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Gynntag, Leipzig. Die Zeitunz -c- fchet»« mi« »e« S»«ntaz« täglich Nachmittag» für den folgende» Tag. Preis für da» Vierteljahr > Thlr.j jede einzelne Nummer 2 Ngr. Rr. t4 -nre - -j - .17. ,Jm«ur 18S8. Zu beziehen durch aEr S«ß K Mtz/ MD' - '-'M ' H««l .-^r tmt« de, J»> ,tr I««l»ll»e», Dklüstht AllMM -tllW. d ' fklr den Raum einer Zeile «Wahrheit Md Recht, Freiheit Md Gesetzt» r Ngr. Deutschland. Frankfurt a. M., 15. Jan. Die Frankfurter Postzeitung schreibt: .Ln der gestrigen Sitzung der Bundesversammlung ist zur Berathung des Ausschußberichts in der Vcschwcrdesachc gegen den König von Däne mark als Herzog von Holstein nnd Laucnburg geschritten worden. Dem Vernehmen nach ist zaus Abstimmung nach Einholung der noch feh lenden Instructionen innerhalb kurzer Frist angetragen und demgemäß be schlossen worden. DaS erste Stadium ist also nahezu zurückgclegt. Wir gründen diese Ansicht auf die Zusammensetzung des Ausschusses, auf die Kenntniß von seiner Arbeit und Rechtsausführung und auf die in Deutsch land herrschende Stimmung. Sie ist nicht unversöhnlich, aber durchaus ernst; nur in diesem Sinne können die Instructionen zur Abstimmung er gehen. Wir hoffen, daß dieselbe maßvolle und ernste Stimmung, deren wir uns jetzt rühmen können, während des weitern, vermuthlich schwierigen Ver laufs nicht fehlen werde. Die Propheten, daß der Bund Vie Sache verschlep pen werde, sind Wieder einmal zu Schanden geworden." Preußen. Scrim, 15 Jan. In der heutigen Sitzung deS Her renhauses wurde nachstehende vom Abg. Stahl und Genossen beantragte Adresse an den König verlesen und einstimmig angenommen: Merdurchlauchtigster, großmächtiaster König! Allcrgnädigster König und Herr! Bei der schweren Heimsuchung des Vaterlandes, unter der wir unsere Sitzungen beginnen, ist eS uns ein Drang der Gemüths wie ein Gebot der Pflicht, unsere Gesinnungen und Empfindungen, und in ihnen die Gesinnungen und Empfindungen des Landes, das wir zusammen mit dem Abgeordnetenhause vertreten, Ew. Maj. auszudrücken. Ew. königl. Maj. haben in Folge einer gefährlichen Krankheit und ihrer nur langsam weichenden Nachwirkungen cs für nothwendig erachtet, sich auf längere Zeit von den Geschäften und Anstrengungen der Regierung zurückzuzichen, und es geht darüber durch das ganze Land ein tiefes Gefühl der Lheilnahme für Sa» Leiden Ew. Maj.-und Ihrer Maj. der Königin und des ganzen königlichen HauseS, und ein tiefes Gefühl der eigenen Trauer, auf so lange der persönlichen Fürsorge und Leitung deS geliebten Königs und Herrn zu entbehren. Die ganze Erinnerung an die inhaltschwerc und gesegnete Regierung Ew. Maj., an den er habenen Sinn und das Wohlwollen und die Treue gegen geheiligte Ordnungen und Rechte, di» wir in allem Wechsel der Lagen und der Aufgaben über uns walten sahen, tritt vor die Seele Ihrer Untcrthanen und erhöht die Bewegungen der Hin gebung, aber auch der Bctrübniß. Insbesondere wir, die wir zur Vertretung deS Landes hier anwesend sind, werden täglich auf daS lebhafteste an das Schmerzliche dieses Ereignisses erinnert, indem cs uns nicht wie sonst vergönnt ist, uns um Ew. Maj. zu scharen und Zeugen zu sein der überall sich ausprägenden Huld, welche Ew. Maj. Ihren Untcrthanen zuwenven. So schmerzlich diese Empfindungen sind, di« uns bewegen, so sind wir doch auch aufgerichtet durch Lob und Preis, daß Gott die äußerste Gefahr abgewendet und da» Leben Ew. königl. Maj. uns erhalten hat, und durch das Vorbild christlicher Ergebung, welches unser erhabenes Hcrrscherpaar seinem Volke gibt, und durch die Kunde von der so günstig und sicher fortschreiten de» Grnesüntz Ew. Map Ueber allem aber stärkt un» die Hoffnung und das zu versichtliche Vertrauen, daß die Hand, welche dereinst Ew. königl. Maj. in Lebens gefahren, aus denen kein Entrinnen möglich schien, so