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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850422
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-04
- Tag 1885-04-22
-
Monat
1885-04
-
Jahr
1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1885
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Grfeheint täglich früh S'-,Uhr- Nrß«ti«n und LrießMm IohanaeSqaste 8. SPrechstunde» irr Rrtsrti«»: Bormillag« 10—12 Uhr. Vachmillag« 5—6 Uhr. »Ar »a euunioudt« «t-anterw«, «ch» «ch du dl<t»ciu» «cht »«rd^dUq. rr TllgMM A««»«e »er sür »ie «üchftk«l,e»»a Nu«tt>er üeftt«»tt«n Inserate ao Wachentaae» »i« 3 Uhr Nachmittag«, a» v»«». „» Frstta,«« früh »i«'/,» Uhr. 2u len Filmten für Ins.-Ännahme: Ltta Klemm. Uuioersitälsftraße 1. Lauts Lösche, Kaiharmensir. 23, p. »ur bis '/.3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels - «nd Geschäftsverkehr. Meß» Auflage 1SVSV IZbonnenrentspreis viertelj. 4'/, Klk. incl. Bnnaerlohu 5 Mt., durch die Pap bezogen Svn. Jede einzelne Rumawr« Pf. Belegeremplir 10 Ps. Gebabre» für Extrabeikaae, lia Tageblatt-Format gesalzt) ahur LopdesSrdrrong W Mk. «tt Postbrsörberung LS Ml. Inserate Sgefpultene Petitzeile Sü Pf. Gräßerr Schriften lam u«. PeuSverzrichniß. Tabellarischer a. Ztffernjatz aach HSHer» Larrs. lieeUonen »ater dem «ed»rti»a«ftrtch die «gespult. Zette 50 Ps.. vor den Familiennachrichtea die Sgespaltear geile 40 Ps. Inserate fiad Ke,« a, dir Srpehetta« zu jeuden. — Rabatt wird nuht g«WÜ«n. Zahlung praeunmeraaäo ad« durch Post- aach» ahme. I1L. Mittwoch den 22. April 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. O ^ » » - Zur Feier de- Geburtstage- Seiner Majestät de- Königs von Sachsen wird Douuer-tag, den 2S dieses Monats, Nachmittags :r Uhr eiu Festmahl im Etablissement von Bonorand stattfinden. Diejenigen Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden ersucht, die Tafclkarten zu 4 ^8 bis zum Abend des 22. dieses Monats auf unserer Nunciatur im Nathhause zu entnehmen. Daselbst werden auch Bestellungen auf Tafelplätze angenommen; ohne vorherige Bestellung werden Plätze nicht belegt werden. Leipzig, den 10. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. k vr. Georgi. Hentschel. Vtlumntmch««-. 3a der nächsten Zeit werden folgende Straßen gepflastert: die Stiuastrap« zwischen dem alten AmlSbofc und der Eentralbrücke, die Hainftrap», die Gerh-rstr«-», die Straße a« H«»or«»»a, die SBindweühleaaafse, der BayertfeHe tplatz, eventuell di« anliegende Strecke der Bacherische» Straß« bi« zur Kreuzung mit der Hoben Straße, die Zeitzer Straße, die Broa»e«aße»straß« von der Elstrrstraße bi« z»,n Westplatz, die Goloana»e«straße von der Alexanderftraße bi« zum Westplatz, di« Marieastraß« von der Schützenstraße bi« zur Salouionstraße, die Glise»straß« von der Kvrnerstraße bi« zur Schentenvorfstraße, die Schc«ke«do»f-raße von der Elisenstraße bi« zur Bayerischen Straße. Tiefe Straßen, beziehentlich sammt den Einmündungen der Seitenstraßen, werden aus den jeweilig in Au«ssibrun^ begriffenen Strecken, soweit die« die Arbeiten erfordern, auf die Dauer derselben IheilS für den durchgehe»««», theil« kür alle» unbefugte» Aahruertehr gesperrt. Wer die abgesperrten Strecken mit Fuhrwerk irgend einer Art unbefugt befährt, wird um Etzel- bis z» SV ^lk oder mit Haft bi- z« IS