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- — Nr. 114. - 1899. — Diese verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentags «beudS (mit Datum des nächsten Lager) und kostet mit den fünf Wöchentlichen B eiblättern: Meine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllnstrirtes Nnter- haltnngsblatt, lei den Pvstaustalten und bei den Ausgabestellen monatlich 40 Pfennige. Postliste; 1. Nachtrag Nr. 2877. te!»eramu> - Adresse: «cacralanieiger, ikern>p,echsiell- Rr. rüü. General für Chemnitz und Umgegend (Sächsischer Lande»«N„,eia»r1. — Gegrnndet l»7» akS „Anzeiger" i«. »erlag «nd RotationSmaschtnen-Drna von Alexander Wied» in Chemnitz, Lheaterstratze Nr. 8 Arnlliche Anzeigen. Versteigerung. Morgen Freitag von Vormittags v Uhr ab sollen im Ver- stelgernngöranme des hiesigen JustizgebündeS folgend» Pfandstütke, al»: Bessere Tischler- und Polstermöbel, Spiegel, Bilder, 1 Regulator, Pianinor, 1 Pianosorte, 1 doppellänf. Jagdgewehr, 16 null 10 Bände BrockhanS- Lexiko», 1 Tambouririnaschine, Nähmaschinen, 1 Kreuzstichmaschine, 1 GaS- lenchtcr, Geldschränke. I Fahrrad, 1 Tcigtheil,naschine, 1 Billard, Waaren- schräuke, sticgale, Ladentische, Schreibpulte, Kopirpressen, l Korkmaschine, verschiedene Weine in Fässern. 3 Fässchen Kognak, Spiritus, Zigarren, Konserven, Kolonialwaare», 1 Fast Maschinenöl, Kleirer, 25 Stücke Kamm- garnstvsse, neue Negenschirine, Schirmstofse, Schirnigestelltheile, Ansichts-, Neujahrs- und Blankokarte», 3 Pferde, l Pferdegeschirr, 2 Pferdedecke», eine Droschke, 1 Schlitten, 1 Korb- n. 1 Kastenwagen und Bersch, mehr, öffentlich versteigert werden. Deutscher Reichstag. 84. Sitzung vom 17. Mai 1899, 1 Uhr. Am Tisch des BundeSratheS: Graf v. Posadowsky. Die zweite Lesung des Entwurfes eines Jnvalidenversicherungs- gesetzes wird mit 8 21a fortgesetzt, der ohne Erörterung an genommen wird. tz 22 handelt von den Lvhnklassen. Abg. Molke,tvnhr (Svz.) begründet dazu den Antrag Albrecht und Ge». (Sv-.), die fünf Lohuklassen nach dem Wochenverdienst bis 7, 7—11» 11—17, 17-24 und 24 Mk. zn bemessen und Naturalien nach d m ortsüblichen Marktpreise anznrechnen. Der An trag sei kürzer und einfacher als die Kommissionsfassung, die mit deni Jahresverdienst rechnet. Auch sei es möglich, daß Leute mit 2b Mk. Wocheulvhn in die II. Klasse kommen könnte», wenn sie einige Woche» keine Arbeit hätten. Bei den versicherten Seeleute» mühte d.r wirkliche Arbeitsverdienst, mindestcns je"och der 300fache Betrag des im Heiniathshafen ortsüblichen Tagelöhner angerechner werden. Abg. v. Salisch (kons.) bekämpft de» Antrag. Er werde der Industrie eine erhebliche Mehrbelastung anferkegen. Das sei aber nnmöglich, Die Erörterung schließt. 8 22 wird nach Ablehnung des sozial demokratischen Antrages unverändert angenommen. Die 88 25 bis 30 werde» o »e Erörterung erledigt. Nach 8 30 beantragen die Abg. Or. Hitze und Gen. (Zentr), folgenden neuen K 30 n einznfügen: „Werden versicherte Personen durch eine» Unse.ll erwerbsunfähig im Sinne dieses Gesetzes und sieht ihnen nach 8 v, Abst 2, Satz 2 für die Zeit des Bezuges der llnfallrcnle ein Anspruch nuf Invalidenrente nicht zn, so ist Im Haag Eine Skizze zu», Zusam wenlrilt der Abrüstungskonferenz, 16. Mai. Von Hermann Eickels. (Nachdruck verboten) So tritt sie denn endlich zusammen, die vielbcnifcnc „Friedens konferenz", nnd die stillste der europäischen Residenzen ist nun mit einem Male der Zielpunkt des allgemeinsten Interesses geworden. Nun, wenn e-Z für derartige Dinge, wie Staats- nnd Tiplomaten- konfcrenzcn, Vorbedeutungen giebt, so ist der Ort, an dem die Konferenz