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Ver»r-v««g-blatt der SreiShauptmanuschaft Bautze« al- Soufistorialdehörde der Oberlaufitz. Amtsölatt h« UMshauptmannschaster» Bautzen und L^dau, des Landgericht- Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, KS Hauptzollamts Bautzen ingleichen der Stadtritte zu Bautze« und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Orga« der Ha«»el»s xs Gewerhekammer z« Aitta». W»sche1«m«»»e1set TlWch -brn!X mit «««»ahm- d« Sm», »ck Fekrkrge. ««» »esch»<t»«e»e: Inner« S»»«DW»i 4 FesGrerher: Nr. S1. — Dratztuachrtch«: Buchen «ch I »«t. 84»»«t»re44: 10 : DK Sgespnllrue PeNtzril« «der deren Ranm 1!) in geeignek» FtlI« Ermäßigung Schwieriger Satz «MrecheW tenrer. DK Zgespaltrn« PeMzetl« 50 Pfennige. m. 124 12». Jahrgang Donnerstag» de« 2. Jnni 1S1V» abends Da- Wichttgfte vo« Tage. Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl im Wahl kreise Jauer-Bolkenhain-Landeshut wurden bis 11)i Uhr abends für Büchtemann (sortschr. Volksp.s 6416, für Proll (Soz.) 6475, für Strasser (kons.s 3876 und für Herschel (Ztr.) 3819 Stimmen gezählt. Das Ergebnis aus einem Orte steht noch aus. Es wird Stichwahl zwischen Büchtemann und Proll stattfinden. * Die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." druckt aus einer von der katholischen „Germania" verössentlichten Uebersetzung der neuen päpstlichen Encyklika verschiedene gegen die Reforma toren gerichtete Stellen ab und bemerkt dazu, daß diese Aeuße- rungen in evangelischen Kreisen großes Aussehen erregen. Sie zitiert im Anschlug daran folgende Bemerkung der sehr katholikenfreundlichen protestantischen „Kreuz - Ztg.„Einem solchen Vorgehen des Papstes gegenüber, wenn es wirklich er folgt ist, müssen alle Versuche, den äußeren Frieden unter oen Konfessionen zu fördern, erfolglos bleiben." * Die neue französische Kam in er ist zusammen getreten und hat provisorisch Brisson zum Präsidenten, Etienne und Berteaux zu Vizepräsidenten gewühlt. * Die ungarischen Reichstagswahlen scheinen für die neue Regierung günstig zu verlaufen. Bis gestern abend 9ZL Uhr errang die neugegründete nationale Arbeits partei 102 Sitze. Die Verluste waren am bedeutendsten bet der Kossuthpartei und der Iusthpartei. * Ein Privattelegramm aus Cetinje dementiert die Er hebung Montenegros zum Königreich und dre angeb lich bereits eingetroffene Zustimmung der Großmächte. Wie das Washingtoner Staatsdepartement erfährt, wurde die Regierungsarmee von Nicaragua durch die Truppen Estradas geschlagen und befindet sich in vollem Rückzüge. * In Buenos - Ayres ist gestern der Grundstein zu dem von den Deutschen Argentiniens gestifteten Monumcn- talbrunnen in Gegenwart des Präsidenten der Republik gelegt worden, wobei Generaloberst v. d. Goltz eine Rede hielt. * Friedrich August von Kaulbach, der bekannte Münchener Porträtmaler, begeht heute, Donnerstag, seinen 6 0. Geburtstag. * Wetteraussicht für Freitag: Heiter, warm, trocken, Ge witterneigung. * Ausführliches siehe an a derer Stelle. Die Bulgaren und König Karl von Rumänien Man schreibt uns aus Bukarest: Der Kampf der Parteien in Bulgarien treibt sonder bare Blüten. Schon seit einiger Zeit wird von den Oppo sitionsparteien eine heftige Campagne gegen das demo kratische Kabinett Malinoff geführt. Man hätte zwar glauben sollen, daß gerade dieses Kabinett die dankbare Anerkennung aller -Bulgaren fände, da es mit kühnem und raschem Entschlusse Bulgarien zur Unabhängigkeit ge führt und es zu einem Königreiche gemacht, auch alle Zweige der Staatsverwaltung im Sinne strengster Arbeit samkeit und Redlichkeit reformiert hat. Allein Dankbar keit hat nie zu den stärksten Seiten der Bulgaren gehört. Die Oppositionsparteien finden, daß das Kabinett bereits zu lange (knapp zweiundeinhalb Jahre) am Ruder sei