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Fei nsprewilellc Nr. 28. Die „Sächsische Elbzcitung" erscheint Dienstag, Donners« lag und Sonnabend. Die Ausgabe des Blatte« ersolgt TagS vorher nachm. 4 Uhr. Abonnements Preis viertel jährlich l Mk. KO Psg., ,wei- monatlich I Mk., «inmonat- lich KO Psg. Einzelne Nummern 10 Ps. Alle kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die ZeitungSträger nehmen stets Bestellungen aus die .Sächsische Llbzeitung" an. Sonnabends: , Mitte. UnleriialUmgsblali". MM IztitiiU. AmtsblLtt ßr das AaiBldt MtsamK, das AchUt Haytzalaait «ad dca Ztadiral z« Wada«, smic sär de« Liadtarmmdklat za Hahasieia. Druck unk Berlag: Legler 5- Zeuner Nachs. — Beranlwortlicher Redakteur: Paul Runge, Schandau. Tcl.-Ad>.: Elbzeitung. Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind MontagS, MittwochSund Freitags biS spätestens vormittag S 9 Uhr aufzugeben. Preis für die gespaltene Corpu-zeile oder deren Raum IK Pf. (tabellarische und komplizierte nach Übereinkunft.) „Eingesandt" unterm Strich »0 Pf. die Zeile. Bei Wiederholungen ent- sprechender Rabatt. Donnerstag: „Landwlrischastiiche OcUage' „Seifenblasen". Ünseraten-Annabmestellen: In Schandau: Expedition Zaukenstraße 18s; in Dresden und Leipzig: die Annoncen - BureauS von Haasenstein k Bögler, Jnvalidendank und Rudolf Mosse; * in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Eo. >48. Schandau, Donnerstag, den l7. Dezember 1808. Amtlicker Teil. W. salggan«. Auf dem die Firma Alexander Stephan In Schandan betreffenden Blatt 151 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Gerichts ist heute eingetragen worden: Der bisherige Inhaber ist ausgcschkdcn. Frau Antonie verehel. Stephan geb. Bousfö in Schandan ist Inhaberin. Königliches Amtsgericht Schandau am 14. Dezember 1908. Vie sMkeke SMsne rii Nlllmtein verzinst Einlagen mit »'/2 Prozent und ist geöffnet: Mittwochs und Sonn abends von S bis 12 Uhr vormittags und von 2 bis ii Uhr nachmittags. Sill Wülhemeich IM Neer sil Uttt. Wie die Polen ein großpolnischcS, so erstreben die Tschechen ein grobtschechisches Reich von Meer zu Meer. Das hat vor Jahren einmal der tschechische Abg. Tonner ausgesprochen. Nach seiner Auslassung hätten die Tschechen zwar viel erreicht, seien aber noch nicht am Ziele ihrer Wünsche. Die Tschechen könnten das mäch tigste Volk werden und von Meer zu Meer herrschen. Dieser tschechische Größenwahn ist keine vereinzelte Er scheinung, sondern lebt und webt in jedem tschechischen Gehirn. Dabei fehlt den Tschechen jedes Augenmaß für die Hindernisse, die sie samt und sonders zu über winden hoffen. Sind einmal erst Böhmen, Mähren und Schlesien tschechistcrt, dann wollen die Tschechen West galizien heranziehen, wo sie in früheren Jahren kleinere Bezirke besaßen, und vor allem die nordungarische Slo- vakei. Ferner richten sie ihr Augenmerk auf das König reich Sachsen mit der wendischen Hauptstadt Budisstn, wie sic Bautzen beständig nennen. Als künftige Pro vinzen des tschechischen Zukunftsreiches betrachten sie den Spreewald, die Lausitz, ja ganz Preußisch - Schlesien. Schon leben Tausende von Tschechen in Deutschland, namentlich im Königreich Sachsen, vor allem in Dresden, ferner in Großbcrlin, wo annähernd 5000 Tschechen wohnen. Wie im Reichstage unlängst nicht unzutreffend bemerkt wurde, bilden sich die Tschechen schon ein, Rixdorf und Friedrichshagcn gegründet zu haben. Zunächst wandern die Tschechen deshalb in so großer Zahl nach Deutschland, weil sic hier höhcre Löhne und besseres Fortkommen