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Freitag, äen 1. September 1922 Nr. 204 17. Jahrgang Anzeiger für -as Erzgebirge MUZ /luer Tageblat «ß»»,«»«»«» durch «f»» «4t» MI I», -«« »«»«Ich 44^4 M»il. ,,tz»» »I, »4» «II u»4»>4«,4 »I4p4ft4«g«»4» »1,4,4«. tt»4l»I ,44»t«,Uch. Jernsprech-^nsthIuS Nr. -S. " >chu«s» »«„sch»«» »«»«ü. Leitgramm,, Lag,blatt fiu„r,g,bl,g,. enthalte«- -I» amtliche« öekanntmochungr« -es Nates -er Sta-t UN- -es Amtsgericht» fwe. p»stph«r.e,nt„ ftmt Leipzig Nr. Ich,, Das Wichtigste vom Tage. Ne« RESÄkdschÄtz de» sächsischen Land- tägv» beschloß gestern, dem kürzlich stattgehabtsn Volksbegehpen «ins LandtagSauflösung zu ent- kvrlechen und den Land tag.Hvfdr t aufzulösen. Lite entscheidende LändtagAsitzung wurde aus den 14. September ein berufen. » Frankreich und Belgien stimmten In der Reparation»- kommkssion gegen Gewährung eine»Moratorium» an Deutschland. England stimmt« dafür, Italien enthielt sich der Abstimmung. » Halbamnich wird gemeldet: Der Reichskanz- lev wird die Geschäfte des Auswärtigen Amtes dis mit der Gesamtleitung der Politik in engster Bezichung stehen, auch weiterhin führen. Der Dollar stand heute vormittag in Ber lin vorbörslich aus 1200. ' Sofortige Auslösung äes sächsilchen Lanätags. Ein Beschluß -es Rechtsausschusses. ,Tier Rechtsausschuß des sächsischen LandtagöS beriet gestern über das Volksbegehren und über den sozial demokratischen Antrag aus Aenderung der Verfassungs- Hes'kmmuugeri über die Landingsauflösung mit dem Ziele einer befristeten LandingMuflösung. Der Antrag des Berichterstatters Gras (Soz.) auf VerfassungSänds- tkrmg wurde abgelohnt und zwar mit den Stimmen der Bvogerlichen und der Kommunisten. Tagegen wurde der Antrag des Mitbsrichterstatters Bünger (Dnt.) aus so so r t i g e A u f l ö sung des Landtages mit den Stimmen der.Bürgerlichen und der Kommunisten gegen die Stim- tmcn der beiden Regierungsparteien (Soz. und Unabh.) angenommen. Die nächste LandtagSsitzungc. tu der nun endgültig Über die Auflösung beschlossen worden wird, findet nicht, wie anfangs festgesetzt, am 6. September, sondern am 14. September statt. * Die Neuwahlen in Sachsen sind um einen wesent lichen Schritt nähergerückt worden, nachdem der Nechis- ousschuß mit den bürgerlichen und den kommunistischen Stimmen den aus die Auflösung des Landtages gerichte ten volkspartetlichen Antrag.Bünger angenommen hat. Nach diesem Antrag findet die Auflösung sofort statt, chlso ohne die von sozialdemokratischer Seite befür wortete Befristung, durch, die bewirkt werden sollte, daß der alte Landtag noch! bis zum Zusammentritt des neuen ioetler in Funktion geblieben wäre. Tie Sozialdemo kratie hätte dadurch erreicht, daß die beiden ihr beson ders am Herzen liegenden Gesetzentwürfe über die Gs- Metnderesorm und die Pflichten der Beamten gegen die Republik noch vor den Neuwahlen unter Tuch und Fach gebracht worden wären. Ter Vertreter der Deutschen Wvlkspartei wandte sich Logen den sozialdemokratischen Antrag mit der Begründung, daß. ein aufgelöster Land tag, der noch Gesetze beschließe, verfassungsmäßig etwas Unmögliches darstelle. Lis Demokraten suchten diese auch von ihnen erkannte verfassungsrechtliche Schwäche des sozialdemokratischen Antrages dadurch zu beseitigen, daß sie das Schwergewicht aus die Fortdauer der. Wahl periode