und daß es jetzt Zeit sei, es durch ein anderes aus ihren Reihen abzulösen. Den Ausgangspunkt nahm die Campagne gegen das Kabinett von den Unruhen in Rustschuk. Dort war es vor mehreren Wochen anläßlich des Raubes eines Türken mädchens durch einen Vulgaren zu Straßentumulten ge kommen, die von den Lokalbehörden mit allzugroßer Energie — es hatte eine Anzahl Tote und Verwundete ge geben — unterdrückt worden waren. Das gab den Opposi tionsparteien die gewünschte Gelegenheit, den Sturmlauf gegen das Ministerium Malinoff zu beginnen. Man ließ und läßt dabei gänzlich unberücksichtigt, daß die Rustschuker Behörden nicht auf eine Anweisung des Ministeriums hin, sondern auf eigene Faust gehandelt hatten und daß die selben sofort, nachdem das Geschehene bekannt geworden, von dem Ministerium zurechtgewiesen worden waren. Die Oppositionsparteien gingen dann in ihren Angriffen weiter und beschuldigten das Kabinett, die bulgarischen Interessen am Goldenen Horn nicht genügend gewahrt zu haben, denn auch der Besuch des Königs Ferdinand in Konstantinopel habe nicht zu den erwarteten Konzessionen hinsichtlich der bulgarischen Interessensphäre in Maze donien geführt. Sie vergaßen dabei aber den Beweis zu erbringen, daß sie mit friedlichen Mitteln etwas Besseres und mehr erreicht haben würden, als das Kabinett Mali- nofs. Sie rasseln allerdings mit dem Säbel und verkünden, daß ein frischer fröhlicher Krieg gegen die Türkei mit raschem Schlage zu dem ersehnten Eroßbulgarien führen werde. Ob aber ein solcher Krieg den erträumten Ausgang nehmen und ein Feldzug gegenwärtig überhaupt das In teresse Bulgariens nur irgendwie fördern würde, ist doch sehr die Frage und das Kabinett hat deshalb auch allen Angriffe» der Opposition bis jetzt kühl standgehalten. Nach altem Rezepte richten nun die Oppositions parteien, da das Kabinett ihrem Anstürme nicht weichen will, ihre Angriffe gegen den König, um diesen dadurch zu veranlassen, das Kabinett fallen zu lassen. In diesen An griffen überbietet sich nun die oppositionelle Presse in Schmähungen schlimmster Art, ja sie drohen dem König sogar mit Verjagung aus dem Lande. Hierbei verweisen sie auf die so erfolgreiche Regentenlaufbahn des Königs Carol von Rumänien. Sie geben sehr deutlich zu ver stehen, daß unter dem Könige Carol, der ja überdies als Verbündeter der Russen in dem letzten großen Kriege gegen die Türken einen so hervorragenden Anteil an der Be freiung Bulgariens genommen und deshalb Anspruch auf die Dankbarkeit der Bulgaren habe, Bulgarien sich sehr viel wohler fühlen werde, als unter König Ferdinand und daß man den alten Plan wieder aufnehmen könne, den König Carol von Rumänien auch zum Herrscher von Bul garien zu machen. In der Tat ist ein solcher Plan wiederholt aufgetaucht. Bereits im Lager von Plewna, wo der damalige Fürst Carol die vereinigte russisch-rumänische Belagerungsarmee kommandierte, wurde derselbe vom Kaiser Alexander ll. in einem Gespräche mit Carol angeregt. Später, im Ja nuar 1879, kam Graf Jgnatieff eigens nach Bukarest, um dem Fürsten im Auftrage des russischen Kaisers das An erbieten einer Personalunion zwischen Rumänien und Bulgarien zu wiederholen. Der Fürst sollte dadurch be wogen werden, von der Bestimmung des russisch-rumäni schen Bündnisvertrages, durch welche Rußland die Inte grität Rumäniens garantierte, im Hinblick auf Bessarabien, das Rußland von Rumänien zu haben wünschte, abzusehen. Für Fürst Carol war die in Aussicht gestellte Perspektive sehr verlockend — sah er doch darin die Möglichkeit, das im Mittelalter bestandene große rumänisch-bulgarische Reich wieder herzustellen. Indessen kam der russische Hof sehr bald von dem Plane zurück und setzte die Wahl des Prinzen Alexander von Battenberg zum Fürsten von Bul garien durch. Noch ein zweites