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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Ta,-dl«N» erschrtm tü,Nch «ach», i M>r »rn T«,. - Bc- Nd^oluna ,» O«^chLst,ftrIl« a-d »c« Ämgabcftrllni r Wk. im Manat, bei zustellus« baech »ie Batra r,» Ma., bei Postv-Peltun, Wochenblatt für Wilsdruff n. Umgegend Waten Ln"«7LÜ" „tz Deschästsstellen —— — — nehmen zn jeder Zeit Be» entge-en. Im FaLe höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung Mr Keitrrng oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eiugesaudter Schriftstücke erfolgt nur, weuu Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: di« Sgespatte« Nourareile M Doldpfennig, die 2gespaltene Feile der amtlichen Bekanntmachungen 4» Gold- Pfennig, die 3-espaltencSieklauteteAe im textlichen Teile lOO Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpfennige. Vor- geschriebeneGrscheinnngs- tage und Platzvorschriftr» werden nach Möglichkeit Fernsprecher: AmL Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis oorm.ro Uhr —— - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegea. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmaunschaff Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffe«. Nr, 250. — 83 Jahrgang T-legr.-Adr.: .Amtsblatt- W ilsdruff-Dresden Pom»-^ Dr-sd-n Ww Freitag, 24. Oktober 1924 kntülN ein knäe. London hatten Herriot und Theunis dem deutschen Kanzler versprochen, unmittelbar nach Zustande« kommen der Dawes-Gesetze, also der Ratifikation des Londoner Abkommens, den Bezirk Dortmund von ihren Truppen räumen zu lassen. Anderthalb Monate hat man sich Zeit gelassen, ehe dieses Versprechen ausgeführt wurde; erst am 22. Oktober wurde aus Dortmund die französische Besatzung zurückgezogen. Gleichzeitig ist ja nun auch in Koblenz ein Überein kommen getroffen worden, das die Rückgabe aller von der Micum beschlagnahmten Kohlenzechen, Kokereien, Eisenzechen usw. festgesetzt. Damit hat die Politik der „produktiven Pfänder" ihr Ende erreicht. Niemals wird sich auch nur in großen Zügen feststellen lassen, welche ungeheuren wirtschaftliches Schädigungen diese Politik der produktiven Pfänder seit dem 11. Januar 1923 erzeugt hat. Poincarö prunkte ja in seinen Kammer- und Senatsreden immer mit großartigen Zahlen über die finanziellen Erfolge, die die Micum mit dieser Politik er zielt habe. Schon in Frankreich selbst hat man die Richtig- ket dieser Zahlen bezweifelt; für uns aber ist es vollends gleichgültig, ob sie stimmen oder nicht, — unermeßlich sind die Zerstörungen an den Werken, die diese rücksichtslose Politik hervorrief. Nicht weniger brutal als die Politik während der Kampfzeit war sie dann in jenen zwölf Mo naten, wo eine anscheinende Vertragsmäßigkeit eingeführi war, also in der Zeit der Micumverträge. Eine Reihe von Werken hielten ja die Franzosen nach wie vor in betriebstechnischer Verwaltung; aber die andern sind nicht weniger finanziell und betriebstechnisch zerrüttet wie jene. Um die Micumverträge überhaupt erfüllen zu können, mußten sich die Werke Kredite zu den unerhörtesten Bedingungen suchen, — und trotzdem mußte der Kohlen preis heruntergesetzt werden, damit die Werke überhaupt, wenn auch unter Verlust, einen Absatz hatten. Jetzt hat eine ganze Reihe von Magerkohlenzechen den Betrieb ein st eilen müssen, weil sich die Kohlenförderung infolge der hohen auf ihr lastenden Kosten nicht nur nicht mehr lohnt, sonZern erhebliche Zuschüsse erfordert. Durch die Politik der produktiven Pfänder ist die Exportmöglichkeit der deutschen Kohle