Tage» bestraft werden, und zwar in der Regel bereits im ersten Falle um LH ^lk oder mit Haft von S Tagen. Leipzig, am 16. April 1885 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Mennig. Vekimntmachung. Da« 13. Stück de« diesjälirigen Reichsgesetzblatte« ist bei un« eingegangea und wird bis zuur IS. Mai diese- JahreS aus dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich ausbänaen. Dasselbe enthält: Nr. 1600. Gesetz, betreffend die Befugniß von Seesahr zeugen, welche der Gattung der Kauffahrtei schiffe nicht angehören, zur Führung der Reichsflagge. Vom 15. April 1885. Leipzig, den 20. April 1885. Der Rath der Stadt Vr. Gco ltadt Leipzig. rgi. Krnmbiegel. Bekanntmachung. Die Herstellung der macadamisirtcn Fahrbahnen in der Sedanstraße von 45.6 lid. Metern westlich der Waldstraße bi« zu der Straße an der Alte» Elster, in der Straße IV zwischen der Sedan- und Wettiner Straß« unv die Befestigung der Fahrbahn der Straße an der Alten Elster mit Bruchstein- Pflaster von der Frege- bi« zu der Wettiner Straße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Berwaltung. Rathhau«. II. Elage, Zimmer Nr. 14, au« und kvnnm daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten lind versiea-lk und mit der ^Aufschrift: „Mae»d»»nfir«ug«. «nd Pftasterarbeite» t» der Sedaustraße rc." versehen ebendaselbst unv zwar bl« zum 2. Mai 1885, Nach mittags 5 Uhr, einzureiche». Leipzig, am 17. April 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straße,ibau-Deputatio». Platz Verpachtung. Bekanntmachung. Ein an der äußeren Fregestratze entlang der Grenze de« Grundstück« der Großen Funkenburg gelegener, zeither a» den Zimmermeister George verpachtet gewesener und von demselben lheilweise unterverpachteter Platz, ausschließlich deS davon an die Herren Maurermeister Kietz L Schade ver pachteten Trennstücks an der Auenstraße, vv« ca. LLVO Quadratureter Flächengehalt soll zur Benutzung als Werk- oder Lagerplatz von» L. Juli d. I. a» gegen eiuhalb- jahrliche Kündigung Freitag, de» A4. dies. Mo»., BorneittagS 11 Uhr, auf den» RathhauS, l. Etage, Zimmer Nr. 1k, aa de» Meistbietende» anderweit verpachtet «erden Die Versteigerung«- und VerpachkungSbedingungen und ein Plan liegen ebendaselbst auf dem Borsaale bei den dienst habenden RathSdienern zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 1V. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Diejenigen Klär» und DeSinsectionSanlage», welche nach dem sogenannten alten Kastensysiem und beziehentlich nach dem, diesem ähnlichen Hartmann'fche» System auSgeführt worden sind, haben sich insofern alS mangelhaft erwiesen, al« bei ihnen die ablaufenden Privetflüssigketten wegen de« fehlenden Wasserdrücke« sich in der Regel nicht mit der DeSinfcctionSmasse verbinden, sondern nur darüber hinweg fließen, während bei den andere« derartigen Anlagen, welche nach einem der übrigen, von «öS concessionirteu Systeme her gestellt sind, die DeSinfectionSmaffe entweder durch einen selbstthätiqen Rührapparat, oder nach erfolgter Beimengung in einer Obergrub« oder einem eisernen DeSinfectionSkasten durch HerauSzieben deS darin befindlichen StouventileS direct in die Hauptgrubc gelangen und sich mit dem Trubeninhalt verbinden. Un, nun dem, den Anlagen der ersterwähnten Art an haftenden Mangel möglichst