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I Wilsdruss-Dresden Nr. 246 — 92. Jahrgang Tclehr.-Adr.: „Amtsblatt' Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 20. Oktober 1933 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 durch Fernrul ubcrmittNIrn Anzeigen übern, wir keine «aranlie. Jeder Rab-tlanspruch eriischl^wenn der DeNag durch «läge eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Dar »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post- ft°der"ZWD"stt^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger Betriebsstörungen besteh« kein Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Mensch und Naturgesetz. Von Otto Drangmeister. dlSL. In unserer schnellebigen und bewegten Zeit hat sich noch rechtzeitig die Erkenntnis durchgesetzt, daß wir es unseren Mitmenschen und späteren Generationen schuldig sind, letzte Naturschönhetten in ur sprünglicher Art zu belassen, um Liebe und Ver bundenheit zur Heimat zu erhalten, um an die Ursprüng lichkeit menschlichen Lebens zu erinnern, um Eigenarten und Eigenheiten festzuhalten, die jede Landschaft für sich aufweist, und aus der sich einmalig ihre Menschen gestalten. Das Leben des Menschen spielt sich größtenteils in einem begrenzten Kreise ab, und aus dieser seiner Um gebung nimmt der Mensch seine natürlichen inneren Kräfte als Rüstzeug für den Lebenskampf. Ein gerader, fester und gesunder Sinn hat sich immer nur in dem weg weisenden, ungeschminkten und unfrisierten Natur- geschehen, in der Urnatur, entwickelt und wird sich weiterhin auch abhängig davon gestalten. Der natur verbundene Mensch weiß und findet es immer wieder aufs neue bestätigt, daß das eigene Dasein den gleichen ehernen Gesetzen unterworfen ist wie das Leben in jedem Tier und in jeder Pflanze. Und als Gemeinwesen großen Schöpfer tums wird er danach trachten, dem Sinn des Seins an Hand von Beispeilen, die die freie Natur in vielerlei Art gibt, näherzukommen. Die Geschichte lehrt uns, daß übersteigerte Kultur und Zivilisation einem ganzen Volk zum Ver derben werden können, das da glaubt, über alles Natur- geschehen erhaben zu sein. Die Anzeichen des Verfalls kennen wir wohl alle noch aus der just vergangenen Epoche: Sittlicher und moralischer Niedergang und damit Anwachsen des Untermenschentums und Ein dringen fremder Rassen. Wenn wir die An- Zeichen kennen, so suchen wir nach den Ursachen, um einen erfolgreichen Kamps aufnehmen zu können. Und diese, die Völker im innersten Wesen bedrohende Ursache, ist die Nichtachtung der Naturgesetze. Wir haben Völker und Religionsgesetze, Gesetze der Wirtschaft, der Technik, das höchste aller Gesetze aber ist das Naturgesetz. Völker- und Religionsgesetze, Gesetze der Wirtschaft, der gestoßen, das Naturgesetz aber ist ewig, unver gänglich. Ein Volk, das im Materialismus, im eigenen Ich aufgehl und glaubt, das große Naturgesetz beiseite tun zu können, ist gesetzlos und ohne Bindung. Es wird — wenn auch erst in der Folge der Generationen — mit zwingender Notwendigkeit aus dem Lebensprozeß aus- geschaltet, hart und unerbittlich für diese Vermessenheit. Die Gesetze der Natur sind nicht, wie unverständige Schwärmer sagen, gar so voller Harmonie und Friedlich keit. Rein, hart ist derKampf ums Dasein, der Kampf der Auslese, der Vererbung. Aber Gegner und Kamps braucht jede Kreatur, wenn sie fortschreiten will, und Fort schritt und Entwicklung ist Streben aller Wesen. Nichts bedeutet dabei ein Einzelwesen, alles aber die Gattung. Das ist die große Naturgesetzmäßigkeit, die wir begreifen müssen. Man muß es schon einmal erlebt haben, wie winzig und erbärmlich