wunderbar bewahrte, welche dereinst Ew. Mas. Kröne aus dem Dunkel einer vcrhängnißvollen Zeit in ihrem Hellen Glanz hcrvortreten ließ, auch jetzt Ew. Maj. aus diesen schweren Lagen zu erneuter Kraft uNV Freude führen werde. Wir betheuern Ew. königl. Maj., daß da» preußische Volk in den, Geiste, den es durch seine ganze Geschichte bewährt hat, die Geschicke und Leiden und Hoffnungen seines Königs mit ganzer Seele und gan zer.Treue zu tbcilen bereit ist. Zu Gott dem Allmächtigen aber steigen unsere Ge bete empor, daß ck sein gnädiger Wille sein möge, die Genesung Ew. königl. Maj. zu vollenden und Ew. königl. Maj. noch eine lange und gesegnete Regierung zu verleihen. In tiefster Ehrfurcht ersterben wir Ew. königl. Maj. Allerunterthänigste Tvenychorsamsk. Berlin, 15. Zan. 1858. Das Herrenhaus. Die Sitzung des Abgeordnetenhauses eröffnete der Präsident Graf zu Eulenburg mit der Vorlesung der von ihm entworfenen Adresse an den König. Dieselbe lautet: Merdurchlauchtigster, großmächtigster König, allcrgnädigster König und Herr! Die schwere Heimsuchung, welche durch die Erkrankung Ew. Maj. unsers aller- gnädigsten Königs und Herrn über das Vaterland gekommen ist, erfüllt auf» tiefste und schmerzlichste Aller Herzen in allen Gauen des Vaterlandes. Das Haus der Abgeordneten fühlt sich gedrungen, vor allem den Ausdruck dieser Gefühle vor dem Throne niederzulcgen. Wir erheben uns zu der tröstlichen Hoffnung, daß Gott der Herr, welcher die drohende Gefahr von Ew. Maj. gnädig abgewcndct hat, die un ablässigen Gebete der getreuesten Untcrthanen um baldigste völlige Genesung erhö ren und die Trauer des Lande« in dankerfüllte Freude wandeln werde. Wir stehen zu Gott dem Allmächtigen, daß diese Hoffnung erfüllt werde. Ew. königlichen Maj. allerunterthänigste treu gehorsamste Mitglieder des Hauses der Abgeordneten. Scrim, 15. Jan. Hr. v. Budberg ist definitiv zum hiesigen rus sischen Gesandten ernannt, und man erwartet denselben bereits zu Ende dtoscr oder zu Ansang der künftigen Woche zu einer vorläufigen Anwesen heit, um die Vorbereitungen zu seiner Uebcrfiedelung von Wien nach Ber lin zu treffen.— Die Adresse, welche das Abgeordnetenhaus a» den König zu richte» heute beschlossen hat, ist einfach, würdig. Die Adresse des Herrenhauses drückt dagegen wol mehr nur die speciellen Empfindungen des Herrenhauses aus. Es könnte in dieser Beziehung auf manche sehr prägnante Stellen hingewiesen werden. Eine nähere Kritik- wollen wir un terlassen.— Zu den Wahrnehmungen über die beginnende veränderte Par tei stell« ng im Hause der Abgeordneten ist jetzt eine neue Thatsachr ge treten, die lauter spricht alä alles ist dieser Beziehung bisher Gesagte Seitdem die Rechte über die Majorität verfügte, war Hr. v. Gerlach fast beständig Vorsitzender in mehreren Fachcommissionen. Zn diesem Jahre ist Hr. v. Gerlach nun nicht nur in keiner Commission zum Vorsitzenden, son dern überhaupt auch gar nicht als gewöhnliches Mitglied in eine Commis siött gewählt worden. Es hat daS, und mit Recht, allgemeines Aussehen hervorgerufcn. Man begegnet freilich auch der Ansicht, dass Hr. v. Gerlach sich möglicherweise absichtlich auS dein Vordergrund«, etwas zurückgezogen haben könnte, um, aus naheliegenden Gründen, vorläufig eine zuwartcttde und beobachtende Stellung einzunehmen. Indessen wäre das Eine nicht min der charakteristisch als das Andere, und der Kern deS Ganzen würde schließlich auf eins und dasselbe herauskommen. t Sevim, 15. Jan. Die hiesigen Innungen haben gegenwärtig in Bc zug auf ihre Lheilnahme bei dem Einzuge des Prinzen Fri»drich Wil helm und der Prinzessin Victoria am 8. Febr. vielfache Beratungen. Ein Theil der Gewerke hat seine Fahnen und Embleme für diese Feierlichkeit erneuern, ein anderer Theil dieselben ganz neu machen lassen. Es gibt sich in dieser Beziehung ein außerordentlicher Wettstreit