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SWscheNolkMtlM- Brzugtpret«, I NnSaab« ^ mit 2 Beilagen vierteljährlich »,1V X, Jn l Dresden und ganz Deu»schlant> frei Hau« S,ti!1 ^:I tn Oesterreich 4.1.1 li. I Wochentags erscheint die Zeitung regelmäßig In den ersten I s NachmMagSstundent die Sonnavendnummererscheint später. I Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend Annahme von SeschäftSanzeta«» bi» 10 Uhr, von Famillen- anzetgen bis 11 Uhr, Prei» für die Petit-Spattzetle »0 4. «m «eklameteU «O 4 , Kür „ndeutltch geschriebene, sowie durch Aernsprecher ach. I gegebene Anzeige» können wir die Berantwortltchkett für I die Richtigkeit de« TerteS nicht übernehmen, I RedaktionS-Sprechstunde: 1« bis 11 Uhr vormittaa». I Für Rückgabe ctngejandler Echristst. macht sich die RedaMon I nicht verbindlich Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bet- I gefügt «st. Brieflichen Anfragen istAntwortSporto beizufügen. 0»«. Geschäftsstelle und Redaktion " I Dresden»A. IS» Halb einstr atze LS Sonnabend den 30. Januar 1915 Fernsprecher 21368 14. Jahrg. Kaiser und Kronprinz im Felde München, 28. Januar. In seinem Berichte in den „Münchener Neuesten Nachrichten" über seinen Besuch beirn Kaiser im Felde schildert Ganghofer einen Gottesdienst im Hauptquartier sowie den daran sich anschließenden schnei- Ligen Vorbeimarsch der Garde. Wie da des Kai sers Augen leuchteten! „Ganghofer! Haben Sie das ge- sehen?!" ruft er freudestrahlend. „Großartig, wie die Leute marschieren! Ganz famose Menschen!" Dann folgt die Fahrt mit dem Kaiser im Auto. Nur zwei Herren begleiten rhn, zwei Chauffeure mit Karabiner »nd Patronentaschen sitzen vorne. Sonst kein Schutz, kein Weit. So will's der Kaiser. Bei der Fahrt über eine Notbrücke meint er: „Da ist keine Gefahr. Was deutsche Pioniere bauen, das hält!" Und plötzlich spricht dann der Kaiser von der heiligen Begeisterung der August- tage, von dem wunderbaren Zusammenhalten des deutschen Polles. „Es ist meine schönste Freude, daß ich es erleben darf!" Und sinnnend sagt er: „Und wenn es nicht so ge- wesen wäre . . ." atmet auf und blickt nach der Trümmer stätte Donchery zurück. — Wir sind im Schlachtgelände von Cedan. „Dort oben," ruft der Kaiser, „dort hat mein Pater gestanden!" „Hier ist Napoleon mit Bismarck zu sammengetroffen!" — „Dort ist Schloß Bellevue! Da war I meines Großvaters Unterredung mit Napoleon!" Durch das Überschwemmungsgebiet der Maas, auf hohem Damm, geht's weiter. Eine Ortschaft erhellt sich ^bzeichnend aus dem Woewrcwald, und über eine Mauer hebt sich ein schmuckes, kleines Schloß hervor. Das Ziel der Fahrt. Im Schloßhofe begrüßt der Kronprinz mit > sechs Herren seines Stabes den Kaiser. Die schlanke Ge- statt des Siegers von Longwy scheint sich noch mehr gestreckt zu haben. Sein frisches, gesundes Gesicht ist gebräunt, die frohen Augen glänzen vor Freude. „Ein festes Stück vor- warts gekommen! 1200 Franzosen gefangen!" so verkündet j er voller Freude dem Vater. „In einer Stunde kommen sie!" Beim Frühstück sagt der Kaiser zum Kronprinzen: „Bei I dir itzt man besser wie bei mir! Ich werde mir überlegen, ob ich nicht deinen Koch requirieren lasse!" Kaum ist das Obst gereicht, da heißt es: „Sie kommen!" Und richtig, ein Kinomann dreht auch schon kräftig die Kurbel auf der Straße. „Sie, photographieren Sie doch auch das, nicht immer mich!" ruft der Kaiser dem Filmkünstler zu. Müh sam, zerstört und erschöpft kommen die meisten Gefangenen näher, in vielen Gesichtern der seelenlose, stumpfe Sinn