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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeratien«- Vrei« 22; Sgr. (j THIr.) riettetjSdriich, 3 Th'r. für da« ganz« Jahr, ohne Er- hddung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für dik Man prLnumerirt auf diese« Literatur-Blatt in Berlin in der Sxpeditian der AUg. Pr. Staat«-Zeitung fFriedrichtslr. Nr. 72); in der Provinz so wie im Audlande bei den Wohllidl. Post - Aemlern. Literatur des Auslandes. 14 Berlin, Freitag den 3l. Januar 1840. England. Denkwürdigkeiten des Admirals Sir Sidney Smith. °) Das Lcben Sir Sidney Smitb's ist einem modernen Roman ähnlich. In seinem eilücn Jahre schon bestand er ein gefährliches Abenteuer auf dem Clemente, bas später Zeuge seiner Tl aten war. Er versuchte nämlich, ein schönes Mädchen seines Alters durch eine Wafscrfahrt zu unterhalten, wobei aber seine Gondel nichts weiter als ein Waschfaß war und womit er und seine Begleiterin in der großen Wasserfläche beinah^ zu Grunde gegangen wären. Seine ganze Laufbahn trägt den Stempel dieses Unternehmungsgeistes und dieser Neigung zu gefahrvollen Thatcn, wobei er, gleich Sir Philipp Sidney in früherer Zeit, mit seinem Muthc und seiner Gcring- schätzung des Lebens die verfcincrtstc Galanterie vereinigte. Picllcichl hat seit den Tagen Raleigh's England keinen ausgezeichneten Mann gehabt, der in so seltenem Vereine die edelsten Clemente des ritter lichen Geistes darstelltc. Sir William Sidney Smith wurde gegen Ende I7«ld zu Park- Lane geboren. Sein Vater war Capitain Smith. Stoch nicht 12 Jahr alt, wurde er Schiffsfähnrtch fi»lä-ä>ipu>un) am Bord des „Sand wich" unter Rodney und war im aktiven Dienst bis I78Z, wo er Capitain wurde. Um diese Zeit war er iu manche LiebeShändel verwickelt. Rach einer kurzen Ruhe in London ging er in Schwedischen Dienst, und Katharinens glotten suhlten ost bitter den Beistand, welchen der Englische Offizier ihren Feinden gewährte. Obgleich mau es ihm in England übel nahm, baß er der Söldner einer fremden Macht geworden, so war man doch überzeugt, daß nur der unüberwindliche Durst nach L baten ihm diesen Schritt verzeichnete, und man gönnte ihm die Auszeichnungen durch Orden von Seiten Schwedens und die Erhebung zum Ritter von Seilen Englands für seine geleisteten Dienste. Er war I7V3 in der Türkischen Marine, als er den Ausbruch vcS Krieges init Frankreich hörte und sich sogleich zur Englischen Armee unter Lord Hood in Toulon begab. Wir wollen hier nicht erzählen, welche Ursachen die Engländer zwangen, den wichtigen Ort zu räumen; die Welt weiß, daß ein jnnger Artillerie-Offizier, Napoleon Bonaparte, hier zum ersten Male die Blitze seines strategischen Genies schlenderte, indem er durch einen kühnen Vor schlag seinen Feldherr« und durch die ihm übertragene Ausführung Toulon cinnahm. Sir Sidney Smilb übernahm den gefährlichen Auftrag, die Französische Flotte, die Magazine und Alles, was von Rutzen scyn konnte, ;n verbrennen. Eine Scene dieses furchtbaren Geschäfts beschreibt der Biograph folgendermaßen: „Eine große Zahl von Feinden war schon iu der Stadt, die befreiten Galeeren-Sklaven plünderten und mordeten hinter den Republikanern her, während Sir Sione» mit wenigen Leuten seinen schrecklichen Dienst verrichtete. Schon hörte er die republikanischen Gesänge, schon nahte der Feind mit Siegcsjubel dem Orte der Zerstörung; das Wehklagen der Verwundeten, das Prasseln der Flammen wurde durch bcii Donner der Kanonen übertönt, als plötz lich ein Krachen, stärker als der Donner, Sieger und Besiegte auf Augenblicke starr vor Entsetzen machte. Die Fregatte „Iris", im inneren Hafen liegend und mit mehreren Tausenden von Pulver fässern geladen, flog in die Lust! Der Boden des Landes zitterte, und tue «see war bis in ihre Tiefen erschüttert und wogte, als wolle sie emc Wklt verschlingen. Nur ein gewaltiges Erdbeben mit gleich zeitigem Ausbruche eines Vulkans kann diesem Schauspiele gleichen, in dessen Butte Sir Sidney mit einer Handvoll Wagehälse stand. Um ihn waren cinstürzende Häuser und Hunderte von gräßlich ver stümmelten Menschen und über ihm ein Firmament von Feuer, aus welchem Bomben, Kugeln, Balken und Mauern herabstürzten. Gliich- licherweise jedoch bunte er nur drei Mann dabei ein." Es gelang nicht ganz, dieses scha„ervollc Unternehmen; die Re publikaner hatten sogleich die kräftigsten Maßregeln ergriffen, und ihre Kugeln trieben die Engländer überall zurück. Das Unglück der .Erplvsion aber ist nicht Sir Sidney's Schuld. Man trug den Spaniern auf, daS Schiff in den Grund zu bohren; sie legten Feuer daran. So wenigstens behaupten die Englischen Berichte, die den Spanische« Bundesgenossen Berrath und Feigheit und alle die in „r «U N ,.? b'm Ib, K. G n n, nuN.cn w> „N-NN" n.c Nroirr» 2 rot«. lti.üiiil «.»