Volltext Seite (XML)
Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat?u Artnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Nmgegen». Ter Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, bonnewentsprei« inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungrblattes" Vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau» i Mark .n Pfenuige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. die ^gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Radau nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^,11 Uhr, für di« Sonu»be»d«Rummer bi» Freitag vormittag l/,11 Uhr etnzusenden -chrifileitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Ar. 18.Mittwoch, den 3. März 1909.19. Zahrgaag. Lertlicke» «mV SSchfts»«». Bretnig. Nm Sonnabend fand im Gasthof zur goldnen Sonne vor leider nur schwach besetztem Haus» der vom Homöopa thischen Verein arrangierte Vortrag über „Häusliche Krankenpflege" (Referent Herr Große-Dre«den) statt. Zn klarer, leicht f,ß> licher Weise erläuterte Redner den Wert ver- stänoiger Krankenpflege in der Familie, dabei darauf hinweisend, wieviel durch ungünstige Lage und Einrichtung der Krankenschlafzimmer, sowie durch unverständige, rücksichtslose Be handlung der Kranken die Gesundheit beein trächtigt wird. Er erklärte die Beschaffenheit und Lage eines Krankenschlafzimmer« und be tonte, wie wertvoll und unerläßlich verschiedene Gegenstände zur Krankenpflege sind und wie günstig man durch rücksicht-volle«, verständiges Verhalten dem Kranken gegenüber auf dessen Wohlbefinden einwirken kann. Au« allen diesen, über 1 Stunden langen Ru«sührungrn, welche von tiefer Sachkenntni« de« Reoner« durchdrungen waren, dürfte wohl jeder der Anwesenden de« Wiffen«werten genug gefun den haben. Reicher wohlverdienter Dank lohnte' die trefflichen Darlegungen de« Vor tragenden. E» ist nur zu bedauern, daß die Menschheit solchen aufklärenden, delehrenoen Vorträgen so antipathisch gegenübersteht, wo e« doch die Pflicht eines Jeden sein sollte, in gesunden Tagen sein Wissen zu bereichern, um bei Krankheitsfällen pflichtgemäß eingreisen zu können. Bretnig. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Manat Februar in 151 Poste« 12152 Mk. 75 Pfg. eingezahlt und in «2 Posten 8008 Mk. 42 Pfg. zurückgezahlt, 14 neue Bücher ausgestellt und 3 Bücher kassiert. — In die Kinderkaffe wurden in 27 Posten 30 Mk. 14 Pfg. eingezahlt, dagegen in I Posten 56 Mk. zurückgezahlt. — Internationale Ballonfahrten. Am Donnerttag den 4. März finden in den Mor genstunden internationale wissenschaftliche Ballonausstiege stall. Es steigen Drachen, bemannte oder unbemannte Ballon» in den meisten Hauptstädten Europa« auf. Der Finder eine« jeden unbemannten Ballon« er hält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäß den Ballon und di» Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort telegraphisch Nachricht sendet. — Der erste der beiden Bußtag» in Sach sen fällt in diesem Jahre auf den 10. März. Unsere Nachbarstaaten haben bekanntlich diesen Fkühjahr«bußtag nicht. G r o b r ü h r, v o r f. Am Sonntag b«- ging der hiesige Radsahrerklub i» Äastbv' zum grünen Baum da« Fest stine« 18jährigen Bestehens. In starker Zahl waren die Mit glieder sowie die eingeladenen Ehrengäste er schienen, welche durch den Vorsitzenden de« Klub«, Herrn Bernhard Schurig, aus« herz lichste bewillkommnet wurden. Unter