abzubelsen, sehen wir un« veran laß!, auch bei diese» wenigsten« die Anbringung eine« Stau- venlile« vorzuschreiben, und werden daher die Besitzer und beziehentlich Verwalter derjenigen Grundstücke, in welchen »ach dem Kasten-- oder Hartmann'schcn Systeme hergesteklte Klär- und DcSinfectionSanlagen vorhanden sind, hiermit auf- gefordert, binnen 12 Wochen, vom erstmaligen Erscheinen gegenwärtiger Bekanntmachung im AmtSblatte an gerechnet, jene Anlagen durch Anbringen eine« Gtauventile« vervoll ständigen zu lasten. Nach Ablauf jener Frist werden wir in den betreffenden Grundstücken revidiren lasten und gegen die Säumigen mit Strasauslagen Vorgehen, beziehentlich auch die fernere Be lastung dieser Anlagen untersagen. Leipzig, den 17. April 18S5. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. W,lisch, Ass. Nachdem Herr Franz Auto,, Lütuterstein, Sattler und Täschner hier, Hainilraße Rr. 1. die auf ihn gefallene Wahl zum Armenpflegcr im 2. Distrikte angenommen hat, ist derselbe am 17. April ds«. I«. durch Herrn Distrikts- Vorsteher Gustav Schindler zun. in diese« Amt eingewiesen worden. Leipzig, den 20. April 1885. DaS Armrndirectortu«. Ludwig-Wols. A. MiilNliliachuilg. 41 Äm Monat März gingen beim Armenamte ein: 1 — -s gesammelt am Stammtisch bei Herrn Waller ,n der MoschcleSstraße. . — » deSgl. beim Polterabend am 2. März n. o. im Hotel „Stadt Dresden". 10 » — »zu Gunsten der Armen, bei Verlobung meiner Tockter, von Herrn Otto St. 10 - — » Geschenk, im Auftrag einer Elaste de« Nicolai- Gymnasium«, ourch Herrn Prof. vr. Mayhosi. 10 » — - al« Sühne in Sachen G.D.' 8 » — » » « » » N. /. E. 5 - — » » - » « Z.'/. O. 8« — « » - - - M. <. F. 2 - — » » - » » B- '/ R. 1 - — » - » » - F. /. R. 2 * — b-«.F^S. /.3.S., durchirr. 3«— -- » - » L. W '/. A. O.i Friedriitnchter S - — - - - - - M.E.'/. C.K.j durch Herrn Friedensrichter G- A. Iauck seu. 108 — -s Mit Dank quittiren wir hierdurch. Leipzig, den 17. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (Arareuamt.) Ludwig-Wolf. Lange. Sr»c»irit riitigllches G««i»ilnim. Zur Fein de« S>eburt«tage« Sr. Majestät de« König« wird DonaerStag den 23. April Vormittag- 10 Udr ein ActuS abgehalten werden, für welchen Herr vr. Friedrich die Festrede übernommen hat. Im Nomen de« Lehrer.Collegium« labet dazu ergebenst ein Leipzig, am 21. April 1885. Richard Richter, Rector. Z» dem am Geburtttage Sr. Majestät de« KSniß« früh S Uhr stattnndenben Festaetu« beehre ich mich hierdurch ergebenst elnzuladen. Leipzig, am »1. April 1»db vr. Inn,man«. Ncß!ri-Gy«naßum. Der Lchuleetu« (Festrede de« Herrn vr. DiirtW») zur Frier de« »eb-rtttage« Gr. Majestät de« Ohuig« Merl wirb Donnerstag, den 23. April VnrmIttaO« K uhr beginnen. Zu geneigter Theilnahmr ladet im Namen de« Lehrerkollegium« er gebenst ein Pros. Or. «nyhoff. Reetor. atur und Orttkraakeacastenverwaltung x. zum Antritt i ». e. gesucht. Jahrrtgehalt 1000 .a. CaotionSleistung lefnchr militairsretee Bewerber sind nnter Beifügung ab- sür Regiffrab der 1. «ai ^ 500 .Nl Hefnchr militairfreter Bewerber sind unter Beifügung schriftlicher Zeugnisse bi« 25. d. M. anher cinzureichen. Ltebettwolvoi». de» 15. April 1885. Der Ge«ei»de-N«th. Adler. OeKsntlioke 8anäel8l6kran8talt. 2» Lar »w v»«oer-t»». «len 21 Iprtl, VormlUngn IS Hür im äaal« äer ^nat l-t »tattüuäemleo Keler La» 6«burt>tuge> 8r. IluZettüt Le, AS»!»