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5.- .Unterhaltung und Wissen«, .Unterhaltungsbeilage«, ÄlÜNOlAö LOOulLNvLtmgöN. der Welt üer Frau", Illustrierte Sonntagsbeilage mummen infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung usw. bcrcchtint nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung 71. ^slrrgsng Baü Sckanösu. Mittwock, den 18. Msi 1927 Las Leben im Bild" Nichterscheinen c Nr. 11? Sächsische Schweiz Tageszeitung fltr die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postclwih, Prossen, Rathmannsdorf, Neinhardlsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfährr. sowie für das Gcsamtgcbict der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlapper Anzeigenpreis (in RMZ: Die 7gespaltene 88 mm breite Petitzeile 20 Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Rcklamezeile 80 Pfg. Tavellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Hernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift.- Elbzeitung Bad Schandau UÄ""° m-LL -"«l °« Tageblatt für die Lnidäll die amtlichen Bekannimachungcn für den Stadtrat da^ Ftti- eilige Leser. * Der deutsche'Botschafter Dr. von Hoesch wird nach einer Meldung aus Paris am Sonnabend zu einem Erholungsurlaub nach Evian am Genfer See abreiscn. « Nach kurzer Debatte Hal gestern die türkische Kammer den ,dculsch-tiirlischcn Niedcrlassungsoertrag ratifiziert. * Das albanische Außenministerium erklärt offiziell: „Die Nachricht, das, der Staat den Ministerpräsidenten Achmed Zogu am 15. Mai 1T27 in Tirana zum König von Albanien ausrufen lieh, entbehrt jeder Grundlage." * Wie aus Charkow gemeldet wird, ist der vor einigen Tagen wegen Spionage zum Tode verurteilte Pole Koslowski nach Ab lehnung seines Gnadengesuches am Dicnstagmorge» hingcrichlct worden. Amerikanische Rüstungen. Bon Otto Cordach-Berlin. Im Jahre 1V01 gaben die Vereinigten Staaten für Ihre Kriegsflotte 80 000 240 Dollar aus. Noch konnten sich Volk und Regierung In der Union rühmen, von dem Rüstungss eber der alten Welt nicht angcsteckt zu sein. Man fürchtete keinen An. griff von irgendwelcher Seite. Man betrachtete die Duldung der britischen Herrschaft über Kanada als ausreichende Sicherheit gegen feindselige Gelüste Englands: man sah aus die mittel, und südamerlkaniscyen Republiken gleichgültig, sast E"Al'ch lM' ab, machte sich auch um deren Sicherheit mit Rücksicht aus die von allen groben Mächten anerkannte Monroe-Doktrin keine Sorge,- man blickte über den Stillen Ozean und verlieh sich auf die Versicherung der Marlncsachvcrständigen, bah keine Schlacht flotte ein genügendes Wirkungsseld besitze, um die Union vom Pazifik her In ihren eigenen Gewässern anzugreifen: man fühlte sich als Vormacht eines befriedeten Erdteils wirtschaftlich unab hängig und unbesiegbar. Erst da» weltpolitische Temperament des Präsidenten Roo sevelt, das in dem Admiral Mahan einen bedeutsamen Theore tiker fand, ritz das Volk der Vereinigten Staaten nachhaltig aus seinem herkömmlicl)en geruhsamen Dasein heraus. Die amerikanische Flotte mutzte die Erde umsegeln, um aller Welt den Anbruch der imperialistischen Zeit amerikanischer Außenpo- litik zu osfenbaren. Immerhin blieb die amerikanische Rüstungs- politik bis zum Ausbruch des grohen Krieges noch infolge der pazifistischen Tradition des Volkes der Vereinigten Staaten stark gedämpft. Grotzbrilannien wandte Immer »och fast doppelt so viel für seine Flotte auf wie die Union für die ihrige (144 548 000 Dollar gegen 52 705 770 Pfund). Das Stärkeverhältnis der