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Dresdner Journal : 10.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189705106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-10
-
Monat
1897-05
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 10.05.1897
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Bezugspreis: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark bOPs., bei den Kaijer- lich dcutsäirn Postanstalten vierteljährlich 3 Mark; außer- halb de» Teuljchen Reiche- Post- und St-mpelzuschlag. Einzelne Nummcni: 10 Pf. Srfchctnen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abendt. Frrnspr -Anschluß: Nr 1295. AnlkudigungSgrdühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile bo Pf. Bei Tabellen- und Ziffernfatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: -königliche Expedition de- DreSdner Journal- Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr.-Anschluß: Nr 1295. 106. 1897 Montag, den 10. Mai, abends. Amtlicher Teil. Wekanntrnachnng, die Auszahlung der am 1. Juni 1897 fälligen Zinsen der Staatsschuld betr. Die am I. Juni 1897 fälligen Zinsen der A Partialobligationen der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie von 1839/41 werden vom IS. dieses Monats an gegen Rückgabe der zahlbaren Zinsscheine auSgezahlt. Die Auszahlung geschieht bei der Staatsschulden- kasse in Dresden und der Lotterie-Darlehnskasse, in Leipzig, sowie' bei den Bezirkssteuereinnahmen in Pirna, Großenhain, Dippoldiswalde, Rochlitz Borna, Oschatz, Glauchau, Schwarzenberg, Flöha, Auerbach, Marienberg, Oelsnitz und Kamenz, bei den Hauptzollämtern in Schandau und Eibenstock, bei den Hauptsteuerämtern in Meißen, Freiberg und Grimma, bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Eduard Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und Löbau, bei der Vogtländischen Bank in Plauen i. V., bei der Döbelner Bank in Döbeln und deren Filialen, bei Herren Sarfert u. Co. in Werdau, bei der Vereinsbauk zu Frankenberg, bei der Nenstädter Bank in Neustadt i. S. und bei der Dresdner Bank in Berlin. Dresden, den 7. Mai 1897. ?» ^imUiigriilirslhilß zu vermlkiz dkk Stiitrslhuldeu. vr. Mehnert. Srutnuungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Postverwaltung ist ernannt worden: Mönch, Gcmeindevorstand, alS Postagent in Wald-OppelSdors Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und Öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: 2 Hilfslehrer stellen an der katholischen Bürgerschule zu Leipzig Ein kommen jährlich 1200 M. Gehalt incl. Wohnungsentfchädigung Lehrer und Lehrerinnen, welche die WahlsähigleitSprüsung ab gelegt haben, erhalten 1350 M Gehalt incl. Wohnungs- entschüdigung Gesuche sind bis zum 2V. Mai bei dem Aposto lischen Vikariat in Dresden einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Zur parlamentarischen rage in Österreich wird uns aus Wien geschrieben: Im österreichischen Abgcordnetenhause haben sich in den letzten Tagen Szenen abgespielt, wie sie in den Annalen des österreichischen Parlamentarismus noch niemals zu verzeichnen gewesen sind. Man hat durch die Macht der Stimmmittel die Minister und den Parlamentspräsidenten während der Dauer von Viertel stunden am Sprechen gehindert; geballte Fäuste wurden gegen die Ministerbank erhoben; eine Phalanx von Volksvertretern — nebenbei bemerkt, von Angehörigen der jungtschechischen, vormals erbittert oppositionellen Partei — wurde vor den Ministerstühlen gebildet, nm die ang blich zu gewärtigenden thätlichen Angriffe gegen die Kabinettsmitglieder abzuwehren; in den