nichtig der Mensch mit seinen hohen Geistesgaben ist, der nie aus dem Gemäuer der g r o tz e n Städte ohne die gewohnten Annehmlichkeiten und die wunderbar funktionierenden Einrichtungen für Hilfsmaß nahmen jeglicher Art herauskam, wenn er einmal völlig .unvorbereitet inmitten immerwährenden Natur geschehens, im Toben und Brausen der Elemente auf sich allein gestellt ist! In Ehrfurcht lernt er wieder beten, wenn ein peitschender Sturm, bald anschwellend, bald ver ebbend, seine schaurige Melodie durch die Wälder schreit, die starken Tannen knickt wie Streichhölzer und sie mit einem Hansen Erdreich aus dem Boden zerrt, daß sie krachend und splitternd herniederstürzen, wenn die Wasser massen wuchtige Betonbrücken zermalmen, Schiffe an die User, an den Strand werfen und sie — gleichsam als Triumph über die menschliche Technik und menschliche Kraft — zerpflücken, wie ein Kind eine Blume zerpflückt. Und wer bleibt wohl unbewegt, wenn der Wind unter die züngelnden Flammen fällt und sie knisternd über die Heide jagt, hinein in die stolzen Wälder, bis auch diese von ihrer Gier gefressen sind! Dem an das Gesängnis- leben der Großstadt gewöhnten Menschen kommt nicht der Gedanke, daß der L a n d m a n n in Angst und Sorge sein Haupt beugt, wenn der Blitz zischend um ihn hernieder- segt. Ihm wird ein Blitz kaum je gefährlich, und außer dem ist ja auch für Feuers- und Wassernot die Feuer wehr da! Diese tatsächlichen Annehmlichkeiten des Stadt menschen bewirken häufig Oberflächlichkeit und Ver flachung in religiöser und moralischer Beziehung gegen über dem naturverbundenen kämpfenden Ldndmann, der seine tiefe Erkenntnis aus den wirk lichen Geschehnissen schöpft und alles mit einem offenen und gesetzmäßigen Sinn betrachtet. In ibm ist ein Stück des Urptimitiven, dessen, was einstmals war, erhallen, das ihm auch die unheilvollen Einwirkungen des vergangenen Zeitalters nicht zu rauben vermochten. Mit diesen starken Fähigkeiten wird der Bauer alle Anstürme und Verfalls erscheinungen in seiner primitiven und natürlichen Geistig keit und seiner körperlichen Zähigkeit immer überdauern. Nationale Selbstachtung Hitler spricht zu England. Ein Interview in Berlin. Der Sonderkorrespondent der Londoner Zeitung „Daily Mail", Ward Price, wurde in Berlin vom Reichs kanzler Hiller empfangen. Bei Beginn der Unterredung äußerte Reichskanzler Hitler, welches Unglück es gewesen sei, daß am 4. August 1914 zwischen den beiden großen germanischen Nationen, die Hunderte von Jahren in Frie den gelebt hatten, Krieg ausgebrochen sei. Er hoffe, daß die beiden stammverwandten Völker den Weg zurück zu ihren alten freundschaftlichen Beziehungen finden wür- den. Der Korrenspondent stellte dann eine Reihe von Fragen: Frage: „Es könnte Eure Exzellenz interessieren, daß Anzeichen in London dafür vorhanden sind, daß Ihre persönliche Popularität beim britischen Publikum seit letztem Sonnabend außerordent lich zugenommen hat. Lord Rothermere, mit dem ich gestern abend telephonierte, erzählte mir, daß, als Ihr Bild in der Wochenschau der Londoner Kinematographen- theater am Montagabend gezeigt wurde, es mit lebhaftem Beifall begrüßt wurde. Es ist indessen eine Tatsache, daß innerhalb ge wisser Kreise der britischen Öffentlichkeit und Presse durch Deutschlands plötzlichen Austritt aus der Abrüstungs konferenz erhebliches Mißtrauen und Beunruhigung ge weckt worden ist. Zunächst möchte ich die Rede des Unter staatssekretärs im Kriegsministerium, Duff Cooper, anführen, der sagte, daß „kein Volk in der Geschichte der Welt sich jemals mit derartiger Begeisterung für den Krieg vorbereitet