Flotten der beiden angelsächsischen Mächte war nach Brasseys Annual 1014 das folgende: Großbritannien gebaut u. Im Bau Vereinigte Staate» gebaut u. im Bau Moderne Schlachtschiffe 34 14 Moderne Schlachtkreuzer 10 —— Aeltcrc Schlachtschiffe 88 —22 Zusammen '82 80 Kreuzer 1. Klasse 38 15 Leichte Kreuzer 80- -10 Zusammen 127 25 Zerstörer 238 00 Torpedoboote 1. u. 2. Kl. 70 21 Unterseeboote 00 50 Zusammen 404 131 Heute wendet die Union für ihre Flotte viermal soviel auf wie vor 25 Jahren und doppelt soviel wie im Jahre 1014. Auch ihr stehendes Heer ist, obgleich noch verhältnismätzig klein, gegenwärtig viel grötzcr als früher. Dazu kommen gewaltige Luft-Streitnrüste. Die Ausgaben der Bundesregierung für Armee und Flotte werden für das laufende Jahr aus 080 537 042 Dollar geschätzt, wovon d74 Millionen auf die Seeverteidigung entfallen. Unberücksichtigt sind dabei die Ausgaben des Schlsf- sahrtamtes für die Aufrechterhaltung einer den Ausmaßen der Kriegsflotte entsprechenden Handelsflotte, die im Lause von neun Jahren die stattliche Summe von 3 023 000 000 Dollar er gaben. Nach Abzug des Erlöses für verkaufte Schiffe und Mate rialien bleibt immer noch ein Fehlbetrag von rund 3 Milliarden Dollar. Alles in allem hat der Flottenehrgeiz das Volk der Ver einigten Staaten seit 1010 etwa zehn Milliarden Dollar gekostet. Am 1. Februar 1027 waren gebaut oder im Bau in England Verein. Staat. Japan Frankretch Mail Große Schlachtschiffe 12 14 0 Große Schlachtkreuzer 3 4 Kleinere Schlachtschiffe 4 4 0 0 Kleinere Schlachtkreuzer 1 - Flugzeugmutterschiffe 10 3 5 22 1 Kreuzer 02 37 30 20 10 Zerstörer 170 300 128 84 79 Unterseeboote 04 124 77 83 30 Die amerikank sche Schlachtslotte, die am Vorabend des gro- tter Stelle stand, ist heute der britischen gleich«! tzen Krieges an dri.... , , ... wertig und mehr als doppelt so stark wie die Flotte» irgend' welcher zweier aiidercr Seemächte. Es erhellt daraus, daß das Volk der Vereinigten Staate» heute im Gegensatz zu seiner von Mißtraue» wider die übrige Welt ' datz es wege» seines märchenhaft wachse», den Wohlstandes allgemein beiieidct und gehatzt wird und irgend- waim einmal von starken Gegnern nngegrif en werde» könnte ^r übrige» Welt ,» Frede» lebe»: hat es doch ihr aeaemibcr auf Grund seiner Gläubinerrechte Ansvruch der ei» ei» aus sayMchc Zahlungen vog-msgosamt 22143 530 003,10 Dollar. „Weil» wir die reale» Opfer I» Betracht ziehe», die auf Seiten anderer Nationen nötig sind, um die vereinbarten Zahlungen zu leisten," erklärte Präsident Coolidge imlängst i» einer Rede, „und wenn wir alle damit zusammenhängenden Umstünde be rücksichtige'!, so sollten wir uns Ihre wachsende Bewunderung und Achtung sichern." Als Hauptmittel zu solchem Zweck soll Union eben ihr längerer Atem im Wettrüsten dienen, bis Abriistungsdiktal die kriegerische Ueberlcgenhcit Amerikas siir allemal stabilisiere» Kan». Europa und Amerika. Von Minister a. D. Louis Loucheur, französischem Delegierten zum Völkerbund. Der bekannte französische Staatsmann und Wirtschastspolitikcr weilte erst vor einiger Zeit in Dcutlcbland. 