Gruppen der Deputierten kam eS zu Zusammenstößen, bei welchen auch die Ellbogen gebraucht wurden und die Worte, die man sich gegenseitig zurief, waren so beschaffen, daß einzelne der an diesen Wortgefechten Beteiligten eine ritterliche Austragung ihrer Konflikte für notwendig befanden. Diese traurigen Vorfälle wurden Hervorgernfen durch das Bestreben zahlreicher deutscher Abgeord ¬ neten, die Verstimmung über den jüngsten Schritt der Regierung in der Sprachenverordnungsfrage zu thun- lichst drastischem Ausdrucke zu bringen und zugleich einen Obstruktionsversuch zu veranstalten. Man mag über diese Beweggründe wie immer denken, die Aus schreitungen der letzten Tage müssen in jedem Falle tief beklagt werden. Sie schädigen nicht nur das Ansehen des Parlamentarismus aufs tiefste, sondern sie geben auch sowohl den Gegnern der par lamentarischen Institution, wie den Widersachern des Deutschtums nur neues Material zu Beschuldigungen und Angriffen. Besonders bedauerlich ist der Um stand, daß man auf deutscher Seite bei der Inszenierung der peinlichen Auftritte unbeab sichtigt unter die Leitung von Elementen ge raten ist, welche am allerwenigsten zu einer wenn auch nur vorübergehenden führenden Rolle im Parlament oder zur Mitwirkung bei den Aktionen ernster, patriotischer Männer be rufen sind. In sachlicher Hinsicht ist es nicht leicht, ein Ur teil über die gegnerischen Auffassungen in der schwebenden Frage anszufprechen. Die deutschen Volksvertreter, welche den Kampf gegen die Regierung mit so großer Heftigkeit ausgenommen haben, folgen der Erwägung, daß die Verordnungen des Ministeriums gleichbedeutend seien mit einer schweren Schädigung der deutschen National Interessen in Böhmen und mittelbar auch der gleichartigen Interessen in anderen Ländern, da der von der Regierung gewählte Weg zur Regelung der Sprachen frage auch in anderen gemischtsprachige» Gebieten em- geschlagen werden dürfte, wenn die Regierung nicht gehindert wird, ihn zu beschreiten. Dieie Anschauung beruht auf dem Gedanken, daß die Wahrung der deutschen Interessen in den betr. Gebieten auf der Fort dauer einer bevorzugten Stellung der deutschen Sprache, auf der Ausschließung der nichtdeutfchen Amtssprache in den vorwiegend von Deutschen bewohnten Bezirken beruhe. Nach der Meinung unbefangener Kenner der Verhältnisse ist dieses Prinzip aber nicht unanfechtbar und sind die Folgen einer Beseitigung der bisher geltenden Grundsätze ganz und gar davon abhängig, wie die Neuordnung durchgeführt wird, d. h. von der Schaffung von Vorkehrungen gegen Tschechisierungs- und Slovenisierungsversuche zum Nachteile des Deutsch tums. Eine Reform, welche lediglich die Deutschen in den gemischtsprachigen Distrikten zur allmählichen Aneignung der zweiten Landessprache nötigt, ist nach der Ansicht unparteiischer Beobachter entschieden noch kein verhängnisvoller Eingriff in die Rechte und die Ent wickelung der deutschen Bevölkerung. Man führt für diese Behauptung u. a. auch den Umstand an, daß gerade die Deutschen Böhmens seit Jahrzehnten ohne irgend welchen auf sic geübten Druck vielfach bestrebt gewesen sind, sich mit der zweiten Landessprache ver trant zu machen und daß sie dies — ebenso wie bei spielsweise ihre Stammesgenossen in den nahe der französischen Sprachgrenze gelegenen schweizerischen Ge bieten — einzig und allein deshalb gethan haben, weil ihnen die Kenntnis des anderen Idioms im öffentlichen und geschäsilichen L ben mannigfache Er leichterung und Förderung bringt. Forscht man nun nach den Gründen, aus welchen die Deutschen in einen derartig schroffen