Mal wurde Carol die bul garische Krone angetragen. Es war dies nach der Ver jagung, bezw. Abdankung Alexanders, wo sich die Regent schaft unter der Führung Stambuloffs an den König Carol mit der Bitte wandte, die erledigte bulgarische Fürsten krone mit zu übernehmen. Auch diesmal wurde das Pro jekt vom Könige Carol sympathisch ausgenommen und auch der damalige rumänische Ministerpräsident Bratianu, der Vater des jetzigen Kabinettschefs, befürwortete das selbe. Rußland befürchtete indessen, seinen Einfluß auf Bulgarien gänzlich einzubüßen, wenn dasselbe unter die Regentschaft Carols käme, der sich inzwischen dem Drei bunde — wenn auch nicht mittels geschriebenem Ver trage — angeschlossen hatte. Es beauftragte daher seinen Gesandten in Bukarest, Hitrowo, dem Könige zu erklären, daß an demselben Tage, wo er sich bereit erklären werde, die bulgarische Fürstenkrone anzunehmen, ein russisches Armeekorps in die Dobrudscha eindringen werde. So er ledigte sich auch dieser zweite Antrag. Es ist nicht wahrscheinlich, daß, wenn jetzt erneut die Frage an den König Carol gestellt werden würde, er die selbe im bejahenden Sinne entschieden würde. Denn ab gesehen von allgemeinen politischen Erwägungen und dem Umstande, daß der rumänische Hof mit dem bulgarischen innig befreundet ist, dürfte vor allem das hohe Alter, das König Carol inzwischen erreicht hat, und sein schwankender Gesundheitszustand den König abhalten, eine Aufgabe zu übernehmen, der er sich in früheren Jahren und unter an deren Voraussetzungen mit all der Energie und Hingebung gewidmet haben würde, die alle seine Regentenhandlungen in den 42 Jahren auszeichneb., in denen er nunmehr die Geschicke Rumäniens leitet. Aber die bulgarischen Oppo sitionsparteien werden auch vergeblich auf die Erledigung des bulgarischen Thrones warten. König Ferdinand hat zu feste Wurzeln im bulgarischen Volke gefaßt, als daß man ihn kurzerhand würde stürzen können und außerdem hat er es noch immer verstanden, einer allzu heftig werdenden Opposition den Wind aus den Segeln zu nehmen. M. v. Politische Nachrichten. Deutsches Reich. Der Wasserweg zwischen Preußen und Sachsen. Im preußischen Herrenhause besprach Graf v. Hohenthäl-Döl- kau bei Beratung des Bauetats die geplante Wasserverbin dung von Leipzig zur Saale. Das im Königreich Sachsen geplante Projekt südlich von Merseburg scheine sich weniger zu empfehlen, als das von preußischer Seite in Aussicht genommene Projekt nördlich von Merseburg. Dieses biete Vorteile für Landwirtschaft, Industrie und Bergbau. Eisenbahnminister v. Breitenbach entgegnete: In dieser Angelegenheit lägen fertige Projekte noch nicht vor. Bei den Verhandlungen mit Sachsen würden die ge äußerten Wünsche möglich st berücksichtigt werden. Zum Tode von Oswald Zimmermann. Reichstags abgeordneter Zimmermann, dessen Tod in der vorgestrigen Nummer gemeldet wurde, war in Dresden eine be kannte Persönlichkeit. Hat er doch, wie bereits er wähnt, in der antisemitischen und reformerischen Be wegung, die vor Jahr und Tag in Dresden besonders starke Erfolge errang, eine führende Rolle gespielt. Im politi schen Leben kamen ihm seine große Beredsamkeit und seine Schlagfertigkeit in der Debatte sehr zustatten. Besonders in der Agitation hat er seinen politischen Freunden wert volle Dienste geleistet, sodaß er in den letzten Jahren allge mein als Führer der Reformpartei anerkannt war. — Seine Tätigkeit im Reichstage beeinträchtigte die Aus übung seines Landtagsmandats. In der Zweiten sächsischen Kammer, der er 1903 bis 1909 als Vertreter des 18. städti schen Wahlkreises angehörte, wurde er von dem verstor benen Staatsminister Grafen von Hohenthal und Bergen in der Sitzung, in der die Schlußabstimmung über die Wahlrechtsreform vorgenommen wurde, als einer der bedeutendsten