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sächsische W MatsMng Staatsanzeiger für das Königreich Sachfen. Zeitweise Nebenblätter: Landtag-bellage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltuug der K. S. Slaatsjchulden und der K. Alters» und Laude-lultucrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-Brandveriichemngsanstalt, Verkaufsliste von Holzvftanzen aus den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 28«. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesehlichen Vertretung): Hofrat Doenges in Dresden. Donnerstag, 27. Dezember abends 1917. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark 5V Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf Erscheint nur Werktags. —Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr.21295,SchristleitungNr. 14574. Ankündigungen: Die Npaltige Grundzeile oder deren Raum im Aukündigungsteile 40 Pf., die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 80 Pf., unter Eingesandt 160 Pf. Preisermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 10 llhr. Die kurz vor Beginn des Druckes eingehende« Meldungen befinden fich ans Seite 7 dieser Ausgabe. * Im Sperrgebiete um England find wiederum 21000 Bruttoregistertonnen verfentt worden. Am Mittelmeer wurden neuerdings zahlreiche Dampfer und Legler mit einem Raumgchalt von mindestens 38 000 Brnttoregister- tonnen vernichtet. * Lie Zahl der Gefangenen in Italien hat fich feit dem 23. Dezember auf Ober 9000 Mann erhöht. Nach einer amtlichen Reutermeldung ist der Vizeadmiral Lir Roßlyn Wemyß alS Nachfolger des Admirals Aelliroc zum ersten Leelord ernannt worden. * Tie Abteilung Kornilow, die fich aus Todesbataillonen zufammenfctzt, im ganzen 0000 Mann mit 200 Maschineu- gewchrcn, wurde vollständig gcfchlagen. Nichtamtlicher Teil. Vom Königliche» Hofe. Dresden, 27. Dezember. Ihre, Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg bereiteten am 1. Fewrtage Höchstihrem Ho (personal und dessen Familien eine Weihnachtsfeier, an der Ihre König!. Hoheiten mit den Damen und Herren des Dienstes teilnahmcn. Tie innere Front 1917. Bon Geheimrat Prof v>. Reinhold Seeberg, Berlin. Tie äußere Front hat den Feind vor sich und die Heimat hinter sich. Die innere Front kehrt dem Feind den Stücken und wendet sich wider alles, was drinnen in der Heimat Mut und Energie brechen und dadurch den Feind stärken und die eigene Front schwächen könnte. Tut diese innere Front nicht ihre Pflicht, so ist die Arbeit der äußeren Front umsonst. Tas zeigen uns die Vor- gänge in Rußland mit blendender Tcullichleit. Mit jedem Jahr, das der Krieg länger währt, wird die Arbeit der inneren Front härter, aber auch not wendiger. Tie innere Front läßt sich in der Regel nicht verkürzen, und auch große Siege draußen pflegen nur auf kurze Zeit den Truck wider sic zu mindern. Sie ha: es freilich mit Gegnern zu tun, die nicht schießen und stechen, aber ihre Waffen sind darum nicht minder stark und durchschlagskräftig. Es sind Gedanken lind Worte, Stimmungen und Ahnungen, Urteile und Vorurteile. Mitten durch das Land zieht sich diese innere Front. Sie hat uns auch in dem ablaufenden Jahre vielfach Sorge bereitet. Aber wir haben sie gehalten allen Schwarz sehern zum Trotz und den schadenfrohen Feinden zum Schaden. Machen wir einmal einen Gang durch die Laufgräben der inneren Front, und sehen wir uns die Spuren der Kämpfe an, die hier stattfanden. Es waren harte Tage, als zu Anfang des vorigen Jahres in den Städten die Kohle vielfach