habe, als das deutsche Volk es zur Zeit tue. Welche Antwort kann darauf er teilt werden?" Antwort: „Die Behauptung, daß das deutsche Volk sich mit Begeisterung auf den Krieg vorbereite, ist eine uns einfach unfaßbare Verkennung des Sinnes der deutschen Revolution. Wir Führer der nationalsozialistischen Bewegung sind saft ohne Ausnahme Frontsoldaten gewesen. Ich möchte den Frontsoldaten sehen, der mit Be geisterung sich für einen neuen Krieg vor bereitet! Wir hängen in fanatischer Liebe an unserem Volk genau so wie jeder anständige Engländer an dem seinen hängt. Wir erziehen die deutsche Jugend zum Kampf gegen die inneren Laster und in erster Linie zum Kampf gegen die kommunistische Äe- f a h r." ' Frage: „Der Verdacht, daß Deutschlands letzte Ziele kriegerische sind, beruht auf folgenden Erwägungen: Man glaubt, daß das deutsche Volk von der nationalsozia listischen Regierung dazu erzogen worden ist, daß es ein tiefes und echtes Verwürsnis mit Frankreich hat und daß dieses nur durch einen deutschen Sieg wieder gut gemacht werden kann." Antwort: „Die nationalsozialistische Bewegung erzieht nicht das deutsche Volk zu einem echten oder tiefen Zer würfnis mit Frankreich, sondern einfach zur Liebe zum eigenen Volk und zu einem Bekenntnis für die Begriffe von Ehre und Anständigkeit. Glauben Sie, daß wir unsere Jugend, die unsere ganze Zukunft ist, und an der wir alle hängen, nur erziehen, um sie dann auf dem Schlachtfeldc zusammenschießen zu lassen? Daß die deutsche Jugend wieder ein Ehrgefühl besitzt, erfüllt mich mit Freude. Ich sehe aber nicht ein, wieso ein anderes Volk dadurch bedroht sein soll. Und ich sehe erst recht nicht ein, wieso eine sonst so fair denkende Nation, wie die englische, uns dies innerlich verübeln könnte. Wir wollen mit Frankreich kein „Zerwürfnis", sondern eine aufrichtige Ver ständigung, allerdings aus einer Basis, die ein Volk von Ehrgefühl akzeptieren kann. Und außerdem wollen wir leben können." Frage: „Ein großer Teil der deutschen Jugend wird zur Zeit in Arbeitslagern oder als Mitglieder der SA. und anderer Formationen zu militärischer Diszi plin erzogen. In Frankreich und zum Teil auch in Eng land herrscht die Befürchtung, daß es die Entwicklung eines militärischen Geistes unter den jungen Deutschen zur Folge haben könnte." Antwort: „Die deutsche Jugend wird weder in den Arbeitslagern, noch in der SA. und in den unter stehenden Formationen mit militärischen Kenntnissen ver sehen, die sie anreizen könnten, diese einst auszunutzen. Wieviel mehr könnte sich demgegenüber Deutschland beschweren, daß in den anderen Ländern Jahr für Jahr Millionen an Rekruten eine wirklich militärische Ausbildung erfahren! Unser Arbeitsdienst ist eine ungeheure soziale Ein richtung, die zugleich klassenversöhnend wirkt. Während vor uns die deutschen Straßen und Plätze vom Kommu nismus beherrscht worden sind, das ganze Volk unter dem blutigen Terror dieser Mordbrennerbande litt, haben Sicherheit, Ruhe und Ordnung wiederhergestellt. Das ist der Erfolg meier SA " Frage: „Ferner ist die Ansicht weit verbreitet, daß Rüstungen schon viel weiter fort geschritten sind, als amtlich zugegeben wird." Antwort: „Diese Ansichten sind lächerlich. 