Parlamentarier unserer Zeit bezeichnet. Trotzdem wurde er unter dem neuen Wahl recht nicht wiedergewählt: sein Mandat fiel dem national liberalen Abgeordneten Ör. Seyfert zu, während als ein ziger Vertreter der Reformpartei Abgeordneter Biener (Chemnitz) das Erbe Zimmermanns antrat. Obwohl er bei seiner stark ausgeprägten Persönlichkeit, die Kompro missen abgeneigt war und einen „frischen, fröhlichen Kampf" dem „faulen Frieden" vorzog, selbst in den Reihen der bürgerlichen Parteien »eben vielen Anhängern und Freunden auch scharfe Gegner hatte, wird seine eminente Stoßkraft in der politischen Agitation bei den kommenden Reichstagswahlen sicher sehr fehlen. Die Ersatzwahl in dem bisher von ihm vertretenen Kreise wird aber für die Beurteilung der Situation in Sachsen sehr in teressant sei». „Sozialdemokratische" Konsumvereine. Die Arbeiter konsumvereine wollen, wie bekannt, mit sozialdemo kratischer Politik absolut nichts zu tun haben und die Sozialdemokraten weisen in Versammlungen die Bezeichnung „sozialdemokratische" Konsumvereine mit kühner Entrüstung zurück, unter Berufung auf den 8 84 des Erwerbs- und Wirt- chastsgenossenschafts-Eejetzes. In allen Versammlungen und in der Presse helfen sich die Sozialdemokraten einfach mit dem fast abgegriffenen Trugschluß: weil das Gesetz die sozialistische Be tätigung in den Konsumvereinen verbietet, darum gäbe es keine „sozialdemokratischen" Konsumvereine! Demgegenüber tritt „Das Vaterland" den Beweis des Gegenteils an. Es ver weist u. a. auf den 1. Mai, den großen sozialdemokratischen Welt eiertag, an dem alle Verkaufs- und Lagerräume der sozialdemo kratischen Konsumvereine geschlossen gehalten werden. Weiter wird im einzelnen die Parteitätigkeit der Lagerhalter geschildert, bei denen notorisch alle Fäden der sozialdemokratischen Organi- ätion zusammenlaufen, die die Kontrolle, Abschriften oder Er- zänzungen der Wählerlisten besorgen, die wöchentlichen Klebe marken für die politischen Beiträge, sür Streikunterstützungen in Verwahrung haben und in die Preßausschüsse, sowie fast überall zu Kommunalvertretern gewählt werden als erste Etappe für ein päteres Landtags- oder Reichstagsmandat. Besonders schla- zend aber sind die von dem genannten Preßorgane gebrachten Ausführungen des sozialdemokratischen Abg. Fleißner, der ohne Scheu folgendes nette Stückchen erzählte: Bei einem Müh lenunternehmer in der Umgegend von Dresden stellten die Arbeiter plötzlich erhöhte Lohnforderungen und neue Ar beitsbedingungen. Sie wurden aber abgewiejen. Da wandten ich die Arbeiter an die Dresdener Konsumvereine mit ihren 46 Verkaufsläden. An diese lieferte der Mühlenuntcrnehmer. Die Solidarität der sozialdemokratischen Gewerkschaftler und Konsumgenossenschaftler führte nun dazu, daß auf den Mühlcn- unternehmer ein Druck ausgeübt wurde. Er mußte sich einfach entscheiden, entweder die erhöhte Lohnforderung zu zahlen oder die Dresdener Konsumvereine als Kundschaft zu verlieren. Der Mllhlenunternehmer war gezwungen, das sozialdemokratische Lohn- und Arbeitsprogramm der Konsumvereine anzuerkennen. Zur Bekräftigung betonte Herr Fleißner, daß er aus seiner Kaxis heraus noch viele Fälle kenne, daß Arbeiterforderungen urch Drohung mit Entziehung der Kundschaft bei vielen Unter nehmern durchgedrückt worden sind. — So arbeiten also sozial demokratische Politik, Gewerkschaften und Konsumvereine Hand in Hand! Wenn aber sozialdemokratische Programmforderungen — Acht-Stundentag usw. — von sozialdemokratischen Eewerk- chaften und Konsumvereinen durch Boykott und Terrorismys als Machtfragen behandelt werden, dann besteht auch die Be zeichnung „sozialdemokratische" Konsumvereine völlig zu Recht- Der Hanfabund in Ostritz. Die am vergangenen MoK- tag abgehaltene Versammlung des Hansabundes war von