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Großenhayner unterhaltungs- un- Intelligenz-Blatt. 12. Stück. Sonnabends, dm 23. März 1833. XXI. Jahrg. Vermischtes. Die Verhandlungen wegen des Anschlusses von Baiern an den preußischen Zollverein haben, wie aus Berlin versichert wird, den günstigen Fortgang; der baldige definitive Abschluß sey nicht mehr zu bezweifeln. Auch mit Sachsen soll eine Uibereinkunft bevorstehen; bald werde ganz Deutschland einen großen Verein bilden. Die Rheinschifffahrts-Commission hat 16 Jahre gearbeitet und doch nichts Tüchtiges zu Stande gebracht. Warum? weil die contrahirenden Ufer staaten gleich von vorn herein den Fehler begingen, daß sie die Sache ausschließlich in die Hände von Theoretikern legten, ohne auch dem Handels- und Schifferstande eine Vertretung bei dieser Berathung zu gestatten. Der Grundsatz des verstorbenen Groß herzogs von Weimar, Karl August , war: Wen eine Sache hauptsächlich angeht, der muß auch zuvor dabei um seine Meinung, um seinen Rath befragt werden. Deshalb berief er den Bürger und Landmann zu seinen Landtag, weil die Dinge, die im Landtage berathen nnd beschlossen werden, den Bürger und Bauer zunächst angehcn. Deshalb sagte er einmal, als von einer Straßenverbesserung, von der Umgehung eines beschwerlichen Berges, die Red« war: « da wollen wir bald helfen; ich werd« einmal eine rechte große Commission nieder setzen , aber nicht von gelehrten Rächen, sondern von Fuhrleuten.» In Indien bemerkt man eine ganz seltsame Er« fcheinung. Sonst war es, wenn die Sonne unter gegangen war, sogleich Nacht; seit einiger Zeit aber ist eine Dämmerung bemerkbar, die jetzt immer mehr zunimmt und fast so lange währt, wie bei uns in Europa. Auch in Berlin findet die neue Heilmethode, die Homöopathie, immer mehr Freunde. Die homöo pathischen Aerzte haben sich Gehilfen auS Dresden verschreiben müssen. Der König selbst hat einen ausführlichen Bericht über diese Heilart verlangt und einen neapolitanische» Homöopathen gebraucht. — In Wien kuriren die Homöopathen auch die Masern, aber weil die Homöopathie verboten ist, dürfen die Leute nur heimlich daran sterben. Wie's gewöhnlich zu gehen pflegt, daß aus eins zwei wird, so fängt man jetzt bei Gelegenheit des Unglücks der Frau Herzogin von Berry auch an, wiederholt zu behaupten und darzuthun, daß es mit der Legitimität ihres angeblichen Sohnes, des Her zogs von Bordeaux, der ungefähr achthalb Monate nach dem Tode des Herzogs von Berry geboren wurde, nicht ganz richtig sey. Bekanntlich wurde schon damals, 1820, die Rechtmäßigkeit der Geburt des jungen Heinrichs in englischen Blättern bezwei felt. — In Ansehung des zu erwartenden Kindes wird in französischen Blättern auf den Verräther der Herzogin von Berry, den vormaligen Juden Deutz, hingedeutet; Andere nennen als dessen Rival einen Unter-Lieutenant, Louis Peika; noch Mehrere aber glauben, eS sey ein 19jähriger Mann, ein Advocaten-Sohn, der die Herzogin in Frankreich stets begleitete und mit ihr verhaftet wurde; Andere behaupten, der italienische Prinz, mit dem sich die Herzogin vermählt habe, sey in der Vendee bei dem Brande eines Schlosses umgekommen. Die engl. Blätter sagen durch die Blume, di« Hochzeit der Herzogin sey wohl nur wie jene der Dido gewesen. Der Hofrath Zimmermann in Odessa hat jetzt erst das rechte Pulver erfunden, nicht zum Schie ßen, sondern zum Feuerlöschen. Es wird ganz ein fach und leicht zubereitet, und eine kleine Quan tität löscht ein ziemlich großes Feuer. Bei einem starken Kaminbrande in Moskau und in Odessa hat eS die Probe bestanden.