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Nummer iro — 28. Jahrgang «richetni «mal wvchenti. mit den illiilir. Gratisbeilagen .Die Well» und ffiir unsere lietnen Leute», sowie den rextbetlagen .Et. Beimo-BIatt». .Nnterhaltung und Wissen», .Die Welt der grau», «erziiicher Ratgeber», DaS gute Buch», .gilinrimd» schau». Monatlicher Bezugspreis S MI. einschl. Beliebigen», kiuzeluummer 10 ^ Sonnabend, u. Eonniagnummer iSV Hauvtlchrtsilelter- Dr. V. LeSezh». Dresden. SachsWe D olkss eilu Sonnkag, den 26. Mal 1S2S BerlagSort, Dresden Anzeigenpreise> Die igewaltene Petttzeile »<» ^.gamilien» anzeigen «.Stellengesuche SO4. Die Petitrellamezeilc. »iilmm breit, I ^k. giir Anzeigen ankerhalb de? BerbreilnngSgebleleS «Vs diePelilrellamezeilel.lK»^. Vriesgeb.:»»»^ Ampall, HSHerer Gewalt erltichl ede Berpsiichtnng ans vieternng wwi« Lrslillnng v. Anzeigen.Anitriigen u. Leistung n, Schadenermd, Beichüitlicher Teil Artur Lenz. Dresden. SieschiistSftell«, Drmku.Berlagi Germania.«^», slir Berlag und Druckerei, giltaie Dresden,Dresden.«.!» PoIiersiratz-17. gernruflllvlL Postscheckkonto DreSd«, »los. Bankkonto: «tadtbank Dresden Rr. KN!« Für christliche Polilik und Kultur Redaktion der Lüchsischen BolkSzettung DreSden-Altstadi t, Polierltras», ,1. zcrnrn omil nnd rwrll. Schacht verlangt Klarheit Deutschland kann nicht über die Zahlen -es Poung - Planes hinausgehen „Schulherrentum" Ein Nachwort zur Deutschen Lehrerversannnlung Für die christlich denkende Mehrheit unseres Volkes hat die Versammlung des Deutschen Lehrervereins, die während der Psingstwoche in Dresden stattfand, kein er- freuliches Bild geboten. Eine „klare Losung" wollte diese Versammlung ausgeben, und diese Losung hieß (um das Wort des Vorsitzenden, Schulrat Wolfs, zu zitieren); „Schulherrentum des Staates." Der Starrt, und nur der Staat soll die Gestaltung des Unterrichtes bestimmen. Einwirkungen von seiten der Kirche oder der Wirtschaft werden strikt abgelehnt. Und freundlicher weise wird auch gleich festgelegt, was denn der Wille des Staates in bezug auf die Schule sein muß: Die „wahre Volksschule" ist nur die neutrale, weltliche Schule, in der Weltanschauung und Wirtschaft keinerlei Rolle spielen. Dagegen liegt „in der Eröffnung von Anstalten verschie dener Weltanschauung der Keim künftiger Bürger kriege." Der gewöhnliche Staatsbürger wird sich nach solcher Belehrung fragen: ., Wer ist denn der Staa 1 ?" Ar tikel 1 der Weimarer Verfassung sagt darüber: „Die Staatsgeivalt geht vom Volke aus." Die Gesamtheit des Volkes ist Träger der Staatsgewalt, somit auch Träger des Schulherrentums des Staates. Nehmen wir also einmal an, der Lehrerverein hätte recht, daß nur dem Staate die Bestimmung über das. was in der Schalle zu geschehen hat zustande — wir haben oft genug dargelegt, daß diese Forderung dem Naturrechte widerspricht — dann ist die Entschließung des Lehrervereins, die unter Berufung aus das Schulherrentum des Staates jeden Ein fluß der Kirche ablehnt, logischer Unsinn. Denn wenn die Mehrheit des Volkes Einfluß der Kiräze auf die Schule, mindestens Einfluß der Kirche auf den Religionsunter, richt will, dann verlangt doch gerade der Grundsatz des staatlichen Schulherrentums, daß der Kirche dieser Ein fluß gewährt wird! Der Deutsche Lehrerverein aber lehnt jeden Einfluß der Kirche unter allen Umständen ab. Er weiß — wie wir alle es wissen — daß die Mehr heit des Volkes, weit bis