und selbst mit den gewagtesten Mitteln geführten Kampf mit der Regierung sich eingelassen Huben, so hat man sich, um zu einer teilweisen Erklärung zu gelangen, zu ver gegenwärtigen, daß die deutsch-freiheitlichen Elemente heute ihre erbitterten Gegner an der Seite einer Regierung erdlicken, welche erklärt latre, allen staalSerhaitenden, patriotischen Parteien den Weg zur Mitwirkung bei den Regier nngsgeschäfien offen lassen zu wollen. Sie erblicken an der Serie des Kabinetts die Jnngtschechcn, die seit Jahren einen Vernichtungskrieg gegen das Deutsch ¬ tum in Böhmen predigen und die schon jetzt erklären, daß die Sprachenverordnungen nur als Einleitung weiterer Konzessionen zu Gunsten der Tschechen zu betrachten feien. Angesichts dieser Sachlage ist es wenigstens nicht unbegreiflich, daß die Deutschen die Besorgnis hegen, die Änderungen in den Beziehungen zwischen der Regierung und den Jungtschechen, der Umschwung in der gesamten Parteigruppierung könne allmählich zu einer für das Deutschtum in Böhmen überaus ernsten Gestaltung der Dinge führen und die Tschechen zu verschärfter Fortsetzung ihrer gewaltsamen Tschcchi- sicrungspolitik ermutigen. Diese Befürchtung bildet eine gewisse Erklärung für die Einbringung der Minister-Anklagen und die sonstigen erregten Zwischen fälle der letzten Tage. Ihre nächste Aufgabe wird die Regierung jedenfalls nun darin erblicken, die Befürchtungen der Deutschen zu entkräften und so die Möglichkeit anzubahnen, daß die Polemik auf das fachliche Gebiet zurückgeführt werde. Ter Herzog von Aumale. (Köln. Ztg.) Mit dem Herzog von Aumale verschwindet eine jener aristokratischen Figuren, die de» Fianzoscn ganz besonder- sympathisch sind, weil sie die Klinge des Degen» und de- Wortes führen, Großthaten vollziehen und sie mit tönenden Redensarten begleiten. Freilich, das Maß seiner Großthaten ist beschränkt; die Machihabcr der Februarrevolution von 1818 sandten ihn und seine Familie in die Verbannung; unter dem Kaiserreich gab es selbstverständlich sür einen Orleans in der Armee keine Stelle Sein Gesuch von 1870, gegen Deutschland zu kämpsen ward nicht beantwortet, und die dritte Repub.ik, nachdem sie ihn zum Präsidenten des Bazaine - Prozesses ge macht, strich ihn 1883 aus der Rangliste und untersagte ihm >886 wiederum den Ausenihalt in Frankreich Was aus ihm geworden wäre, wenn 1848 die Politik seine Psade nicht gekreuzt hätte, läßt sich also haupisächlich nur an den, ermesse», was er bis zu seinrm 26. Lebensjahre geleistet; und daS allerdings bildet eines der schönsten Kapitel aus der Ge schichte der Eroberung Algeriens. Das Kapitel enthält den rollkühnen Handstreich aus die sogenannte Smala Abdel Kader-, aus dessen Lager, wo sich dessen Familie, Minister, Krieger und Zeltgänger, im ganzen 20000 Kopse, bejanden; mit nur 600 Reitern fuhr der junge 23 jährige Herzog daraus lo-, setzte eS in Verwirrung und lieferte es den Jägern de- Haupt manns MorriS aus Seine erste kriegerische Periode schloß mit der Übergabe Abdel Kaders, den er so eingeengt hatte, daß ihm kein anderer Aucwcg blieb Er wandle sich daher an den Herzog, den er schon vorher in einem Briefe den „herr lichsten Ches der französischen Armer' und den „Sohn des Sultans der Sultane von Rum" genannt, kam im Dezember 1847 bei besten Vorposten an und bot ihm am nächsten Tage, dem arabischen Brauche gemäß, als Zeichen seiner unbedingten Ergebung ein stolze- Roß an Im nächsten Februar erfolgte die Februar-Revolution, eine Fregatte überbrachte ihm die Nachricht von der Verbannung feiner Familie und der Er nennung des