« daebtt sieb iw Anwen äe» Veürer-Lolleeiuw« ereadauat «inrulmto» knrl TfoÜrum, vireetor. Bkülschnle Veudnitz. LoauerStag, den 23. April, Bormiltag« 10 Uhr wird im Fest- saal der Realschule aus Aal,» des Geburtstages Sr. Majestät üc« Königs Albert eine vsscntliche Lchiilseierlichkeit abgehalle», zu welcher die Angehörigen der Schüler sowie alle Freunde und Gönner der Rnstnlt im Nnmcn de- Lehrercollegium« hierdurch ganz ergebenst einladet Reudnitz, den 20. Avril 1885. vr. 5. Uaodner. Btkllnntmächung. 2 btS 3 junge Leute, welche diese Ostern die Schule verlaßen haben, finden hier al» Lcholarc» Anleitung und Beschäftigung. b.jkmei„Scvcrwaltuns Reudnitz. Gvüszel. Manntlnachims. Wir beabsichtigen an das Schulgebäude an der Heineftraße den östlichen Flügel und ei» Privalgebäude zu bauen und die hierzu ersorderliche» Arbeiten tinjchiitßlich aller Materialien im Wege der Subinissiou, jedoch vorbehältUch der Auswahl unter den Sub mittenten, zu vergebe«. Die Bauzcichuuugcn sind im hiesigen Genieindcamle Zimmer 4 eiuzusehen und die ÄnichlagS-Formulare sür Erd- und Maurer- SteinineK- Zimmer- Kleinpiier- Dachdecker- Arbeiten Tischler- Schiosser- Glaser- Maler- und Anstrricher- nebst Bedingungen gegen Ericgung von 1.50 ^l bez. 1 zu erhalten, die Offerten selbst aber bis zum 2. Mai d. A. Mittag« 12 Uhr versiegelt »nd mit der Aufschrift „Schulhaueaubau" versehen eben daselbst einzureichen. Lilidenau, 18. April 1885. Der Schuldarstand. Sem.-Borst. Oueck, Bors. Nichtamtlicher Theil. Die Deutschen in Oesterreich und -ie Reichsrathswahleu. * Mit dem größten Interesse muß man den kommenden Reichörathswahlen in Oesterreich entgegensetzen. Handelt c« sich dabei doch im Grunde um die Frage, ob Oesterreich fernerhin als ein deutscher Staat noch zu betrachten sei, oder ob derselbe zn einem slawischen sich umgestalle. E« ist ja Thalsache, daß die Mehrheit der Bewohner Oesterreichs nicht der deutschen Nationalität angehört; indessen konnte man deshalb dem Staate selbst seinen deutschen Charakter nicht absprechen. Die Verwaltung war zumeist in den Händen der Deutschen, und was die Intelligenz, die doch in letzter Linie allein entscheidet, anbelangt, so war sic am meisten dort ver treten, wo der Kern der Bevölkerung ein deutscher war. Allem der deutsche Charakter deS österreichischen Staate« hat sich nach und nach verwisch!, und zwar datirt die Wandlung von dem Zeilpunct, zu welchem (1879) die Czecheu, nachdem sie vierzehn Jahre dem ReichSralh sern geblieben waren, eine sogen. Abstinenzpol,lik verfolgt batten, weil die Regierung ihren nationalen Wünschen nicht entgegenkam. wieder in den ReichSrath traten. Zu der Zeit, al« die Deutschen durch die Abstinenzpolitik der Ezechen die Majorität im Reichsrath besaßen und zugleich daS Steuer der Regierung in Händen batten, zu jener Zeit haben sie nicht« gethan, um die anderen Nationalitäten zur Mitwirkung an der Entwickelung de« Staate« heranzuziehen, und wenn man auch heute Uber da« Programm des Ministers Taasse, die „Versöhnung" der Nationalitäten, lackt, damals hatten die Deutschen e« in der Hand, eine wirkliche DersöhnungSpolitik in- Leben zu rufen und den Wünschen einer großen Mehrheit de« Volke« enl- gegenzukommen. Sie haben dies, beschäftigt mit Streitereien