denEhren- gästen befanden sich auch der Vorstand de« Gaurs 21b de« Deutschen Radfahrerdunor« Herr Baumeister Krause-Dr-tven und oer Gaufahrwart Herr Wendt-DreSden. Der Erstere benutzte seine Anwesenheit, um den hiesigen Radfahrerklub al« Gauoerein zu be grüßen. Das Programm war abivechselungr- voll und bol genug de« Sehen« und des.Hörens. Schon der brillant gefahrene Neigen des hie sigen Klub« befriedigte allgemem, was durch lebhaften Beifall zum Ausdruck kam; al« aber der Kunstreigen sek Radeberger Radfahrerklub« 1890 zu Ende war, da folgte minutrnlanqer Applaus. Große Bewunderung beim Publikum ries»n auch die Leistungen der hiesigen Klud- mitgli»d«r Herren E. Philipp und Fritz Rosen kranz hervor, die auf Nieder- und Hochcad geradezu Erstaunliche« zeigten, so daß diesel ben -l« Kunstfahrer bezeichn«! zu werden ver dienen. Ein« Glanzleistung bildite ferner oa» von den Radeberger Gästen gefahrene Quar tett, die schließlich noch ein höchst interessante», an heiteren Momenten nicht fehlende« Ball spiel «»»führten. Ehe der Tanz in seine Rechte trat, wurde ein alle«, treuverdienle» Mitglied Herr Adolf Röllig geehrt, indem der selbe durch den Vorsitzenden davon Kenntnir «rhielt, daß der Klub ihn zu seinem Ehren- milgliede ernannt und eine Ehrentafel gestiftet habe, die vem Gefeierten überreicht wurde. Durch seinen Vorsitzenden Herrn Kurt Boden ließ der Bretnig« Radfahrerklub den Herren E. Philipp und Leuchtmann je eine Ehren tafel für ihr Kunstfahren am letzten Winter- Vergnügen diese« Klub« aus bändigen. Der Tanz erfuhr einige Unterbrechungen durch komische Aufführungen, wobei der „Zeppelin I" eine Hauptrolle spielte. Auch die in letzter Stunde erfilgte ulkige „dannerwiihe" mit dem Steckenpserdreiter machte viel Spaß. E» war ein herrliche« Fest, auf da» der hiesige Radsahrerklub mit froher Genugtuung zurück- dlicken kann. Arn»dorf. Auf hiesigem Bahnhofe ist am Sonntag vormittag ^10 Uhr der Bremser Hertwig beim Rangieren eine» Sütei- zuge» an der Rampe verunglückt. Er erlitt hierbei so schwere Verletzungen, daß sich seine Ueberführung in da» Klankenhau« nach Dre«- den-Flieviichstadt nötig machte. Zittau. Wie au» sen Försteikceisen ver- lautei, dürfte der in der letzten Zeit hi«r sehr stark ausgetretene Eis- und Rauhfrostbelag in den Waldungen mit dir Ronnenplage gründ- lrch aufgeräumt Haden. Die Brut soll gänz lich vernichtet sein, sodaß in diesem Jahr« der schädlich« Falter nur noch vereinzelt auftreten dürfte. Dresden. Am 17. Januar, dem Tage der Wahlrrcht-demonstration, bestieg der sozial demokratische 8tadlverordn«te Kühn eine Droschke am Altmarkt und hielt an dir Volks menge eine Ansprache. Er wurde von zwei Gendarmen festgenommen und zur Wache ge bracht. Die Art und Weise der Abführung — die Ämdarmen hielten den Arrestanten am Arme fest — empörte den letzteren und er rief unterweg« einigen Personen zu; „Er ist «ine Unverschämtheit, mich wie «inen Ver brecher zu führen; «< ist eine Gemeinheit!" Dlsse Aeußerunz vrachte dem Stadtverordneten eine Anklage wegen Beamtenbeleidigung ein. Da» Schöffengericht verurteilte ihn zu 200 Mark Geldstrafe oder 20 Tagen Gesängni«. Dresden. Nm Tage de« Antritt» seiner MUtelmeerreise hat König Friedrich August eine» Gnavenakt vollzogen, der sicherlich in weitesten volkskceise» den freudigsten Wider hall finden wird. Dem Wunsche der Ge schworenen entsprechend, hat der König die am 28. Januar