General- Cavaignac zum Gouverneur von Algerien. Geboren >822 als der vierte So^n des Bürgerkönigs Ludwig Philipp und der Königin Marie Amelie, trat er frühzeitig ins Kolleg Henri IV, wurde, >7 Jahre alt, Unteroffizier und bald daraus Lieutenant und Hauptmann Ai» Hauptmann gesellte ihm fein ältester Bruder, der Herzog von Orleans, sich zu, als er 1840 nach Algerien zog. Tollkühn suchte er bier die Befahr auf, und als er dort ein Regiment erhalten, fchrieb er an den Generalgouverneur von Algerien einen Bries, der die Worte enthielt: „Ich bin jung und stark, ich habe meine Sporen zu verdienen. Ich bitte nur um eines, das Regiment des Herzogs von Aumale nicht zu vergessen, wenn cs gilt, Puffe zu erhalten und auszuteilen " Die Zahl der Angriffe, an denen er sich beteiligte, entzieht sich der Berechnung; er hebt einmal hervor, daß er als Hauptmann 14 mal daran teil- nahni, ohne einmal dasür ausgezeichnet worden zu sein. Schmerzlich war es ihm daher, 1848 aus der ihm aus Herz ge wachsenen Laufbahn scheiden zu müssen „Ich yoffte", so schrieb er in seinen Abschiedsbrief an den Kriegsminister, „die Ge fahren der Armee noch teilen zu können. T-esc Ehre ist mir versagt, aber von meiner Verbannung aus gehören alle meine Wünsche der Ehre und dem Wohle Frankreichs." Tie Ver bannung verbrachte er hauptsächlich zu Twickenham an der Themse, beschäftigt mit feinem Hauptwerke, der Gefchichte der Prinzen von Conde-. Der letzte Condö, sein Oheim und Pate, halte ihm das große Vermögen vermacht, das fchon lange den Augentrost der Verwandten des Herzogs bildet. Tic Zeit geschichte veisolgte er dabei mit dem Auge des Adlers, der im Käsige nach den Wolken schaut Einmal, im Jahre 1861, ge stattete er sich einen Ausfall gegen den Prinzen Napoleon, der im Senate die Familie Bourbon angegriffen hatte. Er schrieb eine Flugschrift: „Bries an den Prinzen Napoleon über die Befchtchte Frankreichs", worin er ihm seine und feine- Vater- Hieronymus Undankoarkeit gegen die Orleanisten vorhielt. „Unter den Dienern, die da- Vorzimmer des Kaisers füllen, können Sie noch den erkennen, der Sie in- Kabinett de« König- einsührte, als Sie dem König für seine Güte zu danken kamen." Und anläßlich der Nachsicht, die Ludwig Philipp gegen den Attentäter von Straßbourg und Boulogne auSgeübt, fügte er hinzu: „Diese Orleans sind un- verbesterlich; wenn es noch einmal zu thun wäre, würden sie ebenso gütig sein, als früher. Aber die Bonaparte halten Wort, wenn es sich darum handelt, zu erschießen" Wie schon oben bemerkt, stellte er sich nach AuSbruch des Kriegs, als die Kunde von den ersten Niederlagen bekannt geworden, dem Kriegsminister zur Versügung. Später bewarb er sich um einen Sitz in der Nationalversammlung, und zwar mit einem Wahlmanifest, das er alS Verbannter in einem Londoner Blatte veröffentlichen ließ Die Frage nach Krieg und Frieden ließ er unbeantwortet, weil er an den Ercignisfen kein Teil halte, weil er zur Unthätigkeit verdammt worden war. Dafür aber sprach er sich mit vollem Bewußtsein in der Frage der Siaatssorin sür die konstitutionelle Monarchie aus, weil sic sowohl dem Wunsche nach Ordnung wie den Freihesirbedürf- nissrn der Demokratie am beste» entspreche Thatfächlich gelang es ihm, in die Nationalversammlung gewählt zu werden; und nachdem im Dezember 1871 dcr VerbannungSbeschluß wider- rusen worden, trat er 1872 als Divisionegeneral wieder in die Armee ein. Bon hervorragender Wirkung war seine Rede in der Nationalversammlung über die Nationalflagge im Anichluß an die Armeereorganisation, die den zornigen Widerspruch der Legitimisten