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1. April 18S3. Sonnabend. und gewaltigste und erhabenste Fest der Christenheit, ihr eigent- liches Triumph- und Siegesfest seit langen Zeiten. In ss» seinen Anfängen wurzelt es allerdings im altgermanischen aese Osterglocken, läutet, läutet Tröstend schmerzerfülltem Herz, Wenn es eure Sprache deutet, Blickt es gläubig himmelwärts — Und aus ew'gen Frühlings Landen Klingt ihm hehre Botschaft zu: Auferstanden! Auferstanden! Menschenkind, was weinest du? nt 2 nte" afori >rner -für st Osterglocken, Osterglocken, Läutet durch die weite Welt, Daß die Himmel laut frohlocken, Weil die Fesseln brach der Held! Aus des düstern Grabes Banden Stieg er ruhmgekrönt empor: Auferstanden! Auferstanden! Schallt's in frommer Andacht Chor! ffdi- irsch- . bv '.W :l. Manen zur Zeit des Wiedererwachens der Natur aus langem Winterschlafe begingen. Aber aus dieser heid nischen Ostarafeier hat sich weit herrlicher und schöner, Weil viel bedeutungsvoller, das heutige christliche Osterfest entwickelt; ist es doch der Erinnerung an das unvergäng liche Befreiungs- und Eilösungsweik des göttlichen Dul ders geweiht und soll es doch zugleich aus's Neue daran gemahnen, daß das Unsterbliche über das Vergängliche, das Licht über die Finsternitz, das ewig Edle und Reine über alles Niedere und Gemeine stets mit sieghafter Gewalt triumphiren wird! In diesem echt christlichen Sinne sollen wir Ostern zunächst feiern, in diesem Geiste uns an seiner tiefen und bleibenden Bedeutung erbauen und erheben, dann wird es auch unsere Herzen mit neuem Muth and frischem Hoffen erfüllen, uns anfeuern, getrost die ferneren Kämpfe des Lebens durchzukämpfen. Und hierzu regt Ostern auch durch seinen andern ihm noch innewohnenden Charakter sicherlich mächtig an, denn es ist ja zugleich das Aufer stehungsfest der Natur, und in jedem denkenden Menschen Wird und muß gewiß der Anblick des ersten jungen Grüns, des beginnenden Knospens und Sprossens allüberall in der Natur, des fröhlichen neuen Treibens in Wald und Flur freudige Empfindungen, neue Zuversicht und neues Hoffen wecken. Gerade diesmal tritt uns die Bedeutung von Ostern als des verheißungsvollen Auferstehungsfestes der Natur so recht entgegen. Denn ein besonders strenger und harter Winter hatte unerbittlich sein Herrscheramt bis zuletzt ausgeübt und in den letzten Wochen war auf einen vielversprechenden Vorfrühling sogar ein ziemlich harter Nachwinter gefolgt, der wohl vielfach Enttäuschung und Mißmuth hervorgerufen haben mag. Nun aber ist, da Ostern vor der Thüre steht, die Macht des grimmen Winterkönigs doch endlich gebrochen, die Strahlen der Frühlingssonne zaubern täglich Myriaden neuer Knospen hervor und bald wird die Erde von Neuem in vollem Lenzesschmuck erprangen. In dieser beseeligenden Gewiß- Heidenthume, in der dem Cultus der Licht- und Frühlings göttin Ostara gewidmeten Feier, welche die alten Ger- heit vernehmen wir darum den hehren Klang der Oster glocken, er kündigt uns an, daß die Schrecken der langen, bangen Wintersnacht mit all' ihren Mühseligkeiten, Ent behrungen und Leiden nun vorüb-r sind und daß dafür die willkommene Frühlingszeit hoffnungsschimmernd und trostspendend anhebt! Erfreulicher Weise können wir auch das diesjährige Osterfest im Genüsse der Segnungen des Völkerfriedens und in dem Gefühle begehen, daß, soweit menschliche Vor aussicht reicht, die Erhaltung der Völkerruhe in unserm Welttheile auch für die nächste Zukunft gesichert erscheint. Um so ernster sind aber die Ausblicke, die sich auf die innere politische Lage im deutschen Vaterlande gerade zur jetzigen Osterzeit eröffnen. Ungewisser als je ist der Aus gang der großen Heeresfrage, welche nun schon