d. I. vom Dresdner Schwurge richt wegen Ermordung ihre» 7 Monate alten Krndi« zum Tode verurteilte Verkäuferin Frida Marlha Helm zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Dresden. Am Freitag vormittag hat sich ein unbekannter, anscheinend dem Ardeiter- stanbe angehorender, etwa 30 Jahre aller, mit Turneijsckett bekleideter Mann von der Mari«nbrücke in di« Elbe gestürzt. D«r L«- bensmüd» ist, auf d«m Rücken schwimmen», vom Strom« abwärts getrieben worden und verschwunden. Dübeln. Am Donnerstag gegen abend entstand hier in der Bahnhofstraße vor dem neuen zweistöckige« Dopp«lh«use gigenüder dem Schützenhause ein großer Menschenauflauf, da auf dem Dache eine junge Dam» bemerkt wurde. Man hielt di» Dame für geistesge- gestört und e« wurde die Feuerwehr zu ihrer Rettung herdeigerufen. Diese kam «uch «rt der mechanischen hohen Leiter angefahren. Inzwischen hatte sich herauSgestellt, d»ß da» junge Mädchen, da« zu Besuch bei einer in d«r Mansarde diese« Hauses wohnenden Frau weilte, au« Angst auf da« Dach geflüchtet war. Dec Ma«n d«r Frau hatte Einlaß begehrt und ihm da dieser verweigert wurde, schlug «r die Tür der Wohnung ein. Da« zum Fenster hinausgeflohene Mädchen mußte 20 bi» 25 Minuten in der vereisten Dachrinne stehen, «he sie von den Feuerwehrleuten von ihrem hohen gefährlichen Zufluchtsorte herabgehoil werde« konnte. Freiberg, 26. Februar. Da» hiesige Schwurgericht verurteilte heute die 59 jährige Wirtschaftsdesttzersehefrau Bertha Rosalie König und die 35 jährige Dienstmagd Emma Ernestine Schmidt au» Ansprung bei Zöblitz wegen gemeinschaftlich verübten Mordversuch« zu 5 bezw. 3 Jahren Zuchlhau« und je 6 Jahren Ehrverlust. Die beiden Fraurn halten am 21. D«z. v. I. nach ihrem eigenen Ge ständnis versucht, den Ehemann der König zu ermorden, indem sie ihn im Stalle überfielen, wobei die Schmidt mit einer Hacke auf ihn einschlug. Der Manu halte nur geringfügige Verletzungen erlitten. Hainichen. Lm Donnerttag vormittag geriet die Waschfrau verw. Gast mit dem Kopfe in die Schleudermaschine, so daß ihr zur Hälfte die Kopfhaut avgezogen wurde. Die B«dauern»w«rle, die acht schulpflichtige Kinder zu ernähren hat, verlor erst vor wenig Tagen ihren Mann durch den To». Oschatz. Pfarrer Schreyer rn Collm bei Oschatz wurde vom Amte >u«pendierl. Hierzu wrrd gem«ldet: Dec Geistlich« hatte den Wirl- schaftSdesitzer Klotz au« Lollm und den Re dakteur Dyck vom „Oschatz« Tageblatt" wegen Belerdigung verklagt. Ersterer hatte den Pfarrer einen Lügner genannt, der Re dakteur di« Verhältnisse in Eollm in sein«m Blatte erörtert. E« herrschte, wie sich ergab, tatsächlich seit längerer Zeit ein förmlicher Kriegszustand zwischen der Gemeind« und ihrem Pfarrer. Infolgedessen ließ der Klrcheubesuch so nach, daß manchmal nur zwei Besucherinnen, von denen die eine »ie Tochter de« Pfarrer« war, »em Gottesdienste beiwohnt«». Die Ge- meinoeamt»mitglieder, insbesondere die Lehrer, behandelte Sch. al« Untergebene. „Ich bin der Herr, ich habe zu befehlen", so erklärte er. Wiederholt wurde d«m Pfarrer in der Gemeinde Unwahrheit oorgeworfen. Al» zum Geburtstage des Lehrer» dessen Schüler und deren Ellern sammelten, um den Lehrer zu erfreuen, zeigte er da« dem Bezirktschuliu- speklor an, versicherte aber dem Lehrer unter Handschlag, daß ec nicht der Angeber fei. Der Vorfall wurde durch Zeugenvernehmung bewiesen und hat wohl hauptsächlich zur Sus