mi eigenen Lager, nicht gethan, sie haben, besonder« der Führer der Verfassungstreuen, vr. Herbst, sich in jeder Be ziehung doktrinär verhalten und, so leid un« der Borwurf thut, gerecht ist er doch, die Zustände von heute mit verschuldet. BiSmarck'« Wort von der „Herbstzeitlose" ist wahr geblieben uad hat von Tag zu Tag Bestätigung erfahren. , Allerdings haben die bitteren Erfahrungen der Deutschen in der verflosse nen Session manche Fehler von früher gesühnt; die Einigkeit nnter den Deutschen war wiederhergesiellt worden, und da« schien da« unter den gegenwärtigen Verhältnissen Erreichbarste zu sein. Iaveffen die Politik kann nicht mit Vergangenem rechnen, sie ist eine Wissenschaft de« Augenblicks, sie muß aus die gegen, wärtige und die daran« folgende künftige Gestaltung Rücksicht nehmen. Bei den engen politischen Banden, welche un« mit Oesterreich-Ungarn verknüpfen, kann e« unS selbstverständlich nicht gleich sein, wenn in Oesterreich eine Partei am Ruder sich befindet, die nicht nur dem Nationalbewußtsein der Deutschen in Oesterreich feindlich gegenübersteht, sondern die auch dem Deutschen Reich selbst durchau« nicht freundlich gesinnt ist. deren Ziel da hinauSgchl, zwischen die rein deutschen Provinzen Oesterreich» eine czechisch- böhmische Scheidewand zn riehen, um langsam, aber beharr lich auch die Deutsche» Niedcrvstcrreich«. Obcrösterreich«, Steiermark« durch die Abschncivung ihrem Drutschthum zu entfremden. 9n Europa, wie in Asien vollzieht sich der An griff gegen die Macht der germanischen Völker, und wenn die un« stammverwandten Engländer auch in Asien feigherzig Stück für Stück dem Sla>vi-mu- opfern, wir auf dem Eo»- tinent dürfen der Eindeutschung nicht blind grgenüberstehen. Unser Standpunkt wirv un« durch unsere Nationalität, mit »der ohne unseren Millen, dictirt, uad unsere Sympathien müssen jetzt auf Seiten der Deutschen in Oesterreich sein, welche Febler sie auch begangen haben, welchen politischen Bekenntnisse« sie auch seien. Allein diese Svmpalhie wird un» herzlich schwer gemacht durch die Uneinigkeit im deutsch-österreichischen Lager selbst. E« ist wie «in Berhängmß. da« aus dem deutschen Charakter lastet, daß er selbst >m Unglück nicht von einseitigen Principienrritereren lasten kann, daß ihm da» Hau« wegbrcnnen kann, während er darüber di«cutirt, ob Irr mit Eimern oder Schläuchen löschen soll. Da« Bild zeigt heute die deutsche Partei iu Oesterreich, oder bester, die Deutschen zeigen e«. Tie Rcich«rath«wahlen i» Oesterreich, von eiuem Eensu» abhängig, sind indirect und werden je sür eine Anzahl Ab geordneter von den Großgrundbesitzern, den Handelskammer», den Städten und dem platten Lande vorgcnowmen. Diese Einlbeilung verschaffte bisher den Deutschen auch in den gemischtsprachigen Ländern die Majorität. Durch die Reor ganisation der Handelskammern aber und durch die ans Antrag des Abg. Lienbacher hergestellte Ausdehnung de« Wahlrecht« in Städten und aus de», platten Lande auf Personen, die mindesten» fünf Gulden Steuer zahlen, ist da« Ueberaewichl der Deutschen erschüttert; denn der Wählerzuwach« kommt zumeist, besonders in Böhmen, den deutschfeindlichen Parteien zu. E« ist also im vorhinein gewiß, daß den Deutschen weniger Sitze im ReichSrath zufallen werden. Nun sollte man meinen, daß die Deutschen