legten und demgemäß zum Paragraph 9 der Verfassung die Anfügung der Klausel vorfchlugen: Fm Fälle der Auslösung endet die Wahlperiode mit dem Lage dex Neuwahlen. Ferner sollte der Landtag wüch- vend der Zeit seiner künstlichen Lebensverlängerung nach. dem demokratischen Anträge nur noch solche An gelegenheiten erledigen dürfen, deren Dringlichkeit von zwei Dritteln der gesetzlichen Abgeordnetenzahl aner kannt würde. , ! . Der RechtsauSschutz hielt abev in feiner Mehrheit besondere Bestimmungen für die parlament-lose Zeit zwischen der.Auslösung des alten und.dem Zusammen tritt des neuen Landtages nicht für erforderlich!, son dern beschloß die sofortige Auflösung schlechtweg. Am 14. September wird die Vollversammlung da» letzte ent- schsidende Wort darüber zu sprechen haben, ob dem An trag« de» Recht-au-schusse» auf sofortige Auflösung statt gegeben oder das Ergebnis de« Volksentscheid» abgs« wartet werden soll. Kn bürgerlichen Laaer wird man nunmehr mit dem ganzen Ernst«, den die Lag« erfor dert, an die Vorbereitungen zum Wahlkampf, dessen baldiger Beginn nicht mehr tzwetselhast sein kann, her- ängechen müssen. Der Meäergang äer äeutschen Volkswirtschaft. Ein Aufruf -es Relchswkrtschaftsrats zur Ertragssteigerung -er Arbeit. Täv Wirtschaftspolitische und der ReparationsauS- schutz des Reichswirtschästsrat» haben in einer gemein samen Sitzung eine Entschließung über. dl« Ursachen und Folgen de» verfall« der deutschen Währung und die zu seiner Bekämpfung anzuwendendsn Mittel einstimmig angenommen. Die Einleitung der Re solution weist zunächst nochmals den Vorwurf zurück, Deutschland habe mit Absicht seine Währung in Verfall geraten lassen, um sich der Erfüllung seiner Repnra- tionSverpslichtungen zu entziehen. Dis Resolution stellt fest daß die Haupt ü r sachedeSZ u sammenbvuchS der Markwährung die immer wieder erneute Ver zögerung der zur Zahlungsfähigkeit Deutschlands nöti gen angemessenen Regelung der Reparations frage ist. Sie beruft sich dabei aus die Beschlüsse Lev Genueser Konferenz über die Wnänzfrage und auf die Larlegungen in dem Bericht der Pariser Dankierkon- ferenz,. wvr'n mit aller Eindeutigkeit ausgesprochen wird, daß ist« Stabilisierung der Währung ohne end gültige Regelung der Reparationszahlungen und der sonstigen Schulden unmöglich fit. Tier Ausschuß .erhebt, indem er betont, daß in ihm alle Kreise der deut schen Wirtschaft, Unternehmer und Arbeiter, vertraten sind, nachdrücklich und feierlich Einspruch gegen die Behauptung, die Markentwertung sei durch Maßnahmen der Rtgierung oder durch dus Verchastvn tM'schebenüsc MirtschafMeelse bewu ß» hrc.beige- f,ü hr r worden. Die Resolution weist dann «ns die ver hängnisvollen Folgen fortdauernden Währungsverfalls auf die deutsche Wirtschaft und das deutsche Volk hin- Tas Ende dieser Entwicklung Lünne der Zusammenbruch ! der deutschen Wirtschaft sein. Vorbedingung für das Gelingen aller Maßnahmen zur Festigung des Mark kurses sei der ' i > Aufschub der Bavjohlnngen und di« Anpassung der Sach lieferungen an dl« Bedürfnisse und die Leistungsfähig keit der üsutschen Wirtschaft und ZahlungMlanz. Dis Hilfeleistung auf internationaler Grundlage müsse von Maßnahmen der deutschen Wirtschaftspolitik begleitet sein, die das Ziel verfolgen, Höchste Kraftlei stung des deutschen Volke» bei der Abwehr der