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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188609045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860904
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-04
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kr-action und Expedition Johaouesgasje 8. Sprechstunden der Kedactu,a: Bormittag» 10—10 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. »tir d e Mt«4»d> «a>»e1»»d«er M-nuIcrcht« »acht sich tt« «ledoctioa »ich« vertwdlich. Annahme per für Pt» nüchftf«lor»»r N«««»r »«stimmte« Inserate an Sschentapen bis 8 Uhr Nachmittag«, an Lann- und Festtagen früh dt«'/,» Uhr. In de« Filialen für Ins.-Lnuahme: vtta Klemm. Universitättstraße 1. Laut» Lösche, Katharineastr. SS, p. nur bis '/,» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage IS,SSV. Äbonnemenlsprris viertelj. 4'/, Mk. incl. Br ngcrlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pj. Belegexemplar 10 Pf. Gebüoren für Extrabeilagen lin Tageblatt. Format gefalzt) »hnr Postbeförderung 50 Mk. «t» Postbefürderung 60 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichniß Tabellarischer u. Ziffernlatz nach höh«rm Tarif Keklame» anter dem Redaction» strich die 4gespall. ZeilebOPs., vordenFamiltennachrlchtea die 6gefpal»ene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeauwernnäo oder durch Post nachnahme. L47. Sonnabend dm 4. September 1886. 80. Jahrgang: Jur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den S September, Bormittags nur bis zS Uhr geöffnet. LxpeSItlon ä«8 I^lprlxer ^sxeblLttes. Amtlicher Thetl. Velumichmchuiii. Schon seit mehreren Jahren sind die EntnHmer von Wasser au» der städtischen Wasserleitung unter Androhung von Strafe daraus hingewiesen worden, daß da» Offcnstehen- lassen der Adflußhähne nicht geduldet werden könne, sowie daß nothwendige Reparaturen an den Rohrleitungen und Hähnen mit aller Beschleunigung vorgenommen werden muffen, endlich. Laß da» Besprengen der Straßen, Gärten und Rasenplätze, soweit hierfür Wasser der städtischen Wasser leitung verwendet wird, nicht ander» erfolgen dürfe, als so, daß der damit Beauftragte da» Schlauchrohr in der Hand hält und da» Wasser durch die Brause gehen läßt. Da dessen ungeachtet vielfach zur Anzeige kommt, daß diese Anordnungen nicht beachtet werden, so wird nochmal» be kannt gemacht: ») da» Offenlassen der Kähne an WaflerleitungSrohren, beruhe e» auf Nachlässigkeit oder auf Unterlassung der Reparatur von Schadhaftigkeiten an den Leitungen, d) da» Besprengen der Straßen, Gärten und Rasenplätze «nit Wasser au» der Wasserleitung, ohne daß der die Besprengung Bornehmende da» Schlauchrohr in der Hand hält und da» Wasser durch die Brause gehen läßt, ist verboten. Zuwiderhandelnde haben sich einer Geldstrafe bi- zu ISO beziehentlich einer entsprechenden Haststrafe zu gewärtigen, auch kann im Wiederholungsfälle Entziehung de» Wassers verfügt werden. Leipzig, den 27. August 1886. Der Nal- der Stadt Leipzig. L SS53. vr. Georgi. Wolfram. ^Vekänntmachung. Am Abende de» 29. vor. Monat« ist in der Elster, in der Nähe der Plagwitzcr Brücke, ein männlicher Leichnam aufgefundeu und polizeilich ausgehoben worden. Da über die Persönlichkeit de» Tobten bi» jetzt hier Nicht» be kannt geworden, so ersuchen wir alle Diejenigen, welche darüber Aus- kunst zu geben vermögen, ungesäumt uns Mittheilung zu machen. Leipzig, am 1. September 1886. La» Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretlchneider. vr. Berger. Signalement: Alter: 30—35 Jahre; Größe 1.60m; Haare: dunkel; Nase: rund; Gesicht: voll; Zähne: vollständig; Gestalt: kräftig: Bart: blonder Schnurrbart. Bekleidet war der Tobte mit einem Paar Lederhosen, einer Lederweste, einem blau und weiß gestreiften, wollenen Hemde, einem Paar rindSlcderner Snesel» und blauer baumwollenerFrauenstrümpse. Pokbllch für Leipzig. Die Handel«, und Gewerblreibenden unsere» Bezirke» werden hierdurch aus da« im Austrage der Kaiserlichen Oberpostdirection herausaegebene „Postbuch zu« Gebrauch für Pa» Publicum in Leipzig und de» Vororten von Leipzig" besouder« aus. merksam gemacht. Seiner Zeit um unsere Ansicht wegen der Her- stcllung eine» solchen Buches befragt, haben wir dieselbe nur bcfür- warten können. Da« vor Kurzem erschienene Buch, welche» außer im Wege de» Buchhandel« auch bei den hiesigen Postaustalten und dem Postbestellpersonal zum Preise von 1 ^ zu beziehen ist, enthält alle- Da-jenige, wa« dem Gesckäftsmanne in Bezug aus den Post- verkehr sowohl im Inland« wie mit dem Autlande zu wiffen wünschenswerth ist, in gedrängter und übersichtlicher Fassung. Leipzig, den 3. September 1886. Die HanPclSkammrr. vr. W ach« mul h. Bors. vr. Gensel, S. Vrkanntmachung. Lie Getnerbrkammer zu Leipzig hat beichlossen. zur theilweisei Deckung ihre« BerwaltungSauswande« für da« laufende Jahr au jede Mark de« für da« Einkommen in Spalte ä de« Einkommen fteuer-KaiasterS (Einkommen au» Handel und Gewerbe) entfallenden Steuerbelrog» einen Zuschlag von Zwei Pseanigen erheben zu lassen. Dieser Zuschlag, welcher mit dem aus den 30. September d. I. fallenden Hebetermiu der staatlichen Einkommensteuer erhoben werden soll, ist von den zur Gewerbekammer wahlberechtigten Gewerb« treibende» de« Kammerbezirke» (Leipzig, Zwenkau, Taucha, Markranstädt und di« zur Künigl. Amk-Hauptmannschast Leipzig gehörenden Landgemeinden), deren bezügliche» Einkommc» 600 ^l übersteigt, zu entrichten. Leipzig, den 4. September 1886. Die Gewerbekammer. D. A. Oe hier, Vors. Herzog, Secr. Wj-Anction. Aus dem Nannhaser Forstreviere aufbereitete 265 Stück fichlene Stangen von 8—13 am Unterstärke in Abth. 44, 210 Rm barte Stockscheite und Späne aus den Schlägen der Ab- theilungen 3, 42 und 48, 1 Wellhdrt. eich, i Breunreisig in Abtheilung 49, Schlag an 8 - kies. / der Eisenbahn, sollen Lvnneratag. den 1«. September ds». Ihr»., von Vormittag 0 Uhr an meistbietend gegen sofortige im «afthause zur Stadt Leipzig in Raunhos zu bewirkende Bezahlung und unter den sonst vorher bekannt zu gebenden Bedingungen versteigert werden. Versannninng aus den, Holzschlagc in der Nähe de« Rund, theile» am Ammelshoiner Wege Königs. Nevirrvcrwaltuiig Naunbos und König«. Forstrent- amt Wurzen, den 1. September 1886. Leuthold. Bachman». Nichtamtlicher Theil. Die Ereignisse in Bulgarien. * Die jüngsten Nachrichten au» Bulgarien und über di« Aussichten de» Fürsten Alexander lauten sehr ernst >er edle Fürst betrachtet, so scheint e», trotz dem enthusiasti- chen Empfange, der ihm bei der Rückkehr nach Bulgarien u Theil geworden ist, seine Mission ohne Versöhnung mit ? ußlandals undurchführbar. AlleAnzeichen lauten leider dahin, daß e» ihm nicht gelingen wird, die Feindseligkeit de» Zaren zu mildern oder gar zu versöhnen. Von diesem Gesichts- puncte au» erhält der nachstehend« Depeschenwechsel seine volle Bedeutung. * Peter-burg, 2. September. Der „Regierung» - Au» zeiger" veröffentlicht ein Telegramm de» Fürsten Alexander an den Kaiser, welche« Letzterem am 18. August a. St. (30. August n. Tt.) durch Bermittelung de« Leiter» de» russischen Toasulat» in Rustschuk zugeqangen ist, sowie die Antwort de» Kaiser», welche dieser dem Fürsten telegraphisch nach Philippopel