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A-orker Wochenblatt. Mkttheklnngen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 1« gr. SLchs., bei Beziehung de« Blatte« durch Botengelcgenhekt 12 Br. SLchs. Erscheint jeden Donnerstag. IS. Marz 1838. Einiges über dl« Armuth im Volgtlande und deren Ursachen. (Ein gesen det.) Die Noth der Armen im Volgtlande Ist im Laufe dieses WinterS bis zu einer gräßlichen Höhe gestte- grn, und Jeder, der den Namen „Mensch" verdient, tritt mit Entsetzen in jene Hütten, deren erbarmungs würdigen Bewohnern Holz und Brot gänzlich mangelt, die mit wenigen Lumpen kaum ihre Blöße decken können. — Mehre Menschen sollen erfroren sein; erfroren im Holzretchrn Volgtlande! Und ist das Gräßliche nicht wahr, wahrlich so hat's nur ein Wun der verhütet. — Wer wohlbekleidet, beim warmen Ofen, am reich- besetzten Tische sitzt, wird zweifelnd lächeln; an die Stelle dieses Lächelns wird kalter Schauder treten, wenn jener Glückliche Muth und Lust besitzt, das Elend in Stadt und Dorf, in Armenhäusern und Hospitälern aufzufuchen. Halbnackt, Zähneklappernd, todenblaß wird ihn eine ausgehungerte Menschen- familie um Nahrung und Wärme anwimmern. Hörst Du diese Klagen, Du gibst, waS Du kannst, ich glaube «S gerne. Belohnt von Deinem Bewußt sein gehst Du von dannen; Du Haft eine Thräne ge trocknet. Du kannst auch, zufrieden mit diesem Lohne, von dannen gehen, denn den Thränenquell kannst Du nicht verstopfen, die Ursachen der Armuth nicht auf- heben, und wenn Du, Im Besitze von Millionen, diese den Armen geben, Dich selbst jenem gräßlichen Elende «nssetzcn wolltest. Und was, fragst Du, sind diese Ursachen?— Au den hauptsächlichsten rechne ich folgende: Im Voigtlande, wie in dem größten Theile de- übrigen TeutschlandS, darf nicht Jeder, der Talent«, Muth und Kraft dazu in sich vereint, ein Fach oder Gewerbe frei erwählen, mit einem andern vertan» scheu. Die HandelS- und Gewerbs - Freiheit ist ein Hirngespinnst müßiger Träumer, sagen unsere weisen Staatsmänner, und wenn auch, wie in Amerika- jene Freiheit zum Glück deS Bürgers, zur Stärke de- StaatS wesentlich beiträgt, so sind doch die Vernunft widrigen Fesseln des Handels und der liebliche Zunft zwang an 1000 Jahre alt, und was thut's denn da, wenn auch jetzt noch hunderttausend Bürger hungern, um ein Paar hundert zünftige Krämer und Meister bequemer zu ernähren? — WaS besteht, ist heilig, drum bestehe es fort! Als zweite Ursache nenne ich das mittelalterlich«, durch einige neuere Gesetze nur leicht erschüttert«, LehnSsystem. Tausende von Scheffeln Landes liegen unbebaut oder werden schlecht benutzt, weil sie zu Einem, durch's LehnSsystem für untheilbar erklärten Komplexe gehören. Wird einst jedes Grundstück zum »heilbaren Eigenthume, so leben von den Früchten des BodenS, der jetzt ein Paar Schaafe mästet, ganze Familien gut und sorgenfrei. Zur Noth trägt ferner bei die an wenige Privat personen überlassenen Vortheile auf Staatswaldungen. Noch im Laufe deS letzten Landtags erklärte das Finanz-Ministerium, daß auch gegen Bezahlung Holz