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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «OS Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. BejUgspreis monatlich 2,— RW. Irei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend «Sewall, Krieg ob. sonstiger — - Betriebsstörungen besteht »ein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rucksendung emgesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter »e^o^V Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 PÄchNAL". durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder R-b-ttanspruch erlischt,"wenn der Bettag durck Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 143 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden Ä>4N Donnerstag, den 22. Juni 1933 Fest -er Lugend. Sommersonnenwende! Es gibt wenige Worte in der deutschen Sprache, um die so eindringlich der Mythos der Vorzeit weht, aus denen so unmittelbar das Erlebnis der Vertrautheit mit Natur und Heimat, Volk und Vaterland über alle geschichtlichen Zeiten hinweg zu uns spricht. Seit alters her ist der Tag der Mittags höhe des Jahres einFeiertagderJugend unseres Polkes gewesen, zeitlich gebunden zwar in der inneren Erlcbnisform, aber immer zu jenen Ouelltiefen führend, aus denen schöpferisches, handelndes Erleben entspringt. Dieses Erleben kann für einen jungen Menschen nichts anderes sein als das Erlebnis der Erneuerung des deutschen Wesens, der Ehrfurcht und Begeisterung vor den tiefen gestaltenden Kräften unseres Volkes, der Hingabe und Selbstzucht. Betrachtet man den Gestaltswandel deutschen jugend lichen LcHeus, das Bewußtwerden der Jugend als ent scheidende Stufe im geschichtlichen Wachstum unseres Polkes von ersten tastenden, suchenden Anfängen an über die Zeit des Sturmes und Dranges bis zu den heutigen Formen jugendlichen Behauptungs- und Verantwortungs- Willens, immer ist das Sonnenwendfest für die deutsche Jugend ein Altar gewesen, ans dem die Flamme der Opferbereitschaft, des Einsatzes der Einzelperson für ein umfassendes Ganzes, der Hingabe an ein Werk der Liebe, Begeisterung und Tatbereitschaft am klarsten und höchsten brannte. Viele dieser Altäre hat die Zeit, ein neuer Entwicklungszustand im Leben unseres Volkes hin- weggefegt; aber geblieben sind jene Kräfte, die auch damals am Werk waren und über alles geschichtliche Werden und Vergehen hinweg wirksam sein werden: das dunkle Ahnen und das klare Wissen um die Schicksalsverbundenheit eines Volkes, um das aus unerschöpflichen Tiefen kommende Erlebnis der Gemeinschaft, aus dem heraus immer wieder jenes Unbegreifliche entsteht, das den einzelnen im tiefsten und entscheidendsten Sinne einordnet in jenen Strom überzeitlichen Lebens, das mit dem Wort „Volk" Ausdruck und Wesen bekommt. Diese Kräfte waren am Werk 1817, als die Ziele und Grundsätze der deutschen Burschenschaft" geformt wurden, sie waren die Triebfeder für das Lebenswerk Turnvater Jahns, wir finden sie in den Anfängen der Jugendbewegung, dem „Wandervogel", in der Hitler- Jugend, bei den Turn- und Sportverbän den, bei den Vaterl a n bischen Verbänden. Zahllos sind die Stufen, die die Jugendbewegung in diesen knapp zwanzig Jahren ihrer jüngsten Geschichte znrückgelegt hat, mannigfach die Formen, in denen sie, stürmisch und unbedingt, wie es Art guter Jugend ist, ihr jeweils zeitgebundenes Sein am reinsten zum Ausdruck zu bringen suchte und brachte. Epochen grenzen