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Dresdner Journal : 28.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187504288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-28
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 28.04.1875
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WS«. Mittwoch, le» 28. April. M xM«» toliaL«, »»«k*: Z»Krt»tz, . . . K N»rk Aj^rü-S- 4 Itvk bv kl. >»»»«»! IS kk. Noicü«, t»U k«4- »»S di»» l»»«r»t«opr«I»«r MO, 4t» «o« Uv,!»!<«»»» HV >A. v»»« ^>n^E»ät" «tu, L»I»i t* kL LHGUstr »tt «t» So»»- »»4 kür ä« ioiU*»S« L»g. NrrMerMmml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath A G. Hartmann in Dresden. 187S I»^r»t»»»»»»tz»* «»HrLrw» F> Lra^trt-tt«', Ooi»iiu».»oaH» 4» Dr«»äo«r Ivari»»l»i «t»«v<t»> : k>X>q<-n Ht, L»»»«rr->«rv»-Vt«-I^tP»G 7r»»t1»r1 » » l //«»««ton 4 I«rU» VI«, S»»d«iU-?r»U-I^ip«t4».«.- »ord«»l L»»«i Worr«, I«rU»i L. //<^n»Lt, /n»i«/»ti,n «t«in/, // ^üree^t,' L LcW»tte, >r»«t», /. LtonASN» Uürv»o; vdsmLt» i n. t^lnot, Mr»n^t»7l » X.: L ^aeA«^ «ü» a F 6 //e^naon »ode kvcüü, D«i^L««F t/o., SSrUl«: /nv-D, Lu»»»»«»! 0 k»rt» i //«xu, /x»/itt«, L^K»« <4 0» , t: />o»L« F Oo., L-uvkiu,: /> Vl«»i O)»^»4 S»r»Q,U«^»r» L»p«titi<» ä« Dr*»lo« /«»W^ ör«ä«L, >t»rb»r»U»«»»tn»»« >4. L Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate Mai und Juni werden angenommen für auswärts bei allen Postanstalten, „ für Dresden links der Elbe bei der unter zeichneten Expedition, für Dresden rechts der Elbe in der Bach'- schen Buchhandlung (Hauptstraße 22). Der Preis für diese beiden Monate beträgt I Mark. König!. Expedition des Dresdner Jonrnals. Nichtamtlicher Theil. u ebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Straßburg. Wien. Paris. Bern. Rom. London. Rto-de-Janriro.) Ernennungen, Lersetzungen rc. im öffeutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Oschatz. Mitt weida. Dippoldiswalde. Altenberg. Zittau.) Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichtev. Telegraphische Witterungsberichte Inserate. Atlcar.lMschk' Nachrichten. Florenz, Montag, 26. April, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kronprinz Humbert und die Kronprinzessin Margarethe find auS Rom hier eingetroffen. Die Kronprinzessin deS deutschen RrtchtS und von Prenßen begrüßte dieselben auf dem Bahnhofe in herzlichster Weise. Neapel, Montag, 26. April, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kronprinz deS deutschen Reiches und von Preußen verabschiedete sich heute nach dem Dejeuner von dem König Victor Emanuel und trat Nachmittags 'L2 Uhr die Rückreise nach Florenz an. Der Genrraladjutant Medici be gleitete den Kronprinzen, dem die Bevölkerung sympathische Kundgebungen darbrachte, nach dem Bahnhofe. Gestern fanden zwei Zusammenkünfte deS Königs und deS Kronprinzen Statt, welche eine je einstündige Dauer hatten Haag, Montag, 28 Avril, Abends. (W. T. B.) Der Kriegsminister, Generalmajor Weitzel, hat die erbetene Demission erhalten, und iS der Oberst Enderlein vom JngenieurcorpS zu seinem Nachfolger ernannt worden. Konstantinopel, Montag, 26 April, Vor mittags. (W. T. B.) Essad Pascha, der bisherige Generalaouvernrur von Syrien, ist zum Groß- wefir, Raouf Pascha, der bisherige Gouverneur von Demen, zum Marinrminister und Ali Saib Pascha, der bisherige Kaimakam im KriegSmini- sterium, zum KrirgSminister ernannt worden. Lageggeschichtc. * Berlin, 26. dlpril. Heute trat die Commissiondes Reichstags zur Vorberathung der großen Justizgcsetze im Rrichstagsgebäude unter Borsitz desAbg.Miqudl zu der ersten Sitzung zusammen. An derselben nahmen der Justiz- mintster Dr. Leonhardt, der Präsident des Reichsjustiz- amteS v. Amsberg