»»«N inlinren wir nnr Wlun, durch"^^ «narke» »de« «as>ein»»H. lmlig. « Gilde» koski« ... - adluna a»G .««««»» ßM-etsen, »te »i»> Rr^ 18- ÄchtzeMer Jahrgang., Mttredacielif: vr. L»»tl Für daS Feuilleton: La«!vis KU»»rt»i»»»ni». Dresden» Dienstag, 8. Jnlt 18«3 Politisches. Bei Enthüllung eines Denkmals der edlen Maria Theresia in Klagenfurt hat der 14jährige Kronprinz Rudolf seine Jungfernrede gehalten. Er hat gesagt, was man ihm hatte sagen lassen. Seine Worte: daß ein Volksfest in Oesterreich zugleich ein Fest des Kaiser hauses sei, haben in den Bergen Kärnthens einen Beifall gefunden, dessen Echo weit hinaus zu den Völkern des vielsprachigen Oester reich gedrungen ist. Ungefähr so sagte der Bismarck auch, nur mit ein Bischen anderen Worten — denn die Zusammengehörigkeit des deutschen Kaisers und deutschen Volkes, oder vielmehr die Zugehörig keit des Kaisers zum Volke, war ja der Grundgedanke der letzten Bismarck'schcn Rede im Reichstage. Wir von unserem volksthüm- lichen Standpuncte aus haben keine Ursache, zwischen den Fürsten und Völkern einen Gegensatz zu statuiren, so lange sich die Fürsten als wirklich zum Volke gehörig betrachten und darnach handeln, die Leiden des Volkes Mitempfinden, seine Lasten mittragen und den redlichen Willen bcthätigen, die oft klägliche Gegenwart durch eine lichtvollere Zukunft abzulösen. Möge an der Jungfernrede des Knaben Rudolf sich das Wort von der Wahrheit, die Kinder und Narren reden, bestätigeil und mag er selbst, wenn er die Worte tie fer verstehen wird, die er in Klagenfurt vor dem Denkmal seiner er lauchten Ahnin gesprochen, in deren Sinn und Geiste als Träger der Krone regieren! Leider läßt sich nicht verkennen, daß eine kirchliche Reaction in fast allen Staaten Europas scharf im Anzuge ist. In den katho lischen Reichen kehrt sie selbstverständlich die häßliche Form der Je suiterei immer unverhüllter heraus. So spannen die Bischöfe Oesterreichs das letzte Segeltuch auf, um clcricalgesinnte Abgeord nete in den neuzuwählenden Reichstag zu lootscn. Die Spaltung unter den freisinnigen Elementen erleichtert ihnen die Arbeit umso mehr, als ein guter Theil der bisherigen Volksvertreter die Maske der Freisinnigkeit trug, um als Abgeordnete Vcrwaltungsrathsstellcn oei Banken, Bahnen und industriellen Etablissements aller Art zu erhaschen und die Lebenskraft des steuerzahlenden Volkes für egoistische Zwecke auszubeuten. Was aber die Römlinge aus dem freisinnig denkenden Frank reich gemacht, das lehrt die Betheiligung des französischen Volkes an den Wallfahrten und Bußprozessioncn auf's Deutlichste und in wel cher Weise ihr Terrorismus in Deutschland waltet, dafür giebt die Spaltung im katholischen Maltheserorden die unzweideutigsten Be weise. Aus diesem, mit tausend Fäden an das Papstthum gekette ten Orden des höchsten deutschen Adels, sind alle Elemente, die sich nicht zu einer blinden Bekämpfung des Staats verpflichten wollten, förmlich hinausgeschunden worden. Recht sehr Anlaß aber zum Nachdenken giebt ein Vorgang innerhalb der evangelischenHochkirche Englands, Nicht weniger als 483 englische Geistliche haben an die oberste Vertretung der Hochkirche das Gesuch gerichtet, die der rö mischen Kirche eigenthümliche, Ohrenbeichte cinzuführen. Dieser im Munde von Protestanten unverzeihliche Vorgang hat das protestan tische England tief aufgeregt. Hatte man es schon bisher bitter empfunden, daß viele Geistliche kryptokatholischcn Tendenzen huldig ten und die Stola, den Weihrauch und den Glanz brennendcrAltar- kerzen in die eisige Reinheit des englischen Gottesdienstes einschmug gelten, so hat jenes Verlangen dem Fasse den Boden ausgcschlagen. Gegen diesen Versuch fand eine äußerst zahlreich