ertheilt hat. Da» Telegramm de» Fürsten laulet: „Sire! Nachdem ich die Regierung meine» Lande» wieder über- nommea habe, wage ich ft», Ew. Majestät meinen ehrerbietigsten Dank auszusprechen dafür, daß der Vertreter Ew. Majestät in Rust- chuk durch seine osficielle Gegenwart bei meinem Empfange der bul garischen Bevölkerung gezeigt hat, daß die kaiserliche Regierung den >egen meine Perlon gerichteten revolutionairen Act nicht billigen ! ann. Gleichzeitig bitte ich um die Erlaubniß, Ew. Majestät meinen vollen Dank ausiprechen zu dürfen für die Entsendung de» Ge- neral» Fürsten Dolgorukow als außerordentlichen Gesandten Ew. Majestät. Indem ich die legale Gewalt wieder ln meine Hände nehme, ist e» mein erster Schritt, Ew. Majestät auszusprechen, daß ich die feste Absicht habe, jede» mögliche Opfer zu bringen, um die hochherzigen Intentionen Ew. Majestät unterstützen zu können, welche dahin gehen, Bulgarien au» der schweren Krise herauSzu- bringen, welche e» gegenwärtig durchmacht. Ich bitte Ew. Majestät, den Fürsten Dolgorukow zu ermächtigen, sich direct und so bald wie möglich mit mir zu verständige» und werde glücklich sein, Ew. Majestät den sicheren Beweis unveränderlicher Ergebenheit gegen ihre erhabene Person geben zu können. Da- monarchische Princip hat mich ge- nöthigt, den gesetzmäßigen Zustand in Bulgarien und Rumelien wiederherzustellen. Da Rußland mir meine Krone ge geben, so bin ich bereit, dieselbe in die Hände seine» Souverains zurückzugebeu." Die Antwort de« Kaiser» lautet: „Ich habe das Telegramm Eurer Hoheit erhalten. Ich kann Ihre Rückkehr nach Bulgarien nicht gutheißeu, da ich verhäognißvolle Lonsequrnzen sür da» Land voran», ehe, das schon so sehr geprüft ist. Die Mission de» Fürsten Dolgorukow ist inopportun geworden. Ich werde mich jeder Ein- Mischung in den traurigen Zustand der Dinge enthalten, welchem Bulgarien wieder überliefert ist, so lange Sie dort bleiben werden. Ew. Hoheit werden zu würdigen wissen, wa« Sie zu thun haben. Ich behalt« mir vor. zu beuriheilen, wa« mir La» geheiligte Andenken meine» Vaters, die Interessen Rußland» und der Frieden des Orients gebieten." .Aus der Antwort de» Zaren muß geschloffen werden" — führt ein dem Fürsten durchaus wohlgesinnte» Blatt, die Berliner „Nationalzeitung", au»—.trotzdem sie einen klaren Bescheid auf da» Anerbieten de» Fürste» umgeht, daß un geachtet der Unterwerfung de» Fürsten von Bulgarien der Zar unversöhnlich bleibt. Wenn der Erster« sich bereit erklärt, die Krone Bulgariens in die Hände des Kaisers von Rußland zurück zu geben, so entbält diese Erklärung zwar nock nicht die unmittelbare Abdankung; e» läßt sich jedoch schwer abschen, wie Fürst Alexander nach seiner formellen Unterwerfung unter den Willen de» Zaren und nachdem er eine so bestimmte Zurückweisung seine« versöhnlichen Ent gegenkommen» erfahren hat. von den letzten Consequcnzen ab stehen könnte. Die Abdankung de» Fürsten Alexander muß daher als bevorstehend betrachtet werden, wenn ander» nicht unvorhergesehene Zwischen- fälle eintreten sollten, die in der bulgarischen Angelegenheit eine große Rolle spielen. Der Zar war allerdings nicht in der Lage, die Erklärung der Ab dankung unmittelbar enlgegenzunehmen. so daß er sich aus seinen „Rath" beschränken mußte, und dieser lautet ohne jede Spur eines Entgegenkommens dahin, daß, so lange Fürst Alexander in Bulgarien bleiben würde, der „traurige Zu stand" des Landes sorlvauern müßte. Fürst Alexander trug sich dem Anschein nach bereits bei seiner Rückkehr mit dem Gedanken der Abdankung. So berichtete der Vater des Fürsten bei einer