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Weißeritz-Zeitung : 15.12.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192212150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19221215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19221215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-12
- Tag 1922-12-15
-
Monat
1922-12
-
Jahr
1922
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 15.12.1922
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Weitzeritz-Zeitung Tageszeitung uu- Anzeiger sür DWyMswÄ-e, Schmie-ederß N.L Aelteste Zekku»« -EK Wszisl»« Oirfes Blatt enlhütt die amtlichen BekmmlmachnsWW -er Amlshaupimannschast, -es Amtsgericht« uu- -es Sta-trats Zn Dippoldiswalde DersmdvoMcher Redakteur: Pauß gebne» — Druck und Dsrla« Karl Dehne kn Dippoldiswalde. Nr. 291 ' Freitag den 15. Dezember 1922 88. Jahrgang m _ ... -7 ,11 -7 ..... — — ' - ^7-^«---^-^^-^ - --- - . —H>, 7 garnaelll'pi^ Vierteljährlich A»ZMK.ohneZ«- a^llgPlUrw« trugen. - Einzelne Mmmem li Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Mr. Ä- Z Semeindrverbands-Giwkonto Nr. 3. — PokMsck» Konto: Dresden 12548. OertlicheS und SSchfischeS Dippoldiswalde. Von morgen Freitag ab wieder erhöhte Postgebühren! Es sei auch an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, daß pm 15. Dezember wieder ein neuer Posttaris in Kraft tritt. Er bringt abermals ganz bedeutende Erhöhungen. , —DieGrippe. Wiederum treibt in Stadt und Land die Grippe ihr Unwesen. Die Grippe oder Influenza ist eine an steckende Krankheit (Infektionskrankheit), verursacht durch winzig kleine Lebewesen (Bakterien), die auf der Schleimhaut des Mundes und der Nase rasch wachsen und sich vermehren, dann von den Rachendriisen abgefangen werden und dort eine mehr oder weniger schwere Halsentzündung verursachen. Mik diesen Erscheinungen (Halsentzündung und Schnupfen) beginnt die Grippe. Die beste Vorbeugung gegen diese Krankheit ist gute Mund- und Zahnpflege. Bei Auftreten von Fieber und ernsteren Erscheinungen ist stets ratsam, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn die Grippe kann der Vorbote einer anderen schweren Krankheit sein. Stubenhocker werden in erster Linie von den Bakterien überfallen, viel weniger jedoch Sportsleute, wie Schwimmer, Turner usw., die ihren Körper abgehärtet haben und sich viel in frischer Lust aushalten. — Tür zu! Es wird jetzt bei dem frühen Anbruch der Dunkelheit dringend nötig, die nach den Straßen und nach den Höfen zu führenden Türen geschlossen zu hallen. Die Langfinger wissen sehr gut, daß die Hausbewohner durch allerlei Weiknachts- vorbereilungen in Anspruch genommen sind und auf die Hauszu- günge nickt recht acht haben, und sich daher sür Diebe freies Feld bietet. Also nichts in Korridoren und in Hauseingängen stehen, hängen und liegen lassen, was fremde Begehrlichkeit reizt. Für die Nacht sind auch Fensterläden und Ialousien namentlich in einzeln stehenden Häusern, zu verwahren. In solchen Fällen ist auch die Diebstahlsversicherung sehr am Platze. Kleidungsstücke sind jetzt eine Extraliebhaberei der Diebe. — Beherbergungssteuer. Das Mnisterium des Innern hat deni Gemeindctag einen Gesetzentwurf vorgelegt, wonach in allen Gemeinden über 2000 Einwohner eine Beherbergungssteuer zu erheben sei, ferner in Bade- und Kurorten, auch wenn sie weniger als 2llvt) Einwohner haben. Auch die anderen Gemeinden können die Steuer einzuführen. Der Vorstand des GemeindetageS sprach sich dahin aus, es liege kein Anlaß vor, auch auf diesem Gebiete in das Selbstvcrwallungsrechk der Gemeinden einzugreifen. Das Ministerium ist gebeten worden, höchstens Richtlinien auszuslellcn. — Kein Wohnraum für Ausländer. Die immer größer wer dende Wohnungsnot zwingt dazu, freimerdenden Wöhnraum in erster Linie nur noch für Inländer bereit zu halten. Der Runü- erlaß vom 21. Oktober 1!