in die Reihen der Linkspar teien reichend, für eine christliche Erziehung ist. Er pro klamiert dennoch die weltliche Schule als Ideal. Ueber den Willen der Mehrheit des Volkes also seht sich der Deutsche Lehrerverein mit seiner Forderung hinweg. Wer repräsentiert aber dann für ihn den Staat? Als Repräsentanten des Staates, als Träger des „Schul herrentums" betrachten diese Herren niemand anders ak-> sich selbst. Sie „stabilieren die Souveränität" des Lehrers in der Schule. Sie sagen „SäM- herrentum des Staates und meinen ihr Schulherrentum, das ist alles. * Gewiß soll man die Bedeutung derartiger Tagun gen. Reden und Entschließungen nicht iiberschähen. Wir sind überzeugt, daß auch im Deutschen Lehrerverein keine Mehrheit der Mitglieder hinter der Schulpolitik steht, die von den „führenden" Köpfen vorbereitet wird. Jeder ruhig denkende Lehrer muß diese Art von Propa ganda mißbilligen. Mindestens wissen wir. daß alle Lehrer, die überzeugte Katholiken sind, eine Tagung nicht billigen können, auf der von seiten des Vorsitzenden offen erklärt wird: „Wir wenden uns gegen die Katholi sche Aktion" und in der die Lehren der katholischen Kirche hinsichtlich der Erziehung einfach verneint werden. Ge rade die Tatsache, daß die christlich denkende Lehrer schaft die Stellungnahme der Dresdner Lehrerversamm lung nicht billigt, erlaubt uns, ganz offen zu sprechen: Die Art, in der hier Vertreter des Lehrerftandes ihre Volksgenossen darüber belehrt haben, was in der Schul frage zu geschehen hat. ist ebenso anmaßend wie würde los. Diese Herren wollen ja gar kein geistiges Ringen über diese Fragen: Als in der allgemeinen Versammlung mn Mittwoch der Oberbürgermeister Micher, der Vertre ter der gastgebenden Stadt, abweichende Anschauungen zum Ausdruck brachte, wurden seine Ausführungen durch Zischen und Zwischenrufe gestört. Dieses ungezogene Be nehmen von Erziehern kann nur entschuldigt werden, Keuler Unterhaltung und Wissen» Die Welt sIllustrterte Wochenbeilage) Turnen. Sport und Spiel Filmrundschau Paris heuchelt Optimismus Paris, 26. Mai. Die deutschen Sachverständigen habe» am Freitagabend den Gläubigerabordnungcu nntgeteilt, daß es für die Deutsästn unmög lich sei, über den ?)„>„,Man hinauSzngehen und daß sic eine »vet tere Erörterung der Höh« der deutschen Jahresraten für zwecklos halten. Sie richteten mit dieser Absage gleichzeitig die Auffordc- rimg an die Alliierten, zu den drei Vorbehalte», auf die Deutsch land entscheidenden Wert legen müsse, mit Ja oder Nein Stellung zu nehme». ES handelt sich bei diesen Vorbehalten um die Höhe deS transferungrschützte» Teiles, das Schicksal der Reichsbahn und die sogenannte AufbrtngungSktansel. Auch der Vorsitzende der Konferenz, Owen N»u»g, hat den Alliierten zu verstehen gegeben, baß er ihre Auslegung deS von ihm entworfenen Zahlungsplanes nickst billigen könne, und er hat damit de» Standpunkt der dentsckstn Abordnung gestärkt. » Die Morgenpresse beurteilt die Lage weniger pessimistisch, als sic gestern in der deutschen Delegation beurteilt wurde. Sie bespricht die einzelnen Prmkte, die noch Gegenstand der Aus sprache bilden nnd stelltfürzzewisieFragendieMöglich- kett et n er V e r st än d tgn n g in Aussicht. Man habe im Hotel Georg V.. so erklärte „Petit Puristen", den Erfolg gestern mit 6:4 bemessen, während am Mittwoch die ErfolgSansfichten nur 2 : 8 gestanden hätten. Was die Ucbcrgangsmodalitätcn vom