Unterredung mit einem Eorresponventcn deS „Journal des TvbatS": „Dir Rückkehr deS Fürste» sei aus seinen eigenen Entschluß zuruck- zusükren. Einmal Hab: der Fürst die Schinack der Aus weisung nicht hinnehinen wollen, dann aber habe ihn auch die Nachricht bestimmt, daß Fürst Dolgorukow im russischen Austrage nach Bulgarien gehen solle. Nicht seine persönliche Neigung habe den Fürsten zurückgesührt, sondern sein Pflicht gefühl ... ES wäre aber möglich, baß Fürst Alexander nach Wiederherstellung der Ordnung in Bulgarien von der Herrschaft zurücktrete, wenn keine Aen- verung in den politischen Beziehungen zu den Mächten eintrete; sollt« er bleiben, so würde er Be dingungen in dieser Hinsicht stellen muffen." lieber das Gerücht der Abdankung deS Fürsten Alexander schreibt vor Bekanntwerdcn deS Schrijtcnwechscls mit dem Zaren die Wiener „Presse": Während de» Fürsten Alexander der Jubel seine« Volke» umrauscht, tritt heute schon zum zweiten Male die Nachricht aus, daß er nach Wiederherstellung der Ordnung freiwillig abdanken werde. Wir glauben vorläufig noch nicht an diese« Gerücht — es müßte denn sein, daß der bulgarische» Affaire bi« ans Ende das Schicksal beschieden wäre, au« einer Uebcrraschung in die andere zu fallen. Hat die Rückkehr de« Fürste» »ach Sofia über- hauvt einen politiicticn Sinn, dann könnte die Abdankung keinen haben; oder ist da- Gerücht von der Abdankung begründet, dann glichen die Scene», die sich jetzt in Bulgarien abspielen, einer Farce, die kaum de« Reisegeldes von Lemberg nach Sofia wcrth wäre. Wenn die Ungereimtheit so evident ist, so muß man wohl die Be- stätigung der bezügliche» Nachricht der in orientalischen Dingen sehr unzuverlässigen „Agcnce Hanas" vorerst noch abwarlcn. Sv ungereimt, wie die „Presse" die Sache darstellt, wäre die Verschiebung der Abdankung de» Fürsten bi» nach Her stellung des früheren Zustande» in Bulgarien doch nicht. Tritt Fürst Aleraiidcr jetzt zurück, nachdem ihm das bulga rische Volk zugejubclt und er thatsächlich wieder Fürst ist, so bat er nicht nur einen äußerlich glänzenden Abgang, er kehrt nicht als ein Vertriebener heim, sonder» als ein Fürst, der seine Würde dem Wvble seine» Volte» freiwillig zum Opser bringt. Die Sache des Rechte« und der Moral hat eine SatiSsaction erballe». Fürst Alexander ist noch ein junger Mann, und er rechnet gut, wen» er auch mit der Zukunft rechnet. Indessen wartet man am besten voll zogene Tbatsachen ab; denn so manche Conibiiiation in dieser Angelegenheit dürste sich al» verfehlt erweisen. In höchst charakteristischer Weise spricht sich die deutsche .Petersburger Zeitung" über die Möglichkeit der Rückkehrer» Fürsten Alexander nach Bulgarien au», inden^ic schreibt: Dem Fürsten würde es nach den Erfahrungen, die er gemacht hat. kein Mensch verübeln können, wenn er die Last der Krön e thaisächlich nun au» freie» Stücken niederlegte. «Zer teht ihm dafür, welche Garantien kann er finden, daß bet dem nächsten, nach demselben Recepte gemachten „Staatsstreiche ^ ein Revolver auch loSgeht oder daß die ausgesuchte Höflichkeit der ihn e-cortireudea, ihren Krieg-Herrn gesavgcn sorlschleppenden Osficiere ein Unglück, eine» „Zufall" nicht verhüten kann, der ihm da- Leben kostet? Freilich fallen solche Bedenken bei einem Manne, der notorisch den Mulh seine« Berufe« hat, wenig in» Gewicht. Aber wa» schwerer aus seiner Seele lasten mag, «st ft«ue Stellung den Großmächte» gegenüber, die ihn, wie die letzte ereignig- volle Woche gezeigt hat» allesammt, England mit eingerechnet, aus- «geben habe». Die Sympathie der öffentlichen Meinung kann ihm keine» Ersatz