>2l erhält deshalb eine neue, diesen Ver hältnissen Rechnung tragende Fassung. In Zukunft ist die Aus weisung eines Ausländers wegen Zuwiderhandelns gegen die be stehenden Wohnungsnotvorschristen auch dann zulässig, wenn er sich nach dem 1. Ianuar 1923 in den Besitz nicht selbständiger Wohn- und Geschäftsräume gesetzt hat. — Die Nöte des selbständigen Mittelstandes. Unter dem ständig fortschreitenden Versal! unseres Wirtschaftskörpers leiden am meisten sene Volksschichten, die wir mehr gefühlsmäßig wie wissenschaftlich exakt unter dem Sammelbegriff «Mittelstand» zu sammenfassen. Aus diesem Allgemeinbegrisf hebt sich als festum- rissenes Gebilde der sogenannte „selbständige Mittelstand" heraus. In ihm erfaßt man die Kleinhändler und selbständigen Gewerbe treibenden. Gerade die erstgenannte Gruppe begegnet im Volk, das unter den derzeitigen Teuerungsverhältnissen ziemlich unter schiedslos und gleichmäßig zu leiden hat, gewissen Vorurteilen, die in letzter Zeit nicht nur in Großstädten zu bedauerlichen Aus schreitungen gesührt haben. Die Lage des selbständigen Klein händlers ist heute alles andere als rosig. Selbst wenn zurzeit die Geschäfte „gut gehen», sagen wir: noch, d. h. so lange die sichtlich abnehmende Kaufkraft dies ermöglicht, so unterschätzt das kon sumierende Publikum zumeist die ungeheuren Schwierigkeiten, die mit der Beschaffung der Ware, ihrer bestmöglichen Verwertung und vor allem ihrer Wiederbeschaffung verbunden sind. Schier unerträglich erscheinen die Gewerbesteuererhöhungen, die weiterhin drohende Umsahsteuererhöhung, sowie eine Anzahl anderer gegen den Kleinhandel gerichteter steuerlicher Maßnahmen. In Fach kreisen sieht man die schwerste Gefahr, durch die in fast absehbarer Zeit Kleinhandel und Gewerbe systematisch erdrosselt zu werdtzn drohen, in der falschen Wucherbekämpfung, deren Durchführung den ehrlichen Händler außerstande setzt, seine Vorräte zu er gänzen und sein Betriebskapital zu erhalten. Dazu kömmt die bedauerliche Hetzkampagne einer gewissen Presse, die geradezu Plünderungen als „Selbsthilfe" gut heißt und ständig zur „Selbst kontrolle" in Stadt und Land aussordert. Nach einer Erklärung des Staatssekretärs des preußischen Ministeriums des Innern soll die Gewährung deS Wiederbeschasfungspreises „Revolution" und «Rebellion» bedeuten. Man kann sich jedoch deS Gefühles nicht erwehren, daß ein durch fortschreitenden Bctriebskapitalschwnnd bedingter Rückgang der Vorräte bald eine gefährliche Waren knappheit und damit naturgemäß besonders leicht Unruhen Her vorrufen würde. Daß durch gesetzliche Versagung der Einkalku lation des Wiederbeschaffungspreises Kleinhandel und Gewerbe gezwungen werden, immer weniger einzukaufen, ist bereits zur Binsenwahrheit geworden. Hatte ein Kleinhändler in den Vor kriegsjahren etwa 10000 M. Betriebskapital, so müßte er heule entsprechend der Geldentwertung etwa 100 Millionen Mark hier für zur Verfügung haben. Dies ist natürlich durchaus nicht der Fall. Der Kaufmann, der früher sackweise einkaufte, deckt seinen