Dawesplane zum Plaue Aoungs anlange, könne zweifellos eine Verständigung gefunden werden, weil letzten Endes die Regie rungen und nicht die Sachverständigen den Zeitpunkt für das In krafttreten sowie den geeigneten Augenblick für die Aufhebung der finonzicllon Kontrollorgane nnd die Räumung des MeinlandeS wenn man annimmt, daß die Zwischenrufer tatsächlich an die eigene Unfehlbarkeit glaubten. Dieser Glaube an die eigene Unfehl barkeit ist heute gerade unter den Leuten sehr weit verbreitet, die über das Dogma von der päpstlichen Un fehlbarkeit nicht gemlg lächeln können. Der englische Dichter G. B. Shaw. Sozialist und Protestant, schreibt darüber in der Einleitung zu seinein Johanna-Drama: „Meinen protestantischen Lesern muß ich schon sagen, daß das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit bei iveitem der bescheidenste Anspruch dieser Art ist. Wir haben unfehlbare Demokratien, unfehlbare Aerztekon- gresse, unfehlbare Astronomen, unfehlbare Richter nnd unfehlbare Parlamente. Der Papst aber bekennt kniend im Staube seine Unwissenheit vor dem Throne Gottes und verlangt nur, daß iir gewissen Fragen, in denen er nach Lage der Sache bester unterrichtet sein muß als irgendein anderer, seine Entscheidung als endgültig an erkannt wird." Nicht nur Aerztekongresse, auch Lehrerversamm- lungen können sich als unfehlbar gebärden. Dies Auf führung ist zunächst einmal Mangel an Selb st Kri tik. Und hier mag allerdings zugegeben iverden, daß die Gefahr, in diesen Fehler zu verfallen, gerade für den Erzieher sehr groß ist. Hervorragende Pädagogen haben das von jeist;r anerkannt und davor gewarnt. Der Lehrer steht im Beruf als Autorität den Kindern gegenüber, denen er der geistigen und körperlichen Entwicklung nach weit voraus ist, er ist für sie „das Maß aller Dinge", die Quelle des Wissens und nur selten Ziel offenen Wider spruches. Das verführt leicht dazu, dann auch den Erwach senen als Kind zu behandeln. Dieser Gefahr sind die Verfasser der Entschließungen des Lehrertages verfallen. — Dazu kommt ein zweites: Der Lehrerstand hat hart um seine soziale Anerkennung Kämpfen müssen; es mag auch zugegeben werden, daß er bei der frülzeren Ordnung der Schulverhältnisse vielerorts Schranken gefunden hat, die als zweckwidrig empfunden werden mußten. Diese Kämpfe sind noch in frischer Erinnerung. Gerade wer sich beruflich und sozial bedrückt fiihlt, entwickelt als Gegen wert ein überstarkes Geltungsbedürfnis. Wenn heute immer wieder jeglicher Einfluß der Geistlichen, deren Stand in der früheren Schulaufsicht eine Rolle gespielt hat. abgelehnt wird, so darf man das als eine Auswirkung verdrängter Minderwertigkeitsgefühle bestimmen würden. Das srstwieriffste Problem sei dos der bei» gischen Forderung o»f Bezahlung der Ma r kb e t r ä g e. „Petit Porisicn" will eine Zustimmung zu dieser belgischen Forderung seitens der übrigen Alliierten seststelle» können, während der „Avenir" von einem Abrücken der Engländer von dieser Forderung spricht. Im übrigen enrmrtcn die Blätter für heute eine Entscheidung. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß es sich wieder um ein Manö ver handelt. Einige Blätter heben nämlich hervor, daß die Ent scheidung von der Antwort Mangen würve, die Dr. Schacht im Laufe des heutigen Tages geben wolle. Man hat es vielleicht also wiederum mit einem Manöver zu tun, um der deutschen Delegation die Verantwortung zuzuschieben für die Unmöglichkeit, zur ?lb» fassun-g eines einheitlichen Berichtes zu gelangen. Londoner Stimmen London. 