fast unmöglich gemacht. An den Grenzen des Ruhrgebietes selbst ist englische, sogar ober schlesische Kohle bedeutend billiger. Line einfache Rechnung besagt, daß die Fracht sür einen Waggon Kohle von Essen nach Hamburg mehr kostet als die Kohle selbst. Die geringen Zuwendungen, die von der deutschen Regierung den Trägern der Micumlasten gemacht werden konnten, haben nicht einmal genügt, den Kredit abzudecken, den die Werke für die Erfüllung der Micumverträge notwendig hatten, geschweige denn dienten sie als Grundlage für neues Betriebskapital. Unter diese Politik soll nun ein Schlußstrich gemacht werden; aber ihre Folgen werden sich auch dadurch noch lange bemerkbar machen, daß die Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich über die Regelung der Ver hältnisse im besetzten Gebiet ein starkes Nachgeben deut scherseits gezeitigt haben. Diese Koblenzer Verhandlungen haben nämlich zu der Bestimmung geführt, daß die Waren aller Art, die in regelrechter Weise unter dem alliierten Regime in das besetzte Gebiet eingesührt worden sind, frei und ohne vorher eingeholte Genehmigung zwischen dem besetzten und dem nicht besetzten Gebiet zirku lieren können; ferner aber noch, daß diese Waren mit keiner weiteren Steuer belegt, noch mit irgendeiner Aus- beutungs- oder Einschränkungsmaßnahme in bezug auf evtl. Handelsoperationen mit ihnen belastet werden dürfen. In verständliches Deutsch übersetzt, bedeutet dies, daß alle Waren, die in der Zeit vom 11. Januar 1923 bis jetzt über die im Westen ganz offene Grenze in großen Massen hin- eingeflutet sind, nun nach Osten weiterfluten können, ohne daß irgendein Handelsverbot sie treffen kann, ge schweige denn, daß ihre Einfuhr selbst noch nachträglich mit irgendeinem Zoll oder einer Steuer belegt wird. Das bedeutet einen Sieg der handelspolitischen Wünsche Frankreichs, bedeutet eine Genehmigung der Profite, die Deutsche während und nach dem Ruhrkampfe durch den Handel mit Frankreich gemacht haben. Soweit die Kaufkraft im Westen reicht, ist der Markt übersättigt und daher bis auf weiteres aufnahmeunfähig. Demgegen über ist es ein geringer Trost, daß schon mit dem 22. Ok tober die deutschen Zoll-, Außenhandels- und Forstdienst- ftellen ihre regelrechte Tätigkeit aufnehmen sollen, wenig stens, soweit der Befehlsbereich der Rheinlandkommission reicht; für das besetzte Gebiet wird der dortige Oberkom mandierende in allerkürzester Frist eine ähnliche Ver^ ordnung erlassen. Damit ziehen die Raben, die am 11. Januar vom Rhein her nach Osten flogen, wieder nach Westen zurück, und die sogenannte „Jngenieurexpedition", wie Poin - carö den Einbruch der französischen Truppen in das Ruhrgebiet bezeichnete, hat ihr Ende erreicht. Was sie zurückläßt, sind Trümmer, die nun in schwerster, entsagungsvollster Arbeit erst wieder ausge räumt und zu dem ausgebaut werden müssen, was vorher war. Wir haben dabei den bittersüßen Trost, daß die Welt über diese „Produktivität" der Poincaristischen Politik etwa dasselbe Urteil fällt wie wir Deutsche. Dortmund und Hörde befreit. Starke Herabsetzung der ReparaLios- kohlenlieferungen für Oktober. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Düsseldorf, 23. Oktober. Die Reparattonskohlduliefe- rungen, die im September 1778 000 Tonnen Kohle, darunter 612 000 Tonnen Koks und 812 000 Tonnen Kohle, betragen haben, sind in Auswirkung des Londoner Abkommens nach dem am 13. Oktober beim Ruhrkohlenbergbau eingetroffenen Mittei lungen auf 1 104 000 Tonnen für Oktober ermäßigt worden. Diese plötzliche starke Ermäßigung der Kvksanfordernng für Ok tober um rund ein Viertel der Ziffer für September hat die Koks produzenten in eine kritische Lage gebracht. Da die Eisenwerke wegen der ungünstigen Konjunktur nur geringen Koksbedarf haben, sind bei der plötzlichen starken Ermäßigung der Nepara- tionskohlLmieferungen eine Reihe von Kokereien plötzlich jeder Absatzmöglichkeit beraubt und genötigt, die ganze Erzeugung auf Lager zu nehmen. Amerika und die Friedrichshafener Werst anlagen. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 23. Oktober. Wie „New Porl Herold" meldet, soll die amerikanisch Regierung nicht die Absicht haben, offiziell zugunsten der Aufrechterhaltung der Friedrichshafener Werft- anlagen zu intervenieren. Es ist jedoch möglich, daß sie offiziös den deutschen Standpunkt in dieser Frage unterstützen wird. Die amerikanische Regierung wird sich, wie das Blatt meint, über die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten zu dieser Frage informieren. Das amerikanische Publikum ist offensicht lich günstig für Deutschland gestimmt, aber in den Kreisen des Flugdienstes und der Marine ist die Meinung über diesen Punkt ziemlich geteilt. Die Auslieferungsangelegeuheit der Erzbergermörder vor der Nationalver sammlung. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Budapest, 23. Oktober. In der Nationalversammlung brachte gestern der Abg. Ruppert die Ablehnung der Auslieferung des Crz- bergermörders Förster-Schulz zur Sprache. Er kritisierte in seinen Aus- sührungen die Weigerung der Regierung scharf. Die Entscheidung der Regierung verletzte nicht nur den Geist der Gerechtigkeit, sondern auch die außenpolitischem Interessen des Landes. Deutschland habe seiner Zeit unrecht gehandelt, als es die Auslieferung des Mörders des Gra sen Tisza verweigert habe. Das aber sei keine Entschuldigungen sür die ungarische Regierung. Mord bleibe Mord und die Verweigerung der Auslieferung des Mörders sei nicht gerecht. Die Regierung hätte Deutschland Gelegenheit geben müßen, den Mord an Erzberger zu sühnen. Indem sie es nicht getan habe, verfalle sie in ihren alten Fehler, der darin bestehe, Mörder, die sich hinter politische und patrio tische Schlagworte verstecken, zu unterstützen. Der Iustizminister erklärte, daß er dasür Sorge tragen werde, daß die Gerichte von jeglichen po- vortmunck beireit. Nach annähernd zweijähriger Besetzung sind nun mehr Dortmund, Hörde und Umgebung von den Fran zosen geräumt. Am 22. d. M., früh 8 Uhr, hatten die Franzosen bereits einen Teil ihrer bisherigen Dienst ¬ gebäude völlig geräumt. Gegen 8)4 Uhr hat General Marty mit zahlreichen Offizieren in Automobilen das Stadtgebiet verlassen. Die Truppen selbst weilten zu dieser Zeit noch zum großen Teil in der Stadt. Es sind keinerlei Zwischenfälle voraekommen. litischen Einfluß frei bleiben müßen. Der Iustizminister wies weiter darauf hin, daß bereits im Jahre 08 zwischen der ungarischen und der deutschen Regierung Verhandlungen gepflogen worden seien, um einen gegenseitigen Auslieserungsvcrtrag abzuschließen. Es sei jedoch zu einem Vertragsabschluß nicht gekommen. Abrüstung! Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruiser Tageblattes". Berlin, 23. Oktober. Der „Lokalanzeiger" meldet aus Paris, baß dort ein französisch-polnisches Kriegshafenabkommen unterzeichnet worden ist. Es handelt sich dabei um den polni schen Hafen Edingen, der durch französische Unternehmer als Stützpunkt für U-Boote ausgebaut werden soll. Eine Progrummrc-e -es polnischen Ministerprüfidenten. Frankfurt, 23. Oktober. Wie die „Frankfurter Zei tung" aus Warschau meldet, wurde gestern der Sjem mit einer großen Programmes des Ministerpräsidenten Erabsky eröffnet, der kurz auf die Internationale einging und den Friedenswillen Polens betonte. Die Nachbarstaaten hätten zwar den früheren Imperialismus aufgcgeben, dagegen bestehe im Volk der Er oberungswille auch weiterhin. Polen müße deshalb wachsam sein und dürfe nicht dulden, daß Staaten mit solchen Gedanken in den Völkerbund mit höherer Rangstufe ausgenommen würden als Polen. Auflösung der deutsch-polnischen Grenzkommission. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Berlin, 23. Oktober. Die MoMnblätter melden aus Paris: Gestern hat hier zum letzten Male die deutsch-polnische Grenzkommission getagt. Dabei ist die Auflösung der Kommission ausgesprochen worben. Das Abkommen ist von deutscher Seite von Mayer Etzel, von polnischer Seite durch Legationsrat Szem- beck, nn Namen Englands von dem Obersten Bogen, im Namen Italiens durch den Obersten Tenini unterzeichnet worden. Nur die Unterschrift des japanischen Vertreters fehlt, da er bereits im vorigen Monat ausgeschieden ist. Vorsitzender der Kommis sion war der Vertreter Frankreichs Oberst Garadan. Die Länge der durch die Kommission jestgrsetzten Grenze beträgt 400 Kilo meter. Vavk für Sen kaum Amerika; in Sen WkerbiinS. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 23. Oktober. Petit Parifien meldet aus Neuyork, daß Davis in einer durch das demokratische Komitee veröffentlichten Er klärung seine Stellung zum Völkerbund dargclegt hat. Er hat betont, daß er es nicht für klug und weise Halle, wenn Amerika sich vom Völ kerbund, in dem schon 54 Nationen vertreten seien, scrnhielt. MGllsrufe der Parteien. Erklärung der Deutschen Volkspartei. Die Verhandlungsführer der Deutschen Volkspartei gaben eine Erklärung ab, die auch als eine Art Wahlauf ruf zu betrachten ist. Die Deutsche Volkspartei habe seil Jahresfrist für die Bildung einer tragfähigen Mehrheits- regierung aus den staatsbejahenden bürgerlichen Parteien gekämpft. Das Reichskabinett einschließlich der demo kratischen Minister ist in wiederholten Beschlüssen für die Erweiterung der Koalition nach rechts eingetreten. Die Deutsckmationale Volkspartei habe ihrerseits die Voraus setzung hierfür, wenn auch spät, erfüllt. Leider habe sich die deutsch-demokratische Fraktion der Zusammenarbeit der bürgerlichen Parteien versagt. Sachliche Gründe für die Haltung der deutsch-demokratischen Fraktion seien nicht gegeben gewesen. Parlamentarische Kurzsichtigkeit, Par- teidoktrinarismus. sowie Einflüsse linksradikaler und internationaler Kräfte hätten in ihr eine verhängnisvolle Rolle gespielt. Diese Kräfte, die letzten Endes die Reichs tagsauflösung verschuldet haben, gelte es, im Wahlkamvf beijeitezuschieben. Entschließung des Zentrums. Die Neichstagsfraktion der Deutschen Zentrumspartei faßte folgende Entschließung zum Wahlkampf: „Der Reichstag und der Preußische Landtag sind aufgelöst. Ein bedeutsamer Wahlkampf steht bevor; die Zentrums- Partei hat ihn nicht gesucht. Sic sieht ihm jedoch, in der lkberzcugung von der Richtigkeit und vaterländischen Not wendigkeit ihrer Politik, und im Vertrauen ans die be währte Treue ihrer Wähler, mit unbeirrbarer Zuversicht entgegen. Am 27. und 28. Oktober tagt der Neichspartei- tag. Seine vornehmste Ausgabe wird es sein, die großen Linien für den kommenden Wahlkampf zu ziehen. Dec- halb keine vorzeitigen Kundgebungen einzelner in unseren