finden als in der Heimat. Mit erstaunlicher Einbildungskraft träumen die Tschechen von einem slawischen Mitteleuropa der Zukunft, von der Wiederkehr jener längst entschwundenen Ver gangenheit, als slawische Völkerschaften in dem Lande zwischen Ostsee und Adria, teils als gastlich ausgenommen« Ansiedler, teils im Kampfe gegen die zurückgebliebene dünne germanische Bevölkerung der westwärts gezogenen Stämme sich seßhaft gemacht hatten. Und vielleicht fassen die Tschechen die Szene aus dem Wmlcrmärchen, die Shakespeare offenbar offenbar infolge einer geogra phischen Irrung mit dec Bemerkung „Wilde Landschaft an Böhmens Küste" versehen Hal, wie eine Prophe- zeihung auf. Es ist eine Eigentümlichkeit der Tschechen, Gefühle in starke Worte zu kleiden, um Taten daraus werden zu lassen, wenn kein Widerstand eintritt. Die Tschechen waren, wie ihre Geschichte sattsam lehrt, oft unterwürfig gegen die Gewalthaber, übermütig in ihren Anforde rungen an schwache Negierungen und hochfahrend gegen die Minderheit und im Glück. In Thictmars von Merseburg Schilderung der damaligen Etbeslawen des Tieflandes läßt sich leicht der Charakter ihrer heutigen Slammcsgenossen im Hochlande wieder erkennen. Politische Rundschau. Denlschcs Reich. Neue „Enthüllungen", in denen der deutsche Kaiser eine Nolle spielt, werden von englischer Seite angekündigt. Einer Londoner Meldung zufolge wird das „Journal Magazin" in seiner Januarnummer einen Artikel des SchriflsttllerS White über die Haltung Kaiser Wilhelm II. mährend des Burenkcieges veröffentlichen. Angeblich will Mr. White in dem Artikel den Beweis führen, daß der vielbenannte FeldzugSplan gegen die Buren keineswegs nur ein belangloser Entwurf, wie der Reichskanzler im Reichstage erklärte, sondern ein regelrechter Krtegsplan gewesen sein, den er, White, im Potsdamer Schlöffe selber gesehen habe. Vermutlich handelt es sich indessen bei diesen «»gekündigten neuen Veröffentlichungen nur um den Versuch, aus politischen Gründen das fast er loschene Interesse der Engländer an der Angelegenheit des „Kaiser - Interviews" möglichst wieder aufzufrtscheir. Die Zweite sächsische Kammer erledigte am Montag wiederum mehrere Kapitel des Nachtragsetats in der Schlußberatung. Eine lange Debatte entspann sich hierbei über bei Kapitel 95 eingestellten ersten Natenforderungcu zum Bau neuer Lehrerseminarien in Zwickau und Bischofs werda. Sic endete damit, daß die Kammer in nament lichen Abstimmungen die Forderung für den Semtnar- Ntchtamtltwer ^eil. bau in Zwickau mit 46 gegen 11 Stimmen bewilligte, jedoch jene für den Scminarbau In Bischofswerda mit 29 gegen 28 Stimmen ablehnte. — Die zuerst vom „Leipz. Tagcbl." gebrachte Nachricht, der sächsische Justiz- Minister Dr. v. Otto habe infolge von Differenzen mit dem Finanzminister Dr. Rüger sein Enilaffungsgesuch cingereicht, welches aber vom Könige abgelebnt worden sei, wird in einer Mitteilung des offiziösen Wolffsschcn DcpeschenbureauS als unbegründet bezeichnet. Dem gegen über e hält Indessen das „Leipz. Tagcbl." scinc Meldung voll aufrecht. — In Dresden fand am Montag eine außerordentliche Landeskonferenz der sächsischen Sozial demokratie statt. Die starkbesuchte Versammlung ge nehmigte eine Resolution, welche sich gegen die sächsische Wahlrcform in ihrer jetzigen Gestalt erklärt und das NeichstagSwahlrecht auch für die Landtagswahlen fordert. Otsterrtich-Ungarn. Die sozialdemokratische Fraktion des österreichischen Abgeordnetenhauses hat einen regierungsfreundlichen Beschluß gefaßt. Sie beschloß, für die