besuchte Versamm lung in Excter-Hull in London statt, in der Lord ShafteSbury gegen die Ohrcnbeichte einen fulminanten Vortrag hielt, da sic die größte Erniedrigung mit sich führen und Geist und Sitte zur Knechtschaft bringen würde. Die Versammlung brandmarkte einstimmig den Antrag der Geistlichen als einen schmachvollen. Kein Zweifel, daß die Bank der englischen Bischöfe ihn zurückweiscn wird; ob aber diese Zurückweisung von Allen freudig und nicht mit den, Hinter gedanken geschieht: Schade, daß diese Waffe, auf der die Macht dcr katholischen Amtsbrüder beruht, nicht auch uns evangelischen Geist lichen zu Gebote stehen soll — das weiß nur Einer, der Herzen und Älteren prüft! Das Deficit im französischen Budget ist kein Wunder. Die Milliarden ließen sich durch Anleihen aufbringen; ihre Zinsen regel mäßig zu bezahlen, erfordert ein gewaltiges und nachhaltiges Drehen der Steuerschraube, umsomehr, da die Franzosen ein für ihre Kräfte enormes Militär- und Marinebudgct aufstellen und unterhalten. Infolge dieser Geldklemme hat die Untercommission der National Versammlung im Einverständnisse mit dem Kriegsminister beantragt, an der Verpflegung und Bekleidung der Armee 20 Millionen zu sparen. — Die geringen Reste von Selbstständigkeit der Gemeinden sind der Nationalversammlung ein Dorn im Auge: man will der Regierung das weitgrciscnde Recht verleihen, die Bürgermeister (Maires) als Regierungsbeamte cinzusetzen und sie nicht mehr von der Gemeinde wählen lassen. Die abgeschmackte Hetze der guten, feinhaltigen, bei uns acclima- lisirten und beliebten österreichischen Gulden ist die erste Frucht des durch die reine Goldwährung herbeigeführten SilbcrverkaufS. Es ist durch diese theilweisc beabsichtigte, thcilweisc bewirkte Veräußer ung der deutschen Silbervorräthe der Preis des Pfundes Silber von 29 Thlr. 23Ngr. auf 29Thlr., zeitweise auch auf 28 Thlr. 28Ngr. herabgedrückt worden. Damit ist uns jedes Silberstück in der Tasche un, etwas entwerthet worden, also nicht blos der Silberguldcn, son dern auch der Silberthaler; denn der Silbergulden wird in Oester reich eben so solid und fein ausgeprägt, wie in Preußen und Sachsen der Thaler. Der harte Thaler ist daher jetzt nicht mehr 30, sondern nur 29 Ngr. werth, wird aber trotzdem und mit Recht noch in allen königlichen Kaffen für voll ausgegeben und angcnommen. In Wahr heit ist daher jetzt der Silberguldcn nur 0> Ngr. 4 Pf. werth. Wa rum man nun bei gleich guten Silbermünzen einen Unterschied macht, den Thaler, der blos 29 Ngr. werth ist, für voll, den Gulden aber, der seine 194 Pf. werth ist, blos für 190 Pf. annehmen will, wäre absolut unverständlich, wenn die gemeine Svecul-rion nicht ihr Wesen triebe. Es sind deutsche Bankhäuser und Geldgeschäfte, die Silber aufkaufen, in Gulden prägen und das Publikum die Differenz bezahlen lassen. An einer Million solcher für ihre Rechnung in Wien geprägter Gulden verdienen sie 22 000 Thlr., wovon die Spesen und Fracht zwar abgehen, jedoch am österreichischen Silber- agic> noch bedeutend verdient wird. Lasse sich jedoch Niemand durch d,e Guldenhetze in's Bockshorn jagen, cs giebt genug vernünftige Leute, die die guten Gulden voll nehmen; vermehre Niemand das Uebel durch Sinnlosigkeit, dann wird der Silberabsluß der Gulden, wenn einmal von ihnen geschieden sein muß, mindestens mit den verhältnißmäßig geringsten Verlusten für den kleinen Mann vor sich gehen. Locales und Sächsisches. — Der bisherige Vorstand des Gerichtsamts Meerane, Ge richtsamtmann Scholz, yar oas Ritterkreuz des Verdienstordens, der Ober-Chaussöewärter Goldammer zu Mittweida die zum Verdienst orden gehörige goldene Medaille erhalten. — Der Gebrauch der Emser Wässer scheint auf die Gesundheit