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Amts- W- ÄUMblalt für den Abo««eme»t oisrtelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. d«r »Jllustr. Unterhaltungsbl." a. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Mirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: die Neinspaltige Zeile 12 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeil- 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. —" —' 49. Jahrgang. SG. Dienstag, den 1. Juli LAOS Konkursverfahren. Ucber den Nachlaß des am 17. September 1901 verstorbenen Kaufmanns Lra.t KkmII 8«Ii»k»rt in Eibenstock wird heute am 26. Juni 1902, Mittags 12 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Justizrath Landrock in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkurssorderunaen find bis zum 5. August 1882 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und ein tretenden Falles über die in 8 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf dm 11. Zutt 1902, Dormitlags 10 Ayr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus den 15. August 1902, Dormittags 10 Ayr vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an die Erben Schubarts zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in An spruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 12. August 1902 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibenstock. Bekanntmachung. Den zu unserem Verein zur Förderung christlicher Liebeswerke gehörenden Kirchen gemeinden Eibenstock, Schönheide, Stützengrün, Earlsfeld «nd Sofa wird hier mit ergebenst mitaetheilt, daß unsere diesjährigen Sammlungen von Liebesgaben mit Ge nehmigung der zuständigen Behörden in Liesen Tagen stattfinden werden. Da unser Verein die Zwecke der Sntzercn nnd inneren Mission, der Guftav-Adolf-Stistung und der Bibelverbreitung zu fördern bestimmt ist, so darf wohl der unterzeichnete Vereins vorstand die Zuversicht hegen, daß seine erneut auszusprechende Bitte um wohlwollende Unterstützung der bevorstehenden Sammlungen durch Gaben der Liebe wie bisher geneigte Herzen finden werde. Eibenstock, den 1. Juli 1902. Der Vorstand des Zwcigvcrcins zur Förderung christl. Liebeswcrke. I». Gebauer, Vorsitzender. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Stadtrath macht die Ertheilung von Baugenehmigungen zu Neu-, An- und Umbauten jetzt stets von der Erledigung der von der Baupolizeibehörde gestellten Vorbedingungen abhängig. Diese Vorbedingungen beziehen sich in der Hauptsache auf die Hinterlegung bezw. Sicherstellung von Straßenbaukosten, Abtretung von Areal zur Beschaffung der öffentlichen Straßen und Plätze, nach Befinden auch auf den Nachweis darüber, daß die Baustelle eine selbständige Parzelle bildet und im Grund- und Hypothekenbuche als solche eingetragen ist, sowie aus Beibringung etwa erforderlicher Begutachtungsunterlagen. (§8 39 bis 47 und 8 79 des Allgemeinen Baugesetzes vom 1. Juli 1900, sowie auch 8 158 sg. der Bauordnung für die Stadt Eibenstock vom 3. Juni 1866.) Auf die Ausführung von Tiefbaute«, welche nach 88 1 und 148 des Allgemeinen Baugesetzes der baupolizeilichen Genehmigung unterliegen, findet Vorstehendes sinngemäße Anwendung. Damit nun die Bauenden in der Lage sind, auch ihrerseits zur schnelleren Erlangung der Baugenehmigung das Erforderliche beizutragen, wird dies mit dem Bemerken zur öffent lichen Kenntniß gebracht, daß nur in außergewöhnlichen Fällen — worüber die Entschließung lediglich der Baupolizeibehörde zusteht — von der theilwcisen Erledigung der gestellten Be dingungen Abstand genommen und Baugenehmigung ertheilt werden kann. Eibenstock, den 24. Juni 1902. Der Stndtrath. Hesse. M. Am Sonnabend, den 28. Juni dieses Jahres früh ist Herr Buchdruckercibesitzer Lmil Lilian Läuarä LannsdoLn hier noch im besten Mannesalter unerwartet schnell zur ewigen Ruhe eingegangen. Der Verewigte hat in einer über zwanzigjährigen Thätigkeit als Stadt verordneter, Stadtrath und zuletzt bis zum Jahre 1898 als Stadtverordncten- Vorsteher jederzeit an der Förderung und Erhaltung der Wohlfahrt und Ent wickelung unserer Stadt mit großem Interesse mitgearbeitet. Wir rufen ihm für Alles, was er für unsere Stadt gethan, den wärmsten Dank in die Ewigkeit