und eine Anzahl Bundescommissare Theil. Der wiederholte Antrag deS Abg. I)r. Schwarze, die Berathung mit der Civilproccßordnung zu beginnen, wurde heute nach längerer Debatte angenommen. Aus den gefaßten Beschlüssen ist namentlich der Beschluß auf Beseitigung der Handelsgerichte als ordentlicher Gerichte zu erwähnen. Ebenso lst eine Redactionscommission, bestehend aus den Abgg. Dr. Schwarze, De. Bähr und Dr. Becker (Oldenburg) gewählt und nieder- gesetzt worden. Als Commissare des Bundesrathes nehmen an den Berathungen der Commission Theil: der wirkl. geh. Ober-Reg.-Rath v. Amsberg, Dt- rector der IV. Abtheilung des Reichskanzleramtes, der geh. Ober-Reg.-Rath Hanauer, der Reg.-Rath Ha gens, der k. preußische Ministerialdirektor wirkl. geh. Oberjustizrath Wentzel, der k. preußische geh. Justizrath Kurlbaum II, der k. preußische geh. Justizrath Oehl schläger, der k. preußische geh. Justizrath Schmidt und der k. bayersche Staatsanwalt Dr. Hauser. Als Schrift führer fungiren der k. preußische Gerichtsassessor Sydow, der k. bayersche Staatsanwaltsubstitut Dr. Seuffert und der k. sächsische Gerichtsassessor Schreker. Mitglieder der Commission sind bekanntlich außer dem Oberbürger meister Miquel: die Abgg. Dr. Schwarze, Genrralstaats- anwalt; Dr. Mayer (Donauwörth), Appellationsgrrichts- rath; Thilo, Kreisgerichtsdirector; Eysoldt, Advocat; Struckmann (Diepholz), Obertribun alsrath; Reichens perger (Olpe), Obertribunalsrath; v. Forcade de Biaix, Obrrtribunalsrath; Hauck, Bezirksamtmann; v. Schö ning, Landrath und Rittergutsbesitzer; v.'Jagow, wirkl. Geh Rath, Oberpräsident; Klotz, Kreisgerichtsrath; Herz, Bezirksgerichtsrath; Dr. Zinn, Director und Chefarzt der kurmärkischen Landirrenanstalt; Dr. Lasker, Rechts anwalt; Dr. Marquardsen, Universitätsprofessor; v. Putt- kamer (Fraustadt), Appellationsgerichtsrath; Bernards, Landgerichtsassessor; Dr. Lieber; Pfafserott, Amtsrichter; Dr. Krätzer, Appellationsgerichtsrath; vr. Bähr (Kassel), Oberappellationsgerichtsrath; Becker, Oberappellations- gerichtsrath; Dr. Gneist, Professor, Prorector der Uni versität; Dr. Grimm, Rechtsanwalt; Dr. Bölk, Rechts anwalt; vr. Wolffson, Advocat; Gaupp, Kreisgerichts- rath. — Die Nachricht von einer geheimen Mission des Generalfeldmarschalls v. Manteuffel nach St. Peters burg erweist sich, wie der „K.Ztg." tclegraphirt wird, als eine leere Erfindung. Der Marschall ven eilt ruhig in Berlin, dürste aber dazu ersehen sein, den Kaiser von Rußland bei seiner bevorstehenden Reise nach Deutsch land wegen seiner hohen militärischen Charge und als bekannte Person» krrUk im Namen des Kaisers Wil helm zu begrüßen; eine Höflichkeitsbezeigung, die nicht das Mindeste mit einer politischen Mission gemein hat. — Die Rückkehr des Präsidenten des Reichskanzler- amtcs, Staatsministers Delbrück, nach Ablauf seines zweimonatlichen Urlaubes wird Ende dieser Woche er wartet. Es wird dann in nächster Zeit der Geh. Rath Michaelis einen längern Urlaub antreten und sich zur Herstellung seiner angegriffenen Gesundheit nach Süd tirol hegeben. Als eine der ersten Arbeiten, welche im Mai das Reichskanzleramt beschäftigen werden, wird der Entwurf eines Bankstatuts bezeichnet, dessen weitere Fest stellung dem Bundesrathe nach seiner Wiederzusammen berufung obliegen wird. D. Berlin, 26. April. In der heutigen Sitzuna des Abgeordnetenhauses, welcher am Ministerttsch der Cultusminister Dr. Falk beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Gesetzentwurfs über die Vermögensver waltung in den Kirchengemeinden fortgesetzt. Vor Ein tritt in die Tagesordnung erklärte zunächst der Abg. vr. Windthorst (Meppen), daß er infolge einer von ihm in