«So«, ttM. Toulon verübte Gransamkcit zur Last legen und dafür Gegcnbeschul- digungen aller Art von den Spaniern cintanschen. Gewiß ist es, daß viele Abscheulichkeiten, die sich damals zugetragen, hinsichtlich ihrer Ursachen noch m Dunkel gehüllt sind, und Mancher mag froh sevn, wenn daS darüber schwebende Geheimniß immer ein solches bleibt. Sir Sidney wnrde von Lord Hood bcaustragt, die Berichte hierüber nach England zu bringen, und sein eigener Bericht ist in den vorliegenden Memoiren vollständig und von bedeutender Wichtigkeit. Seine Persönlichkeit um diese Zeit wird folgendermaßen geschil dert: „Er war sehr schön von Gestalt und Bau, und trotz der kühnen Stärke feines Charakters tag eine Feinheit in seinen Zügen, die mau 'eiten bei einem Gelehrten oder Hofmann m diesem Grave findet. Er hatte auch, wie viele Seeleute, seine Sonderbarkeiten; unter amdcrcn, wie er sein Pferd handhabte. Dieses, aus welchem er mir fashiouablcr Zierlichkeit in der Stadt und mit Wildheit außer halb derselben ritt, wurde von ihm so dressirt, baß cS alle Künste des Cirkus und z. B. auf Befehl einen Knir beim Namen Georg'S machte, während cs wüthcnd mit den Füße» anSschiug, sobald man ihm den Namen Bonaparte nannte." Vor Havre kreuzend, bemächtigte er sich eines Französischen Schiffes, das ihn aber bei eintretender Fluth die Seine hinauftneb, wo er die Nacht über bleiben mußte und den folqcudcn Morgen selber gefangen wnrde. Zwei Jahre wurde er gegen alles Völker recht sestgehaltcn; Bonaparte, an den er sich wendete, verweigerte ihm uden Beistand. Man betrachtete ihn als einen Spion und drohte gar mit kriegsrichterlichem Verfahren. Er hat den Franzosen so vielen Schaden zugefügt und war ihnen so gefährlich, daß sie ihn jetzt gern unter einem schleckten Vorwand gehängt hätten, wenn nicht Repressalien zu fürchten gewesen wären. Die zwei Jahre seiner Gefangenschaft sind reich an Abenteuern und böten Stoff zu einem bändcreichcn Roman. Man hielt ibn für zu wichtig, um ihn au der Küste zu lassen, und brachte ihn daher von Havre nach der Abiei zu Paris. Ein angesehener Emigrant 2-, der mit ihm gefangen genommen wurde und nur die Aussicht auf die Guillotine vor sich hatte, ward nock zeitig genug in den Bedienten John mctamorphosirt und auf diese Weise gerettet. Dieser und der Sceretair S. thcilten die Gefangenschast. Er war nicht lange hier, als er Einverständnisse mit Damen 'i-i-a-vik anknüpftc, die eifrige Freundinnen des KönigthumS und des Rubms waren und hier noch den Vortheil hatten, einem schönen Manne für seine ruhmvollen Dienste für das Kömgtbum gefällig zn scon. Bei der strengen Wachsamkeit der Aufseher griff Sir Sidney zn einer ganz besonderen Art von Telegraphen. Die Zahl nämlich der getödteteu Fliegen und die Scheibes an der sie gctödtet wurden, bildeten die verschiedenen Zeichen ihrer Sprache. Ein müßiger Kaiser zu Rom hat sich mit dem Fangen und Tödtcn der Fliegen den ganzen Tag unterhalten; unser Gefangener that cS jetzt zu seiner Rettung.' Jedoch alle Versuche seiner Freundinnen schlngen fehl. Unter den vielen Versuchen, bei denen sich Abenteuer an Abenteuer reiht, war einer, durch die Kerkermaucr in einen benachbarten Keller zu gelangen. Fräulein D — micthete die Wohnung über dem Keller und leitete die Arbeit, und da sie jung und reizend war, so glaubten die übrigen Hansbcwohncr, die häufigen Besuche geschäftiger Männer mit verborgenen Gesichtern gälten ihren Reizen. Die Arbeit ging langsam von Statten; man nabm einen Maurer, der auf das Ver sprechen, seine Frau und Kinder zu ernähren, wenn er, bei einer elwanigcn Entdeckung, bingcrichtet würde, Hand anleqte; endlich rollte der letzte Stein in den Garten des Temple zu den Füßen der Wache! Der letzte Versuch war der gewagteste, aber auch erfolgreich. Wir geben davon eine vollständige Erzählung, weil man nichts dabei auslaffcn kann, ohne das dramatische Interesse zu vermindern: der Plan bestand darin, einen amtlichen Befehl nachzumachen, in welchem seine Dislocation von dem jetzigen Gefängniß in ein anderes geboten wird, ihn bei der vorgeblichen TranSportirung nach einem sicheren Orte zu bringen, von wo bei günstiger Gelegenheit sein Entkommen bewirkt werden könnte. Herr von Phölippeaur, ein enthusiastischer Royalist, und den die Leser in diesen Memoiren öfter wiederfinden war der Urheber des Planes. Da er nicht nur durch Gcnerosität, sondern auch durch Schärfe des Urtheils und thatkräftigcS Auftreten ausgezeichnet war, so überließ man ibm gern die Leitung des Unitr- .j Unsere Deutschen Leser weiden ßch erinnern, daß dieser Mann, ein Schulkamerad Napoleon'«, die Heilung «t. Jean d'Acre qeaeu die.c» verly-i, diyk Nal, wodurch Letzterer aeßindert wurde, ein Neich litt Morr-rlande zu gründe» und dieUeickt nicht wieder »ach Europa ;urnckriikehreu