Hervorries Er sagte: „Unter der geliebten Flagge, unter der alle Franzosen allcr Schattierungen sich während des Kriegcs geschart, die alle Franzofen umgaben, als man ein Stück (rot) davon abriß, um daraus das Abzeichen des Bürger kriegs zu machen, diese Flagge war lange die Erahne des Sieges, und de: unserm Unglück das Zeichen der Eintracht und der Einigkeit." Der Lärm, den diese Verherrlichung der Tricolore auf die Anhänger der weißen Fahne machte, war begreiflicher weise sehr groß. Sein Ansehen war unterdessen so gestiegen, daß ihm der Vorsitz des Kriegsgerichts über Bazaine übertragen ward Um sich sür sein richterliches Amt gebührend vorzu bereiten, beabsichtigte er ein vorheriges genaues Studium der Metzer Schlachtfelder, aber obgleich er strengstes Inkognito zu bewahren versprach, schlug ihm die deutsche Regierung die- ab; und nicht mit Unrecht, denn dem Feinde einen Einblick in die eigenen Festungen zu gestatten, unter dem Vorwand, einen General, der vor den Deutschen die Waff-n gestreckt, des Vir- rates zu zeihen, mutete doch der deutschen Bescheidenheit zu viel zu. Berühmt ist des Herzogs Wort an General Bazaine, al- dieser behauptete, nach Sedan sei nichts übrig geblieben. „Monsieur", entgegnete dcr Herzog, „es blieb Frankreich übrig." Während der Präsidentschaft Mac MahonS war Aumale von 1873 bis 1879 Befehlshaber des 7. Armeekorps zu Vtsanyon und dann zeitweilig mit der fogenannten Armeeinfpektion betraut, 1883 aber von dem Kricgsministcr Thibaudin feiner Stelle enthoben und 1886 durch das neue VerbannungSgefetz, welches Mitglieder der Prätendentenfamilien aus dem öffentlichen Dienste auSfchloß, überhaupt aus der Rangliste gestrichen. In seinem getränkten Stolze ließ er cS sich nicht nehmen, dem Präsidenten Grevy einen bitterbösen Brief zu schreiben, der mit den Worten schloß, daß er als Doyen des Ge neralstabs, der im Krieg und Frieden die höchsten Ämter eines Soldaten bekleidet, sich gestatte, dem Präsidenten ins Gedächtnis zu rufen, daß die Militärchargen über feine Antastung erhaben feien Die Antwort freilich war zwei Tage später seine eigene Verbannung Glücklicherweise gehörte dcr Herzog nicht zu den rachsüchtigen Naturen; er vergalt die Verbannung mit einer großartigen Schenkung: er vermachte daS Schloß Chantilly mit feinen fämtlichen Kunstfchätzen dem Institut. Der Wert dieser Schenkung läßt sich kaum mit Geld ziffermäßig bemessen; sie umsaßt eine vollständige Samm lung aller aus die französische Kunst bezüglichen Schätze in all ihren Zweigen Die Folge war, daß 1889 das Verbannungs- dckret gegcn ihn widerrufen ward, und seitdem hat er denn wieder sein liebes Frankreich bewohnt. Sein erster Besuch galt dem Präsidenten Carnot, sein zweiter der Akademie, deren Mitglied er seit 1871 gewesen. Unter seinen zahlreichen Schristen, die er zum Teil in der Uovu« äo» ä«ux Houcks» veröffentlichte, zeichnet sich al» Hauptwerk die schon erwähnte Geschichte des Prinzen von Conaä aus. „Ein guter Franzose ist mit ihm gestorben", so schreibt Jules Claretic, dcr ihn gut gekannt, „ein auSerwählter Geist, ein gute- Herz." Vom Hritftsschauplaßc liegen heute felgende Nachrichten vor: Konstantinopel, 8. Mai. Eine Depesche des Blattes „Sabah" vom 7. d. Mts meldet: Nachdem die Divisionen Hamdi und Memduh nach hartnäckigem Kampse die Pharsala dominierenden Positionen besetzt hatten, nahm am nächsten Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 8 d Mts.: „Lohengrin". Romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner. Frau Burrian-Jelinek sang vorgestern als dritte Gastrolle die Elsa und