ansging und die Nahrungsmittel immer einförmiger und knapper wurden. Co mancher schalt nach altem Brauch über die Regierung. Andere klagten: so geht es nicht weiter. Wieder andere weissagten, daß Untergang und Ende vor der Tür stehen. Frauen und Mädchen bildeten in immer mehr Straßen die bekannte „Schlange" vor den Läden, sie klapperten vor Kälte. Bedrohlich wies man auf ihre Unzufriedenheit hin und räsonnierte über angebliche hohe Sterblichkeitsziffern. Ta mußte die innere Front in Tätigkeit treten. Und sie hat es mutig und geschickt getan. Es galt, den Menschen klarzumachen, daß alles Reden nichts helfe, daß das Un vermeidliche getragen werden müsse und daß wir uns trotz allem auf dem Wege zum Sieg befänden. Nicht lange vorher hatten wir ja unsere Friedelisbereitschaft aus gesprochen. Eie war mit Hohn zurückgewiesen worden. So mußte auch der Unzufriedene und Nervöse, wenn er ernst nachdachte, eingestehcn, daß das Murren die Sache nur schlimmer mache. Und wieviel Freiwillige meldetet! sich doch unaus- gesetzt für die innere Front. Die einen brachten Humor in die Sache und halfen so über sic hinweg, die anderen griffen zu in den Volksküchen, noch andere taten das Möglichste, um durch sorgfältige Zubereitung auch die geringe Kost zu würzen. Wir haben unseren Frauen unendlich viel zu danken für das stille Heldentum, mit dem sie diesen inneren Frontdienst geleistet haben. Sie baben die Unbequemlichkeiten und Nöte in erster Linie zu traget! gehabt, und doch haben viele unter ihnen die Männer durch ungebrochenen Frohsinn und gute Laune beschämt. So haben sie auch dazu bcigetragen, das; die Sterblichkeitszisfern hier bei uns keineswegs die gedrohte Höhe angenommen haben. In der Not bewährten sich die deutschen Frane.! immer noch, wie einst die Weiber von Weinsberg. Tann wurde es Sommer. Tie neuen Kartoffeln, die neuen guten Hoffnungen für die Zukunft kamen, und wieder einmal war der innere Feind abgeschlagen. Freilich, er drohte an anderen Stellen in die Gräben emzudringen. Den Männern ging es hier und da an die Zigarren. Auch sie lernten Schlange stehen. Freilich, es ist hierin alles in erträglichen Grenzen igebliebcu. Und das ist gut so, denn das starke Geschlecht ist nicht selten schwächer als das schwache, wenn von ihm das Opfer kleiner Lcbensgewohnheiten gefordert wird. Eine andere Bresche drohte zu entstehen, als die Be zugscheine kamen. Vielleicht waren im ersten Schreck jetzt die Frauen die Schwächeren. Sie erklärten etwa, sie hätten nun „nichts" zum Anziehen. Aber auch in diesem Punkt ist die Front gehalten. Mau lernte Vor jähriges diesjährig „aufzumachen", alte Kleider zu wem den, so daß sie „besser noch als neu" oder wenigstens „wie neu" wurden. Und man sah fast neidisch hin, wenn man hier und dort schon eine zierliche Holzsohle auf dem Pflaster klappern hörte. Wir haben wirklich noch keinen Schaden gelitten. Es war manches hart, aber wir sind durcbgekom- men. Keine Wirklichkeit, keine Tatsache ist imstande ge wesen, unsere innere Front durchzustoßcn. Aber starker als die Tatsachen sind die Gedanken der Men schen. Hier liegt die Hauptgefahr für die innere Front. Wer kennt sie denn nicht, diese trüben kraft- und saftlosen Gedanken unserer Flaumacher und ihrer Pettern, der Hamsterer? Wie künstlicher Nebel dem Feind den Angriff erleichtert, so kommt auch dieser Nebe! letztlich nur dem Feinde zugute. Tic Feinde werden unsere äußere Front nicht überwinden. Tas ist schon heute sicher. Aber um zu siegen, wirklich zu siegen - dam