monatelanger Leiden. Unter den 1000 Mann sind keine hundert hoch und gut gewachsene Leute. Manche ziehen ihr Käppi, und der Kaiser dankt. Ernst und schweigend stehen I unsere Feldgrauen dabei. Dann ladet der Kronprinz zu einer FahrtimAuto lein, um nach einhalbstllndiger Fahrt seinem Vater eine er klimmbare Stelle mit weiter Fernsicht nach den Argonnen zu zeigen. Wie eine langgestreckte, schwarze Schlange ziehen sie sich dahin, und aus der Ferne vernimmt man ein dumpfes Murren, ganz leise, kaum zu hören im Brausen des Windes, der den Hügel llberweht. Beim Abstieg darf Ganghofer den Kaiser stützen, und langsam geht es hinunter, wie auf einer Gemspirsch. Da gleitet der Führet selber aus, aber der Kaiser hält ihn fest mit starker Faust und frohmütig sagt er: I„Soldaten und Bürger müssen einander helfen so gutsie können!" Ein beziehung-volles Mort, das den Dichter wie die stärkste und tiefste zeitgemäße Mahnung selber deucht. Lebp.^olilauk Vrescien^ kl 3 n c! Lckiuke llllmsnltl s onck pesgee Strsüe Eintritt Portugals in den Weltkrieg namentlich im Offi zierskorps Widerstand bemerkbar, eine Sache, die in dec diskutierten Frage nicht ganz unwichtig ist. Die Lissaboner Regierung sah bei dieser Sachlage keinen anderen Ausweg mehr, als durch einen Staatsstreich den Widerstand zu be seitigen. Es wurde nun — nach bekannter Methode — in die Welt hinausposaunt, monarchistisch gesinnte Offiziere hätten einen Putsch versucht, obwohl unleugbar feststeht, daß die Sache mit der Monarchie gar nichts zu tun hat. In Wirklichkeit inszenierte die Regierung selbst mittels be zahlter Schreier einen Tumult, der dann natürlich mit Leich tigkeit unterdückt wurde, den Regierenden aber den Schein des Rechtes gab, die Verfassung außer Kraft zu setzen und den Senat unschädlich zu machen. Der neue Minister- Präsident Castro, der zugleich zum stellvertretenden Minister aller Ressorts ernannt wurde, kann als Diktator schalten und walten und wird sich für sein Ministerium schon die Leute heraussuchen, die er zu seinen Zwecken braucht. Was die Folgen dieser Machinationen sein werden, ins besondere, ob nun Portugal tatsächlich am Kriege teilnehmen wird, das läßt sich auch nicht vermutungsweise aussprechen. Die „Revolution" richtete sich zweifellos gegen diejenigen, die den Krieg zu verhindern suchten. Ob aber nun die Sieger sich schnurstraks in den Krieg stürzen werden, ist dennoch sehr fraglich. Vermutlich haben auch sie in der Suppe doch so manches Härchen gefunden, das die Sache weniger köstlich macht. Und vielleicht waren außerdem die Unruhen zum Teil auch deshalb inszeniert, um dem drängen den England gegenüber eine Ausrede zu haben. In Portu gal ist alles möglich. Doch mögen sich die Revolutionshelden entscheiden, wie sie wollen. Ihr Entschluß wird keinesfalls weltbewegend werden und niemand aufregen. Neuerdings wird auch gemeldet, daß der Exkönig Manuel in Portugal gelandet sei. Er wolle die Regierung wieder an sich reißen, ein großer Teil des Heeres hätte sich zu ihm bekannt. Die Nachricht ist von keiner Seite so be stätigt worden, daß sie unbedingt Glauben finden muß. Da her halten wir sie vorläufig für unrichtig. Ein günstiger Zeitpunkt für Manuel wäre allerdings gekommen, aber wir bezweifeln, daß er die Kraft hat, ihn auszunutzen. Die Zustäude in Portugal Der deutsche Tagesbericht (W. T. B.) GroßesHauptquartier,29. Jan. Westlicher Kriegsschauplatz. Bei einem nächtlichen Geschwaderfluge wurden die eng- fischen Etappenanlagen der Festung Dünkirchen ausgiebig mit Bomben belegt. Ein