znsammentritt, sicherlich als ein günstiges Omen anzusehen. Eine Groß» nnd Hauptstadt, die doch dabei ganz unverkennbar den Charakter des Idyllischen trägt; eine Bevölkcrnng, deren Behäbigkeit und ruhige Sicherheit beredt von de» Segnungen eines langen Friedens spricht; ei» Haus, das die Wipfel alter Bäume umransche» und die holdeste» Werke der FriedcnLkünste schmücken, — ließe sich wohl eine günstigere Stätte für eine „Friedenskonferenz" denke»? Und die Geschichte des Haags erzählt von Friedensschlüssen, welche die kriegsmüdc Diplomatie hier wiederholt geschlossen hat (der berühmteste wurde im nahen Nijswik »»terzeichnet und ist dort durch einen Denkstein verewigt), und der Anblick der Stadt selbst von der Vcrt>ä, lichkeit, die sich die Holländer nach harte» Kümpfen, speziell auf dem religiösen Gebiete, angeeignet habe». Denn hier habe» die Reformirien, die Lutheraner, die Deutsch-Evangelische», die Rcmon- stranien, die Englisch-Episkopale», die Altresormirte», die Französisch- Refvrmirtcn, die Katholiken, die deutschen und die portugiesische» Jude» zugleich Gotteshäuser nnd lebe» friedlich und ohne Reibungen miteinander. De» Thurm eines dieser Gotteshäuser besteigen wir jetzt, um eine» orient rende» Blick von der Höhe ans die Stadt zu werfen. Die HauZtirche der Stadt, die goools Keile ober Jakobskirche, ist ein gelhisches Bauwerk von gutem Stile, jedoch ohne besondere Schönheiten oder Merkwürdigkeiten. Von ihrem Thurme bietet sich die Stadt als eine Gruppe von rotheu Ziegeldächern dar, die so sauber ansschc», als seien sie am selbe» Morgen erst abgeseift worden; dazwischen erheben sich Paläste, die einige Aehnlichkeit mit Kasernen h ben; hier und da ein Thurm, große von Bäumen besetzte Plätze, eine Wasserader blinkt dazwischen auf und ringsumher dehnt sich das ebene grüne Land, das die Kanäle durchziehen, wo das Vieh weidet und die Windmühlen ihre Flügel drehen. Nach Nocd- weslen zn aber erreicht der Blick das unermeßliche Meer, das dort gegen die weißen Sanddünen bvsndet; da liegt, vom Haag nur wenige Kilometer entfernt und durch verschiedene Verbindungen ans's schnellste zu erreichen, Scheveninge», die Perle aller holländische» Seebäder, durch sein Meer, seine Düne», seine Eleganz und se ne Kostspieligkeit gleicherweise berühmt. Macht so der Haag aus der Vogelperspektive eine» freundlichen Eindruck, so wird der Besucher auch bei einer Wanderung auf der festen Erde nicht enttäuscht. Mit vollem Rechte ist die Stadt die hübscheste und sashionabelste unter allen holländischen Städten ge nannt worden. Ihre besondere Zier ist das lebendige Grü», dar überall das todte Gemäuer zu besiegen scheint. Mächtige Alleen durchziehen lic Stadt, begleiten die Straßen, beschatten die Plätze; ihnen ans ihren Antrag die Halste d r für kie entrichteten Beiträge zn er statten. Der Awprnch »mH bei Vermeidung des Ausschlusses vor Ablauf eines Jahres nach der endgiltigcn Feststellung der Nnfallrcnte geltend ge macht werden. Die Bestimmungen des 8 30, Abs. 1, Satz 3 und Abs. 2 finden Amveudnng." Abg. Ol-. Hitze (Zentr.): Dieser Antrag wünscht Härten und Ungleichheiten zu beseitigen, die entstehen könnten, wen» Versicherte nach einem Unfälle keine Invalidenrente erhalten. Negicrungskvmmissar Geh. Rath Kausmau«« bekämpft den Antrag, weil dadurch den Versicherungsanstalten neu« Lasten auf- gcbürdet würden, ebenso Abg. v. Richthofe,« (kons.) wogegen Dachse (Svz.), die Annahme empfiehlt. Abg. Hitze (Zentr.) tritt unter Anführung von Beispielen nochmals für seine» Antrag ei». Der Antrag Hitze wird gegen die Stimmen der Konservativen angenommen. * - 