der Sitzung vom 6. April gemachten Aeußerung, daß er daS Generalpostamt dafür verantwortlich machen müsse, wenn ! eine am 10. März ab gesandte Petition erst am 23. März beim Abgeordnetenhaus! tingegangen sei, von dem Grneralpostamt ein Schreiben erhalten habe, in welchem auf Grund stattgehabter Recherchen die Mit- theilung gemacht werde, daß jene Petition bereits am 12. März im Bureau des Abgeordnetenhauses präsen- tirt worden seien. Er glaube, den Intentionen des Ge neralpostamts am besten zu entsprechen, wenn er dies zur Kenntniß des Hauses bringe. Es sei ihm dies ein neuer Beweis für die Pünktlichkeit, mit der die Geschäfte des Generalpostamts behandelt werden. (Große Hei terkeit.) Die Discussion über den Gesetzentwurf und zwar zunächst über die 88 5—2l desselben eröffnet hiernach: Ada Dautzenberg: Das vorliegende Gesetz widerspreche dem denehendeu Rechte sowie der historischen Entwicklung der Verwaltung des Kirchenvermögcns. er müsse gegen dasselbe stimmen. Um den in der Commission herrschenden Geist zu charakterisiren, «heile er hier eine Aeußerung eines Mitgliedes derselben, des Abg. Jung mit, welcher die Geistlichen em „hi storisches Uebel" genannt habe. (Hört! Hört!) Der Abg Wehrenpsennig habe die Sache immer von einem prononcirt evangelischen Standpunkte betrachtet, wenn man dies befolge, so werde man den gewünschten Frieden nicht erreichen. Abg Dr. Svbel: Er müsse dem Vorredner gegenüber den Standpunkt der Commission aufrcchthalten Die Kirche halte heute noch den Standpunkt fest, nur Gott Rechnung ab- legen zu müssen. Er hofse, daß die historische Entwicklung des is. Jahrhunderts der Kirche segensreicher sein werd«, als alle früheren Jahrhunderte. Abg Dr. Franz: Die Beseitigung des gegenwärtigen Zu stande- lasse sich durch Nichts rechtfertigen Die Annahme, die Gemeinbemitglieder seien bisher willenlose Werkzeuge in der Hand der Geistlichen gewesen, sei falsch. Die Nachgiebig keit der einzelnen Kirchenvorstävde habe höchstens au den Per sonen gelegen Was würde man z. B sagen, wenn man dieses HauS deswegen, weil eS sich dieser Regierung zu nach giebig gezeigt, schließen wollte. Er hofse. daß die Gemeinden den Gehorsam gegen die Hierarchie wahren werden nnd die De- luokraiisirung der katholischen Kirche nie eintreteu werde. Abg Jung: Er müsse dagegen protestiren, daß ein Ab geordneter hier Aeußerungen aus der Commission mittheile (Oho! im Lentrum), denn eS sei sehr schwer, sie später zu constatiren Er müsse ein solches Verfahren als illoyal bezeich- nen- (Der Präsident rügt diesen Ausdruck als unparlameu- tarisch) Er halte von dem Standpunkt auS, daß nach dem Bibelwort die irdischen Schätze von den Motten verzehrt wer den, und er daher die finanziellen Mittel der Kirche für ge ring erachte, die Stellung des Geistlichen im Kirchenvorstande allerdings für ein Uebel, aber es sei dies ein nothwendiges Uebel, deshalb empfehle er auch hier die Annahme der Com- Missionsvorschläge. Abg. Dr. WindtHorst (Meppen): Gegen die Absicht des vr. Sybel, daS Volk glauben zu machen, das Centrum sei g»gen die Verwaltung durch die Gemeinde, müsse er Verwah rung einlegen. Dies sei eine unrichtige und tendenziöse Er findung Nur seien sie der Meinung, diese Materie könne nicht durch den Staat allein geordnet werden. Die Rechnungs legung sei stets eine correcte gewesen, ein Mißbrauch könne auch in einer anderen Verwaltung einmal Vorkommen. Im Ucbrigen habe der Staat in dergleichen Dinge der Kirche nicht hineinzupfuschen. Regierungscommissar Ministerialdirektor Dr. Förster: Es sei der Regierung nicht in den Sinn gekommen, wie der Abg Franz behauptet habe, Denunciationen zu ermuntern. Was sodann die