26. Mai. Die Ansichten der Blätter über die Aussichten der Sachver. ständigcnkonferenz gehen auseinander. Während Morning Post aus Paris berichtet, daß die Sachverständigen zuversicht licher seien, sprechen Times von einem kritischekkMkibium der Verhandlungen. Daily Telegraph ist der.AnskHl. der heutige Tag könne entscheidend sein, während Daily Lhronicte von einem „bedeutsamen Tag für Europa" spricht. Der Pariser Korrespondent des Blattes führt aus. die Franzosen erwar teten heute den Abbruch, weil die deutsche Delegaiion nicht er», mächtigt sei. gewisse Forderungen der Pariser und Brüsseler Sachverständigen an-,»nehme». Trotzdem werde heute ein letzter Versuch unternommen werden, zu einer Einigung zu kommen. Der Korrespondent erwähnt eine angebliche Mitteilung Setzacht» an die Pressevertreter, das; wenig oder keine Hoffnung vorhan den sei und daß der heutige Tag wahrscheinlich das erfolglos« Ende -er dreizehnwöchigen AAwit sehen iverde. beuten. — Zum dritten aber spricht aus der Furcht vor Einflüssen der Kirche und der Wirtschaft in der Schuir die Furcht vor der Konkurrenz von Außensei tern, die heute ja in den meisten Berufen eine Rolle spielt. Auf der Tagung fiel von seiten des Refe renten Rappel das Wort: Die Kirchen müßten sich doch innerlich sehr unsicher fühlen, wenn sie sich nicht getrauten, die Schule dem Staate zu überlassen. — Zum Staate, also zur Mehrheit des Volkes hat die Kirche wohl Vertrauen, aber nicht zu den Plänen des Lehrervereius! Wir branche'N nur an die Hetze gegen den Religionsunter richt zu erinnern, die der Lehrerverein gerade in Dres den entfaltet hat. Aber die Lehrerversammlung hat durch ihr lautes Rusen nach dein ..Echulherrentum des Staates", das heißt nach der Allmacht des Lehrers in der Schule, eine innere Unsicherheit verraten, die man Leh rer p e r s ö n l i ch k e i t e n nicht zugetraut hätte. ch Das einzig greifbare Ergebnis der Tagung ist: Die Lehrerversammlung hat Wasser auf die Mühlen der Sozialisten geleitet. Wir haben kürzlich hier den frohen Willkommen zitiert, mit dem die „Dresdner Volkszeitung" die Lehrer begrüßte, die zusammen mit dem klassenbewußten Proletariat „gegen dunkle Gewal ten" Kämpfen müßten. Der Verlauf der Lehrertagung hat mir allzuoft ähnliche Töne aiiklingeu lassen. Die For derung der Sozialisten nach der weltlichen Schule hat der Vorsitzende der Versammlung sich zu eigen gemacht. Kein Freidenker rötester Färbung könnte kälteren Hohn für die Kirche finden, als der Referent, der ausgerechnet über Vvlksversöhnung sprach. Es muß das Vertrauen zivisäen Lehrern und Eltern aufs schwerste erschüttern, wenn der Berufsverband der Erzieher de» Anschein erweckt, als bilde er eine Hilfstruppe des Sozialismus. Ein positives B i l d u n g s i d e a l hat die Lehreroersamlung nickt aufgezeigt. Sie hat nur Be freiung von allen Hemmungen gefordert, hat also nur negiert. Freiheit der Schule ist die Parole, und Freiheit heißt bei den Herren Auflösung von Bindungen in welt anschaulicher Hinsicht. Auflösung der Organisation im Erziehungswesen in eine fast unübersehbare Fülle diffe renzierter Formen, Auflösung der Methode,, des Unter richts, Experimente überall. Wir haben kürzlich an die ser Stelle darauf hiugewiesen, daß mau iu Sachsen am späteste,; wieder zu einem festumgreuztei; Schema de»