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35. Iahrg v olkssettung Donnerslag, 2«. Februar 1938 Zcn Falle von HSHeree Gewalt, tierdot, «intretenorr «etrled» ttSiungen hat der Bezieher »der iwerbunglreibend« tetn« El» jprüch«, salle d!« Zeitung In belchrtlnktem Umlang«, oerl-Stet oder nicht erscheint. — Lrlüllungeort Dreedea. — — — GchrtsNettung: Dresden-A., Polierstr. >7, Fernruf 70711». 71617 LelchSliestell«, Druck und Verlag: Germania Buchdrucker«! und Verlag Ih. und G. Winkel, Polierstrah« 17. Fernruf 71017, Postscheck: «r. 10», Bank: Stadlbank Dresden Nr. «707 «ertagEt Dreede». Unzeigenpreste: »t« Ilpaltig« 77 mm breit« gelt« b Pfgf für Familienanzeige» b Plg. Für Platzwünsch« k-nne» »tr tei»e Gewähr lelfte». Grlchelnt t> mal wilchenilich. Monatlicher vezugeprei» durch Träger einlchi SO Pig bzw. 10 Plg. Irägerlohn 1,70; »ui» die Poll l.70 einlchlleglich Postllberwetlungogebllhr, zuzüglich iiä Pig Poll-Bestellgeld. »Inzeinummer 10 Plg. bk Sonnabend- Sonnlag- und Festtagnummer 70 Pig. Sächsische Ser Staatsaki am Sevengedenklag Richtlinien Blombergs für die Wehrmacht Auch -er 16. Mrz wird von der Wehrmacht als Gedenktag an die Wiederherstellung der Wehrhohelt feierlich begangen Berlin, 19. Febr. Der Relchskriegsminlster und Oberbefehlshaber der Wehr macht hat für die Durchführung des Heldengedenktagcs am 8. März, des Gedenktages an die Wiederherstellung der Wehrhoheit am 16. März und des Geburtstages des Mährers und Reichskanzlers am 20. April Richtlinien an die Wehrmacht er lassen, in denen folgendes inltgctcil« wird: Am 8. März, 12 Uhr mittags, findet in der Etaatsoper Berlin ein feierlicher Staatsakt statt, bei dem Reichs kriegsminister von B lomber g die Ansprache halten ivird. An den Staatsakt schlicht sich die Kranzniederlegung und der Vorbeimarsch von zwei Kompagnien des Heeres nnd je einer Kompagnie der Kriegsmarine nnd der Luftwaffe an. Der Staats akt wird durch den Rundfunk übertragen. Zeitlich getrennt vom Staatsakt in Berlin finden in allen Standorten der Wehr macht militärische Gedenkfeiern statt. Tie Deutsche Arbeits front, Abteilung Wehrmacht, die ütevölkerung, stnallickw und kommunale Behörden, die Organisationen der N2TAP.. der Oberst Franco kehrt aus der Verbannung zurück Die Mllltärreoolte in Paraguay hat zum Sturz der Regierung geführt. Im Laufe der Stacht zum Dienstag sind die regierungstreuen Truppen zu den Revolutionären über gegangen. Der Präsident der Republik, Ayala, ist geflüch tet. Aussenminister Dr. Riart wurde von den Aufständischen verhaftet und in der Schule der Militärflieger gefangengesetzt. Nach dem Staatspräsidenten Ayala hat auch Vizepräsident Rlbeiro seinen Rüchtritt erklärt. Der Oberbefehls haber der Armee, General E st ig a r r I b i a, ist In Con- repclon verhaftet morden. Nach einer Mitteilung der sich rer der Nusstandsbewegung herrscht im ganzen Lande wieder Ruhe. Das Organisatlonsverbot für die ALDAP ln der Schweiz vtlv Vern, 18. Februar. Amtlich wird mitgcteilt: „Der Bundesrat hat auf Grund eines Berichtes der Bundes- anmaltschaft und auf Antrag des Justiz- und Polizeidepartc- ment, beschlossen, eine L a n d c s l c i t u n g nnd Kreislei tung« n d e r N S D A P in der Schwel, in irgendeiner Form in Zukunft nicht mehr zuzu lassen. Die grundsätzliche Frage der weiteren Zulassung von ausländischen politischen Ber- einignngen in der Schwei, wird dem Justiz- und Polizeidcparte- ment in Verbindung mit dem Politischen Departement zur Prü- fung und Berichterstattung überwiesen." Dieser Beschluss des Bundesrates Im jetzigen Augenblick — unmittelbar nach der Ermordung des Schweizer Landesgrup penleiters und noch vor der Bestrafung des Mörders — Ist ein mal non allen rechtlichen und sonstigen Erwägungen abgesehen, eine Taktlosigkeit, die für rechtlich denkende Menschen einfach unverständlich ist. In der Schweiz haben bisher alle Fremden das Recht gehabt. Zusammenschlüsse zu bilden, sofern sich diese auf die Staatsangehörigen des betreffenden Landes beschränkten und eine Einmischung in die Inneren Verhältnisse der Schweiz vermieden. Dies gilt z. V. für die faschistischen Organisationen der Italiener in der Schweiz und galt bisher auch für die reichs deutschen Volksgenossen. Die NSDAP in der Schweiz und namentlich Ihr Landes gruppenleiter Gustlosf haben, wie »er schweizerische Bundesrat Baumann ausdrücklich festgestellt hat, das Gastrecht der Schweiz nicht verletzt. Will der Schweiz. Bundesrat etwa mit seinem Beschluß entgegen den Be kundungen des Bundesrats Baumann dem meuchlings ermorde ten Gustlosf nach seinem Tode ein Verhalten vorwerfen, das ihm unter keinen Umständen unterschoben werden kann? O Rechtfertigungsversuche de- Schweizer Bundesrates Zu den Kommentaren der deutschen Presse zum Beschluß des schweizerischen Bundesrats, nach dem eine Landesleitung und Kreisleitungen der NSDAP nickt mehr zugrlassen seien, wird Im Bundeshaus bemerkt, daß diese Kommentare zum größ- Kysfhäuserbund, der Soldalenbund, der NT.-Mariuebuud, der Ncichsverbaud deutscher Offiziere und der Bolksbunü deutscl-e Kriegsgräbersiirsorge werden in weitem Umfange zu den mili tärischen Gedenkfeiern herangezogen. Tie Kriegsopfer und Hin- terblielx'ncn werden bevorzugt behandelt. In Orten, die nicht Standorte der Wehrmacht sind, obliegt die Ordnung des Tages den Obersten Hoheitsträoern der NSDAP, im Einvernehmen mit dem Volksbund deutsche Kriegsgrälxrfürsorge unter Hin zuziehung des Knnhäuserbnndes, des Soldatenbundes, des NS- Marinebundes, des Reichsverbandes deutscher Offiziere, der In haber des Ordens Pour le Merile und des Militärverdienst- kreuzes. Der 16. März 1936 wird als Gedenktag an die Wiederher st ellung der Wehr Hoheit durch die Wehr macht feierlich begangen. In allen Standorten finden an diesem Tage militärisches Wecken, Appells mit kurzen Ansprachen und abends ein großer Zapfenstreich statt. Am 26. April, dem Me- burtstagdesFührers und Reichskanzlers, linden in Ber lin und allen Standorten große Paraden statt. Oberst Rafael Franco, der, wie erinnerlich, vor 2 Wo chen von der Negierung verbannt wurde und sich seither in Buenos Aires aushiclt, wurde von den Aufständischen gebeten, die Führung zu übernehmen. Oberst Franco ist bereits im Flugzeug nach Assuncion unterwegs. In der Nacht zum Mittwoch wurde ein Ausruf des Obersten Rafael Franco vom l>. Februar verbreitet, in dem dieser die nunmehr gestürzte Regierung und Oberste Hee resleitung, womit der inzwischen verhaftete General Estigarri- bia gemeint sein dürste, des Verrats bezichtigt. In dem Aufruf wird das Friedcnsprotokoll vom Juni v. I. ein „hündischer Waffenstillstand" genannt, der einen Dolchstoß in den Rücken des kämpfenden siegreichen Heeres darstelle, das verbluten sollte, um Land und Volk fremdländischen Kapitalisten anszuliefern. Tas unifangreiche Schriftstück ist auch in seinen weiteren Dar legungen außerordentlich scharf gefaßt. ten Teil von grundfalschen Voraussetzungen ausgingen Ter Beschluß des Bundesrates sei in ruhiger lleberlegung und nach reiflicher Prüfung gefaßt worden. Er werde von dem Schweizer Volk sozusagen einmütig gebilligt. Mit Entschiedenheit wür den die