bieten für die Haltlosigkeit seiner politischen Stellung. * Weitere telegraphische Meldungen: * Petersburg, 3. September. Eine Zuschrift an die Redaction der „Neuen Zeit" besagt: Für Rußland gebe eS hinsichtlich Bulgariens nur zwei Wege, entweder die Occupation Bulgarien«, um die Anarchie zu beseitigen und die Ordnung wiederherzustelleu, oder die Ueberlassuna Bulgarien» an die Anarchie aus unbestimmte Zeit; einen dritten Weg kennen wir nicht, glauben auch nicht, daß die Würde Rußland» irgend welche Lompromiffe zuließe. * London, 2. September. Die „Moraing Post" schreibt, der Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung' sei nur rin neuer Bewei- von der dringenden Nothwendigkeil, daß alle friedliebenden Mächte sich über gemeinsame Schritte verständigten. Die öffentliche Meinung in Mittel- europa habe sich entschieden genug gegen jedweden Versuch, den Frieden zu stören, geäußert, somit sei sie jetzt auch berechtigt, ein prompte» und energische» Borgehen zur Erhaltung des Frieden» zu beanspruchen. In einer russischen Aggression gegen di« Balkaahalbinsel liege ebenso sehr eine ernste Gefahr sür Oesterreich und die Türkei, wie in einer französische» Invasion io Elsaß-Lothringen — für Deutschland. * Konstantioopel, 2. September. Der Secretair der russischen Botschaft, Nekltudow, hat sich gestern nach Sofia begeben, um den dortigen russischen diplomatischen Agenten Bohdariow, der an geblich mit Urlaub abgerelst ist, zu ersetzen. * Wien, 2. September. Die „Politische Lorrespondenz" der- öffentlicht den Wortlaut der Not« dr» bulgarischen Mi nister» de» Auswärtigen vom 34. v. M-, welche die Vorgänge, die sich seit dem 2l. v. M in Bulgarien zugctragen, zusammenstellt „nd also schließt: „In diesem Augenblicke verlange» 3 Millionen Bulgaren mit lauter Stimme ihren vielgeliebten Souverain und wünschen durch die Rückkehr de» Fürsten die gesetzliche Ordnung wiederheraestellt zu sehen." * Sofia, 3. September. (Telegramm der „Agence Hava»".) Die Gerüchte über Ruhest vrnugen und den Ausbruch des Bürger- krieges in Bulgarien sind unbegründet, es herrscht die voll ständigste Ruhe. Dir Ankunft de» Fürsten Alexander hier steht morgen Abend zu erwarten- * Zu den bulgarischen Angelegenheiten schreibt man der „Politischen Eorrespondenz" aüs Belgrad, 30. August: Die Wendung, welche die Ereignisse in Bulgarien genommen, hat unserer Opposition eine arge Enttäuschung bereitet. Der „Banditenübersall" aus den Fürsten Alexander war von der „Nowa Ustavnost" und dem „Odjek" als eine Manifestation des slawischen Geistes gefeiert worden, welchem Herr Ristic und Consorten au» diesem Anlässe eine warme Huldigung darbrachten. Gleichzeitig erklärten beide Blätter, daß da» Ereigmß von Sofia als warnendes Beispiel für alle Serben. Regierende und Regierte, dienen möge. Wer das serbisch-slawische Volk aus Bahnen, die seiner Ge schichte und Tradition widersprechen, leiten wolle, werde vom Volk-willen verleugnet und von der Nation über Bord geworfen werden. „Odjek" unternahm an der Hand der bulgarischen Ereignisse den Nachweis, daß kein Balkaavolk in freundschaftlichen Beziehungen zu Lesterreich-Ungarn stehen dürft. Nur im Anschlüsse an die Macht, welche in einem Gegensätze zu dieser Monarchie im Orient sich befinde, liege da« Heil Serbien«. Eia weitere« Zusammengehen mit dein Nachbarreiche müsse zu einer Katastrophe de« serbischen Staate« sühren. Die serbischen Oppositionellen haben mit ihren politi schen Theorien diesmal besondere« Malheur, denn kaum hatte» sich die- selben die bulgarische Palast-Rcvolution für ihre Tendenzen zurecht- gelegt, al» in