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Wochenblatt drüj sür » Wilsdruff/ Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. 7 Amtsblatt glll KrlÄ aß k it zv Ist- -tu^ al. s. für das König!. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtralh ckrett-g, dm 24. Mai l8S7. 21. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt 1g Ngr. und ist redesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaction), al» auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Die Redaction. Pfiel - orl lad^ !t) ^r. S v « 0 - - - r - ä - 1861 -P ertau Ng Umschau. „Es ist kein Friede, wir haben nur keinen Krieg!" hat neulich ein bekannter Staatsmann ge sagt. Das Wort bezeichnet vollständig die Lage Europas. Niemand dankt der Londoner Conferenz für das Luxemburger Flickwelk, wenn nicht zugleich allgemeine Entwaffnung eintritt. Handel und Ge werbe können nicht gedeihen, wenn alle Staaten Gewehr am Fuß stehen. — Das ganze Elend der Kleinstaaterei zeigt sich jetzt in Thüringen, wo es gilt, der Rinderpest Einhalt zu thun. Statt durch ein tüchtiges Mili- tärcommando die angesteckten Ortschaften einzuschlie ßen, sperrt sich jedes kleine Fürstenthum vom andern ab. Dadurch muß aller Berkehr in dem sonst so gewerbreichen Thüringen aufhören. Dort betet man alle Tage, daß doch bald die Bundesverfassung eingeführt werden möge. Wenn es Noth hat, reicht das ganze Militär in Schwarzburg und Reuß nicht hin, die Grenze zu besetzen. Eine Thüringer Zeitung schreibt: Holland hat n,cht 60,000, sondern 130,000 Stück Vieh an der Rinderpest verloren, England schon 250,000, Das macht für Holland ungefähr 13 Millionen Thaler, für England 25 Millionen Verlust in Geld werts», dazu die Ungeheuern andern Nachthcile. Hol land steht in Gefahr, seinen ganzen Biehstand zu verlieren. Unter solchen Aussichten klopft nun durch eine unglückliche Verschleppung diese gräßliche Krank heit auch an unsere Thür. Was thun? Zunächst muß Jedermann wissen: „die Krankheit kann nicht geheilt werden. „Es giebt kein Mittel, das hilft; es ist wenigstens bis jetzt kein solches bekannt. Es ist aber nichts gefährlicher als Heil- Mtel zu versuchen, Gerade diese Versuche sind Schuld, daß in England und Holland die Seuche soweit sich verbreitet hat. Lassen wir Zahlen reden. In Preußen sind innerhalb der Jahre 1855—1864, also in 9 Jahren, 11 Einschleppungen der Krank heit vorgekommen. Jeder dieser Fälle war ebenso gefährlich, wie die beiden, aus denen in Holland und England die furchtbare Noth entstanden ist, auch blieb cs nicht bei einzelnen Fällen. Die preu ßische Regierung ordnete aber jedesmal sofort die schärfsten Maßregeln an, tödtete alles kranke und mit krankem in Berührung gekommene Vieh, beseitigte die anderen Ansteckungsgefahren. So ist cs gekommen, daß in jenen 11 Invasionen zusam men 3233 Stück Vieh getödtet sind, wovon näm lich 539, krank waren, Z aber oder 2694 Stück gesund. Für das getödtete Vieh sind die Eigen thümer entschädigt; diese Entschädigungen zusammen haben dem Staate einen Kostenaufwand von nur 94,000 Thlr. verursacht, worin noch die Reisen der Thierärzte, welche auf Staatskosten die Krankheit im Auslande studirt haben rc. einbegriffen sind. Preußen, welches tödtete, zahlte für 11 Einschlep pungen 94,000 Thlr,, Holland, welches quacksal berte, kostete eine einzige Einschleppung bis jetzt schon 13 Millionen Thaler. Für uns folgt hieraus die unbedingte Lehre: Keine Heilversuche, sondern rasche Lödtun'g jedes verdäch tigen Thieres. — Die Wiener können dem Kriegsminister nicht vergeben, daß er sie um einen Skandal gebracht hat. Vor längerer Zeit hatte ein bayerischer Baron in einem Wiener Wirthshause die Aeußerung getban: „Einem Staate wie Oesterreich, der so oft schon wortbrüchig geworden, traue ich nicht!" Er wurde sofort verhaftet, aber nicht von der Polizei, sondern von einem Hauptmann der Armee. Deshalb ließ