feindlicher Angriff in den Dünen nordwestlich Nieuport wurde abgewiesr«. Der Feind, der an einer Stelle in unsere Stellung cingedrungen war, wurde durch nacht- lichep Bajonettangriff zurückgeworfeu. Südlich des La Bassee-Kanals versuchten die Engländer, die ihnen entrissene Stellung znrückznnrhmen. Ihr Angriff wurde leicht zurückgeschlagen. In der Banditenrepublik Portugal löst seit der Besei» Auf der übrigen Front ereignete sich nichts Wesentliches, tigung des Königtums eine „Revolution" die andere ab. Oe st licher Kriegsschauplatz. Wie sehr aber in der Regel die Sache nur Komödie und Au russischer Angriff in der Gegend Küssen, uord- Mache ist, das trat vielleicht noch nie offener zutage wie bei östlich Gumbinnen, scheiterte unter schweren Verlusten für km letzten „Putsch" in Lissabon, von dem die portugiesische dev Feind. ' Negierung voll Genugtuung melden konnte, daß er Im nördlichen Polen keine Veränderung, mit leichter Mühe unterdrückt wurde und somit die Ord» Nordöstlich Bolimow, östlich Lowitsch, warfen unsere "ung wieder hergestellt sei. Es zeigt sich nämlich, daß die Truppe« den Feind aus seiner Vorstellung und drangen In Revolution wieder einmal von der Regierung selbst gemacht die Hauptstellung ein. Die eroberten Gräben wurden trotz Korden ist. um eine ihr unangenehme Situation au» der heftiger nächtlicher Gegenangriffe bi» auf ei« kleines Stück Welt zu schäften. gehalten und eingerichtet. DaS eben gegangene. Ministerium Coutinho, das erst Oberste HeereSleitnna. seit Dezember des vorigen Jahres am Ruder war» sollte ur» ' ^ ° sprünglich ein; «rt „nationaW" «esinvmftüstertum dar» Der österreich-ungarische Tagesbericht stellen, das sich dazu -«rufen Mlte. „getreu -em VÜndni» Wie«. (Nichtamtlich. W. T. V.) Amtlich Wird der- mit England" die Teilnahine Portugals am Kriege in dir lantbart de« 29. Januar mittags: Starker Dchneefall ist zu leiten. Aber bald zeigte sich, daß Cvutinho keines- eiagrtrete«. I« Westgalizieu und Pole« waren nur Rekog- Wat begreiflicher« «oSziernnge«, Patrouillengefechte und, wo r» die momen- bt, alle Partei» k tauen SichtverhSltuisse zulasten, «rtMeriekLmpfe. In den Karpathen wurde« westlich de» USzocker Paffes russische An» griffe unter schweren Verlusten de» Geg, .m, t 27 t Itveqs alle Parteien, bezw.» da es in Po: »Krise eigentliche Parteien gar nicht jschattiernngen hinter sich hatte. Daß zeigte sich vor aller n Senat, der bekanntlich zu wiederholten Malen mit 2 , rgen 28 Stimmen dem Ministerium ein Mißtrauensvotum geschlagen. Bei VezerSzalla» und Bolove« find die Kämpft usstelÜe. Sodann aber »nachte sich gegen den beabsichtigten -beendet und der Feind anf die Pahhöhrn zurückgeworfeu worden. Neuerdings wurden 400 Gefangene eiugebracht. In der Bukowina herrscht Ruhe. Der Stellvertreter des Chefs des Geueralstabs: v. Höfer, Feldmarschall-Leutuant. Der englische Panzerkreuzer „Tiger" zum Sinken gebracht? Kiel, 29. Januar. (T. U.) Die „Kieler Neuesten Nachrichten" erhalten aus Amsterdam folgende Draht« Meldung: Nach Angaben des Kapitäns eines Handels dampfers wurde in der Seeschlacht am Sonntag der eng lische Schlachtkreuzer „Tiger" von einem deutschen Torpedo- boot durch Torpedoschuß zum Sinken gebracht. Die Meldung ist klar und deutlich, an ihrer Glaub würdigkeit ist nicht zu zweifeln. Die englischen Blätter be streiten zwar, daß sie Verluste in der Seeschlacht gehabt haben, aber die englischen Blätter haben in diesem Kriege so viel zusammengelogen, daß es angezeigt erscheint, ihnen nichts mehr zu glauben, lieber den