gehört auch, das; die innere Front standhält. Jeder helfe dazu an seinen; Platz'. Ta haben wir die nervös Überreiuen, die ihre Tage in ewiger Furcht vor verborgenen Leiden, die ihrem lieben Ich drohen könnten, hiubringeu. Sie können sich von nützlichen wie auch sehr unnützen Gegenständen ganze Warenlager zusammenkausen und werden doch von ihrer Augst nicht srei. Man könnte sic dem Arzt überlassen, dein sie zustehcn, aber ihre Krankheit ist in höchstem Maße ansteckend. Ein Hamsterer steckt ein ganzes Haus in kurzer Zeit an. Darum be kämpfe man in sich und anderen diesen krankhaften Haug. Nicht nur, das; die Teuerung hierdurch gesteigert wird, macht dies Treiben gefährlich, sondern vor allem, daß Kleinmut die Seelen in ihren grauen Nebel hüllt. Und dann die „ganz Klugen", die „denen niemand etwas vormacht", die mit dem „Vetter im Geucralstab" oder den „Beziehungen im Auswärtigen Amt"! Sie gehen gern im Kostüm des „nüchternen Realpolitikers" oder des „freien Demokraten" einher, runzeln die Stirn, lächeln vielsagend und träufeln in kleinen oder großen Tosen harmlosen Seelen ihr entmannendes Gist ein. Ohne Ende schwirren ihre Sätze durcb alle Kreise unseres Polkes: „An einen Sieg glaubt doch kein Pernünftiger mehr". „Tie Übermacht ist zu groß", „England ist unüberwindlich", „Der Wahnsinn des Krieges" und „Frieden um jeden Preis". Und so plütscbcrn die weisen Sätze vorüber, monoton und öde wie der Regen eines Herbsttages. Nichts Großes kann auf unserer Seite geschehen, ohne daß es bezweifelt oder verkleinert wird, und auch der geringste Erfolg des Feindes macht alle unsere Erfolge zunichte. Hier ist der Punkt, wo die innere Front es am schwersten hat. Sie muß Einhalt tun dem selbstmörde rischen Treiben, welches das Beste in unseren; Polke, den Mut, die Zuversicht zu der guten Sache und den Glau ben an Gottes Hilfe, zerstört. Sie muß es immer wie der in die Herzen rufen, das; Unglaube und Hoffnungs losigkeit das Herz und den Willer; lähmen. Und sie darf nicht müde werden, an die großen Tatsachen zu Laude und zu Wasser während dieses Krieges zu erinnern und aufzurufen zu dem schlichten Glauben an den Gott, der die nicht verlassen wird, die an ihn glauben. Trotz allem Ansturm hat unsere innere Front auch an diesem Punkte standgehalten. Tas Jahr 1917 geht zu Ende, und die ersten Friedenslüfte wehen ganz leise durch das Land. Blickt man auf unser Volk als Ganzes, so ist kein Zweifel, daß es immer noch an den Sieg glaubt, der uns sichern soll auf lange wider alle Feinde und uns eine frohe innere Entwicklung eröffnen soll. Wo aber solcher Glaube ist, da ist Kraft. Wie die äußere, so hat auch die innere Front ihre Pflicht getan Der Krieg. Zur Lage. Bon den Fronten. Berlin, 24. Tezembcr. Nach dem deutschen Swge bei Cambrai versicherten amtliche englische Stimmen, daß die Engländer niemals einen Durchbruch bei Eambrai beabsichtigt hätte!;, sondern nur eine Stellungsverbessc rung. Einen neuen Beweis gegen diese Stimmen bildet ein erbeuteter britischer Befehl der 3. Armee Nr. General stab 56 1Ö4 von; 20. November. Tarin heißt es: Gelingt es uns, die feindliche Verteidigungslinie zu überrennen, so bietet sich der Kavallerie eine einzigartige Gelegenheit, einzugreifen. Tiefes Eingreifen könnte weittragende Er folge zeitige», nicht nur für die Lage an diesen; Front abschnitt, sondern auch für den Ausgang des ganzen Krieges. Berlin, 2ö. Dezember, abends. Amtlich. Vonden Kriegsschauplätzen nichts Neues. Berlin, 2ti. Dezember, abends. Amtlich. Vonden