Dringlichkeit des Budgetprovisoriums in allen drei Lesungen zu stimmen, um der Notlage des NeichSratcS ein Ende zu machen. Holland. Während Scnnor Castro in Europa weilt, hat plötzlich der lange Konflikt zwischen Holland und Venezuela eine verschärfte Form angenommen, welche durch die Wegnahme des venczoclanischen Küstenwacht- schisfeS „Alix" seitens des holländischen Kreuzers „Gelder land" hcrbelgesührt worden ist. Hierzu wird in einer offiziösen Meldung aus dem Haag erklärt, die Maß nahmen bedeute den Beginn holländischer Repressalien für die völkerrechtswidrigen Gewaltakte der Castroschen Regierung an holländischen Schiffen und sei nur gegen das Castrosche Regime gerichtet. Indessen ist es sehr leicht möglich, daß der Schritt Hollands zu offenen Feindseligkeiten dieses Landes mit Venezuela führt. Der in Vertretung Castros regierende Vizepräsident Gomez hat angesichts des Vorgehens Hollands den Verteidigungs zustand für Venezuela proklamiert. UebrigenS ist eS in Caracas zu einer feindseligen Volkskundgebung gegen die Negierung vor dem Gebäude der dem Präsidenten Castro gehörenden Zeitung „El Constitutional" gekommen. Bei dem entstehenden Tumult wurden mehrere Personen verletzt und eine getötet. Frankreich. Von der französischen Fremdenlegion an der algerisch- marokkanischen Grenze wird ein meuterischer Akt gemeldet. In dem befestigten Grcnzplatze Colomb-Bechar hielten 50 Frcmdenlcgionäre einen Eiscnbahnzug an, in welchem sich General Vigy befand, und zwangen ihn zum Zu- rttckfahrcn, worauf sie flohen. Sie wurden hierbei von einem ihrer Kameraden geführt, welcher eine gestohlene Leutnantsuniform trug. Ihre Flucht ging über die marokkanische Grenze; die zu ihrer Verfolgung entsandten Truppen verhafteten vier der meuterischen Fremden- legionärc, die übrigen sind wahrscheinlich entkommen. Lokales und Sächsisches. Schandau, den 16. Dezember 1908. —* Elbschiffnhrtsnotizcn. Vom 6. bis 12. d. I. passierten das Königliche Hauptzollamt Schandau, Zollabfertigungsstelle für den Schiffsverkehr 80 mit Braunkohlen, Sand- und Basaltsteine, sowie 176 mit Stückgütern beladene Fahrzeuge. — Vom 1. Januar bis mit 12. Dezember d. I. sind insgesamt 11742 be ladene Fahrzeuge bei der genannten Zollabfertigungsstelle zur Abfertigung gelangt. — * Im Schützen Hause feierte am Sonntag der Maurer- und Zimmercrverein sein Stiftungsfest durch Konzert, Vorträge und Ball. Wohl an hundert Mit gliedern mit ihren Angehörigen waren der Einladung gefolgt und bald machte sich unter ihnen die Gemütlich keit breit, welche auch noch bei den Schlußtänzeu am frühen Montagmorgcn herrschte. Im nächsten Jahre wird das vierzigste Stiftungsfest des Vereins gefeiert werden können, dem noch einige Herren von der Gründung angehörcn. — * Daß Weihnachten ganz nahe heran- gekommcn, merkt man in unserer Stadt nun auch da durch, daß auf unserem geräumigen Marktplatz ein Tannenwald entstanden. Unter den zahlreichen Christ- bänmchen befinden sich auch eine größere Anzahl bayrischer Edeltannen, die hoffentlich recht bald ihre Abnehmer si den werden. In den Dörfern der Um gegend sind die betreffenden Revicrvcrwaltungen gern be- brcit, durch ihre Uuterbeamten, laut Bestellung eine ge wisse Anzahl Christbäume abzugebcn. » — * Eine wahre Fundgrube bietet die Flora-Drogerie demjenigen, welcher nicht recht darüber schlüssig werden kann, was der Hausfrau an genehm ist und was stets dankend von ihr angenommen wird. Mit der Dekorierung der Schaufenster hat Herr Max Kayser übrigens den Vogel abgeschossen, der Wasserfall