ganz Bulgarien Ereignisse eintraten, welche sich selbst mittelst der gewagtesten Srphistik nicht als Kundgebungen de» sla wischen Geistes im Sinne de- „Odjek" beulen ließen. Die über wiegende Mehrheit der Bulgaren scheint eben sür jenen Geist, der sich in der Nacht vom 20. aus den 21. August manisestirte, kein rechte» Verständniß zu haben. Die Bulgaren erblicken vieimehr im Fürsten Alexander den Ausdruck de» nationalen Willen« und de» Dolmetsch der nationalen Idee, sie riesen ihn daher mit stürmischer Begeisterung zurück. Die neueste Geschichte des serbischen Volke« weist eine ähnliche Erscheinung aus. Tie Serben haben 1858 mit der Wieder- berusung der Dynastie Obrenovic aus den serbischen Thron dcnselbeu Wille», nur der nationalen Idee zu leben, angesichts Europa« manisestirt. Uns berührt die politische Reise, von der die Bulgaren so glänzendes Zeugniß ableglen, in wohlthuender Weise, und es bleibt nur zu wünschen, daß die Völker ans der Balkan- Halbinsel, denen die Wahrung der nationalen Interessen über Alles geht, sich gegenftilig die Hand reichen, damit sie um so sicherer in den Stand gesetzt werden, die Herren ihrer Geschicke zu sein und zu bleiben. König Milan hat nur im wohlverstandenen Interesse de« Princip«: „Der Orient den Orientalen!" das schon auf der Fahne seines unvergeßlichen Vorgängers. Obrenovic HI., geschrieben ward, gehandelt, al« er seine Sympathien dem Fürsten Alexander zuwandtc, Sympathien, die in dem an Letzteren nach Rustschuk ab geschickten Glückwunsch-Telegramm einen ebenso beredten wie herz- lichen Ausdruck gesunde» haben. Unsere einheimischen Panslawisten, die das Land L la Zankow beglücken möchten, habe» die MaSke zu früh abgcworsen, und da» ist mit ein Resultat der Umwälzung in Sofia, für welches wir nur dankbar sein können. Au« de» jüngsten Ereignissen in Bulgarien werden die Serben sicherlich heilsame Lehren ziehen, nur «erben diese ganz ander« beschaffen sein, als unsere Oppositionellen panslawistisch» rcvolutionairer Louleur sich dieselben dachten. * Wir geben schließlich noch eine Eorrespondenz der »All gemeinen Zeitung" aus Sofia, 28. August, die zwar durch die Ereignisse überholt ist, immerhin aber emen schätzens- wertken Beitrag zur Lage in Bulgarien enthält: Die im Lande bestehende Ausregung beginnt sich einigermaßen »u legen. Ein osficielle« EommuniquS versichert, daß überall voll- ständige Rübe herrsche. Was die Bevölkerung betrifft, kann die» zutressen. allein unter dem Militair herrschen noch fortwährend gegenteilige Reibungen. Man hat de«wegen große DiSIocalioncn unter den Trupven vorgenommen; namentlich ist e« wichtig, daß da» revvliilionaire Struinaer-Rkgiinent von der Hauptstadt entfernt wurde. Es laßt sich »ichi leugnen, daß der Fürst unter de» einzelnen Regi- nieniern große Sympathien genießt, rbenso auch unter der Be,innen, schasl und am m.isten unter dem Bolle. Aber bei dem seilen« der gegenwärtigen Machthaber ausgcüblen Terrorismus, bei der Eharakler- schwäche, welche mehr oder weniger allen Bulgaren eigen ist, beim Mangel jedweder Ueberzeugung und Gewisse,ibailigkeit unter dea- iclbcn, ist e» ei» Leichte» gewesen, die üffenllichc Meinung nachträglich gegen den Fürsten zu siimmen. E« wird mit aller Krakt daran gearbeitet, daß keine Regung zu seinen Gunsten ans Tageslicht kommt, und weil bekanntlich die Dankbarkeit bei den Bulgaren ein ganz unbekannte« Gefühl ist. wird auch in der Zukunst Fürst Alexander hier zu Lande wenig Anerkennung finde». Es ist charakteristisch genug, daß man schon jetzt für den tapferen Heerführer und langjährigen Regenten nicht rin Wort