Sr. Majestät des Königs doch nicht den nachhaltig günstigen Einfluß geübt zu haben, den man allgemein wünschte. Se. Majestät leidet, wie wir mit großem Bedauern vernehmen, an häufigen und nicht immer mild auftretenden asthmatischen Anfällen; hingegen scheint das umlaufende Gerücht, es habe sich ein organisches Herz leiden herausgestellt, nicht begründet. Als Arzt fungirt der Leib arzt, Hofrath I>r. Ulrich. — Der Bundesrath ist über die Petition der beiden städtischen Collegien Dresdens um Wiederaufhebung der durch Bundespräsidial verordnung seiner Zeit m Sachsen eingcführtcn Befreiung der Mili- tärpersonen von Gemeindeleistungen zur Tagesordnung übergegangen. — Der bekannte Zusatzantrag der Stadtverordneten in Sachen ver Verwendung der Albertinerinnen als Krankenpflegerinnen im Stadtkrankenhause hat nicht die Beistimmung ves Raths gefunden. Der Rath will vielmehr den Gcmeindevertrctern anheimgeben, von diesem Zusatz zu dem Vertrage abzusehen. — Der Geschäftskreis des Stadtbauamtes ist infolge der Zu nahme der Bevölkerung Dresdens beträchtlich erweitert worden, namentlich haben sich die Kassen- und Rechnungsgeschäste desselben so vermehrt, daß der Stadtrach in seiner letzten Plenarsitzung be schlossen hat, eure eigene Kassenstelle für das Stadtbauamt zu errich ten. Dieselbe! soll aus Kassirex, Controleur und Calculator bestehen, die Gehalte von 9-, 7- und 600 Thlr. erhalten und als Wirkungs kreis zunächst die Kaffen- und Rechnungsgeschäste beim Straßen- und bisherigen Wasscrleitungöwescu zugewiesen bekommen soll. — Um die gcmcinnützlgen Zwecke des Vereins zur Beschäf tigung schulpflichtiger Kinder in Neu- und Antonstadt während der schulfreien Zeit sichrer erreichen zu lassen, wird der Rath bei dm Stadtverordneten beantragen, den von letzteren um 200 Thlr. ge kürzten Zuschuß der Stadt für die Vereinszweckc voll (300 Thlr.). zu gewähren. Die Bewilligung der vollen Summe ist umsomehr zu wünschen, als die Beschäftigung von Kindern in Fabriken immer mehr um sich greift und obiger Verein diesem Ucbclstandc entgegen zuwirkcn redlich und erfolgreich beflissen ist. — Die Einwohner Kötzschenbrada's sind wieder einmal aus ihrer werktreibenden Ruhe aufgescheucht worden und ist Alles in Gährung, in bittere Währung gerathen. Diesmal ist eS nicht socialdemokratische Agitation, welche die Bewegung hcrvorgerufcn, sondern eine Bekannimachung des Vorsitzenden des hiesigen Kirchen Vorstandes, Herrn Pastor Wahl, welche am 21. v. M. erlassen wurde, und unter Anderem nichts weniger, als den Beschluß ent hielt : einen Entwurf zur Fixirung des Veichtgcldes auszuarbeitcn. Mit diesem Antrag ist der Herr Pastor bereits vor zwei Jahren an seine Parochie herangctretcn, dabei aber auf entschiedenen 'Widerstand gestoßen, so daß er denselben, auf Mitanrcgung des Herrn Superintendenten Meier fallen ließ Die Parochianm dachten längst nicht mehr an diesen damaligen Antrag, um so größer war die Ucberraschung durch die Bekanntmachung, um so größer aber auch die Entrüstung. Diese Beichlgcld-Angelcgcnheit hat nun schon an manchen Orten seine Unannehmlichkeiten her vorgerufen und ist auch schon zu wiederholtem Riale in Ihrem geschätzten Blatte besprochen wurden. Ich erinnere mich, daß Sie vor nicht langer Zeit die Uebelstände dieser Gabe beim Anmelden zur Beichte gerügt und dabei empfahlen, diese freiwillige Gabe zu sixiren. Dies auszuführen, ist aber nicht so leicht. Erstens ist cs nur eine freiwillige Gabe, die früher nur aus einem Beicht- pfcnnig bestand und später zum Groschen ward; es giebt jeder Beichtgehende aber was er will und was er kann. Ferner läßt es sich nicht vereinbaren, die durch die Beichte erwartende Absolution zwangsweise gesetzlich zu