seit so geraumer Zeit die Nation erregt, und doch muß sich in den kommenden Wochen das Schicksal der geplanten Heeresreform entscheiden, welche nach Ostern im Parla mente zur Schlußberathung gelangt. Folgenschwer ist die Entscheidung, um welche es sich hierbei handelt — möge sie nur zum Segen und Heile des Vaterlandes, zum Wohle der gesammten Nation ausschlagen; möge auch in diesem Kampfe für und wider das Licht siegen über die Finsterniß, die Wahrheit über Jrrthum und Lüge, das Rechte über das Falsche, das Gute über das Schlechte. Avonnements-Mnladung. Mit dem 1. April a. c. beginnt das II. Quartal des Pulsnitzer „Amts- und Wochenblattes" und ladet die unterzeichnete Expedition zu zahlreichem Abonnement auf dasselbe ergebenst ein. Bestellungen auf das II. Quartal werden in unserer Expedition, sowie von allen Postanstalten, Briefträgern und von unseren Zeitungsboten entgsgengenommen. Hochachtungsvoll Die Expedition des Pulsnitzer Amts- Wochenblattes. E. L. Fürst er's Erbe». Ostern! Von Neuem grüßt uns das hehrste und bedeutungs vollste aller christlichen Feste in seinem verheißungsvollen Schimmer — Ostern! Wenn Weihnachten das schönste und poetischste, Pfingsten das lieblichste und frohgemutheste Fest der Christenheit, wenigstens derjenigen in den ger manischen Ländern, darstellt, so ist Ostern zweifellos das Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Auf das am 3. Osterfeiertage im Saale des Hotel grauer Wolf stattfindende Concert des Trompe tercorps des Kgl. Sächs. 1. Husarenregimeuts Nr. 18 unter Leitung des Musikdirigenten Alwin Müller machen wir unsere Leser hiermit besonders aufmerksam. Aus dem Cottbuser Anzeiger entnehmen wir folgende Recension über die Leistungen genannter Capelle. „Die Capelle erwies sich als eine vorzüglich geschulte; besonders hervorzuheben wäre die ansprechende Weichheit des Vortrages, die sichere Führung der einzelnen Instrumente und das musterhafte Zusammenspiel. Geradezu Aufsehen erregte es, als das Trompetercorps, die achte Programmnummer executirend, die drei Defilirmärsche des Regiments auf den nur bei der sächsischen Cavallerie gebräuchlichen Feldtrompeten aus führte. Man glaubte das Paradefeld mit den im Parade marsch vorüberziehenden Truppen zu sehen; jetzt zieht ein Cavallerieregiment im Schritt vorüber, dann eines im Trabe und schließlich eines im Galopp. Die Trompeter halten mit der linken Hand die Zügel ihrer Pferde, mit der Rechten die Trompeten und blasen schmetternd und rein die munteren Marschweisen. Den dritten Theil spielten beide Capellen gemeinsam. Es wurde 11 Uhr, ehe das Programm mit den von dem stürmisch Beifall klatschenden Publikum geforderten Zugaben abgewickelt war." Pulsnitz. Bei dem trockenen Frühjahrswetter dürfte es nicht unangebracht sein, unsere Leser darauf hin- zuw isen, recht vorsichtig mit allem Zünd- und Rauch material bei Spaziergängen in Wald und Flur umzugehen. Wie leicht entsteht durch ein unvorsichtig weggeworfenes brennendes Streichholz oder einen glimmenden Cigarren- stummel ein Waldbrand, der eine unangenehme Bekannt schaft mit dem Strafrichter im Gefolge hat. Schon wer den die ersten Waldbrände, die infolge solcher Unvorsichtig keiten entstanden sind, gemeldet. Im Zeisigwalde bei Chemnitz ist am Montag Mittag in der Nähe des Pulver- Ostern! Osterglocken klingen leise Ueber Feld und Flur dahin; Munt'rer Sänger Frühlingsweise Labt auf's Neue Herz und Sinn — Ihre ersten Blüthen sandten Wald und Hain und Wiesenplan: Auferstanden! Auferstanden! Jauchzt die Schöpfung Himmelair. Hauses ein 4000 Quadradmeter großes, mit Gesträuch und Gestrüpp bewachsenes Waldstück abgebrannt. Die Feuer wehr war eine Stunde lang mit dem Ablöschen dieses Brandes beschäftigt. Auch