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27. November 1866 «r. 93 Weißerttz-Zeitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePost- anstalten. Pr-t- pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten - Zeile 8 Pfg. Amts- uud Meige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Itadträlhe zu Dippoldiswalde und /ranensteia. TageSgefehieHte. * Altenberg,' den 25. Novbr. Endlich hat sich der entsetzliche Sturm gelegt, welcher, mit Schnee gestöber verbunden, Tage lang getobt, Massen von Schnee aufgethürmt und Straßen, Wege und Stege unzugängig gemacht hat. Bei der eingetretenen Ruhe kann man doch nun wenigstens wieder aus den Fenstern sehen. Kaum glaublich ist es, zu welcher Höhe in dieser Zeit die Schanzen und Barrikaden angewachsen sind und in der That spashaft erscheinen die ausge worfenen Zugänge in die Wohnungen. Bon dem Erd geschosse sieht man hin und wieder die Fenstern nicht. Die Posten haben ein übles Fortkommen gehabt. Die von hier nach Dippoldiswalde gehende Post ist in der vorletzten Nacht zwei Mal umgeworfen. Kohlenfuhren sind nur mit Vorspann ermöglicht worden. So sehr Wasser gewünscht wird, so möchte es doch der Himmel verhüten, daß diese Schneelavinen durch plötzliches Thau- wetter zum Weichen gebracht werden. o Geising. Vor Kurzem erbaten eine große An zahl hiesiger Handeltreibender die Wiederherstellung der früheren Mittags-Personenpost. Leider hat aber die kgl. Oberpostdirection einen abfälligen Bescheid um deswillen ertheilt, weil diese Post früher nur wenig benutzt worden sei, und demnach für überflüssig erachtet werden müßte. Ob nun aber nach Wiedereintritt ge ordneter Verhältnisse und damit zurückgekehrtem Ver trauen in die Geschäftswelt die Frequenz demohngeachtet noch immer eine sehr geringe sein würde, möchte dahin gestellt bleiben. Rentiren freilich wird diese Post nicht; doch dürfen wir in unserem Gebirge, da wir doch die von dem ganzen Lande und so auch von unserm Gelde erbauten, gar kostspieligen Eisenbahnen nur sehr wenig benutzen können, gewiß auf eine möglichste Berücksichtigung hinsichtlich der vorhandenen Verkehrs mittel Anspruch machen. Das Warum? der geringen Benutzung der erbetenen Post liegt aber tiefer, — in der Kostspieligkeit. Die Fahrpreise sind zu theuer (27 Ngr. bis Mügeln); man setze diese nur erst herab, vielleicht auf 17 bis 18 Ngr. Die Frequenz wird sich, besonders Seiten des kleinen Ge schäftsmannes, dann schon finden. — Lauenstein. Die blinde Göttin Fortuna hat auf unser Städtlein einen schönen Silberblick geworfen. Aus ihrem Füllhorn wurde nämlich der wegen ihrer Herzensgüte allgemein geachteten Gattin eines hiesigen Herrschaftlichen Beamten ein Achtelgewinn der 80,000 Thaler zu Theil. Das Loos war aus der Collection des Herrn Schatz »an. in Pirna. o Frauenstein. Da jetzt fast Alles theurer wird, und wahrscheinlich um die Mode mit zu machen, hat auch der hiesige Braumeister, welcher Pachter der der Stadtgemeinde eigenthümlich gehörigen Brauerei ist, mit dem Bier im Verschank aufgeschlagen; es kostet also nuumehr in der Brauerei das Töpfchen Bier sieben Pfennige, während es in den meisten hiesigen Gast- und Schankwirthschaften, und zwar dasselbe Bier, sechs Pfennige kostet, und wie man hört, wollen auch die betreffenden Wirthe das Töpfchen Bier nicht theurer als sechs Pfennige geben. Einsender dieses ist nun zwar kein Sachverständiger, jedoch soviel weiß auch er, daß die Ingredienzien des BiereS mehrmals eben so theuer als jetzt gewesen sind, mit dem Biere aber da keineswegs aufgeschlagen worden ist. Der Scheffel Gerste kostet in Sachsen 3 Thlr. 25 Ngr. bis 3 Thlr. 27 Ngr., in Böhmen wahrscheinlich noch weniger, und der Centner Hopfen vielleicht 90 Thlr. Zu einem Ge bräude in der hiesigen Brauerei werden nun vielleicht 7 Scheffel — 10 Centner Malz und vielleicht 12—14 Pfund Hopfen verwendet, woraus dann unter Verwen dung des erforderlichen Wassers ungefähr 52 Eimer (ü Eimer 72 Kannen) Bier gewonnen werden. Die Berechnung des Reingewinnes, da die Tonue Bier bisher von den hiesigen Wirthen mit 2 Thlr. 10 Ngr. bezahlt worden ist, ungerechnet des Erlöses aus den Trebern, Hefen und dem sogenannten Kofent, mag sich jeder Jnteressirende selbst machen. Da nun auch der Pacht für die Brauerei von der Stadtgemeinde zu An fang der neuen Pachtperiode dem Vernehmen nach über 100 Thlr. herabgesetzt worden ist, was wohl eigentlich nicht im Interesse der brauberechtigten Bürgerschaft liegen dürfte, so dürfte wohl eine Erhöhung des Bier preises nicht gerade nothwendig erscheinen. — Durch den jetzt eingetretenen starken Schnee fall haben mehrere Grundstücksbesitzer in der Umge gend ihren Flachs, welchen sie wegen der Röste des selben aufs Feld gebreitet hatten, liegen lassen müssen. Diesen erwächst hieraus bedeutender Schaden, denn der Flachs taugt, falls der Schnee längere Zeit darauf liegen bleibt, zum Frühjahr nichts mehr. Doch sind auch die Betroffenen an ihrem Schaden insofern selbst schuld, als sie doch wissen mußten, daß die Zeit des Winters gekommen war und solcher selbstverstqndlich auch dieses Jahr nicht ausbleiben würde. — In und um unsere Stadt thürmen sich schon ziemlich hohe Wind wehen auf, welche auch täglich Zuwachs bekommen. Dresden. Die 2. Kammer wird am 26. Nov. ihre zweite öffentliche Sitzung halten. Auf der Tagesord nung stehen 4 Berichte über folgende königliche Decrete: