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Ä > g ÄllMr/LM, Seamke, ÄMeMSs v. Kf-eSer Die Sachsen-Zeitung enthält die amtliche» Bekamitmachunge« der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen u. a. Wilsdruff-Dresden. Sonntag den 15 Juni 1924 Nr. 138 - 83. Jahrgang. Postscheck: Dresden 2840 Tel.-Adr.: ,Sachse»,eitnng- ZmelmedtldieMicM-Vkrtliise Doumergue, Frankreichs präkäenl »»»»»,«' 1907 gilt als überzeugter Republikaner. Schweres Eisenbahnunglück in Derkn (Eigener Fernsprech Lien st der „Sachsen-Zeitun g".) Berlin, 14. Ium. Ein schweres Eisenbahnunglück er eignete sich heule morgen in der Nähe des Potsdamer Bahn hofes. Der von Magdeburg kommende Personenzug 361 fuhr auf den auf der Strecke haltenden Personenzug 4121 auf. Der Unfall ereignete sich 8,15 Uhr vormittags. Einzelheiten fehlen noch. Bis jetzt konnten 3 Tote und 10 bis 12 Verwundete festgestcllt werden. Ueber die Ursache des Unglücks konnte noch nichts ermittelt werden. Die Reichsregierung und das Gutachten. (Eigener Fernsprechdienst der „S a ch s e n - 8 e i 1 u n g".) Berlin, 14. Juni. Die Gesetzentwürfe zur Durchfüh rung des Sachverständigengutachtens werden, wie der „Tag" erfährt, zurzeit in den beteiligten Reichsministerien mit Nach druck gefordert. Da aber die Verhandlungen mit den Organi sationsausschüssen der Reparalionskommrssion in Paris noch nicht abgeschlossen sind, ist damit zu rechnen, daß die Gesetzentwürfe vor Mitte Juli dem Reichstage zugehen werden. Der Reichs tag wird also frühestens in der zweiten Iulihälfte in seine Be ratung eintreten können. Zurück aus St. Martin de Re. Rhein- und Ruhrgefangene. Die seit geraumer Zeit schwebenden diplomatischen mndlungen über das Schicksal der in französis fanstalten, insbesondere in Saint Martin de Rö, fest, ltenen 42 Rhein-Nuhr-Gefangencn haben zu dem vor- gen Ergebnis geführt, daß zunächst einmal, und zwar im Lause der Woche, Liefe Gefangenen in GefSnq - e des besetzten Gebietes zurückgrbracht wer- Gleichzeitig werden sechs wegen politischer Delikte eilte Franzosen aus deutschen Gefängnissen entlassen r. ' ist zu hoffen, daß diese Maßnahmen die Einleitung dgültigen Befreiung aller Rhein- Gefangenen bilden werden. Und die wettere ng muß aus die Rückkehr aller von den Franzosen wn Deutschen von Rhein und Ruhr in ihre 'richtet sein. Der erste Regierungsakt Doumergues. Paris, 13. Juni. Der erste offizielle Regierungsakt Doumergues bestand darin, Laß er Herriot mitteilen ließ, daß er ihn sobald wie möglich zu sprechen wünsche und daß es ihm angenehm wäre, ihn alsbald nach Schluß der offiziellen Wahl handlung zu empfangen. ivatdo^ -as vor hen. A m O»ob- Steckiw" Mr" en Teile ar. I!^ »resl»" Die Leiche Matteottis gefunden (Eigener Fernsprech dienst der „Sachsen-Zeitung") Nom, 14. Juni. Nach einer in später Abendstunde ein gelaufenen Meldung aus Triest wurde der Leichnam des sozial demokratischen Abgeordneten Matteottis in der Straße von Vico aufgefunden. Mussolini teilte in der Kammer mit, daß die Poli zei die Urheber der Entführung Matteottis festgestellt habe. Drei Attentäter konnten bereits festgenommen werden. Die Festnahme der übrigen vier soll noch am Freiag abend erfolgt sein Die rumänische Bauernbeweguug (Eigener Fern sprech Lien st der „S a ch s e n - 8 e i I u n g".) Bukarest, 14. Juni. Großes Aufsehen erregt hier die Vereinigung der rumänischen Bauernpartei unter dem Namen „Nationale Bauernpartei", die jetzt die stärkste Partei Rumä niens ist. Der Wahlakt. Paris, 13. Juni. Die Abstimmung begann 2 Uhr mittags. -Bor Eröffnung der Abstimmung hielten die Linksparteien eine erregte Sitzung ab. Painleve wurde als offizieller Kandidat Lei Linksparteien aufrechterhalten, da die Sozialisten erklärten, daß sie auf keinen Fall von einer Kandidatur Painleve Abstand nehmen würden, da er ihr Parteigänger sei. Die ganze Rechte hat für.Doumergue gestimmt. Bei der Verkündung des Resul tats entstand im Kongreßsaal ein großer Tumult. Die Rechte und das Zentrum brachten Doumergue stürmische Ovationen dar. Die Linksparteien mit Len Kommunisten antworteten Lurch lär mende Zurufe und Klappern mit den Tischdeckeln. Nachdem auch das Ergebnis für Painleve verkündet worden war, stimm ten Lie Kommunisten Lie Internationale an. Die Rechte ant- Demissio« des Kabinettes Marsal. Paris, 13. Juni. Das Elysee veröffentlichte heute abend 8 IHr. folgendes Kommunique: Die Minister haben sich im Elysee sofort nach Ankunft des Präsidenten der Republik zu! einem Ministerrat vereinigt. Das Ministerium Marsal hat dem Präsidenten Ler Republik seine Demission unterbreitet. Dou-' mergue hat aber Lie Minister gebeten, bis zur Bildung des neuen Kabinetts die laufenden Geschäfte zu erledigen. Barthou soll als Vorsitzender der Repko von Locheur abgelöst werd?« (Eigener FernsprechLienst der „S a ch s e n - 8 e i t u n g".) Paris, 14. Juni. Wie Ler Pariser „Soir" mitteilt, soll in Ler nächsten Woche Barchou feine Demission dem Minister präsidenten überreichen und durch Loucheur ersetzt werden. Herriot bildet das neue Kabinett. (Eigener F e r n s p re ch die n st der „S a ch s en - Z et tun g") Paris, 13. Juni. Herriot dementiert durch Havas Lie ihm zugefchrisbeM Aeußerung, er würde, wenn Painleve nicht gewählt wird, die Bildung Les Kabinetts ablehnen. Stimmen der Pariser Presse. (Eigener F e r n s pr e ch L i en st der „S a ch s e n - 3 eit un g".) Paris, 14. Juni. Die Linkspresse gibt, wenn auch in versteckter Weise, zu, daß die Wahl Doumergues für den Links kartell eine Niederlage bedeute. Die Wahl Doumergues ist ein Erfolg der Demokratie. Das führende Organ der Linkspar teien, die Ere-Novelle dokumentiert die Wahl folgendermaßen: Wir haben es vorausgesagt, daß Doumergue mit absoluter Mehr heit gewählt würde. Das Ergebnis, welches wir aufrichtig be dauern, bedeutet einen Fleck in der Geschichte der französischen Demokratie. Der Ton der Rechtspresse läßt keinen Zweifel darüber, daß die Wahl Doumergues eine Niederlage für die Linke bedeutet. „Petit Parisien" schreibt: Die Nationalversamm lung hat durch ihre Abstimmung gezeigt, daß sie über den Par teien steht. Das „Echo de Paris" feiert die Wahl Doumergues unverhohlen und bucht das Ergebnis als einen Erfolg, weil Dou- mergu« in den großen wichtigen Fragen der äußeren Politik viel Sicherheiten verschafft, welche es braucht, und eine Garan tie dafür ist ,daß die revolutionären Ideen, soweit sie unter Herriot und Painleve vorkommen konnten, erstickt werden. In derselben Weiss äußert sich der „Eclair". Die Republikaner haben gestern verhindert, daß die Demagogen des Linkskabinetts ihre großen Männer ins Elysee schickten. Der neue Präsident hat eine Mehrheit erhalten, die durch republikanische Stimmen in Kammer und Senat erreicht wurden. Morgen schon werden dieselben Republikaner Painleve als Präsidenten der Kammer zu ersetzen haben. wortete mit lauten Zurufen: „Es löbe Lie Kommune! Es lebe Lie Amnestie!" Das anwesende Publikum sang Lie National hymne. Vorsitzender Henry Martin hob Lie Sitzung unter großen Tumult auf. Doumergue und verrschiedene Abgeordnete begaben sich darauf in Len großen Saal des Schlosses Ver- sailles, wo das Kabinett Marsal Len neuen Präsidenten offi ziell begrüßte. Doumergue antwortete mit einer kurzen An sprache, in der er seinen Freunden für Las ihm geschenkte Ver trauen dankte. hwedisch! eistunge«! aer Au!' Schwede» mit der»! Halbzeü tierter des Departe ments Garde in die Kammer gewählt. Dou mergue war oft Mi nister. Er hat die Ministerien des Han dels, der Kolonien, des Unterrichts und der schönen Künste ver waltet und war 1914 Ministerpräsident, bis Viviani dieses Amt erhielt. Während der letzten Jahre des Krie ges wurde Doumergue in politischer Mission nach Petrograd ent sandt. 1922 wählte ihn nach Rücktritt von Leon Bourgeois der Senat zum Vorsitzen- den. Doumergue war im Gegensatz zu Pain- levS seit dem Abschluß seiner Beamtenlauf bahn nur Politi ker und wegen seiner Nun haben wieder die Verhandlungen Wer dW Micumverträge begonnen, hat wieder die deutsche^Re- gierung in Paris und Brüssel erklären lassen, daß die Weiterlieferung und Weilerbezahlung in den bis herigen Ausmaßen eine Unmöglichkeit ist, daß diese Sonderabmachungen Frankreich-Belgiens mit der deutschen Rhein-Ruhrindustrie ersetzt werden müssen durch Liefe- rungsverträge von Staat zu Staat. Mit dem Hinweis auf die derzeitige innerpolitische Krise in Frankreich ist die Be antwortung der deutschen Anfrage verschoben worden^ ebenso sind die Verhandlungen der «deutschen Sechser- kommifsion mit der Micmn in Düsseldorf bisher völlig ergebnislos verlausen, da die Micmn die einfache Verlängerung der Verträge bis zur anderweitigen Rege lung auf Grund des Sachverständigenberichts will, dis Deutschen aber schon jetzt eine Umstellung auf den Boden dieses Berichtes fordern, der bekanntlich jede Art von Reparationsleistungen sachlicher oder finanzieller Art für das Jahr 1924/25 ablehnt, abgesehen von 200 Millionen Mark aus der Verkehrssteuer. Die deutsche Regierung hat nun vorgeschlagen, mit diesen 200 Millionen etwaige Sach lieferungen zu finanzieren; die Antwort darauf steht noch aus, aber man muß schon fetzt mit einer Ablehnung des deutschen Ersuchens rechnen, da ja niemand weiß, wann die Vorschläge des Sachverständigengutachtens wirklich durchge führt werden. Der vermutliche französische Ministerpräsi dent Herriot wird den Beweis liefern müssen, ob er seinen schönen, aber unverbindlichen Worten Deutschland gegenüber auch die Tat folgen zu lassen entschlossen ist. Namentlich der Ruhrbergbau ist fürchterlich ver- fchuldet. Es ist von sachverständiger Seite ftstgcstellt wor den, Laß er seit Bestehen der Micumverträge eine Schulden last von mindestens 500 Millionen Goldmark auf sich ge nommen bat; und auf der Einnahmeseite sieht er sich den allergrößten, tatsächlich unüberwindlichen Absatzschwierig keiten gegenüber. Der fast vierwöchige Bergarbeiterstreik hat ein Übriges getan. Beispielsweise erfordert jede Tonn« Kohle, die in Den staatlichen Gruben gefördert wird, zurzeii einen Zuschuß von über 5 Goldmark. Vom November 1923 bis Ende 1924 ist dort mit einem Mindestdefizit von etwa 80 Millionen zu rechnen, vorausgesetzt, daß sich die Verhält nisse noch erheblich bessern. Seit Wiederaufnahme des Betriebes im November 1923 haben alle, aber auch all« Werke des besetzten Gebietes mit sehr schweren finanziellen Verlusten gearbeitet, daß jetzt felbst den größten unter ihnen die Lust ausgeht. Sogar der Süneskonzern, auch Krupp, haben ihre Betriebe stark eingeschränkt, nachdem sie ihren Devisen- und vermutlich ihren Effektenbesitz realisiert haben. Beispielsweise hat Krupp ein Paket von 11 Millionen Mark Phönixaktien verkaufen müssen. Die Lage ist jetzt die, daß die kleinen und mittleren Werke einfach nicht mehr die notwendigen Mittel zum Roh- stoffeinkauf haben, und daß es auch den großen nicht viel besser geht, Kredit aber entweder gar nicht oder höchstens zu den rigorosesten