unter den Gewerken kund, da eins das andere in Bezug auf seine äußere Erscheinung an je nem Festtage zu überbieten bestrebt ist. Die Maschinenbauer und Buchdru cker werden auch an dem Zuge theilnehmen, der sich auf diese Weise zu einem unabsehbaren gestalten dürfte. Die Vertreter der hiesigen Kaufmann schaft scheinen die Frage, ob fie zu Pferde pder zu Fuß sich dem Zuge an schließen sollen, noch nicht entschieden zu haben. — Das vom Handelsmi nisterium an die sämmtlichcn Handelskammern und kaufmännischen Körper schäften ergangene Rescript wegen Berichterstattung über die Wirkungen der zeitweiligen Aufhebung der Beschränkungen des vertragsmäßigen Ztnsfu ßes dürfte keineswegs die Aussicht auf die Einbringung einer Vorlage in Betreff der gänzlichen Aufhebung der Wuchergesetze öffnen, da von einer solchen Vorlage in der gegenwärtigen Sitzungsperiode des Landtags von Seiten des StaatsministeriumS gänzlich Abstand genommen sein soll. Es ist nicht in Abrede zu stellen, daß sehr gewichtige Elemente des preußischen Staats, der grundbesitzende und ackerbautreibende Theil der Bevölkerung, der völligen Aufhebung der Wuchergesctze großen Widerstand entgegensetzen. In demselben Maße, wie die Handelskammern und kaufmännischen Körper schaften des preußischen Staats sich für die Aufhebung der Beschränkungen des Zinsfußes aussprechen, sollen sich die landwirthschaftllchcn Vereine ge gen dieselbe äußern. Unter den hiesigen Hausbesitzern scheint auch keine gün stige Stimmung für die gänzliche Aufhebung der Beschränkungen des AtnS fußes vorzuwalten. — Gestern Rachmittag empfing Prinz Friedrich Wilhelm dm Ver treter SachsettS am hiesigen Hofe, Grafen v. Hohenthal, und nahm, wie verlautet, aus dessen Händen den ihm vom König von Sachsen verliehenen Orden der RaNtenkröne entgegen. — Die Trauringe sür den Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen und die Princeß Royal sind, wie die Breslauer Zeitung mittheilt, aus schle sischem Golde in Breslau gefertigt worden. Der Prinz Friedrich Wilhelm, welcher bei seinem regen Interesse für die industriellen Unternehmungen un serer Provinz auch die von Hrn. Güttler in Reichenstein geleitete Goldschci- dungsanstalt in Augenschein genommen und sich für den dabei angewende teil Proceß lebhaft interesflrt hätte, genehmigte bei dieser Gelegenheit dessen Gesuch, die Trauringe für die bevorstehende Vermählung aus dem von ihm gewonnenen Golde anfertigen taffen zu dürfen. Die Anfertigung der Ringe erfolgte in dem Atelier deS Hrn. Gunther zu BreSlau, und sind dieselben, «»geheftet an eine Pergamenttafel, welche eine geschichtliche Darstellung deS reichensteiner Bergbaus uüd der dort betriebenen Goldscheidung, mit kalli graphischer Meisterschaft ausgestattet, enthält, von Hrn. Güttler selbst dieser Tage an den Ort ihrer Bestimmung überbracht worden. — Die ofstciellc «Zeit» sagt über die auch von unsern berliner Cor respondenten erwähnte Broschüre „Yuki sgciamus nos": „Der Verfasser hatte seine Frage nur gestellt, um darauf zn antworten, daß Preußen sich vor der Freundschaft Rußlands und Frankreichs wahren und eifrig nach eitlem Bündnisse mit England und Oesterreich streben müsse." Die «Zeit» meint dann, daß eben jetzt gar keine Veranlassung zu einer förmlichen Al lianz vorliege. , o Scrim, 13. Jan. Soeben wird eine sonderbare Geschichte laut. In die von einem I)r. P. zu F. unterhaltene Privatirrenanstalt wurde vor einiger Zeit ein jungcö Mädchen als angeblich geisteskrank gebracht. Dieselbe nahm jedoch Gelegenheit, ihre Flucht aus derselben zu bewcrkstel ligen, und stellte sich unter den Schutz der Behörden mit der Angabe, daß sic von ihrem eigenen Daker nach F. als angebliche Geisteskranke in der Absicht gebracht worden sei, über ihr mütterlicherseits ererbte- Vermögen verfugen zu können. Es sollen dabet noch andere dunkle Schattenseiten zur