bei magischer Beleuchtung ist einfach ent zückend und paßt so recht zu dem Häuschen in der anderen Ecke. Im Laden selbst reiht sich jedoch in schmuckvoller Verpackung Flasche an Fläschchen voll des köstlichsten Parfüms und Seifen, nach allen Blumen arten des Frühlings bis zum Herbst duftend. Auch für die Körperpflege sind reizende Necessaires mit Bürsten und Feilen, Spiegeln und Sächelchen, die der gewöhn liche Erdenmensch meist nicht mal dem Namen nach kennt. Hier findet man auch Christbaumbehang in über reichem Maße, nlchltropfendc Lichte mit Tüllen zum Be festigen am Baume usw. — Eine große Auswahl in Sachen für den Christbaum finden wir auch bei Otto Böhme am Markt und im Seifengcschäft von Marte Sturm in der Poststraßc. Zwei riesige Säulen aus Seife nehmen hier die Hälfte des Schaufensters ein, um geben von all denjenigen Ingredienzien, die jede Frau in Küche und Haus zu schätzen weiß. Vom bescheidenen Wachsstock an, der früher auf keinem Weihnachtstisch fehlen dürfte, bis zu den starken buntbemalten Kerzen, von der schlichten Waschseife für den Haushalt bis zu den milden fetthaltigen und wohlriechenden Parfümscifen für Gesicht und Hände, alles ist hier nebst dem ver schiedenen Baumschmuck reichlich vorhanden. — Von Mitteln für die Reinhaltung des Körpers bis zur Be kleidung desselben ist nur ein kleiner Schritt, und hier wetteifern verschiedene Geschäfte miteinander. Damen- Roben und Unterkleider, Blusen für Haus und Gesell schaft, Seiden- und Wollstoffe, Battiste und MousselinS und all jene fremdsprachlichen zarten Gewebe, durch die nur einzig und allein eine Frau hindurchfindet, sie alle sind in den verschiedensten Färbungen und Güten aus gestellt in der Nähe des VastciplatzcS. Hier befinden sich die Geschäfte von Bräuer, Knopf, Ehrlich und Gärtner, jedes in seiner Eigenart etwas anderes bietend und doch alle zusammen nur zu dem Zwecke vor handen, das Aeußere der holden Weiblichkeit zn ver schönen. — In diese Kategorie fallen aber noch weit mehr andere Läden als nur die der Konfektions- und Wäschebranche. Da ist z. B. Fräulein Anders mit ihrer großen Auswahl in Leder- und Stoffhandschuhen von der kleinsten Damen- und Kindernummer bis zu denen der schwieligen Arbeitcrfanst und in Färbungen, die mit den Regenbogenfarben wetteifern, zu nennen, da dürfen aber unter keinen Umständen vergessen werden die Pelzwarengcschäfte von Schnabel In der Zauken- straße und Pönicke in der Poststraßc. Hier sind eigentlich die kostbarsten Gegenstände, welche nur indirekt zur Frauenkleidung gehören, aufgespeichert mit ebenso- vielerlci Namen und Benennungen, daß nur ein enra- giertester Naturgeschichtsprofcssor sich hindurchfinden kann. — Da Pelzbaretts aber neuerdings nicht mehr so recht in Mode, gehört zum Aufputz der Frau der in Größen und Fassons fast jedes Vierteljahr sich ändernde Fraucn- hut. Die neuesten Modelle, in diesem Jahre an Größe mit dem Storchnest wetteifernd, findet der Suchende bei Frau Behr in der Poststraßc, und wenn wirklich schon bet Herbstbeginn dec „Neue" angcschafft worden ist, für einen noch neueren bedankt sich jedes weibliche Gemüt mit einem dankbaren Lächeln. Ein neuer Gürtel und ein neuer Hut, das ist meistens das „Sesam", mit denen der geplagte Hausherr sich nicht nur in die Gunst der Schwiegermutter sondern in die der eigenen Frau etn- schmcicheln kann. — Für heut nur noch einen kleinen Gang durch unsere Schuhwarengeschäfte. Auch hier reiche Auswahl in den verschiedensten Schnür-, Knopf- und Zugstiefelchen vom weißen und goldschillernden