erkaufen, und diesen Anschein gewinnt eine solche Bestimmung allemal. Ist der Pfarrer wirk lich so gestellt, daß er ein geringes Einkommen hat, so soll er lieber um Fixirung seines Amtes einkommcn, als die Bcichthand- lung zu einen, Ablaßhandel herabwürdigen. Ueberhaupt wäre noch vielen anderen Uebelständen damit abgcholfcn, wenn der Staat die Geistlichen nach ihrem Wirkungskreis besoldete und selbige ihrer Gemeinde gegenüber jede Handlung frei auSführtcn. Nun ist cs aber Thatsache, daß nur Geistliche solcher Parochieen um Fixirung des Beichtgeldes angetragen, welche ein Einkommcn haben, was oft seines Gleichen sucht, so auch Köhschenbroda. Seit dem 1. d. Mts. ist ein Vicar von der Parochie ständig an genommen worden: es geht somit dieser Posten dem Herrn Pastor schon zu Gute, da er bisher einen solchen aus seinen Mitteln erhielt, ferner bietet die volkreiche Parochie so viel Einkünfte, daß der Herr Pastor durchaus keine Veranlassung hat, die Sünden seiner Bcichtlinder zu besteuern. Abgesehen von seinem Pensionat, welches immer seine 20 Köpfe zählt und jeder dieser Köpfe monat lich 25>—30 Thlr einbringt. Die Parochianen, welche den Geist ihrer gewählten KirchenvorstandSnntaliedcr an dem Bcschlnß, einen solchen Entwurf zu schaffen, erkannt haben, haben sich bereits selbst in's Mittel geschlagen und circulirt seit einigen Tagen eine Eingabe an das Kultusministerium, welches um Abwendung dieses Nebels gebeten wird. Es ist zu wünschen, daß die Petenten williges Gehör finden, damit nicht die Parochie zu einer Disfi- denten-Gemeinde würde, was im Nichtfall sehr den Anschein hat, zumal schon von socialistischer Seit« in dieser Richtung der Boden etwas gelockert ist. — Wie sehr unsere königlichen Prinzen di« heimathlichen Berg« der Sächsischen Schweiz lieben, zeigt der abermalige Besuch während zweier Tage daselbst. Unser Kronprinz und Prinz Georg machten in Gesellschaft des Großherzogs von Toscana am Freitag die be schwerliche, aber eben so schöne Partie über die Schrammsteine nach dem Winterberg und übernachteten auf dem Kuhstall. Sonnabend Morgen hatten sich die königlichen Herren mit ihren hohen Gemah linnen Rendezvous auf dem Zeughause gegeben und unternahmen von da gemeinschaftlich die wildromantisch-schöne Partie über den Königsplatz, obere und niedere Schleuß«« nach Hinterhermsdorf und von da zurück nach Schandau, wo, wie schon oft, ein Diner im Korsthaus-Hotel den Schluß der Schweizparlie bildete. — Sonntag, den 13. Juli werden im großen Saale des Eadettenhauses die Delegirten der Sächsischen Militärvereine tagen, um das große Werk ihrer Eentralisation zu Stande zu bringen. Das Königliche Ministerium der Finanzen hat den einzelnen Tele- girien nachträglich freie Fahrt auf den Staatsbahnen innerhalb der 3 Tage vom 12. bis mit 13, Juli gewährt, und das Direktorium der Leipzig-Dresdner Bahn mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit einfachen Tourbillcts die Giltigkeit für 3 Tage verliehen. Wenn von einer gewissen Seite her den Bestrebungen der alten Soldaten Particularismus zu Grunde gelegt wird, so zeigt dies von einer großen Untenntniß der Dinge. Die Bestrebungen nach einer gewissen Eentralisation haben in Sachsen schon im Jahre 1864, zu welcher Zeit unser hochverehrter Kronprinz der an ihn gestellten Bitte um Uebcrnahme des Protectorats über sämmtliche damalige Vereine entsprochen hatte, begonnen. Zu Anfänge dieses Jahres wurde mit Ernst daran gegangen, diese Idee zu verwirklichen, viel eher noch, als von einem Delegirtentag in Weißensels behufs der Gründung eines Deutschen Kriegerbundes die Rede war, an den sich übrigens der neu zu gründende Bund dem Vernehmen nach als ein selbst ständiges Ganze anschließen