5^n kolaen- Len unserem Berliner Mitarbeiter zur Verfügung gestellten Ausführungen äußert er sich u. a. über die uns so schwer be drückenden Neparationslasten. Die Nachkriegszeit wird gekennzeichnet von dem Ver- fuch Europas, sich von den heftigen Erschütterungen und den ungeheuren Verlusten, die ihm in der Zeit von 1914 bis 1918 zugefügt worden sind, zu erholen. Um die zahl- reichen Schwierigkeiten, die sich dabei für jede europäische Nation ergeben, besser verstehen zu können, muß man einer neuen Tatsache Rechnung tragen. Das gesamte Europa findet sich den Vereinigten Staaten von Amerika gogcnüberstehend, einem Amerika, das finanziell und in- dustriell anders organisiert ist. als cs 1914 war. Der französische Großindustrielle Loucheur. Vor dem Kriege waren die Vereinigten Staaten ge nötigt, insbesondere zur Errichtung ihrer Eisenbahnen, eine große Anzahl von Obligationen in Europa unterzu- bringcu, weil ihre Zahlungsbilanz passiv war. Während des Krieges konnten sie dank den Lieferungen an ver- schieden« Völker des alten Kontinents ihre Finanzlage vollkommen verändern und den weitaus größten Teil der Obligationen wieder zurückkaufen. Und heute ist Europa gezwungen, alljährlich beträchtliche Summen an sie zu zahlen. Wenn ich Europa sage, müsste ich cigcutlich tu erster Linie Deutschland nennen, denn in Wirklichkeit Haven Großbritannien, Frankreich und die anderen Länder, die an der normalen Abwicklung deS DaweL-Planes inter essiert sind, deutlich zu verstehen gegeben, daß sie bereit sind, die von Deutschland zu zahlenden Jahresraten zu reduzieren, falls die Vereinigten Staaten von Amerika ihnen die interalliierten Schulden erlassen würden. ES kann mit Recht gesagt werden, daß ein beträchtlicher Teil der deutschen Reparationszahlungen über Großbritannien, Frankreich, Belgien und Italien Amerika zuflietzt. Durch diese« Umstand wird aber nur zum Teil das Verhältnis zwischen Europa und Amerika gekennzeichnet. Der Weltkrieg versetzte Amerika in die Lage, seine Pro duktion auf den verschiedensten Gebieten zu steigern. Es hat für seine Ausfuhr gewisse freigcwordene Märkte ge funden, sich neue Niederlassungen geschaffen und seine In- dustrie überall gegen die europäische Industrie als einen tatkräftigen und mächtigen Gegner in den Wettstreit treten lassen. Gleichzeitig aber blieb das amerikanische Schutzzoll system bestehen, das den meisten seiner Industrien eine ungehinderte Entwicklung ermöglichte und sie von der Sorge einer sowieso unmöglichen Konkurrenz befreite. In diesen beiden Entwicklungen darf man wohl den Grund zu den Übeln suchen, an denen Europa heute krankt. Wenn man die Außenhandelsstatistiken in jedem der großen Staaten, die unter den allgemein bekannten Krisen leiden, näher prüft, erkennt inan, wie die verstärkte amerikanische Konkurrenz das Problem der europäischen Produktion überall so schwierig gestaltet hat, daß inan im Augenblick nicht recht weiß, wie man es lösen könnte. Dle Grunde der amerikanischen Vorherrschaft sind, kurz skizziert, folgende: Amerikas Finanzmacht, Amerikas zahlreiche eigene zahlungsfähige Konsumentenschaft, Amerikas alle Industriezweige umfassender Rohstoffreich- tum, Amerikas billige Kohle und Amerikas fruchtbares und ausgedehntes Ackerland. Wie absurd das System ist, durch das sich die Völker, von verlockenden vorübergehenden Gewinnen berauscht, verführen lassen, wie es beispielsweise durch die gewaltige Serienproduktion Amerikas geschieht, zeigen die meines Erachtens nach notwendigerweise wachsenden Leiden der amerikanischen Landwirtschaft, die ihren Ur- sprung haben in der immer größer werdenden Unfähigkeit Europas, ihr die Erzeugnisse abzukaufen. Wir müssen auf beiden Seiten die Konsequenzen über sehen, um nicht eines Tages in eine Sackgasse der ver- zweifelten Lösungen hineingetricben zu werden. Es ist in wirtschaftspolitischer Hinsicht nicht unmöglich, Europa derart zu organisieren, daß ihm der Kampf mit der amerl- klinischen