Kriegsschauplätzen nichts Neues. Der Dank des Kaisers an Var Kriegsminiftcrium uuv sie Milttärbehörven. Se. Majestät der Kaiser hat an den preußiswou Kriegsministcr folgendes Schreiben gerichtet: Berlin, 2t. Drzember. Die gewaltigen Angriffe unserer Feinde an der Westfront sind gescheitert. Unterstützt durch die gesamten Industrien Englands, Frankreichs und Amerikas, trotz nwnatelanger Vorbereitungen umsafsender Art, trotz allergrößten Munitionsaufwandes waren alle Bemühungen unserer Gegner umsonst. Tas zähe Durchhalten und die unerschütterliche Tapferkeit unserer todesmutigen Truppen an der Front konnte dies aber neben der Unterstützung durch die Marine nur leisten durch die rastlose Arbeit und die reiche Unter stützung der Heimat mit Waffen, Munition und allem sonstigen Kricgsgcrät. Dafür jage ich dem Kriegsministerinm und seinen Nachgeordnete» Behörden meinen und des Heeres Tank. Ziel bewußte Leitung, strengste Pflichtersüllung jedes Einzelnen, enges Zusammenarbeiten mit den anderen Behörden, insbesondere der KriegSministcrien der Bundesstaaten und mit einer schaffens freudigen erfinderischen Industrie auf dieser Grundlage habe!' sich die Erfolge aufgebaut. Glänzendes ist auch in der recht zeitigen Bereitstellung eines kriegsmäßig vvrgebildcten Ersatzes, der Fürsorge für unsere Verwundeten und in der Verteilung unk Verwendung der heimischen Arbeitskräfte geleistet worden. So vertraue ich darauf, daß mein Kriegs-Ministerium auch mecker in vorbildlicher Pfl chttreue zum Nutzen von Heer und Vaterland arbeiten und so sein Teil zum Endsiege beitragen wird Großes Hauptquartier, den 21. Dezember 1917. W i l bet ui An den Kriegsminister. Die deutsche»» Stiftungen in Jerusalem. Berlin, 24. Dezember. Uber dos Schicksal oer deutschen Stiftungen in Jerusalem erfahren wir, daß die Kaiserin Auguste Viktoria - Stiftung auf dem Olberg und das Paulns - Hospiz von englischer Einquartierung frei blieben und keinerlei Zerstörungen erlitten haben. Das Personal wurde ihnen belassen. Der englische Gouver nenr hat in; Russenbau gegeuüber der russische;; Kirche Quartier genommeu. Die englische;; Offiziere wohnen in der Dormition und im Hotel Fast, der französische General in Notredamc. Der Austausch von Aivilgefangenen und dienst untauglichen Kriegsgefangenen zwischen Deutsch land unv Rußland. Berlin, 26. Dezember. Heute abend begibt sich unter der Leitung des Gesandten Grafen Mirbach die in; Zusatze zum deutsch-russischen Waffenstillstandsvcrtrage von; 15. Dezember vorgesehene Kommission nach Peters bnrg, welche die Regelung des Austausches vou Zivil gefangene,; und dienstuntauglichen Kriegsgefangenen in Angriff nehmen und Maßnahmen zur Wiederherstellung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern innerhalb der dnrch den Waffenstillstand gezogenen Grenzen treffen soll. Ter Kommission gehören an: Geheimrat Eckardt und Generalkonsul Biermann von; Auswärtigen Amte, vier Herren des Kriegsministeriums unter Leitung der Obersten v. Fransecky und Gießler, Major v. Velsen von der Obersten Heeresleitung mit zwei Begleitern, Geheim rat Schenck vom Reichspostamte nnd Hr. Landshoff vom Roten Menz. Die Abordnung ist von Hilfspersonal begleitet. Kaiferspende für die dcutfchen Kriegsgefangenen. Bor kurzem wurde bekanntgegeben, daß eine be deutende Summe, teils auS Reichsmitteln, teils aus nationalen Spenden, der schwedischen Regierung über geben wurde, um der Not der deutschen Kriegsgefangenen ,n Rußland abzicheHM. Wie wir erfahren, hat auch der