Behauptung des Vorredners anlange, daß die Regierung sich um diese Materie nicht zu bekümmern habe, so mache er nur darauf aufmerksam, daß nach preußischem Staatsrecht die Gesetzgebung auf der Uebereinstimmung zwi schen Landtag und Krone beruht, andere Organe gebe es nicht, die irgendwie sich in die Gesetzgebung des Staates ein- zumischen hätten. Nachdem noch Abg. vr. Wehrenpsennig für die Commissionsvorschläge gesprochen, wird die Discusston geschloffen und K 5> mit großer Majorität genehmigt. Ebenso die 88 6—10. Die folgenden beiden Paragra phen der Regierungsvorlage fallen frrt. Nach kürzerer Debatte, an welcher die Abgg. Dautzenberg, Dr. Windt- horst (Meppen), Vr. Sybel und Vr. Wehrenpsennig, sowie der Regierungscommissar Ministerialdirektor vr. Förster Theil nahmen, werden hierauf die folgenden Paragraphen bis mit § 23 genehmigt. § 24 wird ge strichen, 8 25 ohne Debatte angenommen. Der 8 25» erhält dagegen auf Antrag der Abgg. vr. Petri und Windthorst (Bielefeld) folgende veränderte Fassung: „Der Vorsitzende deS Kircheuvorstandes oder ein von ihm abaeordneter Kirchenvorsteher sind befugt und aus Ver langen der Gemeindevertretung oder ihres Vorsitzenden ver pflichtet, den Sitzungen der Gemeindevertretung mit derathen- der Stimme beizuwohncn." Hierauf nimmt das Haus noch § 26 an und ver tagt sodann die Sitzung bis morgen. Straßburg, 26. April. Man telegraphirt der „Schles. Ztg.": Die Rheinkanonenbootc „Mosel" und „Rhein" haben soeben am Fischerthor angelegt. An Bord befinden sich der Capitänlicutrnaut Aschmann, 2 Offiziere, 44 Mann. Die Abfahrt erfolgt Abends. * Wien, 26. April. Die Reise deS Kaisers in Dalmatien ist für den Monarchen infolge ungünstiger Witterungsverhältniffe mit Beschwerlichkeiten aller Art verbunden. Die Wagen, welche von der Begleitung des Kaisers benutzt wurden, mußten vom Landvolke geschoben werden. Se. Majestät selbst machte die Reise zu Pferde, und obwohl das Wetter das denkbar schlechteste war, wurde doch das Programm vollständig eingehalten. Auf den Höhen war frischgefallener Schnee sichtbar. Heute unternimmt der Kaiser unter Anderm eine Bootfahrt auf der Narenta, deren Regulirung auf Staatskosten der Reichsrath bekanntlich Heuer bewilligte. Für morgen ist ein weiterer Ausflug in das Innere des Landes pro- jectirt, und übermorgen erfolgt die Abreise und Ankunft des Monarchen in Ragusa, woselbst ein dreitägiger Auf enthalt in Aussicht genommen ist. Paris, 25. April. Die Rede, welche Gam betta vorgestern vor einer Versammlung von Wählern der Bezirke Belleville und Mönilmontant gehalten hat, ist jedenfalls zu einer tiefen und nachhaltigen Wirkung im Lande bestimmt. Die Gegner des Exdictators hatten sich im Voraus auf eine sehr radicale Kundgebung ge freut; denn man sagte, daß Gambetta, seit einiger Zeit dem radicalen Theile der Pariser verdächtig, die erste Gelegenheit benutzen werde, um sich mit den Ultras sei ner Partei zu versöhnen. Statt besten ist Gambetta, weit entfernt, den radicalen Ultras nach dem Munde zu reden, vielmehr in seiner ganzen, beträchtlich langen Ansprache (sie füllt 16 Spalten in der „Rdpublique fran^aise") bemüht gewesen, die Republikaner zu einer vernünftigen und besonnenen Anwendung der neuen Ver fassung zu bewegen. Schon die einleitende Rede des Vorsitzenden Blänchet gab der Versammlung diesen Cha rakter der Mäßigung. So viel sich an der Verfassung auch aussetzen laste, sagte Blänchet, so zögen die Republika ner es dennoch vor, dieselbe als den Ausgangspunkt eines friedlichen und allmählichen Fortschritts zu begrü ßen und mit ihrem Beifall nicht zurückzuhalten. Ins besondere seien die Wähler von Belleville stolz darauf, daß Gambetta, welcher