machte in dieser anspruchsvollen Aufgabe — der schwierigsten, die sie bei ihrem drei maligen Auftreten zu lösen hatte, den relativ besten Ein druck. Zwar kam es auch hier nicht zu einem ganz gleichmäßigen Eindruck und zur vollen Beherrschung aller Höhepunkte, aber es traten wieder sehr sympathische Wirkungen hervor und zwar durch angenehmen Stimm klang, gute Bindung der Töne und warme Empfindung an denjenigen Stellen, welche einen mädchenhaft innigen und hingebenden Ausdruck verlangen. Das in der Mittellage besonders gesunde, nur in der Höhe schon etwas angestrengter klingende Organ hielt bis auf daS Ouintett (I. Akt), in dem cs nicht durchgriff, auch gegenüber dem Wagncrschen Orchester stand Überhaupt hatte der Ton vorgestern weit mehr Festigkeit und ander seits war die Neigung der Sängerin zum Zuticssingen diesmal geringer als an den früheren Abenden Schau spielerisch traf die Gästin fast überall das Rechte und ging in manchen Szenen wie in der eisten vor dem König, im Auftritt mit Ortrud und in der Münsterszene sogar etwas über das Korrekte hinaus. Alles in allem genommen, können wir nur wiederholen, daß die Hofbühne in Frau Burrian-Jelinek für lyrische Rollen mit geringen drama tischen Hebungen eine schätzbare Kraft gewinnen könnte. Zwei andere Gäste in der „Lohengrin"-Vorstellung waren Hr. Gudehus und Frl Anna Reinl vom König! Opernhause in Berlin In letzterer lernte man eine mit guten äußeren Mitteln ausgestattete Künstlerin kennen, die über einen wohlgebildeten, im Klang schön gefärbten und in der Höhe besonders ausgiebigen Mezzosopran verfügt und die im Gesangsvortrag wie im Spiel dramatische Be gabung, wenn auch noch nicht volle künstlerische Freiheit und Ruhe verriet Hr. Gudehus war vorzüglich bei Stimme, desgleichen Hr Perron, und Hr. Scheidemantel gab sich mit größter Kraft in der Münsterszene aus. Die ganze Aufführung verlief unter Hrn. Hagens Leitung fehr erfreulich. P. K. Hoftheater. — Neustadt — Am 8. Mai: „Hans Lange". Schauspiel in vier Alten von Paul Heyse. Heyses frischestes und bestes Schauspiel erschien am vorgestrigen Abend wiederum von ungeschwächter Wirkrngs- kraft. In der Rolle des Großknechts Henning, der im Prinzen Bugslaff einen unbequemen Nebenbuhler wittert, trat Hr. Traut sch vom Münchener Hoftheatcr zum dritten und letzten Mal als Gast aus Die Gestalt des eifersüchtigen, trotzigen und bauernschlauen pommerschen Knechtes hat mehr Eigenart und naturwüchsige Komik, als die moderne Rolle, in der sich der Gast zuerst darstellte, und Hr. Trautsch konnte daher eine größere Fülle charakteristischer Züge entfalten und sich von Seiten zeigen, die seine Bühncngeivandlheit und einen gewissen derben, tüchtigen und trockenen Humor zu seinem Recht kommen ließen Die große Szene am Schluß des dritten Aktes, wo Henning scheinbar den jungen Herzog verrät, um, nachdem er Hans Lange und Dörthe genügend geängstigt hat, seine Verfolger aus falsche Fährte zu schicken, trug dem Darsteller des Henning nicht nur lauten Beifall, sonder» auch cinen Hervorruf ein — Erfolgt demnach ein Engagement des Hrn. Trautsch für unsere Hofbühne, so wird der Künstler wenigstens eine und die andere Rolle haben, in dcr er mit Glück wirkt. Nichtsdestoweniger bleibt es bedauerlich, daß wir Hrn. Trautsch in keiner Rolle cines klassischen Schauspiels oder Lustspiels gesehen haben, die über Maß und Umfang seiner Fähigkeiten ein wirklich sicheres Urteil gestalten würbe. Eine Wiedergabe des Junker Christoph von Bleichenwang in Shakespeares „Was ihr wollt" oder einer dcr Gestalten aus dem „Sommernachlstraum," hätten