Bedarf bereits schon in Pfunden, der, der Stoffballen sich auf Lager legen konnte, hat kaum noch das bare Geld, um meterweise einkaufen zu können. Denn auch die Kreditbeschaffung ist immer schwieriger geworden. Die Zinsen sind gestiegen und die Zahlungs bedingungen beim Wareneinkauf im Verhältnis zu den vergan genen Iahren der normalen Marktlage um vieles ungünstiger ge worden. In Kreisen des Kleinhandels sragt man daher in immer dringlicherem Tone nach dem zugesaglen Slaatskredit sür Handel und Gewerbe. Auch weist man wiederholt aus den 8 164 der Verfassung hin, demzufolge ausdrücklich der Mittelstand erhalten ! werden solle. Mit besonderer Sorge sieht der selbständige Mittel- ! stand ferner aus die ständigen Tariferhöhungen im Transport- ! wesen. Die heutige Verkehrspolitik muß notwendigerweise eine l noch stärkere Marenverteuerung zeitigen, für die der Kleinhandel bald keinen Ausgleich mehr finden dürfte. Vermehrte Arbeits leistung auf allen Gebieten der Wirtschaft, insbesondere eine bal dige und durchgreifende Produktionssteigerung in der Kohlen- und Landwirtschaft, vor allem aber im Verkehr, der nur so verbilligt werden kann, erscheint dem Kleinhandel die letzte Rettungsmöglich keit vör dem drohenden Zusammenbruch. — Ueber den Aufwand für die Volksschule hat es von jeher lebhafte Auseinandersetzungen zwischen dem Staat und den Ge meinden gegeben. Der Staat beschränkte sich im Anfang darauf, die Verhältnisse in den Volksschulen durch Verordnungen und Ge setze zu regeln, die Unterhaltung der Volksschulen, die Auf bringung der dazu erforderlichen Mittel aber war von Haus aus Sache der Gemeinden. Der Staat war grundsätzlich nur da be- j reit, helfend mit seinen Geldmitteln einzugreifen, wo die Ge- ! meinden nicht imstande waren, die Schule aus eigenen Mitteln ! auf den von den staatlichen Gesetzen geforderten Stand zu bringen. ! Die staatliche Hilse trat also nur von Fall zu Fall und nur bei besonders leistungsschwachen und bedürftigen Gemeinden ein. Erst nach langen Iahren kam es so weit, daß der Staat unter Wahrung dieses grundsätzlichen Standpunktes bestimmte Leistungen für die Unterhaltung der Volksschule (Beiträge zu den Stellenbezügen und Beihilfen zu den Alterszulagen) sür alle Gemeinden durch ge setzlich festgelegke Beiträge übernahm. Zur Ruhe kam die Schul- unkerhaltungsfrage aber auch auf diese Weise nicht; in jedem Landtage vor der Staaksumwälzung stand sie, veranlaßt durch Ge setzvorlagen der Staatsregierung oder durch Anträge einzelner Parteien, zur Beratung, und immer wurde dabei auf die großen Ungerechtigkeiten hingewiesen, die mit der bisherigen Regelung verbunden waren. Schon inr Iahre 1912 stellten die konserva tiven Abgeordneten Träber-Schreiber im Landtage den Antrag auf Uebernahme der Lehrergehälter auf den Staat; ein Antrag der konservativen Fraktion glaubte die Abhilfe in der Einrichtung einer allgemeinen Besoldungsklasse zu erblicken, andere Anträge waren auf eine wesentlich stärkere Beteiligung des Staates an der Deckung des Schulaufwandes gerichtet. Das Schulbedarfs- geseh vom 31. 7. 