Angesicht« dieser Gewißheit zur Erzielung möglichst guter Resultate geschloffen in den Wahlkamps gingen. Weit gefehlt. Sie sind jetzt zerfahrener al» je und suchen thre SUnden gut zu machen zu einer Zeit, wo, so paradox e« klingen mag, die Gutmachung der allen Sünden eine neue, viel größere Sünde ist. Doch lasten wir die »Neue Freie Presse" rede». Sie schreibt, nachdem sie den Feuereifer der Deutschen für die, Wahlen constatirt hat: Wenn un« am Beginne der Wahlen eine Sorge erfüllt, so ist e« die, daß an manchen Orten der Feuereifer, der deutschen Hache zu dienen, der Besonnenheit entbehren, daß der Gegendruck viel Wetter au«greisen könne al« der Druck, von dem er erzeugt wurde, »ud daß die Widerstandskraft, über weich« die deutsche Opposition zu ver fügen hat, zersplittert und verschwendet werde, während die gauze Lage daraus htnweist, mit derselbe» hauszuhaltru, sie aus da« Nächste und Nothwendigste zu conceutriren. Diese Besorgniß kommt nicht vou »ugefähr, sondern ist durch mancherlei Erscheinungen gerechtfertigt, welche schau an den erste» Flügelschlägen der Wahlbeweguog in den deutschen Bezirke» sich mahrnchmen losten. E« ist »ur zu billigen und tief in deu That- sacheu begründet, wenn das deutsch.öslirreichijchc Lolt nach de» Er fahrungen, die es gemacht hat, in erster Linie der Wahrung seine« nationalen Rechtes und seiner nationalen Bedeutung sich zuweudrt. Aber wie weitab von diesem edlen und erstrcdcuowerthen Ziele führt Manches, wa« in einzelueu Wahlprogrammen als politische Ausgabe der Vertreter ausgestellt wirdl Allerorten in de» gemischtsprachigen Ländern hat da« Deutschthum sein« gauze Kraft zusammenzuuehmen, um sich de« Drucke« zu erwehre», der e« rSumlich uad politisch zurückzudrängeu sucht, «ud gerad« au« diesen Läuder» komm» Programme, bereu Inhalt die An»drhnung de« Deutschth»«« i:»cr den -i-te» Besitzstand austrcbt. Nel bandiuug des Völker- rechtlichen Vündnlste» m:t ldem deutschen Reiche in e» staats rechtliches, Zoll-Union mit Drntschtaud, Au-scheidmig Galiziens au« dem österreichischen Rcichevcrbande, um in dem verbleibenden Reste den Deutschen die Majorität zu sichern, Ausopferuug de« liberalen Programm«, um dw BuudeSgenosseuschaft der deutsche» Klerikalen zu gewinnen — ist da« wirklich de» angemessene Pro gramm für eine Opposition, die e« nicht zu verhindern vermag, daß rein deutsche Gemeinden vou AmtS wegen verhallt» werde», aus ihre Loste» czechische Schule» zu gründen uud zu erhalle»; eine Opposition, dir es dulden muß, wie die ehemals ganz deutsche Schale in Kram binnen wenigen Jahreu slowenisirt wurde, die eure Stadt wie Laibard verloren bat, die in der kerudculjchen Steiermark die Saat der Zweisprachigkeit ausgeheu steht? E« läßt sich gegen ein zelne dieser Programmpuncte auch vom ausschließlich oeutjch-uaNouale» Standpuncte Mancherlei eiiiwenden. Ist cs nicht mit Häudeu zu greisen, daß die Ausscheidung Galizien« aus dem cisleithamtscheu Verbände gleichbedeutend ist »in der Erweiterung der Laude«- Autouomie bi« zur äußerste» Grenze, und glaubt Jemand, daß diese« Beispiel, wenn es ciumal gegeben wäre, ohne Nachahmung bleiben könnte? Wie nun. wenn die Frage, einmal aus die Tage«- ordnung gesetzt, damit endet, daß, was für Galizien Recht ist, sür Böhmen billig befunden wird ? Gar aicht zu gedenken der