sich scharf ab, Jahre des Suchens und Werdens, Irrwege und ideo logische Verschwärmtheiten, die in ihrem wahren Wesen immer dem einen Ziel zustreben, an dessen Schwelle wir heute stehen: der Verwirklichung einer neuen entscheiden den Epoche der Umkehr und Einkehr, des Zurückgreifens auf das Ewige und Unwandelbare, des tapferen Vor wärtsschreitens in die selbst zu gestaltende Zukunft eines ernigen und geeinten Volkes, in dem bis zum einfachsten Manne hinab das unverwischbare und stolze Bewußtsein des Wertes seiner eigenen Zugehörigkeit zu diesem Volke lebt. Die deutsche Jugend hat Schritt gehalten mit dem Geschehen. Wie es am l. Mai der Mann der deutschen Arbeit in seiner ganzen Großartigkeit erleben durfte, so wird am 24. und 25. Juni die deutsche Jugend bei ihrem Fest die nationale Erhebung und Erneuerung des deutschen Volkes erleben, wenn von allen Höhen deutscher Berge die Flammen emporlodern als uralte Symbole der Reinheit, der erneuernden Kraft und der tatdrängenden Begeisterung. Die Jugend, die um die Holzstöße der Sommer- fonnenweude l933 steht, ist hart und nüchtern geworden in einer Zeit der Not und der Enge im deutschen Vater lands. Ihr gilt Kameradschaft mehr als die Wandervogelromantik an stillen Lagerfeuern fernab im Walde, die Forderung des Tages mehr als alle spitz findigen geistigen Probleme, sie ist sportlich geschult, bereit zur Wehrhaftigkeit, sie erträgt freudig Strapazen und Entbehrungen, sie ist gesund und unverbogen. Und aus dieser Gesundheit pflegt sie Spiel und Tanz Gesang und sportlichen Wettkampf mit Freude und lachendem Über mut, wie sie verantwortungsbewußt sich ein ordnet in das große Ganze, ernst an die Arbeit geht, mitzuhelfen am Neubau des Reiches und ehrfurchtsvoll vor den großen Mahnzeichen und Richtungsweisern deut scher Geschichte und deutschen Geisteslebens steht. So verstanden, bekommt der erste „Tag der deutschen Jugend" seine große und sinngebende Bedeutung als ein Fest, das dieser Jugend den mächtigsten und geschlossen sten Ausdruck ihres Wollens und Wesens verleiht. Mit dieser Jugend werden alle deutschen Menschen sich an ihrem Feiertage um die nächtlichen Feuer scharen und das alte Sonnenwendlied singen: „F l a m m e e mp o r!" Ier StOhelin in der NSDAP. Die Eingliederung -es Stahlhelm in die NSDAP. Die Neichspressestelle der NSDAP, teilt mit: „In einer heute (Mittwoch) stattgefundenen Besprechung zwischen dem Herrn Reichskanzler, dem Herrn Reichsarbeitsminister Seldte, dem Herrn Reichs wehrminister und dem Herrn Vizekanzler von Papen wurde folgendes vereinbart: Zur Sicherung der Schlagkraft der nationalsozialisti schen Revolution gliedert sich der Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten in die nationalsozialistische Bewegung in folgender Weise ein: a) Der Kernstahlhelm bleibt wie zuvor der Führung des Bundesführers unterstellt. b) Der Bundessührer verbietet von jetzt ab den Mit gliedern des Kernstahlhelm jede andere Partei zugehörigkeit als die zur NSDAP. e) Der Führer der NSDAP. Adolf Hitler gibt somit die Mitgliedschaft des Stahlhelm zur NSDAP, frei. cl) Der Jungstahlhelm tritt neben SA. und SS. und wird dem Obersten SA.-Führer unterstellt. Der .Scharnhorst' wird in die Hitlerjugend eingegliedert. S) Der Jungstahlhelmsührer von Morozowicz tritt zum Stabe des Obersten SA.