pension des PiarcerS geführt. — Da» Geständnis der Frau Lahmann. Von den Geschworenen wurde in der letzten Sitzung,p..iodr de» Schwurgerichts bekan» tlich di« Tischlrrtehefrau Lohmann w«g»n Lbtr«i- bung, fahrlässiger Tötung und Beiseileschiffung «ine» Leichnam» — chr Opf«r war da» Dienst mädchen Emma Heine au« Plagwitz — zu einer sech«jährigen Zuchthausstrafe und sechs wöchiger tzaftstras« verurteilt. Die Haftstrase ist durch vir Untersuchungshaft verbüßt, die Zuchthausstrafe hat die Frau Lohmann ange- lreten. Vor ihrer Abführung nach Waldheim Hal sie dem Staatsanwalt Dr. Kunze gigen- üb«r ein volle» Gestäudni» abgelegt, da» sich vollständig mit dem Geständnisse ihre» Ehe- manne« deckt. Sie hat zugegeben, daß »it Heine am 4. Juni »ähreno der Vornahme der Manipulationen zur Abtreibung verstorb«n ist. Um allen Verdacht von sich abzulenken, Hal die Lohmann und ihr Mann vr« Leiche in den Keller geschafft, spät adent» haben sie die Tol« dann wieder hinauf in ihre Wohnung geholt, dort zerstückelt, den Kopf verbrannt und die anv«ren Leichenteile in dre Pleiße ge worfen. Da» im Anfänge so mysteriö« er scheinende Verbrechen ist demnach jetzt völlig aufgeklärt. Während der mehrtägigen Schwur gericht»»,rhandlungen hat die Lohmann ihre Schuld auf» hartnäckigste bestritten. — Der Mörder d«» Friedrichschen Ehe paares in Leipzig, der Erpressung,!, bei oen Inhabern der Firma I. I. Weder versucht«, hat im ganzen zwölf Erprefferbriese geschrie ben. Es wird ferner «rwähnt, daß er u. a. auch sich rühme, „30 blaue Lappen" von einem vornehmen Herrn erpreßt zu haben. Um weitere» herautzubekommen, ist er einmal, w,e er schreibt, in der Verkleidung einer Dame aufgetreten. Außerdem gesteht er mit zyntscher Offenheit noch einige Raub- und Mordtaten zu, bei denen die Behörde nicht Licht hat schaffen können. F«stgestelll ist endlich durch Vergleich der Schrrften ver Bnefe, daß Schreiber, Erpresser uns Mörder ein und die selbe Person sind. — Ein« folgenschwrre Explosion, der meh- r,re Menschen zum Opfer gefallen sind, hat sich am Donn«r»tag abend gegen 11 Uhr im böhmischen Grenzorle Schwade,bach ereignet. Im Köhlerschen Gasthofe dort versagte um »iese Zeit, wahrscheinlich infolge der strenge« Kälte, oie Azetylenanlage. Al» ds» Licht nachließ, begaben sich der Wirt, Herr Hahn, und dec Hausknecht Reichelt mit einer brennen den Laterne rn oen Gatraum, um nach der Ursache der Störung zu forschen. Dabei er folgt« die Explosion, Sie furchtbare Wirkung hatte unv den ganzen Tanzsaal de» Gasthofes rn einen Trümmerhaufen verwanoelte. Der Wirt ist tot; ebenso der oveagenannle Haus knecht. Dre Wirtschafterin ist schwer verletzt worden; sie sollt« nach dem Krankenhause zu Gra-litz gebracht werden, ist jedoch unterweg» verschieden. Die Katastrophe har also drei Menschenleben gefordert. In den Nachbar häusern sind stellenweise Fenster und Türen eingedrückt worden. Die Detonation war weithin hörbar, und die nachfolgenden Feuer- siznale lreßen sofort auf em größere» Unglück schließen Al« ein glücklicher Zufall ist e« zu betrachten, saß die Mitglieder eine» Gesang verein», die am gleichen Abend ihre Singstunde in oer Wirtschau abhielten, sich wegen der giope» Kälte im UeoungScaume noch in der Küche an-oieUen. Als dec Knall ertönte, Mangen u- alle zum Fenüer hinaus. Ein Zimmermann namens Jnmanucl Serbel au» Schwaverbach Hal daoei erhebliche Velletzungen erlitten.