1922 nimmt die Entwicklung wieder aus, die durch den Krieg unterbrochen worden war, es stellt die Unter haltung der Schule auf eine neue Grundlage: „die persönlichen Aufwendungen für die öffentlichen allgemeinen Volks- und Fort- bildungs-(Bcrufs-)schulen trägt der Staat» und „alle sonstigen Aufwendungen .... tragen die Schulbezirke.» Mit diesen beiden Sätzen aus den Zß 1 und 6 wird die neue Regelung klar und scharf umrissen; für den Staat kommt der persönliche Schul aufwand in Frage, für die Gemeinden verbleibt die Deckung der sachlichen Schulausgaben, der Aufwendungen für die Errichtung und Unterhaltung der Schulgemeinde und Schuleinrichtungen usw. Da der auf die Gemeinden entfallende Anteil an der Reichs einkommen- und Körperschaftssteuer vor dieser Regelung ersolgte und so berechnet war, als ob die Gemeinden im wesentlichen . die ganzen Schullasten zu tragen hätten, mußte im Gesetz ausge sprochen werden, daß bis zur Neufestsetzung dieses Anteiles eine Kürzung der an die Gemeinden fallenden Ueberweisungen vorzu- nchmen ist, und zwar so weit und so lange, bis der staatliche Be soldungsauswand bis zu einem Drittel des Gesamtaufwands ge deckt ist. Trotz dieser steuertechnischen Maßnahmen ist und bleibt es doch der Staal, der für das Aufkommen der ganzen Lasten verantwortlich und zur Fürsorge für das Aufkommen der erforder lichen Mittel verpflichtet ist. An die Stelle der Gemeinden, für die der Volksschulauswand im Lause der Iahre unerschwinglich geworden war, ist der Staat getreten, für das erste wenigstens hinsichtlich der persönlichen Schullasten. Die Volksschule, die durch ihre Arbeit im Dienste des Volksganzen steht, wird ge tragen nicht mehr von der einzelnen Gemeinde, sondern von der Gesamtheit. Das ist der große Gedanke, der durch das Schul- bcdarfSgesetz vom 31. 7. 1922 in Sachsen gesetzliche Kraft er halten hak. — Iungens als Pascher. Das Sebnitzer „Grenzblatt" schreibt hierzu: Es ist leider Tatsache, daß kaum der Schulbank ent wachsene junge Burschen, oft auch Knaben, einen schwungvollen Grenzschmuggel betreiben. Sie legen sich besonders auf Butter und Eier und „verdienen» dabei täglich einige tausend Mark. Da sie mit allen Wegen und Stegen im Grenzgebiet gut vertraut sind und sich außerdem leicht verbergen können, so gelingt es ihnen leichter als Erwachsenen, der Grenzpolizei zu entgehen. Ganz abgesehen davon, daß der Grenzschmuggel eine höchst verwerfliche Handlungsweise ist, werden die jungen Leute auch durch das allzu leicht und allzu erichlich „verdiente» Geld von Grund aus ver dorben. Es bleibt nur zu hoffen, daß die Eltern eines so miß ratenen Sprößlings, sobald sie erfahren, daß cr selbst zu jener ver dorbenen Korona gehört, ihn aufs allerschwecste bestrasen. Iohnsbach. Am Sonntag fand auch in unserer Gemeinde eine Kirchgemeindeversammlung statt und zwar im Gotteshause. Sie war ieider nur schwach besucht — ein bedenkliches Zeichen, das auf verschiedene Gründe zurllckzuführen ist, nicht zuletzt auch die Kälte in der Kirche und herrschende Viehseuchen in vielen Ge höften unserer Gemeinde. Die gegenseitigen Aussprachen be rührten sowohl allgemein Kirchliches wie auch Oertliches und eS sanden die Ausführungen und Ansprachen unseres Seelsorgers bei einigen Angelegenheiten auch andere Auslegung. Daß die Iugend von heule sich dem kirchlichen Leben mehr und mehr fern hält als früher, ward allgemein bedauert, auch daß der Besuch des Gottesdienstes im allgemeinen sehr nachgelassen hat, gab Anlaß, der Ursache auf den Grund zu gehen. Eine Erwiderung aus der Mitte der Versammlung dürste auch manches richtiggestcilt haben. Der Frage des Neubaues der Orgel kgnnte man sich bei den gegenwärtigen Verhältnissen nicht nähern, da auch die finanziellen Verhältnisse unserer Kirche dies nicht zulasten. Glashütte. Die Inhaber