Industrie möglich ist. Aber gerade diesen Kampf möchte ich vermieden wissen. Wir wollen doch nicht in dem Augenblick, in dem das Wort Frieden auf allen Lippen schwebt, die k^ime zu künftigen Konflikten säen. Wir wollen nicht den Krieg der Waffen durch einen Wirt schaftskrieg ersetzen. Wir sind im alten Europa viel solidarischer, als wir es uns vorstellen. Ich wiege mich zwar nicht in dem Glauben, daß durch die internationale Wirtschaftskonferenz in Genf alle Probleme plötzlich ge- löst werden können, aber ich hoffe, daß wir dadurch den Grundstein zur Errichtung eines Tempels zn Ehren einer fruchtbaren Zusammenarbeit des alten Europas mit dem »euen Amerika leaen werden. Die russische Arcos-Note an England überreicht. London. Die Note der Sowjetregierung, in der sie gegen die polizeiliche Durchsuchung der Räume der Allrussischen Koope rativen Gesellschaften in London protestiert, ist gestern dem briti schen Geschäftsträger in Moskau übergeben worden. * Ausdem Inhalt der Note. Die Sowjetregierung erklärt in der Note kategorisch, daß die Fortsetzung der Handelsbeziehungen nur unter der Bedingung genauer Erfüllung des Handclsübereinkommens durch die grotz- britannischs Negierung und der Garantierung ruhiger, sach gemäßer Arbeit der wirtschaftlichen Organe der Sowjetunion möglich ist. Mit gleicher Entschiedenheit erklärt die Sowjetrcgic- rung, daß sic sich nicht damit zufrieden geben kann, daß die Durch führung der Handelsoperationen in Zusammenhang mit zu- sälligen innerparteilichen Kombinationen in England, Wahl- manövern oder phantastischen Voraussetzungen dieses oder jenes Ministers gebracht wird. Die Sowjetregierung hält sich für be rechtigt, von der großbritannischen Regierung eine klare und un zweideutige Antwort zu verlangen, aus der man entsprechende Schlußfolgerungen ziehen kann. Sie hält sich ferner siir berechtigt, die Forderung zu stellen, daß die großbritannische Regierung wegen der Verletzung vertraglicher Verpflichtungen, wegen der der Sowjetregierung zugefügten Beleidigung und der durch poli zeiliche Handlungen zugefügten materiellen Schäden Genügt tuung gäbe. Die Arcos nimmt ihre geschäftliche Tätigkeit wieder auf. London, 17. Mai. Die Arcos hat heute ihre geschäftliche Tätigkeit wieder ausgenommen, nachdem die polizeiliche Unter suchung gestern nacht beendet worden war. Ihre erste Aufgabe sah sie darin, den bei der Durchsuchung der englischen Polizei ungerichteten Schaden festzustellcn. Sobald die Höhe des Schadens feststeht, wird die Sowjetbotschaft eine Erklärung ver öffentlichen. Mehrere Arbeiterparteilcr im Unterhaus werden an den Innenminister eine Reihe von Fragen richten, die den Minister zwingen sollen, sich über die Angelegenheit der Durchsuchung zu äußern. Nach einer Meldung aus London beabsichtigt die Handels gesellschaft Arcos, einen Schadeiiersatzprozcß gegen die englische Regierung wege» Sachbeschädigung an Inventar und Ecld- schränke» während der Haussuchung anzustrengen. Das Ende des Irak-Traumes. .Im Verlaufe der gestrigen Untcrhaussitzung hat der englische Kolonialministcr eine aufsehenerregende Erklärung abgegeben, nach der England seit Friedensschluß 2,0 Milliarden Mark Zu schüsse siir den Irak geleistet habe. Die einzige Rechtfertigung dieser Politik war stets nur der Erdöl-Reichtum des Gebietes. Rach Mitteilungen des Kolonialministers sind jedoch nur in einem kleinen Gebiet von Irak in der Nähe der persischen Grenze einige wenige Erdölquellen in Ausbeutung bcgrisscn. Dao übrige Gebiet sei eine ertraglose Wüste.