8 31 regelt die Ansprüche der Hinterbliebene» von Versicherten, die verstorben sind, bevor sie die Entscheidung über die zu be willigende Rente erhalten haben. Dazn beantrage» die Sozialdemokraten Sllbrecht und Gca. einige Abänderungen, darunter eine, daß solchen Versicherten, die dauernd erwerbsunfähig, ehe sie einen Anspruch aus Rente yabcn, die Hälfte der geleisteten Beiträge zurückerstatlct werde» soll. Ein anderer Absatz des Antrages will den unehelichen Kindern Ansprüche gewähren und endlich soll Absatz 5 der Kvmmiisivnsfassung ge strichen werde», der die aus 8 3l entstehende» Ansprüche anshcbt, wenn die Hinterbliebenen aus Anlaß des Todes des Versicherten eine Reute erhalten. Abg. Stavthaftri» (Soz.) empfiehlt die sozialdemokratischen Anträge. Ter Antrag Hitze wird gegen die Stimmen der Konservativen angenommen. Nach 8 31» soll cs de» Versichernncgsanstaltrn gestattet sein, eiwaige Ucberschüsse über den zur Deckung ihrer Verpachtungen dauernd erforderlichen Bedarf noch zu anderen, als den im Gesetze vorgesehenen Leistungen im wirlhschaftlichen Interesse der Renl.n- enipsängcr, Versicherte», sowie deren Angehörigen zu verwende». Ein Antrag Tllbeccht will diese» ^Paragrgphen ganz streiche», evew. als Verwendnngszwcck nur znlassen: Erhöhung der Angehörige» Unterstützung währ nd der Verpflegung des Versicherten im Kranken Hanse, sowie Echöhnng der Reiitenmaximiis bei Zusammentreffen von Invaliden- nnd Unsallrcnte. Abg. Schräder (srs. Ver.) bittet, cs bei dem Beschluß der!seinen Antrag zurück. (Heiterkeit.) zierliche kleine Hansgärten, mit peinlicher Sorgfalt bestellt, labe» das Auge. Tic für Holland charalteristischen Grachten und Kanäle fehlen nicht, aber ihr Wasser ist nicht, wie in Amsterdam, dick und trübe, sondern frisch und hat einen leisen Fluß. Ji» Mittelpunkt der Stadt, von schattigen alten Alleen umgeben, liegt der schöne Vijver (Weiher), ein von Schwäne» belebtes W isser mi! einer Insel i» der Milte; hierhin strömt Tag für Tag das frische, ans dem Meere cmvorgehoöene Wasser, ui» sich dann all' den zahlreiche» Kanälen der Stadt »lilzntheilcu, an denen entlang zum Thcil rei.ende Promciiaden führe». Etwas sehr Behagliches hat die Stadl überall. Man blickt die langen baumbestandenen Straße» hinunter: ein Haus blitzsauber und mit viele» großen spiegelblanken Fe»stern »eben dem andern, der rothe Backstein nnd der bunte Anstrich, der besonders in kaffeebrauner Couleur sehr beliebt ist, wetteifern mil- einander an Lustigkeit und Nettigkeit; überall walten große Ver hältnisse vor, die Straßen sind breit, hell, geräumig, und ein an genehmer Sonntagscharaktcr scheint stets über ihnen und über diesen ruhigen behäbigen Bürger» zu liege». Holland z-igt hier seine besten Seiten; ein Schuß Französisch ist aber nach Amici's treffen der Bemerkung dem Stadtbilde auch beigen ischt, nnd gerade diese Mischung wirkt glücklich. Man darf nun nicht etwa denke», daß der Haag ten Eindruck einer jener ausgestorbcnen Städte mache, die man im Herzen Alt-Hollands so oft trifft. Das Leben von andert halb Hunderttausend Menschen brandet am Bnitenhof und in der Spui-Straat, am Plaats nnd Vijverberg lebhaft genug; aber, wie gesagt, ein Zug von Idyllischem mischt sich immer wieder ein, ob nun eine kleine, alte, im Schatten der Bäume wie schlafend da- licgcnde Brücke über einen Kanal ihn hervorbringt, oder die Storche, Ke mitten auf dem lauten Fischmarkt ruhig und gemächlich hin- und herspazicre» und die ihnen zugcworfcnen Brocke» würdevoll in Empfang nehme»; sie werden dort von Sladlwege» gehalten nnd ge ährt, weil der Storch das Wappcnthier