der Firma F. A. Lange u. Söhne haben zum Andenken an ihren Vater, den vor kurzem ver storbenen Kommerzienrat Emil Lange, der Altcrsrentcnkaste der Firma i Million Mark gestiftet. Freital. Die Ehefrau und 4 Kinder eines im Stadtteil Pot- schappel wohnenden Tischlers erkrankten nach dem Genüße von Haserslocken mit Kakao und Zucker schwer. Ein sechsjähriger Knabe, der nur etwa drei Löffel von dem Gericht gegessen hatte, ist gestorben. Die anderen Personen hofft man am Leben erhalten zu können. Die übrig gebliebenen Haserslocken wurden polizeilich beschlagnahmt. , Dresden. Am Montag und Dienstag hakten sich vor dem hie sigen Schwurgerichte der aus Thierbach gebürtige Bäckergeselle Ernst Arthur Schühhold und dessen Geliebte, die Bäckermeisters witwe Rosa Olga Klunker, geb. Große, aus Costebaude wegen Mordes und Beihilfe hierzu zu verantworten. Schühhold hatte auf Betreiben der Klunker deren Ehemann im Walde bei Rade burg meuchlings erschossen. Das Gericht verurteilte Schühhold zum Tode und zu dauerndem Ehrenrechtsverluste, die Klunker zu 6 Iahren Zuchthaus und Ehrenrechtsverlust von gleicher Dauer. — Drei Arbeiter aus Dohna, die vor längerer Zeit in einem Schnittwarengeschäft auf der Breiten Straße einen Einbruch ver übt hatten, wobei ihnen Waren im Millionenwerte in die Hände fielen, konnten am Dienstag abend in ihren Wohnungen verhaftet und dem hiesigen Amtsgericht zugeführt werden. — Der Rat beschloß, die Prinzeß-Luisenstrahe in Löbtau künf tig Braunsdorfer Straße zu nennen, ferner bewilligte er für den Bau eines Studentenheims in ein Maschinengebäude der Tech- nischen Hochschule 4 Millionen Mark unter der Voraussetzung, daß der Staat den gleichen Baubeitrag leistet (eine entsprechende Vorlage ist bereits dem Landtage zugegangen) und bet anderweiter Verwendung für staatliche Zwecke eine Auseinandersetzung erfolgt. Endlich setzte der Rat die ab 1. 1. 23 zu erhöhenden Zuschläge zur gesetzlichen Miete fest. Darnach wird die gesetzliche Miete ab 1. 1. 23 das 33fache der Grundmiete für Grundstücke im Alter von mehr als 20 Iahren und das 29fache für neuere Grundstücke betragen. Dies ist gleichbedeutend mit dem etwa 28,05fachen bzw. 24,65fachen der Friedensmiete. — Der neue Aaushaltplan für Sachsen wird voraussichtlich mit einem ungedeckten Fehlbeträge von 2'/- Milliarden Mark ab- schließen. — In einer Dresdner Badeanstalt fand man am Dienstag nachmittag eine Frau in der Badewanne vor, die sich durch einen Stich in die Brust getötet und im Master verblutet hatte. Außer einem Dolch hatte sie noch einen Hammer mit in die Badewanne gebracht und auf einem Zettel die Worte niedergeschrieben, daß ihre Verwandten in der Niederlößnitz für die Beerdigung Sorge tragen würden. — Wegen Unterschlagung in drei Fällen in Höhe von 48000 Mark, begangen teilweise im Amte, stand der 35 Iahre alte, aus Wilkau bei Zwickau gebürtige Gemeindevorstand von Kleinnaun dorf, Kurt Paul Meyer, vor dem Dresdner Schöffengericht. Die Unregelmäßigkeiten wurden im letzten Sommer begangen und ge legentlich einer Kassenrevision ausgedeckt. Der Angeklagte, der die Gelder mit verbraucht und verausgabt haben will, und bei dem das Gericht eine Notlage nicht als vorliegend erachtete, wurde zu insgesamt 1 Iahr Gefängnis verurteilt, auch geht er der bürger lichen Ehrenrechte auf 3 Iahre verlustig. — Vergehen gegen die Verordnung betreffend Verhütung der Verbreitung von Geschlechtskrankheiten bildeten den Gegen stand