nach. Sein Andenken wird bei uns immer in Ehren stehen. Eibenstock, den 30. Juni 1902. Der Rath der Stadt. Die Stadtverordnete». Hesse. I. V.: Beruh. Fritzsche. Die Hivraktarfrage. Selbst wenn die Franzosen den Plan ausführcn, durch de» Südwestcn ihres Landes einen großen Kanal zu ziehen, der das Atlantische mit dem Mittelmecr verbindet und der auch für grö ßere Kriegsschiffe fahrbar wäre, würde das im englischen Besitz befindliche Gibraltar nur wenig von seiner Rolle als „Schlüssel des Mittelländischen Meere«" einbüßen. Und da England jetzt seine Truppen allgemach aus Südafrika zu anderer Verwendung zurückziehcn kann, so fühlt cS sich wieder al« Großmacht und hat schon Rußland wegen der Mandschureifrage in bekannter Weise ankrakehlt. Natürlich haben schwächere Staaten noch stärker unter den Hcrrschaftsgclüstcn Albion» zu leiben und es kann daher nicht wunder nehmen, wenn die sogen. Gibraltarfragc plötzlich wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesse« gerückt scheint. Gibraltar ist nämlich nach der See hin überaus stark, aber in seinem Hintcrlande befinden sich einige im spanischen Besitz befindliche Höhen, von denen aus die Fclscnsestung beherrscht wird. Der Gedanke einer englischen Besetzung ist so alt, als die Ueberzeugung, baß Gibraltar absolut werthloS ist, wenn die eS beherrschenden Höhen aus spanischem Boden sich nicht in eng lischem Besitze befinden. Es sei erwähnt, daß an mindesten« sechs Stellen, die wie ein Zweidrittelkrei« um Gibraltar Herum liegen, und welche von dem Eentrum in keinem Falle mehr al« 800 Meter entfernt sind, starke Befestigungswerke angelegt wer den könnten, um die Fclsenfestung vollständig zu beherrschen. Die Stabt und die werthvollen Hafenanlagen könnten in kürzester Zeit gänzlich vernichtet werden. Da» englische UnterhauSmitglieb Gibfon Bowle« machte im verflossenen Jahre auf die Gefahr Gibraltar« aufmerksam und gab damit die Anregung zu der Be wegung, welche auf die Besetzung der Gibraltar beherrschenden Höhen abzielt. Allerdings hat Spanien e« bisher unterlassen, seine günstige Lage Gibraltar gegenüber auszunutzen und diese« selbst werthloS zu machen. Entweder sind an den günstigen Stellen keine Be- scstigungSwerke vorhanden, oder sie befinden sich in einem so erbärmlichen Zustande, daß sie nicht einmal einem leichten An griff standzuhalten vermöchten. Auch sind die Wegevcrhältnissc so trauriger Art, daß Spanien keine Truppen stellen könnte, um einen englischen Uebersall zurückzuweisen. In der Presse wird vergeblich gefragt, warum die spanische Regierung e« unterläßt, die günstige Situation Gibraltar gegenüber auszunutzen, obwohl verschiedene Kriegsminister daraus bezügliche Pläne ausgearbeitet haben. Angesicht« der unbegreiflichen Nachlässigkeit der spanischen Regierung ist die öffentliche Meinung zu der Ueberzeugung ge kommen, daß die englische Regierung e« der spanischen direkt untersagt habe, die Gibraltar beherrschenden Höhen zu befestigen und Wege für strategische Zwecke herzustellen. Daß die einzige Eisenbahn, welche von Bobadilla nach Algecira« führt, einer englischen Gesellschaft gehört, ist gewiß ein Umstand, welcher allgemeine Beachtung verdient. Es wäre logisch gewesen, wenn gerade diese bedeutsame Linie spanische« Eigcnthum gewesen wäre. Ueberhaupt muß man der Ansicht sein, daß die Regierung ab sichtlich Alles unterlassen hat, um die günstige Situation Gibraltar gegenüber auszunutzen, im Gegenthcil, sie hat Alles gethan, um dem englischen Einflüsse in dem Gebiete um die Bucht von Al geciras Vorschub zu leisten. Sic Hal e« ruhig geduldet, daß der größte Theil des dortigen Grundes und Boden« in englischen Pickvatbesitz übergegangen ist, daß englische Häuser viele industrielle Unternehmen geschaffen. Schulen, Krankenhäuser :c. gebaut haben. Die Bewohner in dem ganzen Gebiete sind daher engländer freundlich und hassen den spanischen Staat, der sie unausgesetzt vernachlässigt hat. Eine Besetzung seitens der Engländer würde darum von der Bevölkerung als eine wahre Wohlthat empfunden werden. Spanischerseits würde England gewiß nicht« zu besürchtcn haben, wenn e« die von Gibson Bowle« al« nothwendig bezeich nete Besetzung der Bucht von Algeciras verwirklichen sollte; nur die Ueberzeugung, daß die europäischen Großmächte einen solchen Gewaltstreich nicht dulden würden, dürfte England davon abhalten, denselben auSzusühren. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 28. Juni. Da« Vertrags instrument über die Verlängerung de« Bündnisses mit Oesterreich-Ungarn und Italien wurde heute Vormittag hier durch den Reichskanzler Grasen o. Bülow nnd die Bot schafter v. Szöghenh und Graf Lanza unterzeichnet. Der Dreibund ist in unveränderter Form erneuert worden. Reichs kanzler Graf Bülow hat sich zur Einholung der Kaiserlichen Ratifikation nach Kiel begeben. Man darf den leitenden Staats mann de« Deutschen Reiche« zu diesem schönen Erfolge aufrichtig und um so mehr beglückwünschen, al« Unverstand und politische Jntrigue für die Vereitelung dieser Erneuerung mit großem Nachdruck bemüht gewesen sind. — Berlin, 28. Juni, lieber den Inhalt de« heute unter zeichneten Dreibundvertrage» wird Geheimhaltung be wahrt; ein bezügliche« Ersuchen ist vom Grasen Bülow an beide Verbündete gestellt worden und von diesen gewährleistet worden. Ob später die Publikation de« neue» Vertrage« erfolgen wird, darüber sind bisher keine Vereinbarungen getroffen worden. — Dem „L.-A." wird von gut unterrichteter Seite noch folgende» initgctheilt: So erfreulich die Thatsache der Unterzeichnung de« Vertrages an sich ist, so wenig überraschend kommt sie für den jenigen, der mit dem Gange der Verhandlungen über die Erneuer ung de« Dreibundes vertraut war. Seit der Begegnung des Grafen Bülow mit dem italienischen Minister Prinetti und seit dem Besuch de« Kanzler« in Wien konnte kein Zweifel mehr über die Erneuerung de« Dreibünde« bestehen, da die Aussprache des Grasen Bülow mit dem österreichischen und italienischen leitenden Minister zu einer Verständigung über die wichtigsten Punkte geführt hatte. Darum hat man auch in hiesigen leitenden Kreisen von Anfang an die pessimistischen Meldungen, die von Pari« und anderen diplomatischen Eentren des Auslände« über die Frage der Erneuerung des Dreibundes verbreitet wurden, keiner ernsten kritischen Widerlegung gewürdigt. Wenn es auch al« Grundsatz der deutschen Politik gilt, politische und wirthschastlichc Fragen streng auseinander zu halten, so ist man doch au« der jetzt per fekt gewordenen Verlängerung de« Dreibundvertrages zu der be stimmten Annahme berechtigt, daß auch die Verhandlungen über die Erneuerung der Handelsverträge zu einem durchaus be friedigenden Resultat für alle dabei bcthciligtcn Staaten führen wird. — Es verdient darauf aufmerksam zu machen, daß der Kaiser stets selbst bestimmt, welche von ihm zu haltende Rede veröffentlicht werden soll. Bestimmt der Kaiser die Ver öffentlichung irgend einer Rede, so erhält der KabinetSstcnograph den Befehl, den Wortlaut zu fixiren. Da« Eivilkabinet de« Kaiser« erhält dann diese« Stenogramm und gicbt c« nach der Rcdigir- ung an da« „Wölfische Telcgraphcnbureau" zur Berichterstattung weiter. Selbst der „ReichSanzeigcr" wird vom Eivilkabinet selbst nicht bedient, sondern erhält den Wortlaut der Rede erst durch „Wolfs". Im allgemeinen spricht ja der Kaiser au« dem Stegreif, besonder« bei Privatanlässen. Werden indessen Reden de« Kaisers vorher im Wortlaut festgesetzt, was eigentlich keine „Rede" in der Bedeutung des Wortes ist, so erhalten der „RcichSanzciger" und „Wolffs Bureau" ei» Manuskript zur Verwendung gleichzeitig zugesandt. Reden, die der Kaiser nicht veröffentlicht haben will, aber doch durch geschickte Berichterstatter aufgesangen werben, werden weder durch „Wolffs Bureau" noch durch den „Reichs anzeiger" weiter verbreitet, auch wenn sic ihnen von den Bericht erstattern zur Verfügung gestellt werden. Da» eventuelle Dementi über Redewendungen wird der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zugcsandt. Der Kaiser ist stet» ungehalten, wenn eine in intimem Kreise von ihm gehaltene Rede nachher in den Zeitungen steht. — Gegen den Kapitän de« englischen Dampfer« „ FirSbp", der da« deutsche Torpedoboot „8 42" überrannt hat, fand am Freitag vor dem Amtsgericht Euxhaven die Ver handlung statt. Der Kapitän wurde freigesprochcn. Der „FirSby" hat um l'/, Uhr Nachmittag« Euxhaven verlassen und ist in See gegangen.