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Bestellungen werden bei allen Postanstalten de» deutschen Reiche», für Bischofswerda und Umgegend in der Expedition diese» Blatte» angenommen. Die Finanzministerkonferenz. Am DienStag traten in Frankfurt a. M. die Finanzminister der Bundesstaaten zusammen, wie offiziös angckündigt wurde, zu einer Besprechung mit dem Staatssekretär des ReichsschatzamteS, um zu einer Verständigung über die beste Art der Deckung der durch die HeercSresorm er wachsenden Mehrausgaben und über verschiedene sonstige Fragen der NeichSfinanzpolitik zu ge langen. Einige Tage wird die Konferenz dauern, wie ein thüringischer Staatsminister dem Weimarischen Korrespondenten der „Post" „aus der Durchreise" mit der Bemerkung mittheilte, daß auch noch eine „Zündholzsteuer" neben dem HauptbesteuerungSobjekt, dem Tabak, in Vor schlag gebracht werden solle. Der „Natl. Korresp." werden auö süddeutschen RcgierungSkreisen als im Vordergrund der der Konferenz zu unter breitenden Vorschläge stehend bezeichnet eine Tabak-Fabrikat- und eine Weinsteuer, daneben sollen eine neue Börsensteuer und einige kleine Luxussteuern in Betracht kommen. Auch bei dem Tabaks- und Weinprojekt dürfte nach der genannten Korrespondenz der Nachdruck darauf gelegt werde«, den Verbrauch des kleinen Mannes, sowie die Interessen der bctheiligtcn ErwcrbS- kreisc möglichst zu schonen und dafür den kost spieligeren Konsum heranzuziehen. Man glaube eine rasche und glatte Verständigung der Re gierungen erwarten zu dürfen. Zunächst wird ja weder über die Erörterungen, noch über die eventuell gefaßten Pläne etwas durchsickern. Indessen wird es naturgemäß im Interesse der Regierung liegen, bald die einzelnen gefaßten Beschlüsse offiziös der öffentlichen Dis kussion überantwortet zu scheu. Ucber das große Gewicht, welches seitens der verbündeten Re gierungen dieser Konferenz beigelegt wird, und über die vorläufige Geheimhaltung der zur Er örterung gelangenden Steuervorschläge äußert sich die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." wie folgt: „Man weiß jetzt bestimmt, daß in Frankfurt keinerlei politische Zwecke verfolgt werden, sondern lediglich finanzielle. Mau weiß ferner, daß eS durchaus nicht auf eine ungemesscne Steuerver mehrung, sondern lediglich und ausschließlich -darauf abgesehen ist, für bekannte und von keiner Seite bestrittene und zu bestreitende Bedürfnisse des Reiches die finanziellen Deckungsmittel zu beschaffen und daß dabei eine im Interesse aller Theile beruhende Stabilisirung des finanziellen WechsclverhältnisseS zwischen dem Reiche und den Einzelstaatcn und gleichzeitig eine Vereinbarung über die auf die Dauer der Zeit unbedingt er forderlich werdende Tilgung der Reichsschuld in den Rahmen der Erörterung einbezogen werden Hollen. Soviel auch im Einzelnen über und Inserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitrmg finden, werden bi» DienStag und Freitag früh S Uhr angenommen und kostet die dreigespaltene CorpuSzelle 10 Pf., unter „Eingesandt" 20 Ps. Geringster Jnseratenbetrag 2d Pf Diese Zeitschrist erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und EonnaberrdS, und kostet einschließlich der Sonnabends erscheinenden „belletristische« Beilage"' vierteljährlich l Mark SV Ps. Einzelne Nummer 1V Ps. Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen «nd Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschast, der Kgl. Schulins-ection u. des Kgl. Hauptsteueramtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrathes zu Bischosswerda. gegen die mit diesen Konferenzen in Angriff ge nommene Reichssteuerreform geschrieben worden ist, etwas Stichhaltiges gegen die Richtigkeit und Ersprießlichkeit dieser drei Programmpunkte hat von keiner Seite vorgebracht werden können. Selbst der Versuch, den Streit auf das hoch politische Gebiet des UnitarismuS resp. Föderalis mus hinüber zu spielen, ist gescheitert, indem denn doch alle ernsthaft zu nehmenden politischen Fak toren anerkennen mußten, daß eben nur Finanz- und keine politische Fragen in Frankfurt zwischen den Vertretern der cinzelstaatlichen Finanzwirth- schasten zum AuStrage gebracht werden sollen. Handelt es sich also überhaupt nicht um politische Dinge, so wäre zu hoffen, daß auch die Partei politik auS dem Spiele bliebe. Indessen ist diese Hoffnung, wie die Dinge liegen, doch wohl allzu kühn, und schon die Vvrerörtcrungen in den Blättern haben gezeigt, wie an verschiedenen Stellen ein recht lebhaftes Bedürfniß obwaltet, diese rein finanztechnischen Dinge mit der Partei politik und -Polemik zu erquicken. Dieses Spiel, so fruchtlos cS sein mag, wird unzweifelhaft fortgesetzt werden, und, wenn eS Blätter gab, die einen besonderen Stolz darein setzten, alle Tage irgend eine „neue Steuer", als für Frank furt geplant, anzukündigen, um sie morgen nach allen Regeln der Kunst und höchst gründlich und nicht minder überzeugend zu vernichten, wenn die Parteitaktik schon, bevor über die in Frankfurt zu erörternden resp. festzustellcnden Steuerpläne irgend etwas Sicheres auch nur bekannt werden konnte, die verschiedensten Interessen gegen unbe kannte und nur zu diesem Zwecke erfundene Pro jekte wachries, so gehört kaum viel Voraussicht dazu, um zu wissen, was an Preßpolemik dieser Art in nächster Zeit geleistet werden wird. Denn nicht nur die deutschen Finanzminister nebst deren Räthen und Gehilfen werden in Frankfurt a. M. versammelt sein, es wird ihnen dorthin ein statt licher Stab von erfindungsreichen und tüchtigen Reporter» folgen, und was diese, weder auf Vorder- noch auf Hintertreppen in Erfahrung zu bringen vermögen, das werden sie frei — er finden. Die ernsthaften Politiker, und vor Allem die Jnteressenkreise, können also nur gebeten werden, allen jenen unbeglaubigten Gerüchten, welche anläßlich der finanzministeriellen Konferenz aller Voraussicht nach gezüchtet werden dürften, eine möglichst starke Dosis von Unglauben ent gegenzustellen. WaS in Frankfurt erwogen und beschlossen werden wird, kann nicht allzulange geheim bleiben, und besteht auch wohl kaum die Absicht, es zu verheimlichen. Für eine ernsthafte Erörterung seitens der politischen Kreise und der Interessenten ist die Zeit doch aber erst dann gekommen, wenn in beglaubigter Form bekannt wird, welches Resultat die Konferenzen gereift haben; bis dahin können die glänzendsten Wider legungen ebensowenig etwas nützen, wie die best gemeinten und eingehendsten Bertheidigungen." Eine Erhöhung der Steuern, die wichtige Lebensbedürfnisse der unteren Klassen treffen, oder die von der Landwirthschaft getragen werden würden, muß ausgeschlossen sein. Bon den Pro jekten, die für das Reich in Betracht kommen könnten, sollten unserer Ansicht nach in erster Linie Börsensteuer, Luxussteuern und Wehrsteuer stehen. Es wird allerdings daraus ankommen, diese Steuern so zu gestalten, daß sie genügende Erträge liefern. Außerdem wird man