des Haags ist. Wesentlich niitbestimmend für die vornehme Erscheinung der Stadt ist der Umstand, daß die moderne Industrie, die unsere Kapitalien mit unrnhigein Lärme und mächtigen rauchenden Schloten zu beschenke» pflegt, im Haag ganz in den Hintergrund tritt. Die Hauptsache ist hier der Hof, der einen große» Theil de; Jahres im Haag residirt, sind die Ministerien, die Spitze» der gesammten bürgerlichen und militärische» Verwaltung des Landes, die Kammern, die Diplomatie, der Adel. Der Haag ist ganz vorwiegend Hof- »nd Beamte»stadt, wie bei uns etwa (doch in kleinerem Maßstabc) Pots- dam; auch zahlreiche, zum Thcil alte und berühmte Institute der Wissenschaft und Kunst fehle»' in dem Stadlbilde nicht; unter de» letztere» ist ja das Keine, aber gewählte Museum im Maurits-Hnis allbekannt, wo die Holländer andächtig vor Potter's lebensgroßem Stier, dem gefeierte» Werke und Symbole ihrer fallen nationalen Kultur, sitzen, dessen Werth auf gegen 150,000 Mk. geschätzt wird, während die ausländischen Knnstfreundc Nembrandt's Anatomie wohl den Vorzug crthcilcn. In »euerer Zeit ist »och ein weiteres Element im Haag hinzugeknumcii. In der Umgebung des anmuthige», von Wilhelm 11. begründeten Wilhelmparkes verrathen schon die Namen „Java-Straße", „Snmatca-Stroße" n. dergl. >»., daß die bcruscncn indische» Nabobs hier ihre Residenzen ausgeschlagcn haben, — Bitte», Kommission zu belassen im Interesse der gemeinnützige» Verwendung derartiger Ucberschüffe für Arbeiterwohiizwccke. Abg. Molkenbuhv wendet sich besonders hiergegen mit dem Bemerke», daß derartige Seßhaftmachunge» von Arbeitern weniger inr Interesse der Arbeiter lägen, als In dem der Unternehmer. Staatssekretär Graf Posadowsky: 8 31» hängt nicht mit 8 129 zusam nie», der von der Anlage des Vermögen- handelt. Irgend ein Gesichtspunkt, die Arbeiter seßhaft zu mache», hat der! Regierung ferugclcgen. Ich gestehe zn, daß das Beispiel in den Motiven schlecht gewählt ist. Aber 8 31a bezweckt nichts weiter, als die Festlegung gewisser Nennleistungen, Erhöhung der Krankengelder, Gewährung von Sterbegelder» und dergleichen. Abg. Richter (fr. Vp.): Dann sollte man dies gesetzlich fest legen und nicht der Genehmigung des BundcsrathS ttbrrlasse». Nach dem Kommissioiisbesthlnsse sind die Anstallen in de» VcrwendungS- zwecke» zn sehr beschränkt. Für die dritte Berathung wird eine andcre Fassung des 8 31a ins Auge zn nehme» sein. Abg. Wurm (Soz.) zieht auf Grund der Erklärung des Staats sekretärs den Antrag auf Streichung des 8 31a zurück, hält aber ui» so mehr den Zusatzaiilrag aufrecht. Ministerialdirektor vo» Schichte spricht sich gegen die Spezialisirnng der Nebenleistnngen aus. 8 31a wird unverändert angenommen; desgleichen die 88 22 und 33 ohne Erörterung. 8 33 handelt von der Entziehung der Reute. Die Sozialdemokraten beantragen, Abs. 2 zu streichen, welcher den Verstchernngsanstalteu das Recht giebt, Invaliden in eine Heil anstalt zn bringen und im Weigerungsfälle mit Entziehung der Rente zu bestrafen. Der Antrag wird abgelehnt, Z 33 unverändert angenommen. 8 34 zählt die Fälle ans, in denen das Recht ans Bezug der Rente ruht. Die von sozialdemokratischer Seite vorgeschlagenen Anträge werden abgelehnt, 8 34 wird in der KommissivuSsassung angenommen. 