gesunkenen Dampfer ist noch zu bemerken: Der englische Panzerkreuzer „Tiger" ist erst im Jahre 1913 fertiggestellt worden, also eines der neuesten Schiffe der englischen Flotte. Bei einer Wasser verdrängung von fast 29 000 Tonnen (28 960) hat er 87 000 Pferdestärken und ist ausgerüstet mit acht 34,3-Zentimeter-, zwölf 16,2-Zentimeter-, vier 4,7-Zentimeter-Kanonen und Torpedolanzierrohren. Ein türkischer Bericht Konstantinopel. (Nichtamtlich. W. T. B.) Das Große Hauptquartier teilt mit: Auf der kaukasischen Front hat sich nichts Nenneswertes ereignet. Unsere Truppen, die in der Richtung auf Olty die Offensive er griffen haben, machten 300Russen zuGefangenen und erbeuteten eine Menge Gewehre und Kriegsmaterial. Die seit einer Woche in A s s e r b e i d s ch a n im Gange be« findliche Schlacht in der Umgebung von Choi gegen die feindlichen Hauptkräfte wird zu unseren Gunsten fortgesetzt. Choi ist der letzte Zufluchtsort der Russen in Asserbeidschan. Am 27. Januar nahmen unsere Truppen im Süden von Choi die erste Linie der befestigten feindlichen Stellungen, die aus mehreren Linien bestehen. Ein Parseval vernichtet Berlin, 29. Januar. Wie wir erfahren, ist am 25. Januar ein deutsches Marine-Parseval- Luft schiff von einem Ostseehafen ans zu einer Unter- nehmung gegen den russischen Kriegshafen Libau aufge stiegen und bisher nicht zurückgekehrt. Eine Meldung des russischen Marine-Generalstabs verbreitet, daß am 26. Ja- nuar ein deutsches Zeppelin-Lustschiff Libau überflogen und Bomben abgeworfen habe. Das Luftschiff sei beschossen und getroffen worden und sei in die See gestürzt. Von ruffischen Fahrzeugen sei es vernichtet und die Besatzung gefangen genommen worden. Die russische Angabe, daß das an greifende Luftschiff ein Zeppelin gewesen sei, die in der aus ländischen Presse weiterverbreitet worden ist und auch in die deutsche Presse Eingang gefunden hat, ist hiernach unzu treffend. Kämpfe am Surz-Kausl Amsterdam, 28. Januar. DaS Reutersche Bureau meldet aus Kairo: Bet Kantara fand ein kleines Gefecht statt. Die Türken «öffneten ein Srttlleriefeuer auf eine Patrouille, diese antwortete mit Gewehr- und Maschinen gewehrfeuer. Der Feind griff nicht weiter an. Auf drei anderen Punkten am Suez-Kanal wurden türkische Ab teilungen bemerkt, mit denen keine Fühlung gewonnen wurde. Bei Birmuhadad bombardierte ein englischer Hydro- Plan eine türkische Kolonne. „Dokument der Lüge" In einer Sonderbeilage bringt die „Nordd. Allg. Ztg." eine Zusammenstellung von Photographien, die unter der Spitzmarke „Die deutsche Barbarei, graphische Dokumente für die Geschichte", einer argentinischen Zeitung von rus- sischer Seite zur Verfügung gestellt und von ihr veröffent- licht worden sind. In Wirklichkeit handelt eS sich um Pogrombilder, also um die Darstellung russischer Greuel taten, die nun dazu herhalten sollen, die gegen die deutsche Armee erhobenen Lügen zu bekräftigen. Zur Seeschlacht in der Nordsee Amsterdam. 29. Januar. (T. U.) 200 Seeleute vom „Blücher", die, Wie gemeldet, von englischen Kriegs schiffen gerettet wurden, sind ebenfalls nach Edinburg ge- bracht worden. Die Menge, die dem Transport der deut schen Seeleute durch Edinburg beiwohnte, Verhielt sich sehr ruhig. Drei deutsche Offiziere wurden spater in einem Automobil nach Castle gebracht. Rotterdam, 29. Januar. (T-U.) Der Komman- dant de» „Blücher", der infolge des Untergange» des Schiffest an einer Nervenerschütterung leidet, Bürde in einem eng lischen Hospital untergebracht. Er soll nicht verwundet fein.