-Führers. Berlin, den 21. Juni 1933. gez. Adolf Hitler, Franz Seldt e." Goebbels: Die nationalsozialistische Revolution ist noch im Vollzug! Der Minister spricht vor der Presse in Frankfurt a. M. Reichsminister Dr. Goebbels weilte am Mittwoch in Frankfurt am Main, dessen Bevölkerung ihn jubelnd empfing. Vor Vertretern der südwestdeutschen Presse sprach Dr. Goebbels in einer grotzangelegten Rede über die nationalsozialistische Revolution. Der Minister führte dabei u. a. aus: Das Wort von der nationalsozialistischen Revolution treffe den Kern dessen, was sich seit dem 30. Januar in Deutschland abgespielt habe, eine Umwälzung, eine Re form der deutschen Nation an Haupt und Gliedern. Die Nationalsozialisten hätten nicht die Absicht, über die Zwirnsfäden enger Gesetze zu stolpern. Auch die Ge setze dienten dem Staat. Eine verantwortungsbewußte Regierung müsse auch den Mut haben, Gesetzesfesselu zu sprengen. Außenpolitische Erfolge feien nur herbei zuführen nach der Bereinigung der i n n e n p o l i t i sch en Krisenstoffe. Deshalb müsse die Bereinigung vor In angriffnahme außenpolitischer Probleme geschehen. Die Nationalsozialisten hätten deshalb auch die gesamte Außenpolitik vom Jahre 1918 ab bis an der Machtüber nahme durch Hitler für falsch gehalten. Selbst Maßnahmen der letzten zwei Jahre, die die Billigung der Nationalsozialisten finden könnten, krankten an diesem übel, denn sie hätten keineRückendeckung beim Volk. Der Minister erklärte, er könne mit ruhigem Gewissen gestehen, in den letzten vier bis fünf Monaten sei, historisch gesehen, mehr geleistet worden als in den vergangenen 14 Jahren. Das Ergebnis, das wir heute vor uus sähen, sei am besten umrissen mit der Formulierung einer germanischen Demokratie, einer Demokratie, in der das Volk in unmittelbare Be ziehung zu seinem politischen Schicksal gestellt wird, in der das Volk nicht selbst Politik macht, sondern Männer seines Vertrauens beauftragt. Trotzdem fei das Volk nicht unpolitisch; im Gegenteil, vielleicht sei kein Volk innerlich so politisiert wie das deutsche. Aber über dieser geistig politischen Entwicklung stehe eine Autorität, die sie regiere und reglementiere, eine germanische Demokratie mit einer ausgeprägten Autorität, die durch innere Anteilnahme des Volkes erhalten und geschützt werde. „Es regieren Männer", so sagte Dr. Goebbels, „die sich nur als Willcnsvollstrccker des Volkes fühlen, und, wie der Führer einmal sagte, wir haben ein Staatssystem, in dem Disziplin nach unten und Autorität nach oben herrscht. Das ist der Volksstaat, den wir praktisch realisieren." Es gelte nun, ein System auszubauen, das künftige Jahrhunderte überdauer» und eine Organisation zu er finden, die felbst dann, wenn einmal Männer mit weniger Format kämen, noch funktioniere. Der Minister führte als Beispiel die preußische Armee an, die in der Schaffung des Nachwuchses durch die Kadettenaustalten ein ständiges funktionieren dieses vor züglichen Apparates garantiere. Es werde Aufgabe der nationalsozialistischen Bewegung sein, auf politischem Gebiet etwas ähnliches zu schaffen. Die junge Bewegung des Nationalsozialismus habe, so betonte Goebbels dann abschließend, ihre innere Tra dition, ihre Symbole und Methoden. Es sei fehl, wenn die Gegner glaubten, sich national verbrämen zu können und so die Gegenrevolution aufzuziehen. In der Nieder brechung von gegenrevolutionären Bestrebungen lasse sich die NSDAP, nicht von Koalitionsrücksichten bestimmen. Es sei ein Irrtum, wenn man glaube, die innere Wesens art der