wird. Die ältesten der sächsischen Militärvereine sind in der ersten Hälfte der Vierziger Jahre dieses Jahrhunderts entstanden und haben die Mitglieder derselben im Ver laufe der Zeit schon ganz erhebliche Summen an ihre, von den ernsten Wechsclfällen dieses Lebens betroffenen Kameraden bezahlt. Ist cs auch stets Sitte gewesen, Loyalität und Vaterlandsliebe in den Ver einen zu pflegen, so ist das jeden Deutschen thcure große Vaterland nie vergessen worden, ebenso wenig rvie sein Heldcnkaiser, dessen Name in jedem alten Soldaten-Herzen wiederllingt, seitdem wir uns des Elfteren in seiner jetzigen Gestalt zu erfreuen haben. Die Zahl der Sächsischen Militärvereine beziffert sich, wenn wir recht unter richtet sind, auf fünf Hundert und einige Sechzig, von denen die größte Hälfte der König!. Sächsischen Jnvalidcnstiftung angehört. Auch haben die Vereine eine eigene Mobiliar-Feuerversicherung ge gründet, von deren Lebensfähigkeit die größeren Brände in den Städten Obcrwiescnthal, Araucnstein und Johanngeorgenstadt, die die neucrrichtete Casse, deren Sitz Zwickau ist, nicht wenig in An spruch nahmen, Zeugniß abgelegt haben. — Der gefährdete Gesundheitszustand unserer Stadt hat Herrn Bczirksarzt 1>r. Nicdncr veranlaßt, seine Kur in Teplitz noch vor Ablauf seines Urlaubs zu unterbrechen. Derselbe hat seit gestern die ärztliche Leitung der öffentlichen Gesundheitspflege unserer Stadt wieder ausgenommen. Bis jetzt sind, wie wir hören, fünf Ebolcrafälle in Dresden vorgekommen, sämmtlich von auswärts ein geschleppt, Drei derselben verliefen tödtlich. Die scharfe Luftström ung und die in diesem Jahre häufigen Gewitter lassen das baldige Verschwinden der Cholera aus Stadt und Umgegend erwarten. Ob die Vogelwiese dieses Jahr abgehalten, resp. auf eine spätere Woche verlegt werde, ist Gegenstand amtlicher Berathung. — Das .Fiegnitzer Stadtbl." bringt folgende Zuschrift des Herrn Cantor Jacob in Schönborn: Cholera-Heilung durch Camphor- Spiritus aus der Apotheke, 6 bis 8 Tropfen auf Farin gegossen. Erwachsenen eingegeben Branntweintrinkern mehr), Kindern 4 bis 6 Tropfen, stillt Brechen und Durchfall und cs wird durch wieder holte Gaben und gleichzeitiges Einrciben des Unterleibes damit Genesung bewirkt; der Patient bleibe zu Bett und gehe zur Ver meidung des Rückfalles nicht eher aus, bis er sich ganz wohl fühlt. Von 39 Kranken hierorts, denen ich 1866 dies Mittel verab reichte (darunter ein zwcijhriges Kind genasen 36. die übrigen 3 suchten zu spät Hilfe. Ein Rückfall durch zu frühes AuSgchen herbeigcführt, ward ebenfalls beseitigt. Ein Nachts 2 Uhr als todtkrank mir gemeldeter Mann ging nach Gebrauch dieses Mittels Vormittags 9 Uhr, also 7 Stunden darauf, festen Schrittes an seine Arbeit. Einer bewußtlosen Cholera-Typhus-Kranken ließ ich die Zähne aufbrechen und den Spiritus eingießen, worauf sie nach 4 Minuten meinen Namen nannte; daß sie gesund wurde beweist unzweifelhaft, wie dies das sicherste Mittel gegen Brech ruhr sei. Reisende sollten dies Mittel bei sich führen. Frühe Hilfe ist die beste. — Das erste der neuen Volksbädcr unterhalb Antons ist im Bau begriffen. Es nimmt sich sehr freundlich aus. WaS lange währt, wird gut; aber zu lange darf es auch nicht währen. — Das Haupt-Bureau der König!. General-Direction der sächsischen Staatsbahnen hat soeben ein sehr zweckmäßiges Bttchel- chen über die anläßlich der Wiener Welt Ausstellung gewährten Fahr-Bergünstigungen erscheinen lasten. ES enthält eine klare Uebersicht über die Vortheilc, die dem Publikum auf den Routen zwischen Hamburg, Berlin-Leipzig und Dresden einerseits und Wien andererseits von den betheiligten Eiscnbahn-Verivaltungen
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