von ihnen zum ersten Male ge wählt worden, einen so großen und entscheidenden An theil an dem konstitutionellen Werke genommen. An diese mit Beifall aufgenommcne Aeußerung knüpfte dann Gambetta an, um zunächst auch seinerseits festzustellen, daß er mit seinen alten Wählern in steter Jdeengemein- schäft geblieben. Man hat, sagte Gambetta, die Republikaner um ihrer Mäßigung willen zu verleumden und zu verdächtigen gesucht. Man schildert sie bald als Pctroleurs, bald al- Heuchler und Macchiavellisten, Cäsarianer und verkappte Orlcaniften. Dem Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Refidenztheater. In dem Gutzkow'schen Gelegen- heitsstück „Der Königslieutrnant" trat am 24.April Hr. G. Fischer vom Stadttheater zu Frankfurt a. M. als Thorane auf. Der Künstler ist in seiner Jugend in Dresden auf dem Conservatorium gebildet und sein Wunsch, sich hier zu zeigen, hat durch seine Leistung eine nicht un freundliche Erfüllung gefunden. Die originellste und in ihrer vollendet ausgeprägten Manier aui interessantesten zugespitzte Darstellung dieser Rolle hat Haase dem mo dernen Theater gegeben, und wer diesen Typus am besten nachahmt, kommt dem unterhaltenden Eindrücke am nächsten. Freilich ist der eigenthümlich singende franzö sische Accent Haase's, von seinen feinen Pointen in der Charakterentwickelung abgesehen, noch von keinem an dern jetzt lebenden deutschen Künstler erreicht. Der Gast neigte sich nach Kräften dieser Auffassung zu, seine Maske und Mimik zeigte ein eigenes, scharfes Nachempfinden der bekannten Wandlungen und Uebrrgäuge, und in der eigrnthümlichen Sprechweise ist Hr. Fischer auf dem Wege, Gutes zu erreichen. Im Uebrigen zeichnete sich das Ensemble, der Vor stellung diesmal in negativer Weise aus, eine Störung, die als eine Ausnahme mit Schweigen bedeckt wer den darf. Um so bester war die TagS vorher gehende und am 26. April wiederholte Aufführung von Baurrnfeld's hannlos-polittschem Lustspiel „Der kategorische Im perativ." Dieses pikante kleine Stück gewann durch die gute Besetzung und durch den glücklichen Umstand, daß hier die hauptsächlichen Rollen sehr wohlgreignete, zu ihrem Genre ganz besonders passende Vertreter fanden. Frau Müller spielte die Rolle der Gräfin Flora leicht, takt voll und mit sehr natürlichen Effecten; Hr. Müller ist ein trefflicher Wildenberg, und Hr. Freemann, der schon kürzlich im „Inspektor Bräsig" sich durch die maß volle, in der Repetition noch abgerundetere Charaktcr- gestalt des alten Juden höchst erfreulich auszeichnete, spielte auch den Parvenue Rothschild wirkungsvoll und ohne Uebertreidung. Die Partie des Lothar steht Hrn. Bauer so gut zu Gesicht und läßt sein gesundes, na türliches Wesen so vortheilhast zur Wirkung kommen, wie kaum eine andere. Am 29. April werden zum Benefiz der Frau Müller „Die Gebrüder Forster" gegeben. Man darf bei dieser Gelegenheit ein sorgsames Ensemble ebenso voraussrtzcn, wie ein zahlreiches Ensemble von Seiten des Publikums zu Gunsten dieser fleißigen Künstlerin, die nach allen Seiten hin dem Theater eine willige Stütze ist. O. B. Die Rose von Tuolumne. Von -ret Harte. , (Fortsetzung auS Nr. 9ö.) Er erhob sich plötzlich und schritt auf die Thür zu. Als er sie erreichte, drehte er sich um, sagte in seiner alten, bittenden Weise: „Aber bleib mir nicht lange weg, Jenny" lächelte und verschwand, mit dem Kopfe zuerst, dann allmählich nach abwärts, so daß seine Pantoffeln sich hartnäckig bis zuletzt behaupteten. Als Herr Mac Closky seine gute Stube wieder er reichte, war sein unbequemer Gast nicht da. Die Whisky flasche stand unberührt auf dem Tische, drei oder vier Bücher lagen auf dem Fußboden herum, eine