sie ge wissermaßen mundgerecht machen müssen. DaS ist die Aufgabe, die zu bewältigen ist. Bei Be rechnungen über künftige Steueranträge genügt es nicht, einfach nach Adam Riese zu addiren oder zu multipliziren; da sind der Momente viele, die berücksichtigt werden müssen. Setzt man sich darüber hinweg, dann fällt daS schönste Steuerprojekt wie ein Kartenhaus zusammen. Deutsches Reich. Ihre Majestäten der König und die Königin trafen am DienStag Vormittag 10 Uhr 40 Min. in Niedersedlitz und gegen 11 Uhr im königl. Schlosse zu Pillnitz ein. Die allerhöchsten Herr schaften haben den fahrplanmäßigen Nachtschnell zug von Loo bez. Apeldoorn über Minden—Han nover—Magdeburg benutzt und waren 8 Uhr 17 Min. in Leipzig eingetroffcn, wo die Weiterfahrt mittelst Sonderzugs erfolgte. Der Zug hielt aus dem Dresdner Böhmischen Bahnhos kurze Zeit an, wo Se. Exzellenz der Herr Oberhof meister Wirkt. Geh. Rath v. Watzdorf und Ge mahlin ausstiegen. In Niedersedlitz hatten sich Damen und Herren der kgl. Hofstaaten, u. A. der kgl. Kammerhcrr v. Miuckwitz, zur Begrüßung der allerhöchsten Herrschaften eingefunden. Se. Majestät der König begeht bekanntlich am 24. Oktober d. I. das seltene Fest seines 50jährigen Militärdienstjubiläums. Um der Ver ehrung für den ehemaligen ruhmreichen Führer der Maasarmee, der auch das preußische Garde- corps augehörte, Ausdruck zu verleihen, ist seitens einer Anzahl im Reiche zerstreut wohnender alter Gardesoldatcn beschlossen, dem hohen Jubilar an seinem Ehrentage eine Huldigungsadresse zu über- reichen. ES geht deshalb an alle FeldzugS- kameraden, welche 1870/71 beim GardekorPS gestanden haben, die Bitte, sich hierbei zu be- theiligen. Se. kgl. Hoheit Prinz Georg feierte am DienStag seinen 61. Geburtstag. Aus diesem Anlaß vereinigten sich am selben Tage Nach mittags sämmtliche anwesende Mitglieder des königlichen Hauses im Schlosse zu Pillnitz zur Familientasel. Für die Damen und Kavaliere der königlichen und prinzlichen Hofstaaten fand zu derselben Zeit Marschalltafel statt. Die zu Michaeli d. I. pachtfrei werdenden Feldparzellen als: 1) daS tonst Kubigsche Feld hinter dem SchießhauS Nr. 1, 2, 3 und 4; 2) daS vormals Ehrichfohn'sche Feld hinter dem Schießhause Nr. 2; 3) die Wiesenparzelle Nr. 961 am GeißmannSdorser Wege; 4) die Parzellen zwischen dem Mühlwcge, der großen Wiese und der Vichtrcibe Nr. 43, 45 und 46; 5) die Felder an der Lämmerwiese, nach der Linde und beim Gasthof zum goldnen Löwen Nr. 53 und 58; 6) die Felder beim ehemaligen Schasstall Nr. 9, 10, 11, 13, 14, 15 und 16; 7) das Feld m der tiefen Wiese Nr. 14 und 8) die Felder hinter dem Neuland an der ehemaligen Ziegelei Nr. 21 und 24, sollen Montag, den 14. August 1893, Vormittags 10 Uhr, wiederum auf 6 Jahre von« 1. Oktober d. I. an verpachtet werden und wollen sich Pachtliebhaber zur gedachten Zeit im hier einfinden Stadtrath Bischofswerda, den 3. August 1893. In Vertretun g>,: Kind, 1. Stadtrath. Die der Herrmann'fchen Christbescheerungsstiftung gehörigen, Michaeli d. I. pachtfrei werdenden Felder Nr. 1 bis mit 7 an Koch'S Wege und Nr. 15 bis mit 18 am Stolpner Wege sollen Montag, den 14. August 1893, Vormittags 10^2 Ühr, in» »atlil»au88»«l« -anderweit auf 6 Jahre vom 1. Oktober d. I. ab verpachtet werden, wozu Interessenten hiermit eingeladen werden. Bischofswerda, am 3. August 1893. Die Administratoren der Herrmann'fchen Stiftungen. Kittd, I. Stadtrath. H. Grafe ^uu., Stadtverordneten-Vorsteher. ir