de» Lobe» oder Anerkennung, weder in den Privatzirkeln, noch an ösftnt- lichen One», zu hören bekommt: wohl aber da« Gegentheil. Unter den Mitgliedern der provisorischen Regierung herrscht keine Einigkeit; ja es will dem Karawelow nicht einmal gelingen, alle Minister in der Hauptstadt um sich zu veriammeln. Sta mbulow al» Mitregent sitzt noch immer in Tirnowa oder treibt sich in den Donau-Gegenden herum und macht Politik aus eigene Faust. Radoslawow, der neue Minister de» Innern, ist ebenfalls noch nicht augekommen, und so steht dieser wichtige Posten leer. Der Minister der Finanzen, Geschow, weigerte sich, da- Porteseuille zu über- nehmen; jedoch al» Regierungsbeamter (Bankbirector) mußte er sich aus Befehl Karawelow'S dazu bequemen. Der Unterrichtsminister Jwautschow zählt gar nicht und der Krieg-minister ist ein eifriger Anhänger Karawelow», der bereit ist, mit ihm durch Dick und Dünn zu gehen. Aus diese Weift ist Karawelow allein der Diktator, und mau kann von keiner provisorischen Regierung, sondern nur von einer provisorischen Diktatur sprechen. Die Frage, ob Letzterer in die Verschwörung gegen den Fürsten mit eiugeweiht war, muß unter solchen Umständen entschieden bejaht werden. Uiiter dem Fürsten glaubte er zuletzt wahr scheinlich nicht genug freie Hand zu haben, deshalb strebte er eben- fall» nach seiner Entfernung. Natürlich überlegte er nicht, wie lange ein solcher Zustand, wie e» der jetzige ist, andauern kann. Es giebt sich, abgesehen von anderen Umstände», schon jetzt eine starke Bewegung gegen Karawelow kund; denn Zankow ist und bleibt sein Rivale. Die Entfernung de» Fürsten war der einzige Punkt, worüber sich diese beiden Männer geeinigt batten, über alles Andere gehen ihre Ansichten auseinander. Ich habe schon seinerzeit in den Spalten diese« Blattes daraus hingewiesen daß Karawelow eben so unaufrichtig gegn den Fürsten ist, wie die anderen Parteiführer; er sollte deshalb demselben kein unbedingte« Vertrauen schenken. Die Verbindung mit Philippopel war während der letzten Ereignisse unterbrochen; die Reisenden wurden an der Grenze angehalteu. Auch die Post und der Telegraph beförderten zwischen Nord- und Südbulgaricn keine Nachrichten. Ties verbreitete Schrecken unter den Einwohnern, und von den Städten flüchteten sich viele in da- Gebirge oder überschritten die Grenze, wohin sie eben konnten. Namentlich thaten die« die hervorragenden Mitglieder der verschiedenen Parteien, weil sie nicht wußten, welche Partei in Sofia die Macht in den Händen habe; und wenn e» eine gegnerische wäre, so fürchteten sie sich vor deren Bersolgungen und Mißhand- luagen. Man war jedoch in Sosia vorsichtig genug, in dieser Hinsicht keine Ausschreitungen zu dulden. Die internirt Gewesenen hat man sowohl in der Hauptstadt al« in der Provinz bald frei ge lassen; Beamte beließ man auch in ihren Stellen, ausgenommen einige Kreispräfecten, welche der neuen Regierung nicht genug ver läßlich erschienen oder beim Zusammenbringen der Meetings zur Billigung der geschehenen Absetzung de« Fürsten nicht genug Eifer an den Lag legten. Leipzig, 4. September 1886. * Da» Sedansest ist überall im deutschen Reiche und weit über dessen Grenzen hinau«, wo immer Deutsche wohnen, al» ein echte» Frieden», und Freudenfest in der er- bebendsten Weise gefeiert worden. E» liegt un» darüber eine große Anzahl von Telegrammen und Correspondenzen vor, die wir indessen, mit Rücksicht auf den Raum de» Blattes, nur theilweise zum Abdruck bringen können. Möge e» dem deutschen Volke vergönnt sein, da» schöne Fest noch lange Jahre ungetrübt m gleich friedlicher Weise