Bedingungen zu haben ist. Die im Be trage von mehreren 100 Millionen Goldmark aufgenomme- ncn kurzfristigen aber hochverzinslichen Auslandskredite ab- Adecken, besteht nicht die geringste Aussicht, da Verkaufs- Möglichkeiten für Lie Kohle, die mit 40 22 des Preises zu gunsten der Mieum belastet ist, nicht mehr vorhanden sind. Ebenso geht es mit dein Absatz der Eisen- und Stahlfabri kate, deren Preis ja wesentlich durch den Kohlenpreis be stimmt wird, während auf der Angebotseste eine'Weltüber- droduktion der Eisenindustrie gegenüber der Vorkriegszeit besteht. Unser Ausfuhrüberschuß von 1913 in Höhs bon fast 500 000 für diese Erzeugnisse hat sich schon im Dezember 1923 in einen Einfuhrüberschuß von 76 000 Tonnen verwandelt. Bezeichnenderweise kann man sämtliche Aktien der 14 von der Berliner Börse gehandelten schwerindustriellen Werke Rheinland-Westfalens für die Summe von 700 Millionen Goldmark kaufen, also einem Be- irage, .der ungefähr einer Neparattons-Jahresleistung an Kohle allein entspricht. Was werden soll, wenn Frankreich unnachgiebig bleibt, weiß kein Mensch; leider hat sich die weitere Öffentlichkeit Mit diesen Dingen auch viel zu wenig beschäftigt. Die bevor stehenden Niesenentlassungen in Ler deutschen Kali- ind ustri e sind kein Wetterleuchten mehr, sind vielmehr der erste Blitzstrahl. Wir stehen mitten drin im Ungewitter. r sind kn Ucn. N zuE ge, daL iendiE die cr»S larrpffo» letzt-' hnlgeiE üler, v> nd foE den ei J«° ;en Da»"' iranzosc» St utt' r einü/' ckcns e»» St. INS' ie WM' rs Sa-H Bahnhei endari in eigens ar brücke» Militär' Paris, 13. Juni. Bei der heutigen Präsidentenwahl in Versailles wurde der bisherige Senatspräsident Gaston Doumergue im ersten Wahlgang gewählt. In den letzten Stunden vor der Wahl hatte die Rivali tät zwischen dem entschieden radikalen Kandidaten Pain- levo und Lem zn gemäßigten Anschauungen neigenden Senatspräsidenten Gaston Doumergue noch zu zahlreichen Beratungen und Intrigen der Parteien Anlaß gegeben Die bei Len Wahlen unterlegenen Rechtsparteien bekunde ten die Absicht, Doumergue zu unterstützen, um so die Wahl des ihnen besonders unangenehmen Paul Painleve zu ver eiteln. Diese Absicht ist ihnen, wie vorstehendes Telegramm zeigt, gelungen. * Gaston Doumergue, «K-WV-A'" ' a Bereis Einhem oen 6'7 Kult»^ aus, bahn etzen»; st zu ö° Pai"' isidente» H-E , beE as Gb"' gewa", 'ste nc» , persönlichen Liebenswürdigkeit und seines gesunden Menschenverstandes auch von den Gegnern gelobt. Er hat in den letzten Jahren wiederholt politisch« Reden gehalten, die sich gegen Poincarüs Politik richteten. Er irarAi wohl L in- A, n P-H aust, 1 „ ' ^4- tre Pstm ie StA iige" 4 inrne semlg er MA m'v , > in seine der LNl en Kob'! Huß M ^uni M -instell»»^ hsarbÄ en Scs>^ d mit »e ! Lohn- 1 erührt. slnis^' Frieden- « 800 < legt A e noch n werdck' rwerk enk räte f! bsrätc tungsE esratsnT icht al esrats'"", anorka»" hmcn. Doumergue, ist am 1. August 1863 in Aigues-Vives geboren und Protestant. Er begann seine politische Tätiakeit als Kolonialbeamter und war lange Zeit in Cochinchina, wurde er als Depu- Anzeigenpreis: die 8gespalteneRanmzeile ro Goldpfennig, di« 2gespalten-geile der aminchcnDekanntmachungenioGald- pfennig, die 3gespaltene Reklame,eile im textlichen Teile der Zeitung Ivo Doldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Gold- psennige. Vorgeschriebene Er- /x-«—/V« L fcheinungstage und Platzvor- schriftcn werden nach Möglich- 5stk7 V keit berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vormittags IbUhr. u Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. 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