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Mchcritz-MW. Inserat«, welche bei da bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 1V Pfg. die Spaltenjeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20Pfg- «le „Weißeri--Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psa. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — Alle Posta», «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshaupimannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen Umtsgmchte und du- ztadlrüthe ' ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redakteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. Nr I08 Donnerstag den 12. September 1889. 55. Jahrgang. Aer Plan rintr deutsch-österrkichischeo Zoll-Union. Der Gedanke, Deutschland und Oesterreich, deren volkswirthschastliche, kommerzielle und handelspolitische Interessen so manichfach miteinander verknüpft sind, zu einem Zollverein zusammen zu schweißen, ist schon Jahrzehnte alt, er wurde bereits zu den Zeiten des seligen deutschen Bundestages ernstlich erwogen, nament lich von österreichischen Politikern. Der politische Gegensatz zwischen den beiden deutschen Großmächten mag wohl die Hauptursache gewesen sein, daß dieser Gedanke damals nicht energischer verfolgt wurde, aber bald nach der entscheidenden Auseinandersetzung im Jahre 1866 nahm man ihn von Neuem aus und zwar charakteristischer Weise wiederum besonders eifrig in Oesterreich. Speziell aber seit dem Abschlüsse des engen politischen Bündnisses zwischen dem Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn rief man in den soge nannten veutsch-nalionalen Kreisen des österreichischen Kaiserstaates eine förmliche Agitation auch zu Gunsten der zollpolitischen Union beider Reiche ins Leben, eine Agitation, die seitdem nie verstummt ist und anschei nend durch den so bedeutsamen Gegenbesuch des Kaisers Franz Josef am Berliner Hofe nur neue Nahrung erhalten hat. Gewiß kann man nur zugeben, daß der Gedanke, zwei politisch so innig befreundete Staaten wie Deutschland und Oesterreich-Ungarn, auch in ein engeres zollpolitisches Verhältniß zu einander zu bringen, ganz bestechend ist. Ein Zollverein, der von der Eider im Norden südwärts bis zu den Tyroler Fernern und zu den Grenzen Siebenbürgens reichen würde, der müßte doch seine beherrschende Wirkung durch ganz Europa äußern, zumal die von ihm umschloßenen Staaten und Völker schon politisch längst fest verbündet sind, und demnach würden den beiden Kontrahenten aus einem derartigen Abkommen ganz wesentliche Vor theile auf wirthschaftlichem Gebiete erwachsen. So sollte man es wenigstens meinen — und dennoch stehen dem Plane einer Zollvereinigung zwischen Deutschland und Oesterreich so gewichtige Bedenken gegenüber, daß die Verwirklichung des Projektes schwerlich zu ge wärtigen ist. Zunächst schon nicht aus Gründen fis kalischer Natur, denn die Verschmelzung Deutschlands und Oesterreichs zu einem wirthschaftlichen Ganzen müßte für beide Theile geradezu eine fiskalische Re volution im Gefolge haben, Deutschland müßte das österreichische Tabaksmonopol annehmen, auf welches Oesterreich-Ungarn nicht verzichten könnte, ferner wären beide Staatengruppen genöthigt, die gleichen Steuer sätze und -Systeme in Bezug auf die indirekten Steuern einzusühren und aste diese Umänderungen müßten die steuerpolitischen und finanziellen Grundlagen beider Reiche bedenklich erschüttern. Dann aber stehen einer deutsch-österreichischen Zollunion auch gewichtige volks wirthschastliche Bedenken entgegen, vor Allein, was Oesterreich-Ungarn anbelangt. Es läßt sich nicht be streiten, daß Deutschlands Industrie weit entwickelter ist als die seines österreichischen Nachbars und daß jener dabei bessere Eisenbahntartse, niedrigere direkte Staats steuern, zahlreiche schiffbare Flüsse, künstliche Wasser straßen u. s. w. zu Hilfe kommen, auch ist im Allge meinen die Intelligenz der Arbeiterschaft Deutschlands eine höhere, als diejenige der österreichischen Arbeiter. Wenn aber die Zollschranken zwischen beiden