in der Meißner Gegend, am südlichen Hange der Korbitzer Schanzen, hat ein größerer Waldbrand stattgefunden. - Die Aussicht auf schönes Wetter in den Oster feiertagen ist buchstäblich eine sehr — trübe. Der Wetter prophet Falb sagt für den 1. April einen kritischen Tag zweiter Ordnung an und folgert daraus, daß die Nach wirkungen dieses kritischen Tages über das Osterfest dauern werden. Ganz zu verzagen braucht man aber nun nicht; auch Falb hat sich schon geirrt. Kamenz, 28. März. In gestriger öffentlicher Sitzung der Stadtverordneten gelangte zur Kenntniß des Collegiums ein Schreiben des König!. Sächs. Kriegs ministeriums, in welchem auf die vom Stadtrathe wegen Erlangung einer Garnison erneut gethanen Schritte dahin Antwort gegeben wird, daß dasselbe mit großem Interesse Kenntniß von dem Inhalt des stadträthlichen Schreibens genommen habe, eine Entscheidung aber erst nach Annahme der im Reichstag zur Verhandlung stehenden Militärvor lage, die hoffentlich bald erfolgen werde, treffen könne. (K.W.) Kamenz, 28. März. Den Bemühungen unserer städtischen Polizeiorgane ist es gelungen, eine Falschmünzerei zu ermitteln und den Verfertiger von falschen preußischen Thalerstücken, den vormaligen Maschinisten Otto Thiemer, geb. aus Lercha bei Meißen, gegenwärtig hier wohnhaft, zu verhaften. Derselbe hat auch sein Verbrechen bereits einzestanden. (K. W.) , Bautzen, 27. März. Heute Nachmittag wurde einem sechsjährigen Mädchen, welches ruhig vor dem Laden seiner Großeltern am Rathhause stand, von einem Hunde welcher an dem Kinde in die Höhe sprang, die Ober- und Unterlippe derart zerfleischt, daß der Arzt die Wunden nähen mußte. — Auf hiesiger Töpferstraße scheuten, eben falls heute Nachmittag, ein Paar vom Acker heimkehrende Pferde und gingen mit ihrem Ackergeräthe durch, den die Zügel festhaltenden Besitzer eine Strecke schleifend, wobei derselbe an der Hand verletzt wurde. Die Durchgänger rissen bei ihrer wilden Jagd einen Mann um, der am Abend noch bewußtlos war, und überrannten dann noch ein Kind, dem das Ackergeräthe über ein Bein fuhr. Dresden. Königin Carola ist von Baden-Baden nach hier zurückgekehrt. Dresden. Auf der Jubiläumsausstellung der Gartenbaugesellschaft „Feronia" wurde Herrn Kunstgärtner W. Weiße-Kamenz ein Ehrenpreis für Coniferen verliehen. Dresden, 27. März. Die Mitglieder der inter nationalen Sanitätskonferenz besichtigten gestern auf Ein ladung des Kriegsministers die Militäretablissements. Prinz Friedrich August empfing die Deligirten an der Schützenkaserne und gab Erklärungen über die Jäger-, Artillerie- und Grenadierkasernen. Die betreffenden Commandeure übernahmen die Führung. In der Gre nadierkaserne gab das Offizierkorps ein Frühstück. Der türkische Bevollmächtigte von Bonikowsky Pascha brachte einen Trinkspruch auf das Offizierkorps aus. Der schwe disch-norwegische Gesandte Lagerheim toastete auf den Kriegsminister. Letzterer und der Regimentskommandeur Oberst von Hingst erwiderten. — Nach 1'/z monatlicher Pause wird zum 1. Oster feiertage Vormittags 11 Uhr das Panorama, Pragerstraße 41, wieder eröffnet. Das neue Rundgemälde stellt, wi Matt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben WnfundviWstgstM Jahrgang in Pulsnitz. Abonnements - Preis; Vierteljährl. 1M.25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate find bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufz -geben Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haase n- steinL Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Als Beiblätter 1. Illustr. Sonntags- Klatt (wöchentlich), 2 Kine kandrvirth schastlache Weikage (monatlich). Zu WuLsnih en st/, Fchir Pulsnitz, Königsbrück, Uadrbmi, Uadcbnrg, Moritzburg und Amgegmd