Behauptungen deutscher Kreise zuriickgewiesen, als hätte der Bundesrat seinen Beschluß irgendwie unter dem Druck marxistischer Kreise oder untex dem Einfluß der Emigranten oder anderer Kreise gefaßt Maßgelxmd seien einzig und allein die bestehenden schwei zerischen Gesetze und das Bestreben, eine Entwicklung der Tinge zu verhüten, die das gute Einvernehmen mit den Nachbarländern zu stören geeignet sein könnte. Weitere Friedensbemühungen des Vatikans? Paris, 19. Febr. Das „Deutsche Nachrichtenbüro" meldet: Eine Unterredung, die der französische A u ß e n m inister am Dienstag mit dem apostolischen Nuntius Mag- lione hatte, wird vom Oeuvre mit gewissen Bemühungen für die friedliche Beilegung des italienisch-abessinischen Streitfalles in Beziehung gebracht. Der Vatikan, so heißt es, prüfe seit einiger Zeit, ob eine Möglichkeit bestehe, dem tschechoslowa kischen Staatspräsidenten Dr. Bcnesch die Vermittlerrolle zu übertragen. Es sei sehr wohl möglich, daß diese Frage Gegen stand der Unterredung zwischen Flandin und dem Nuntius ge wesen sei. Am Quai d'Orsay habe man jedoch die Ansicht nicht geändert. Der italienische Sieg an der Eritreafront werde in hiesigen zuständigen Kreisen dahin ausgclegt, daß er die Frie densmöglichkeiten im Gegenteil wesentlich hinausschiebe. Englische Kablnettsberalung über die Frage einer Oelsperre London, 19. Febr. Der diplomatisch« Mitarbeiter des Daily Telegraph berich- tet, daß sich das englische Kabinett demnächst wieder mit der Frag« einer Oelsperre besassen werde. Atahr- scheinlich werd« man vorschlagen, den Zusammentritt des Sank ttonsausschusses in Genf bereits auf den 2. März anstatt, wie ursprünglich vorgesehen, aus den 9. März sestzusetzen. In Re gierungskreisen sei man der Ansicht, daß durch die abessinisch« Niederlage südlich von Makall« ein« dringliche Lage ent standen sei. Zudem wisse man, daß die Nahrungsmittel in Abes sinien knapper würden. Professor Ritter von Srblk: Oesterreichs Stellung in -er deutschen Geschichte Unter ungeheurem Andrang hielt Universitätsprofessor Ritter von Srbik, Wien, im großen Höriaal der Berliner Universität den Schlußvortrag seiner Gastvorlesung über „Oesterreichs Stellung in der deutschen Geschichte". Seine großangelegten Ausführungen zeichneten ein Bild von dem Spannungsverhältnis zwischen Oesterreich und Preußen- Deutschland im Laufe des letzten Jahrhunderts unter dem Gesichtspunkt des gesamtdeutschen Gemeinschastsschictjals. Srbik führte u. a. aus: Sterben ist die Voraussetzung für neues Werden. Das Alt« Reich der Deutschen mußte unterstehe«, um den drängenden Kräften des Neuen Raum zu schassen. Der Machtunivcrfalismu» eines Napoleon siestte über die universale Rechts- und Frie» dcnsidee des Alten Reiches, das als politische Wirtlichkeit zu be stehen aufhörte. Richt aber erstarb im deutschen Volle die Sehn sucht nach Kaiser und Reich, die als Idee in Millionen von deut schen Herzen sortlebte. Sinnbildlicher Ausdruck dessen war da» österreichische Kaiserwappen mit dem doppellüpfigen schwarzen Ad ler auf stoldenem Grunde, war das Verbleiben der alten Reichs kleinodien in Wien. In Wien und im österreichuchcn Kaiser staat hat denn auch, mindestens bis tbVO. der alte Rcichsgcdanke lebr stark als Tradition nachgcwirkt. Ter siestreiche Vefrciunstskamps gegen Napoleon wurde erst möglich, als Oesterreich und Preußen zueinander sanden. Je länger der Kampf dauerte, desto mehr trat freilich der öster reichische Eigenstaatsgedauke in eine immer stärkere Spannung zu dem Gedanken des nationalen, rein deutschen Staates, als dessen Träger