Anzahl photographischer Ansichten von den Sierras waren über das Sopha hingestreut, zwei Sophakisten, eine Zeitung, eine mexicanische Wolldecke lag auf dem Teppich, als ob der letzte Bewohner des Zimmers in liegender Stellung zu lesen versucht hätte. Eine Glasthüre, die sich auf eine Veranda öffnete und nie zuvor in der Geschichte des Hauses aufgeschlossen worden war, vcrrieth jetzt da durch, daß ihr Spitzenvorhaug hin und her wehte, den Weg, auf dem der Flüchtling entschlüpft war. Herr Mac Closky that einen Seufzer der Verzweif lung, er blickte auf den prachtvollen Teppich, den er in Sacramento zu einem fabelhaften Preise gekauft hatte, auf die Möbeln von karmoisinrothem Atlas und Rosen holz, die in der Geschichte von Tuolumne-County ihres Gleichen nicht fanden, auf die massiv umrahmten Bilder an den Wänden, und dann sah er darüber hinweg durch das offene Fenster nach dem nichtsachtenden Manne, der, diese sybaritischen Verlockungsmittel fliehend, auf der mondbeglänzten Straße eine Cigarre rauchte. Dieses Zimmer, welches so oft die Jugend von Tuo lumne mit Ehrfurcht und kindlichem Respect erfüllt hatte, war offenbar ein Mißgriff. Es blieb nur noch übrig, zu sehen, ob die Rose selbst ihren Dust verloren hatte. „Ich rechne, Jenny wird sich ihn schon kaufen," sagte Herr Mac Closky mit der Zuversicht eines Vaters. Er trat durch die Glasthüre in die Veranda. Aber er hatte dies kaum gethan, als seine Gestalt von dem Fremden entdeckt wurde, der sofort über die Straße herüber kam. Als er nur noch einige Schritte von Herrn Mac Closfi) war, machte er Halt. „Ei, Sie hartnäckiger Quälgeist," sagte er mit ge dämpfter Stimme, die uur Dem, den er anredete, hörbar war, und mit einem Gesichte voll erkünstelter Unruhe, „warum gehen Sie denn nicht zu Bette ( Hab' ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen gehen und mich hier ungeschoren lassen? Im Namen alles Dessen, was einfältig und blödsinnig ist, warum fahren Sie fort, hier hcrumzu- latschen? Oder versuchen Sie auch mich verrückt zu machen durch Ihre Anwesenheit, wie Sie es mit jener unglückseligen Spieldose gemacht haben, die ich soeben unter den Baum dort geschleudert habe? Wir haben noch anderthalb Stunden hin, bis die Post vorbeikommt. — Denken Sie etwa, können Sie sich auch nur einen einzigen Augenblick vorstellen, daß ich Sie bis dahin dulden kann, he? Warum sprechen Sie nicht? Sind Sie etwa eingeschlafen? Sie wollen damit doch nicht etwa sagen, daß Sie die Dreistigkeit haben, Schlafwan- deleien zu den andern Schwächen, die Sie haben, hin zuzufügen? Sie sind doch wohl nicht gemein genug, sich unter einem solchen schwachen Vorwande zu wieder holen wie dieser ist, he?" Ein Anfall nervösen Hustens beendigte dieses außer gewöhnliche Exordium, und halb stehend, halb gegen die Veranda gelehnt, kehrte der Gast des Herrn Mac Closky seinem Wirthe sein Gesicht und einen Theil seiner schlanken eleganten Gestalt zu. Der untere Theil dieses stolz nach oben gewendeten Gesichts trug einen zur Gewohnheit gewordenen Ausdruck hochmüthiger Unzufriedenheit und gelegentlich einen Zug körperlichen Leidens. Aber dir Stirn oben war frei und offen und ließ auf einen scharfen Be- urtheiler schließen, und ein Paar dunkler Augen voll Scherz und Fröhlichkeit saß in munterer Weise zu Ge richt aber einen sehr sinnlichen Mund und Das, was er verrieth. „Ich erlaubte mir, zu Bett zu gehen, Ridgeway", sagte Herr Mac Closfi) demüthig, „aber mein Mädel, die Jinny, ist eben von einem Tänzchen bei Robinson's zurückgekommen und hat noch keine Lust nicht, ins Nest zu kriechen. Sir wistrn ja, wir die Mädrls sind. S«
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