begehen zu können! * Nachdem der Gesetzentwurf über die genügende Ausrüstung deutscher Kauffahrteischiff« mit Rettungsfahrzeugen bereit» vor acht Jahren dem Reichstage Vorgelege», in der Plenarberathung aber keine Erledigung gesunden hat, soll, wie c» heißt, in Folge der durch die mangelhafte Ausrüstung der Schiffe vorgekommencn zahlreichen Todesfälle der Gegenstand wiederum ausgenommen und eine gesetzliche Regelung endlich herbeigeführt werden. * Die Mittheilung, daß Eonlre-Avmiral Freiherr von Reibnitz seinen Abschied erbeten hat. wird der „Vossiscken Zeitung" aus guter Quelle mit dem Hinzusugen bestätigt, daß Admiral von Reibnitz bereits am t. Oktober d. I. seinen Posten als Direktor deS BildungSwesenS der Marine nieder- legcn und in den Ruhestand treten wird. Wie alle Eontre- Admirale der deutschen Marine steht auch Freiherr v. Neibnitz noch im besten ManneSalter; er ist als Sohn deS verstorbenen Geh. Reg.-Rath Freiherrn v. Rcibnitz am l2. August 1838 zu Breslau geboren. Die Liebe zur See ist ihm angeboren. Von den Jahren 185t—1855 diente er als Adelborst in der holländische» Marine und trat dann als Cadct H. Elaste in die preußische Marine über, deren erste Grundlagen Prinz Adalbert damals zu legen bestrebt war. Im dänischen Kriege 1864 erhielt v. Rcibnitz die Feuertaufe, im Jahre 1868 kam die preußische Flotte nicht zur Actio». Im Jahre 1870 gehörte der inzwischen zum Eorvctten- Eapitain avancirte Freiherr v. Reibnitz zu der kleinen Zahl von Marine-Osficieren, denen e« vergönnt war, daS Eiserne Kreuz zu erringen: Freiherr v. Rcibnitz war als seemännischer Beirath zur Rbeinarmee commandirt und nahm an der Be lagerung und Einnahme Straßburg» Theil. Im Jahre 1875, als er als Commandant der Kreuzercorvettc „Arkona" eine Reise um die Welt machte, wurde Freiherr v. Reibnitz zum Capitain z. S. ernannt; als solcher war er in den Jahren 1876—81 Eommandeur der 1. Matrosen-Divisio» und in den Sommermonaten Commandant von Schul- resp. IlebunaS- schiffen. Nach dem Rücktritte deS Generalmajors v. Liebe >>» Jahre 188l wurde Freiherr v. Reibnitz zum Director de, Marine-Akademie und Schule ernannt, und im Jahre 1883 erfolgte seine Beförderung zum Eontrc-Admiral. In den letzten füns Jahren hat Admiral v. Rcibnitz kein SchisjS- commando gehabt, auch ein UebungS- oder Schulgescbwavcr hat er nickt geführt, und eS scheint, daß Freiherr v. Rcibnitz sich nicht hat entschließen können, ans den activen Seevienst zu verzichten. AIS Director des BildungSwesenS der Marine bat Admiral v. Ncibmtz auf den jungen OsficierSzuwachS der Marine große» Einfluß gehabt. Den jungen Cadetten ist er ein wahrer Vater gewesen. * AuS München wird der „Vossiscken Zeitung" geschrieben: „Die Wendung, in welcher der bayerische Reicbsralh Graf Törring eine Dotation sür die Hinterbliebenen des ObcrmedicinalralbS v. Gudden vorschlug, hat vielfach den Eindruck becvorgerusen. als seien dieselben aus eine solche Uiilersiützung angewiesen. Gudden'S Einnahmen während seines vierzehnjährigen AusenIhaltS in München lassen sich ^rt» allein der Wissenschaft gewidmeten Interessen aus jährlich rund 30,000 .6 und mehr berechnen. Für die Begründung der Zuweisung einer Dotation sind unseres EracktenS diese Berechnungen jedoch gerade so ungerecht- i"kigt, wie dies vom Grasen Törring vorangestellte Motiv. Die Dotation soll kein Almosen sein, sondern eine An er- kennung und ein Dank dafür, daß Gudden. »m den König Zu. retten, sein Leben opferte. Und die Verpflichtung hierzu wächst um so mehr, je größere» Schwierigkeiten die Er»
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