Reichen fielen, so würde sich unzweifelhaft das Ueberwiegen der deutschen Industrie alsdann für die österreichisch ungarische Industrie äußerst empfindlich bemerkbar machen, ja, manche Industriezweige des Donaureiches würden vor der nun ungehindert einhersluthenden mächtigen deutschen Konkurrenz vielleicht ganz ver schwinden und hierfür böte die zu gewärtigende Zu nahme Per Ausfuhr österreichischen Holzes und Ge treide- nach Deutschland keinen genügenden Ersatz. Allen diesen Erwägungen verschließt man sich aber weder in den leitenden Kreisen Deutschlands noch in denen Oesterreich-Ungarns und es ist darum nicht an zunehmen, daß die Idee einer Zollvereinigung beider Staaten von maßgebender Seite thatkräftige Förderung erfahren sollte, soviel auch politische Gründe für ein derartiges Unternehmen sprechen mögen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am vergangenen Dienstag feierte Herr Privatus C. F. Walter sein öOjähriges Bürgerjubiläum, aus welchem Anlaß ihm von einer Deputation der städtischen Kollegien ein bezügliches Ehrendiplom überreicht wurde. — Vom herrlichsten Wetter begünstigt, beschloß unser Turnverein am vergangenen Sonntage durch das Abturnen seine Thätigkeit auf dem Sommerturn platze, um dieselbe nunmehr in der Turnhalle fort zusetzen. Wie üblich, erfolgte ein Auszug, dem sich Freiübungen ansügten. Vom Gerätheturnen hatte man für diesmal abgesehen und dafür ein Wettturnen in votksthümlichen Uebungen, bestehend in Weit springen, Steinstoßen, Klettern am Tau und Wettlauf, veranstaltet, um einem Jeden Gelegenheit zu geben, seine Kraft und Gewandtheit zu zeigen. Die zahlreich anwesenden Zuschauer verfolgten die Uebungen mit großem Interesse und gaben demselben wiederholt Aus druck, namentlich das Klettern am Tau und der Wett lauf erregten allseitige Aufmerksamkeit. Als Sieger aus dem Kampfe, an dem sich erfreulicher Weise sämmt- liche Turner betheiligten, gingen hervor: aus der Jünglingsabtheilung Rathsexpedient Wölfel, Oekonom Nöhringer und Schriftsetzer Palme, aus der Zöglings- abtheilung die Lehrlinge Langer und Oesterreich. Bei Uebergabe der Preise (Eichenkranz mit bedruckter roth- weißer Schleife) richtete der Turnwart, Herr Eidner, beherzigende Worte an die Turner, indem er die Sieger aufforderte, weiter zu streben und nicht stillzustehen, damit sie einst auch auf dem deutschen Turnplan als Wettturner antreten könnten, während er Diejenigen, welchen kein Preis zu Theil geworden, ermahnte, durch fleißige Uebung sich das anzueignen, was ihnen noch fehle, um in gleicher Weise belohnt werden zu können. Bei dem am Abend im prächtig geschmückten Saale der „Reichskrone" stattfindenden Ball zeigten unsre mackeren Turner, daß sie keineswegs von den gehabten An strengungen ermüdet waren, denn frisch und fröhlich bis zum frühen Morgen drehten sie sich mit ihren Tänzerinnen im holden Reigen. Möge auch die Winterarbeit des Vereins eine ersprießliche sein und sich zu derselben noch recht viele unserer jungen Leute einfinden. Es ist einem Jeden, der auf seines Leibes Wohlfahrt bedacht ist, anzurathen, die Turnstätte auf zusuchen, er findet da außer körperlicher Uebung auch gesellige Freuden; auch für geistiges Wohlbefinden ist durch die ansehnliche Vereinsbücherei bestens gesorgt. Darum, ihr jüngeren wie älteren Männer, tretet ein in die turnerischen Kreise. — Wer Obstreste, Pflaumen- oder Kirschkerne und dergleichen auf Straße oder gar Trottoir wirft, kann unter Umständen Leben und Gesundheit Anderer ge fährden. Abgesehen davon, daß es höchst unappetit lich aussieht, wenn zertretenes Obst auf der Erde herumliegt, so kann der eilig Dahingehende gar leicht ausrutschen uns» sich gefährlich beschädigen. Bein- und Armbrüche sind durch Ausrutschen auf dem schlüpfrigen Boden schon ost verursacht worden. In Dresden ist neuerdings wieder das Wegwerfen von dergleichen Resten, Papierfetzen oder anderen Dingen, deren man sich rasch entledigen will, mit Recht verboten worden. Bei uns wäre eine solche Verordnung um so mehr am Platze, als eine tägliche Straßenreinigung durch städtische Organe, wie in Dresden, nicht stattfindet. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 12. vor. MlS. bei dem Gutsbesitzer Liebeheim in Dorf Bären stein entstandenen Brandes hat die königl. Brandoer sicherungskammer der Spritze der Stadt Bärenstein, sowie der Spritze des dasigen Rittergutes, Prämien nach Höhe von 30 M. und bez. von 25 M. bewilligt. — Die diesjährige letzte Sonderfahrt nach Berlin, Hamburg, Helgoland, Kiel findet Sonnabend, den 14. September, Nachmittag 4 Uhr 45 Min. von DreSden- Altst. aus statt. Die Fahrkarten, welche nach Berlin 9 Mk. in II. und 6 Mk. in III. Klaffe kosten, haben 8tägige Giltigkeit und können wahlweise über Röderau oder Zoffen zur Rückfahrt benutzt werden. Die Fahr karten nach Hamburg, Helgoland und Kiel haben 14- tägige Giltigkeit ebenfalls mit beliebiger Rückfahrt über beide Routen und kosten Hamburg 28,90 bez. 20,40 Mk., Helgoland 36,90 bez. 25,40 Mk., Kiel 35,80 bez. 25 Mk. — Das Reichsgericht hat in einem Urtheile ent schieden : Wer in einer Bierwirthschaft ein „Glas" Bier verlangt, muß sich der Gewohnheit fügen, mit welcher der Wirth bisher seinen Gästen die „Feldwebel" zu- gemeffen hat, einerlei was die letzteren für einen Rang einnehmen, ob groß oder größer. Dagegen hat der Gast, welcher von dem Wirthe */»<> oder °/i» Liter Bier verlangt, das Recht, dieses Quantum nach der Aiche zu erhalten, er braucht also kein Bier anzunehmen, das einen Schaum hat, der unter der Aiche geht. Hirschbach, 9. September. Unsere Gemeinde beging am gestrigen Sonntag das 50jährige Bestehen ihrer Ortsschule festlich und feierlich. Der allge meine Gesang des Liedes: „Lobe den Herrn rc." er öffnete den Festaktus. Darauf hielt Herr Lehrer Thost eine die Bedeutung des Tages würdigende Ansprache an die Versammlung, worauf die Uebergabe der neu angeschafften prächtigen Schulfahne stattfand, welche durch Herrn Lokalschulinspektor Pastor Hoffmann aus Reinhardtsgrimma ihre Weihe erhielt. Nach schließen dem Gesang und Gebet zog man nach dem eingeschulten Hermsdorf. Der Festzug bot einen stattlichen Anblick. 8 Vorreiter eröffneten denselben; ihnen folgten die Fest jungsrauen, die geschmückten Schulkinder und die Ehrengäste. Wir bemerkten unter diesen, in Begleitung seiner werthen Frau Gemahlin, Herrn Bezirksschul inspektor Richter aus Dippoldiswalde, welcher sich liebenswürdiger Weise dem Zuge angeschloffen, nach dem er bereits dem Festaktus seine Gegenwart geschenkt hatte, ferner die Herren Pastor Hoffmann, Staats förster Hickmann, Lehrer von Nah und Fern u. a. m. Unter den Klängen eines Musikchores gings endlich zurück nach Hirschbach, woselbst freie gesellige Ver einigung stattfand. — Heute Nachmittag wurde ein Schulkinderfest abgehalten, das ebenfalls zur Befrie digung aller Theilnehmer verlief. Lungkwitz, 10. Septbr. In unserem sonst so stillen Orte wird nächsten Sonntag ein frisches turnerisches Treiben herrschen. Der Mittelelbgau hält seine dies jährige Gauturnfahrt nach hier ab. Der hiesige Turnverein rüstet sich eifrig, die lieben Turngenoffen aufs Beste zu empfangen. Das Programm ist vom Gauvertreter Richter-Meißen den Turnvereinen zu gegangen und besteht aus folgenden Hauptpunkten: Die Hälfte der zum Gau gehörenden 56 Vereine werden sich früh in Lockwitz vereinigen, um durch das anmuthige Lockwitzthal zu marschiren, schwenken aber dann unterhalb Kreischa ab, um mit der anderen Hälfte, welche sich in Niederhäslich resp. Poffendorf vereinigt, ein Kriegsspiel auszuführen. Wo dieses Zusammen treffen stattfindet, ist nur den Zugführern, aber nicht den einzelnen Vereinen bekannt. Es dürste dies Spiel der interessanteste Theil des Programms sein. Nach dem Vereinigen beider Abtheilungen Marsch nach Kreischa zum Mittagessen in Blasche's Gasthof. Um 2 Uhr Abmarsch nach Lungkwitz. Hier ist von der Ritterguts-Verwaltung eine sehr paffende Wiese in dankenswerlher Weise zur Verfügung gestellt worden. Auf derselben beginnen nun die allgemeinen Frei übungen, voü 3—4 Uhr Turnen des Lungkwitzer Turn-