internationalen Bedeutung einer solchen Veränderung. Haben Jene, welch« da« deutsch-österreichische Bündaiß unter die Sanctiou der Parlamente stellen wollen, auch bedacht, wie wohl Preußen, wie Bi«n,arck e« aufnehme» würde, wenn Galizien eine Sonderstellung erhielte, die es zum Pivot der uational-polnischeu Agitation uud damit zu einer Gesahr sür Deuischland machen müßte? Kann irgend eia besonnener deutscher Mann ernsthaft an ein Büudniß mit den Klerikalen denken, nachdem dieselben sechs Jahre kaltblütig dem Kampfe der Deutschen iu Böhmen, Mähren und Kraia zu- gesehen habe»? Gegenwärtig wollen die tirolischen Klerikalen mit den italienischen Jrredenlistcn Südtirol« ein Wahlbündniß schließen; vor wenigen Tagen hat Lienbacher, der einzige Munn unter ihnen, der eine Spur nationalen Empfinden« sich gerettet hat, da« Bündaiß mit der liberalen Partei als nninöglich erklärt. Aber wenn auch alle diese Lmwendunge» nicht bestünde», ist e« vernünftig, ist es im deutsche» Interest« gelegen, solche neue Pro- grammpnacte jetzt auszustelleu? Gesetzt, darin läge eine Bürgschaft, uni in ferner Zukunft di« Stellung der Deutschen bester zu ver- wahren, ist das heute die Sorge de« deutschen Volkes, ist di« geringste Aussicht vorhanden, die breanendrn Wunden damit zu heilen, die heute schmerzen? Möchten doch die Männer, die im heiligen Eifer sür die deulsche Sache so große uud weitsichtige Pläne «atwersea, ihren eigenen Gedanken zu Ende denken! Angenommen, e« würde eine A>iz»hl von Bcrtreteru aus diese« Programm gewählt, was wird die muthmaßliche Folge sein? LS wird eine Fracnoa im nächsten ReichSrath« erstehen, die, wie groß sie auch seiu mag, viel kleiner sein wird alS die Bereinigte Linke. Glaubt man nun, daß die kleine Pattei mit dem großen Programme wirksamer dt« Ju teresten de« deutschen Stamme« wahren wird al« dle große Porte! mit dem kleinen Programm? Diese Worte muffen zu Herzen geben, und bezeichnend ist e», daß die „Neue Freie Presse" sie schreibt, da« Blatt, da in verfassungstreuem Doctr>nari«mu» da- Mcnschenmöaltchste leistete. Werden sie willige Herzen finden? Da« ist eine Frage, die wir nicht zu entscheiden wagen. Unsere Sympathie haben Die. welche, gerecht gegen die anderen Nationalitäten, den deutschen Gedanlen Hochhalten auch in Noth u»d Be- drängniß. Leipzig. 22. April 1885. * Die Vorgänge nach dem Hinscheide» de« tr««»- schweigischen Gesandten und Bundesralh«bevollmächti«ten v. Liebe werden noch immer viel besprochen. Die kirchliche Feier bei der Feuerbestattung in Gotha war, wie man hört, sehr ergreifend un» hat auf die Anwesenden einen tief« un» andachtvollen Eindruck herdorgebracht. Der Bund««- rath hatte sich daran durch eine Abordnung betheiligen wollen; aber nachdem die von der Familie beabsichtigte Kirchenfeier in Berlin durch die Ablehnung der Geistlichen wegen d«« be kannten Erlaste« der Kirchenbehürde gegen die Feuerbestattung nicht ausführbar gewesen war. wollte die Familie de« Ber- ewiglen den Mitgliedern de« BundeSrath- die AastrengMgen der Neise nicht zumuthen und di« Feier in Gotha auf einen möglichst engen Kreis beschränke«. To unterblieb j«n« Ab ordnung und der Bunde«ralb hat seine Theilnahmr für den Verlust seine« langjährigen hochverdienten Mitglied«« durch l H
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