Preußen erschien. Letzten Endes lag diesem Zwie- spalt die alte Schicksalsfrage zugrunde, wie in« ostmitkeleuro- päischen Raum des Lebensrecht der nichtdeutschen Völker ver einbar sei mit den Lebcusnotweudigleiten des deutschen Volkes als des geistig und kulturell führenden Ter Widerspruch zwischen dem rationalen llniversalismus Metternichs und den jungen Jdeenkrüsten der nationalen Einheit und völkischen Selbstbestimmung entsprach der Veliarrungslendenz. die den großen, ihr Lebensgesetz in sich tragenden Staatspersöulichleilen neuen Einflüssen gegenüber innewehnt. Zweifellos kalte die Spannung zwischen der älteren und der jüngeren deutschen Großmacht nicht ideologische, sondern febr realpolitische Hinter gründe. Aber die österreichische Slaatsraison war nur ein Motiv der hochlonservativen Politik Metternichs, die nur zu verstehen ist im Hinblick aus den überstaatlichen und über nationalen Charakter eines Europa, in dem nicht die Volks-, sondern die Staatspersöulichleilen das konstituierende Element bildeten. Es war notwendig, den Anfängen des völkischen Trucks cntgcgenzutreten, um nicht durch das Herausbrechen einzelner Steine das ganze europäische Gebäude zum Einsturz zu bringen. Freilich bleibt es die historische Sckmld dieser Politik, daß sic die W i e d c r g c w i n n u u g von Els a ß - L o t h r i n g e n versäumt hat — wobei allerdings der Truck englischer In teressen zu berücksichtigen ist. Folgenschwer für Gesamtdenuch- land war auch das Ausscheiden Oesterreichs aus dem deutschen Westen durch das Aufgeben der österreichischen Vorlande. To- durch und durch den Verlust der Niederlande zog sich Oester reich aus seiner halbtausendjiihrigen Verteidigung am Rhein zurück, lockerte cs seine Verklammerung mit dem 'Reiche. Zwei fellos waren bei seiner 'Neuorientierung nach Italien und nach SUdosten — wenn auch nicht ausschließlich — cigenstaalliche Gesichtspunkte maßgebend. Aus ähnlichen Gründen verzichtete auch Franz I. auf die Wiederaufnahme der Kaiserkrone, die unter außenpolitischen und staatsrechtlichen Gesichtspunkten durchaus möglich gewesen wäre. Beides erwies sich bald als folgenschwerer Echicksalsschlag für Oesterreich und das Reich. Dem Deutschen Vund. der das Erbe des Reiches über nahm, hat das deutsche Volk kein gutes Andenken bewahrt. Und doch war er bester als lein Rus. Im Grunde hat ihm nur ein» gefehlt, etwas Entscheidendes freilich: daß er sich nicht weiter entwickelte. Der nationalstaatliche Gedanke freilich war ihm nach Herkunft und Zielsetzung fremd. Staatsrechtlich existierte für ihn kein deutsches Gesamtvolk, wie dies schon in dem Anteil nichtdeutscher Staaten am Bundesgebiet zum Ausdruck kam. Er war weder Reich noch Nationalstaat, sondern ein Staaten bund, ein völkerrechtlicher Verband, in dem nicht der Volks gedanke, sondern der Staatsgedank« dominierte Aber trotz aller Mängel war er in gewissem Sinn« ein Fortschritt. Er war eine völkerrechtliche Persönlichkeit mit Gesetzesrecht nnd eigenen Organen, die die Selbsthilfe seiner Mitglieder ausschlosscn und einen friedlichen Ausgleich der bestehenden Spannungen gewähr leisteten. Und wieder umschloß er — nicht als Rechtsnachfolger, aber doch als Fortsetzer — den Raum des Alten Reiches und den geschlossenen deutschen Volksbodcn. Freilich war ihm die Volks» Idee und die Einheitsstaatsidce fremd. Aber viele sahen In ihm «inen grotzangrlcgten Versuch «iner Neuordnung Europas, da» Oer Militär-Aufstand in Paraguay Die Regierung durch Revolte gestürzt - Staatspräsident geflohen — Seeresoberbefehlshaber verhaftet er u »- p