einer Anklage, die sich gegen den 1900 zu Dresden geborenen Handlungsgehilfen Ernst Erich Oelgarth richtete. Das Dresdner Schöffengericht verurteilte den Angeklagten nach längerer ge- heinxer Beweisaufnahme-zu 3 Monaten Gefängnis. (Eine ein dringliche Warnung für Geschlechtskranke, nicht andere Personen anzustechen!) — Folgende für viele freudebringende Meldung verbreitet die Nachrichtenstelle der Slaakskanzlei: Den im Ruhestande befind lichen sächsischen Staatsbeamten, Geistlichen (diese, soweit sie im Staatsdienst angestellt waren) und Lehrern sowie deren Hinterblie benen wird noch vor dem Weihnachtsfeste der Mehrbetrag an Versorgungsgebührnissen, der sich für die Monate November und Dezember aus der letzten Erhöhung der Versorgungsgebührnisse ergibt, in einer Summe auf dem bisher üblichen Wege überwiesen werden, sodaß sie dann mit ihren Bezügen nach der gegenwärtigen Rechtslaoe bis 31. Dezember 1922 auf dem Laufenden sind. ES liegt im Interesse aller Ruhegeldempfänger, daß Anfragen an die Landeshauptkasse in Versorgungsangelegenheiten nur dann ge richtet werden, wenn dies unbedingt erforderlich ist. — Mit Wirkung vom 15. Dezember wird der Meistbetrag für Postschecks von 10O000 auf'/- Million Mark und der Meistbekrag für telegraphische Zahlkarten, Ueberweisungen und Zahlungsan weisungen von 10 000 aus 100 090 Mark erhöht. — Die Kartoffelpreisnotierungskommission hat in der Sitzung am 11. Dezember 1922 für weiße, rote und gelbfleischige Sorten 500 M. je Zentner (Erzeugerpreis) notiert. Pirna. Eine sogenannte .Hockersteuer" wurde hier nicht be schlossen; einen .Ersatz» dafür hat die Polizei jedoch insofern ae- funden, als in den lehtvergangcncn Nächten solche, die nach 1 Uhr noch saßen und zechten, eine Quittung über 50 M. präsentiert erhielten. Der Rat stützt sich bei dieser unerwarteten Füllung des StadksäckelS auf 8 365 des Reichsstrafgcsehbuches, der Strafe bei denjenigen Vorsicht, die nach der Polizeistunde noch im Lokale verweilen. Die Entgegennahme der Strafquiltung verband sich natürlich mit recht gemischten Gefühlen. — Zwei junge Burschen, von denen der eine angeblich aus Glashütte, der andere aus Dresden stammt, stahlen in der Mittwoch- nacht aus einem Autoaeschäft Material im Werte von ca. 1 Million Mark. Als sic das Diehesgut auf einem Kastenhandwagen nach Dresden bringen wollten, wurden sie in Heidenau von der Polizei angehalten und verhaftet. Pirna. Von Erfolg war der Einspruch, den die Organisation des Handwerks, des Handels und der Industrie gegen die Er hebung der von der linken Stadtverordnetenmehrheit beschlossenen Sozialabgabe in Pirna erhoben. Wie die Ortsbehörde mitgeteilk hat, ist diese Steuer in der letzten Kreisausschußsitzung vorläufig nicht genehmigt worden. Roßwein. Eine unerwartete Weihnachtsfreude bereitete der zurzeit in Amerika weilende Ehrenkürger der Stadt Roßwein, Kammerrat Oswald Raupcrt, den hiesigen Armen und Alten, in dem er und seine Frau dem Stadtrat 50 Dollar (gleich heute über 400 000 M.) zusandte. Mittweida. Am Sonntag wurde auf dem Bahnhof in Alt mittweida ein 21 Iahre alter vielfach vorbestrafter Arbeiter ver haftet, dec aus dem Gasthof .Reichskrone» für mehrere hundert tausend Mark Federbetten und einem Postbeametn «0 Pfund Mehl sowie einen Sportanzug unter besonders dreisten Umständen gestohlen hatte. Er wollte gerade mit den gestohlenen Sachen nach Chemnitz abfahren.
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