88 35, 35» und 351, werde» ohne Erörterung nach den KommissivnSvvrichlägcn erledigt, ß 36 wird nach Ablehnung eine» sozialdemokratischen Antrages »uveränderi angenommen, desgleichen die 88 38, 39 nnd 40. Damit ist der erste Abschnitt des Gesetzes erledigt. Als der Abg. v. Löbett (kons.) den Antrag stellt, die 88 40a und 51 znsammen zn bcrathen, widerspricht der Abg. Richter (fcs. Voltsp.). Bevor es zur Abstimmung kommt, bezweifelt Abg. Richter die Beschlußfähigkeit des Hauses. Sofort zieht Abg. V. Lövekl i die zun, Theil in sehr glückliche» Formen gehakten sind und zusammen s ein reizendes Viertel ansmachcn, eine Gartenstadt, die sich niimittclbar an die innere Stadt anschließt. — Nicht immer hat der Haag die bedeutende Stellung im holländischen Staats- und Gesellschaftskeben eingenommen, die er heute hat. Noch zu Anfang de- Jahrhunderts raiigierle er als Dorf, und erst Louis Vonaparlc verlieh ihm das Sladlrechl Ursprünglich ein Jagdschloß der Grafen von Holland, — „des Grafen Hag" — wurde es später ire Residenz, und ob wohl es immer noch ei» Dorf blieb, ward es allinählich, besonders zur Zeit der holländische» Präpvnderanz, ein Mittelpunkt nnd Tummelplatz der europäischen Diplomatie nnd eine Stätte inter nationale» Jiitrtgnenspicls. — Ans dieser Geschichte erklärt es sich, daß der Haag eine größere Zahl h her stattlicher Gebäude besitzt, als irgend eine andcre holländische Stadt. Sein Ruhm als schöner Ort ist alt. Schon 1660 schrieb I. de Parival, diesen entzückende» Platz müßten alle Sterdticheu um seine große Schönheit, die Breite seiner Straßen, den lieblichen Schatten der zahlreichen Bäume, die Pracht seiner Bauwerke und die Höflichkeit seiner Bewohner beneide». Unser deutscher Förster fand ihn 1790 als de» „angenehmsten Aufent halt in den Vereinigten Provinzen." Der geistreich: Maxime du Camp nannte den Haag eine wahre Kapitilc des guten GeschmackcS nnd der vornehmen Manieren, ein gelungenes Versailles, nnd Gutzkow rief übec die Stadt ans: „Mo kann man ei» Leben der Alltäglich keit behaglicher führe», als.'in einer so wvhlgcpflegten, überraschend nach de» Gesetze» des Schönen angelegten und sortgcsührte» Stadl!" Der Kern der Stadt, ihre Wiege, ist der „Binuenhos", all dem der Haag hervorgcgange» ist, wie Paris ans der Cito. Ter südwestlich vom Vijver liegende Biuncnhos stellt einen von »»regel mäßige» Gebäuden gebildeten viereckigen Platz dar, der in aller Zeit rings von Gräben umgeben war und noch heut zum Theil ans Zug brücken erreicht wird. Tic Paläste des Biunciihofcs zeigen zum größten Theils die schweren Formen des Mittelalters, haben jedoch achitcktonisch wenig Bemerkenslvcrthcs. Das Bcmeckcnswerthe liegt vielmehr i» ihrer Geschichte. An dieser Stelle residirtc» einst die »lächtigen Statthalter der Vereinigt.» Provinzen, hier lagen noch heut die Stauchen x>encnaul, wie vor alten Tage». Zwei Erinncr- nngen aber sind cS ganz besonders, die ihren Schallen ans diesen Platz und seine Paläste werfen Hier stand am 24. Mai des Jahres 1619 das Schasfot, zu dem der 72jährige Johann Oldcn- barneveldt geführt wurde. Prinz Moritz von Oranicn Halle ihr. unter nichtigen Vorwänden verhaften lasse», „weil er das Band der Vereinigten Niederlande zu lösen versucht nnd Gottes Kirche sehr betrübt habe." Hier ans diesem stillen Platze ertönten seine letzten Worte, in denen er noch seine Schuldlosigkeit belheuerlc; hier rollte sei» Haupt in den Sand. Später wollte» seine beiden Söhne ihn räche», der eine von ihnen wnrde gefaßt »nd seine Mutter bat Moritz von Oranicn um sein Leben. Der Prinz war verwundert, daß sie für den Sohn thue, was sie nicht für den Gatten gethan habe. „Ich habe nicht um Gnade für meinen Man» gefleht, weil er unschuldig war; ich erbitte sie für meinen Soh», weil er schuldig ist," war die Antwort der hoheitsvvllcn Iran. Unweit vom Binncnhof erhebt sich ein Thorthurm, der den Weg vom Bnitenhof zum PlaatS überdeckt. Er hcis.t der „Gevangepoort"