ih!m drohenden Gefahren zu erreichen. Entsagungsvolle Opferwilligkeit aller Schichten der Bevölkerung sei die unerläßliche Vorbedingung. Im einzelnen stellt die Re solution für die inneren Maßnahmen der Abhilfe und Abwehr ^rnährungLwirtschaftltche, handelspolitische, fi nanzpolitische und produktionötech nische Maßnahmen auf. Am Schluß heißt esr Der.Ausschuß hält es nicht für erforderlich, den Produkt io n^ättsfall auf einzelnen Gebieten der Wirtschaft zu beleuchten und Ginzelmaßnähmen vorzu schlagen. die hier Abhilfe bewirken sollen. Dieses Grü n dübel, an dem die deutsche Wirtschaft krankt, kann nur beseitigt werden, wenn in allen Bevölkerung-^, schichten die dringende Not der Gegenwart das Gefühl für die Pflicht erweckt, das Letzte aufzuwenden, u m mit der Erhöhung des Ertrages der heimischen Arbeit die Voraussetzung, für die Besserung der Verhältnisse zu schaffen. Kein Vorurteil und kein Profitinteressc, kein politischer und kein wirt schaftlicher Glaubenssatz dürfen unS höher stehen als die Notwendigkeit, durch erhöhte Arbeitsleistung Volk und Heimac vor dem Versinken in Elend, Unkultur und Ver sklavung zu retten. Der Ausschuß fordert alle Betei ligten aus, in dieser Gesinnung an die Lösung der Aufs-! gäbe, den Produktionsertrag der deutschen Wirtschaft zu! erhöh«», heränzutveten. ' Ein versöhnlicher Abschluß. Lier Reichskanzler Wirth hat am 20. August einen erst jetzt veröffentlichten Brief an den bayrischen Mini sterpräsidenten Graf Lerchetrfeld gerichtet, in dsm er da» Ergebnis der Berliner Rückfragen noch einmal zusaMmenfaßt und präzisiert, gleichzeitig aber auch auf die schwere außenpolitische Lage hinwetst. -le die Ge schlossenheit der ganzen Nation verlangt. Tier Inhalt der zusammenfasfenden Darlegungen de» Kanzlerbrtefe» war schon vorher bekannt. Trotzdem ist die Veröffent lichung .begrüßenswert, weil sie noch einmal einen doku mentarischen Beweis dafür liefert, mit welcher Behut samkeit und mit welchem Entgegenkommen von den amt lichen Berliner Stellen die bayrischen Beschwerden be handelt worden sind.' Diese Feststellung ist umso not wendiger, al» die echf bajuvarischen Kulissenschieber, in München un> v sßeknnyrlich.R» in die kM»» Tage hinein ihre gehässige Politik gegen die Reichsre gierung und die angeblich, zu schwächliche bayrische Re gierung Lerchenfelds svrtsetzen Und den Heilungsprozeß der frischen Wunde mit allen Kräften zu verhindern suchen. Dieses in gegenwärtiger Zett geradezu hochver- rärerische Treiben muß nicht nur in Norddeutschland!, sondern auch in allen vaterländischen Kreisen Bayerns selbst Abscheu und Entrüstung erregen. Wenn der Brief des Reichskanzlers auch nur einen Teil der verführten Hetzer zur Vernunft bringen sollte, hätte er, abgesehen von der notwendigen authentischen Auslegung und Fi xierung der letzten Berliner Abmachungen, feinen Zweck erreicht. In dem Schreiben des Reichskanzler» an Graf Ler chenfeld heißt e» u. ä.r Ter Wunsch nach Errichtung eines ^bayrischen Senat» hat sich schon bei den früheren Verhandlungen als für dis Relchörsgieruug unannehmbar herausgestellt. Jedoch,Wied erhole ich gern die Zusage, daß die Erneuerung der Mitglieder des für Süddeutschland bestlmmten Senats nach. Benehmen mit den beteiligten Landesregierungen erfolgen und ihm drei bayrische Laienrichter und eine entsprechende Zahl