1. Wo sind denn die Fäbriken in Schweden, Holland und anderen Landern, die wir als Munitionsfabriken erworben haben sollen? Unsere Feinde im Auslande bringen die ge nauesten Nachrichten über alles, was in Deutschland wie sie behaupten, geschehen sein soll. Es müßte ihnen doch e,ne Spielerei sein, endlich einmal zu sagen, welche Fabriken wir in Holland erworben haben und welche in Schweden. Frage: „Obwohl die Anwendung schwerer Feld artillerie durch den Friedensvertrag verboten wurde wird in Frankreich behauptet, daß Artilleristen der Reichs wehr in schwerer Artillerie an den deutschen Jüstenbefestigungen ausgebildet worden sind." Antwort: „Glauben Sie wirklich, daß wir uns den Luxus erlauben, von den hunderttausend Mann unserer Armee die Artilleristen an der schweren Artillerie der Küstenbefestigungen ausbildcn zu lassen, damit sie dann mit den Feldkanonen schießen können? Wir haben in der Festung Königsberg eine lächerlich beftbränfte An-' zahl schwerer Geschütze genehmigt erhalten und selbst verständlich werden dafür auch Leute ausgebildet. Im übrigen Hot die Armee leider nur eine ungenügende Feldartillerie, und wir bilden schon liebe/die Leute an dem Geschütz aus, an dem sie kämpfen müßten, als an Geschützen, die wir gar nicht haben !" Frage: „Eine weitere Ursache der Besorgnis ist die Auffassung, daß Deutschland beabsichtige, eines Tages den Polnischen Korridor wiederzuerlangen. Antwort: „Niemand von uns denkt daran, mit Polen wegen des Korridors einen Krieg zu beginnen. Wir möchten aber alle hoffen, daß die beiden Nationen die sie betreffenden Fragen dereinst leidenschaftslos besprechen und verhandeln werden." Frage: „Der Ausdruck „Volk ohne Raum" hat gewisse Unsicherheit erregt. Bildet die Wiedererlangung von früheren deutschen Kolonien eines der Ziele der Negierung?" Antwort: „Deutschland hat zu viele Menschen auf seiner Bodenfläche. Es liegt im Interesse der Welt, einer großen Nation die erforderlichen Lebensmöglichlcitc» nicht vorzucnthaltcn. Die Frage der Zuteilung kolonialer Gebiete, ganz gleich wo, wird aber niemals für uns die Frage eines Krieges sein." Frage: „In gewissen Kreisen in England erwartet man, daß die jetzige Negierung sich als ein Vorspiel zur Restauration der kaiserlichen Familie Herausstellen wird." Antwort: „Die Regierung, die heute in Deutschland tätig ist, arbeitet weder für die Monarchie, noch für die Republik, sondern ausschließlich für das deutsche Volk." Frage: „Beabsichtigt der Herr Reichskanzler, eine Verfassungsänderung auf neuer Grundlage durchzuführen?" Antwort: „Ich habe einst erklärt, nur mit legalen Mitteln kämpfen zu wollen. Ich habe diese Erklärung auch gehalten. Die gesamte Umgestaltung Deutschlands ist auf verfassungsmäßig zulässigem Wege geschehen. Es ist selbstverständlich möglich und auch wahr scheinlich, daß wir das Gesamtergebnis der sich ooll- zichenden Umwälzung dereinst als neue Verfassung dem deutschen Volke zur Urabstimmung vorlegen werden." Frage: „Sieht der Herr Reichskanzler den Völker bund als eine Einrichtung an, die ihren Nutzen überlebt Hai oder kann er sich bestimmte Bedingungen vorstellen, unter denen Deutschland eine Rückkehr in den Völker bung zu erwägen geneigt wäre?" Antwort: „Wenn der Völkerbund sich so wie in der letzten Zeit immer mehr auswächst zu einer Interessen gemeinschaft bestimmter Staaten gegen die Inter essen anderer, dann glaube ich nicht an seine Zukunft. , . Deutschland wird jedenfalls niemals mehr einer internationalen Vereinigung bcitretcn oder sich an einer solchen beteiligen, wenn cs nicht als vollkommen gleichberechtigter Faktor anerkannt ist. Daß wir als Voll von 65 Millionen Menschen dauernd und immer wieder aufs neue entehrt und gedemütigt werden sollen, ist für uns unerträglich, -aese ewige Dis kriminierung ertragen wir nicht, -und solange ich lebe, werde ich niemals meine Unterschrift als staats- mann unter einen Vertrag setzen, de» ich als Ehren mann auch im privaten Leben niemals unterschreiben würde und selbst wenn ich darüber zugrunde ginge!