das Verdienst des Hrn Trautsch jedenfalls in klareres Licht gesetzt, als selbst sein Henning. A St Berichte aus den Konigl. Sammlungen 1896. (Fortsetzung) 6. DaS Grüne Gewölbe Durch Ankauf wurde der Sammlung nur ein Kunst werk zugesührt, eine sehr gut modellierte Büste des Königs August III von Polen in fein ziseliertem vorzüglichem Bronzeguß, etwa 15 em hoch, auf grünem, mit metallenen Beigaben dekoriertem Marmorsockel, ein Kunstwerk, welches den König im Harnisch und Hermelin-Überwurs, mit dem goldenen Vließe und dem Stern des weißen AdlerordenS geschmückt, insofern m ungewohnter Weise zur Darstellung bringt, als derfelbe nicht in der ihm sonst eigenen lang- lockigen Pcrrücke (vergl z. B. seine jugendliche Büste von F. Coudray im Albertinum), sondern m einer solchen er scheint, welche Stirn und Schläfe mit enganliegendem kleinen Lockenwcrk umgiebt, während das hinten zusammen geraffte Haar mit einem Bande umschlungen ist. Da wir König August III. in dieser Haartracht plastisch dargestellt nur auf einer einzigen seiner zahlreichen Medaillen, der Medaille aus die am 23 Dezember 1750 erfolgte Geburt des Prinzen und nachmaligm Kurfürsten und Königs Friedrich August (ves Gerechten) antreffen, welche von dem König!. Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen Hofbild hauer und Medailleur Friedrich Wilhelm Du Dut her rührt, einem geschätzten Künstler, welcher lange Zeit in des König- Diensten stand, mit demselben auch während des Krieges in Warschau weilte, später wiederholt in russischen Diensten lhätig war und 1779 im Alter von 67 Jahren zu Danzig starb, so dürfte, bei auch sonst vor handener Verwandtschaft in der Durchführung der gedachten hervorragenden Medaillen-Arbeit und der Büste, die Ver mutung sich rechtfertigen, daß auch die Büste eine Arbeit des genannten Du llut sei. Durch Überweisung aus der Ethnographischen Sammlung gelangten drei alte kunstvoll gearbeitete Kämme aus Holz, welche schon vor 1819 zu öen Beständen des Grünen Gewölbes gehört hatten, an dasselbe zurück, Stücke die zu den sogenannten Geduldsarbeiten gehören, da jeder der Kämme mehrere kleinere enthält, die aus dem großen sich herausziehen lassen. Es ist wahrscheinlich, daß diese Arbeiten ebenso wie drei im Grünen Gewölbe verwahrte, der Zeit von 1650 angehörende gedrehte Holzkelche, deren jeder in seiner Kupve eine Menge (bis zu 100) immer kleiner werdende Becher enthält, aus Tirol stammen. Nächstdem sind von einer Reihe aus dem Historischen Museum hierher gelangter Modelle und perspektivischer Ansichten zwei Holzmodelle de» hiesigen König!. Residcnz- schlosses, welche sich auseinander nehmen lassen und auch über die innere Einrichtung Ausschluß geben und zwar ein solches, welches das alte Margrafen- dann HerzogS- schloß, wie es vor dem Erweiterungsbau des Kursürsten Moritz aussah, und ein zweites aus der Zeit des Kur fürsten Johann Georg II, al« dcr Schloßturm seine der- malige Gestalt erhalten hatte, sodann ein in Holz aus- gesührter sehr interessanter Neliefplan Dresdens links der Elbe aus dem 16. Jahrhundert, ein vom Zeugmeister Paul Buchner gefertigter Reliefplan der 1546 angelegten Befestigungen von Neustadt Dresden, der jetzigen Altstadt, sowie der Befestigungen von Altdresden, der jetzigen Neu stadt von 1632 und drei von Andrea« Vogel 1623 in Ol gemalte perspektivische Ansichten des Schlöffe« und de« Stallgebäudcs, dann ein Modell des alten Schlosse« Moritzburg bei Dresden, ein Reliefplan dcr Militär» Etablissement« in Dresden-Albertstadt von Moritz Seifert,
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