bayrischer KeichSgerichtsräte angehören werden. Die Möglichkeit, daß Sitzungen de» Senat» in sine« süddeutschen Stadt stattfinden, ist gegeben. Lev Herr Reichspräsident hat für 'Fälle dcS VsgnadlaunkS- rechws, in denen die 'Zuständigkeit de» für Süddeutsch- land bestimmten Senats gegeben ist, eine Fühlungnahme mit der betreffenden Landesregierung in Aussicht ge^ stellt., Es bestchi kein Bedeuten, Auen, bayrischen ämisn nach der xüb*ichsn 'AÜHlu'.E mit der bayrischen Regieenng zur Reichsanwalischäft zu berufen uno Vie- sen als Referenten des OberreiH-anwaUcS für bayrische Suchen zu bestellen. Ganze Gebiets, insbesondere, gründ- säytiä) alter Vergehen von der Erledigung durch- den SttmtHprrichtShof auHmfchlietzen, würde den; Ginas des Gesetzes Zuwider lausen. Dis gewünsch-en Punkts bst des Frage der Aburteilung durch den GtaatSgerlchtNho? oder Ue'üerweifung an sie Ländsr können schon durch Maßnahmen der bayrischen Negierung gewöhrceiM werden. Ich Habs keine Bedenken, wenn hie bayrischen Siaatsanwaltschaften von der bayrischen Reglernnq an gewiesen werden, bei der Bearbeitung der Sachen sich gegenüber dem Obsrrsichsanwalt darüber zu äußern, ob sich die Uebercheisung,an dis LundeSbehörde emp fiehlt, ohne daß jedoch durch dieses Verfahren eine Ver zögerung entstehen darf. Diese Acußerungen werden vom Obevreichsanwalt bet der Prüfung sachgemäß be rücksichtigt werden. Die Möräer in äen Schreibstuben. In der letzten Sivnng des Deutschen Katdo- ltke ntägeS sprach Lev Kardinal und Erzbischof von Faulhaber über dis FriedenSmachf der Kirche. Bemer kenswert war besonders, was der Kardinal Über den inneren Frieden sagte. ' Alle, führte er g'nS, die den Haß und völkischen Egoismus verkünden, tragen Holz für den neuen Welt brand zusammen. Die Beziehungen der Völker kön nen nicht friedlich sein, wenn in ihrem Innern der Bruderkrieg herrscht. Tier politische Mord ist ein abscheuliches Verbrechen. DaS muß immer und im mer wieder in die Welt hinetngerufen werden- aber nicht bloß der politische 'Mord als Tat, sondern a. u ch als Wort, und dev ist als Mörder nicht weniger schuldig, der die moralische Verantwortung trchch . wenn er gegen einzelne Persönlichkeiten eine so ver hetzende Sprache geführt hat, nach dem Bibelwort i Schlaget den Hirten, damit die anderen fich zerstreuen. Wenn nach solcher Verhetzung endlich einer den Re volver zieht, dann brauchen wir keinen TtaatSgerichrs» Hof. um den Mörder zu suchen, dann — sitzt der Mörder in den Schreibstuben jener. Zeitun gen, die die Leidenschäften kn Persönlicher' Hetze auf« gepeitscht haben. Bemerkenswert war auch die Schürfe, mit der de« Kardinal sich über den Völkerbund in seiner heu tigen Gestalt au»sprach> Tter Völkerbund, wie er heute sei, bring« nicht den Weltfrieden, sondern den Welt- fr ied Hof. An die Katholiken 'Frankreich» richtete der Kardinal di« Frager Könnt Ihr es un» nicht nachsühl- len >wie sich unser katholische» Herz, umbrecht, wenn man, gerade in unsere katholische Rheinprovinz Heiden und Mohammedaner al» Aufseher schickt? — Nach ein»« Schlutzansprache de» Präsidenten Dir. Adenauer wurde de« Katholikentag geschlossen. Der türkische Sregeszug. Lite Bericht« vom türktschqgriechischen Krieg»schaiu- plätz stimmen darin Überein, daß die Türken unter Ma- stäpU» Keinal ov«-vas>'Ahnllche strategisch wichtige