nationalsozialistischen Revolution kopieren zu können, indem man ihr Symbole nachahme. Der Minister schilderte dann, wie kürzlich 250 junge Deutschuationale dem Reichspräsidenten in Berlin eine Huldigung darbrachten. Der Kanzler habe den Vorgang beobachten können und ließ dann später diese 250 Mann in eine Kaserne bringen, wo sich herausstellte, daß unter den 250 Leuten tatsächlich nur 14 Deutschnationale waren, alles andere aber ehemalige Reichsbannerangehörige und Kommunisten. . Die nationalsozialistische Bewegung sei das Stahl gerippe des Staates. So notwendig die zeitweilige Ab sperrung von Leuten sei, die sich zu ihm drängten, so not wendig sei, daß der Nationalsozialismus immer seine Tore für die Jugend offenhalte. Die nationalsozialistische Revolution sei noch im Vollzug. Der Minister erinnerte hierbei an seine kürzlich in Hamburg ausgesprochenen Worte, daß noch im Lause dieses Jahres große Aktionen bevorstehcn. Vielleicht sei die Auseinandersetzung mit der Konterrevolution der Auftakt dazu. „Ich bin der Überzeugung, daß das deutsche Volk vor einer Epoche enormen Ausstiegs steht. Wir be grüßen jeden, der mitmarschiert und bedauern den, der es nicht tut. Durch und mit uns für das deutsche Volk! Wir haben den Krieg verloren, aber die Revolution werden wir gewinnen!" - s GW Arbeitskonferenzmandate von Deutschland zurückgezogen. Die Mandate der deutschen Vertreter auf der Arbeits- konfcrenz sind von deutscher Seite offiziell zurückgezogen worden. Damit ist verhindert worden, daß es in der Vollsitzung zur Abstimmung über das Mandat Dr. Leys kommt und daß der Pollmachtenprüfungsausschuß nach dem Konfe renzverfahren einen Mehrheits- und Minderheitsbericht über die Gültigkeit des Mandats ausarbeitet. * Begeisterter Empfang -er Delegation in Berlin. Am Mittwoch traf die aus Genf zurückkehrende deutsche Arbeiterabordnung, die die inter nationale Arbcitskonferenz unter Protest verlassen hatte, wieder in Berlin ein. Auf dem Bahnsteig und auf dem Bahnhofsvorplatz hatte sich eine vieltausend köpfige Menschenmenge eingefunden, darunter zahlreiche Arbeiterabordnungen, die in der Mittagspause die Betriebe verließen, um ihre aus Genf zurückkehrenden Führer zu begrüßen. Auf dem Bahnsteig selbst hatten sich die Führer der Reichsleitung der NSBO. eingefunden. Als die Mitglieder der deutschen Abordnung mit ihrem Führer Dr. Ley den Zug verließen, wurden sie mit einem dreifachen Sieg-Heil begrüßt. Sie begaben sich dann durch ein dichtes Spalier auf den Bahnhofsvorplatz, wo eine SA.-Kapelle das Deutsch landlied spielte, das von der riesigen Menschenmenge begeistert mitgesungen wurde. In zahlreichen Zurufen, „Das habt ihr richtig gemacht" oder „Endlich wurde wieder einmal in Genf deutsch gesprochen", bekundeten die Teil nehmer den Arbeiterführern ihre Sympathien. * Machtvoller Protest -er Berliner Arbeiterschaft. Gegen die Vorgänge auf der Genfer Arbeitskonserenz. Die Berliner Arbeiterschaft protestierte in einer machtvollen Kundgebung im Lustgarten gegen tue Vorgänge auf der Internationalen Arbeits konferenz in Genf. In endlosen Zügen mar schierten die Arbeiter Berlins zum Lustgarten, der d,c Massen nicht zu fassen vermochte. Die Kundgebung wurde cingclcltct durch eine An sprache des Neichsleiters der NSBO., Schuhmann, der der Genfer Abordnung angehörte. Er erklärte, die deutsche Abordnung sei nach Genf gefahren, um dem deutschen Arbeiter in der Welt die Gelt ungundAch-