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Nr. SS LS. Jahrg. Dienstag den 7. März 1916 v«,ng»prrt», «»».ab« X mit Multr. Beilage vlerleljkhrlich 2.1« In Dresden und ganz Deutsch, land frei HauS S S!» >» Oesterreich 4.4» X. M«»aab» » dterteltSdrlich 1.8« In Dresden und ganz Deutschland frei HauS. ».«» tn Oesterreich 4.V7 X. kinzel-Nummer 1« Di« Eüchftsche BoikSzettuna erscheint an allen Wochentagen nachmittags. Geschäftsstelle «nd Redaktion» Dresden-A. 16, Holbeinstrahe 4M Fernsprecher 21S66 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 o c Anzeigen > Annahme von GetchiistSanzcigen bis t«Uhr von Fainitieuanzcige» bis 11 Uhr vorm. Preis süi die Petit-Lpaltzeilc SO Z. im Rekla- mcteit 8<» s^iir undeutlich geschriebene, sowie durch yern- tvrecher ausgcgcbene Anzeigen tonnen wir die Verautworitichtcit für die Richtigkeit deS rep«» nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaktion: 11—12 Uhr vorm. O kt Organ der Zentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Spanischer Dampfer gesunken Hiementor Aschermittwoch! Jeder kennt den ernsten Prediger, den Trappist unter den Bußtagen, und sein monotones: Keinr-nto! .Sein Text sei unser Thema mit der Teilung: (Gedenke des deutschen Reichs! Gedenke des Gottes reichs! — Gedenke des Himmelreichs! Gedenke des denk s ch e n Nei ch s ! Im Feuer einer gewaltigen Prüfung ist unser Reich. Bis an die Seele gehen die Flammen. Wer den Sinn hat für die Gerichte der Völker, hört das Knistern, Prasseln und Brüllen der Glut, auch wenn Ruhe gemeldet ist von allen Kriegsschauplätzen. Wer zerbricht die Siegel der Zukunft, erforscht den Geist, der über diesem Schicksal brütet? Wer vermag zu sagen, zu ahnen oder recht zu raten das Ende l und die Folgen? Wie ein Traum dünken »ns manchmal diese blutigen Bilder: als müßten wir erwachen, anf- svringen, ans die Knie sinken und Gott danken, daß alles nur Traum, entsetzlicher Traum gewesen. Aber es ist Wirk lichkeit. Jeder Soldat, dein wir begegnen, alle Soldaten, die sich vor »ns in den Gassen, ans den Plätzen, Bahnhöfen drängen, jede Depesche, Zeitung, Karte, Brief, jedes Haßs, Kauf-, Gast-, Eltern-, SchnIhanS, selbst das Gotteshaus — überall ein Thema: Krieg. K«-m,mtn! Nicht die Hand vor die Augen schlagen, untätig, weichherzig sein, klagen, zagen! Die Lenden nm- gürtelk, die Waffen, den Willen bereit, tapfer den Sinn, klar die Augen! „Handelt männlich und lasset stark wer den euer Herz, ihr alle, die ihr hoffet ans den Herrn!" <Ps. 30, 25.) Durch tausend Bande mit dem Vaterland ver bunden, müssen wir bete», arbeiten, opfern, leiden, streiten, ein jeder in seiner Weise und ans seinem Posten. Haben „Untergang" die Feinde dem Reiche geschworen, „Aufgang" schwören Nur, „Aufgang" wie die Sonne und die Morgen röte nach stürmischer Nacht, ein langer Tag im Frühlings glanz und Maienschönheit wie nie zuvor. Das schwöre» Nur. Schwur gegen Schwur. Liebe gegen Haß. Liebe ist stärker als Haß und Verleumdung. Wäre das nicht schon längst unsere Gesinnung, müßte sie es jetzt werden. Ter Prediger im Gewände dieser drangvollen, ernsten Zeit malmt zn sehr. A» jeden Einzelnen tritt er heran, gibt ihm Spruch und Zeichen von Asche: Kckimmko! G edenke des Gottesreichs! : Weltkrieg und Weltkirche. Was haben sie miteinander zn »baffen? Tie Erklärung liegt in dem Worte: Welt. Auch die Weltkirche, das Gottesreich ans Erden, kommt in den Tiegel über dem Feuer. Wird sie bestehen und sich be weisen als die Säule und Grnndfeste der Wahrheit: Wird sie nach dem Kriege, nach dem Feuer in das Feuer, in das größere des Geisteskampfes kommen? Nach dem roten Meer die Wüste, das goldene Kalb, die Rotte Kores, Madia- niter und Philister? Seit Kain seinen Bruder, Judas seinen Ebristns erschlagen, durchläuft, wie Augustinus sagt, die Kirche ihre Pilgerschaft zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes. Tie Zeit ist vielleicht vorüber, wo die Schergen des Antichristes den Tabernakel erbrachen, die ewige Lampe ansschrien und Fusel tranken aus geweihten Kelchen. Mein der Böse hat zahllose Ge walten und Gestalten, Hochmut und Stolz sind seinen Art und können doch würdig und geistvoll sich gebärden. Breite Straße ins Verderben! „(Irancka» pnaan«, «eck extim vlain. Große Schritte, doch nicht auf dem rechten Wege." sAiignstiiiliS.) !Kemento! Fest ans dem Felsen! Einer, nicht unseres Glaubens, bat kürzlich geschrieben: „Darum wollen wir zn Grundtatsachen zurückkehren, ehe die Neuerungen uns das Feuerbeständige anzweifeln »nd das ewige Licht dunkel werden lassen, das Ewige er fassen, damit die Zeit keine Mackst an »ns finde." (Herrn, v. Bezzel.) W i r brauchen nicht zurück. Wir sind daheim. „Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land, ans ew'gem Stein erbauet von Gottes Meisterhand. Gott! wir loben dich: Gott! wir preise» dich: o laß im Hause dein »ns all geborgen sein!" Wo Petrus, da ist die Kirche, wo die Kirche, da ist Ebristns, — Kampf und Kreuz, Sieg und einige Krone. Kein größerer Reichtum, kein besserer Schatz als die heilige Kirche. Die Sturmflut der Zeit zieht macht- loS an ihr vorbei, und-über den Trümmern vergangener Reiche geht sie, das Reich des lebendigen Gottes, in ein samer, jugendlicher Schönheit auf wie Morgennsonne über einem Friedhof. Zusammen- und anshalten in der Kirche und beim Hirten und Bischof unserer Seelen! Eins im Glauben, heilig in der Wahrheit! Fest auf dem Felsen! Felsenfest! — Llemento! > Das Neueste vom Tage Ist MIIA dkllW WrUkliW (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 7. März 1910. Westlicher Kr i e g s s ch a u Pl atz. Kleine englische Abteilungen, die gestern nach starker Feuervorbereitung bis in unsere Gräben nordöstlich von Bermelles vorgedrungen waren, wurden mit dem Bajonett wieder zurügemorfen. In der Champagne wurde in überraschendem Angriffe östlich von Maisen-de-ChamPagne unsere Stellung zurück- gewonneu, in der sich die Franzosen am 11. Februar fest gesetzt hatten. Zwei Ofnziere, 100 Man» wurden dabei gefangengenominen. Im Maasgebiete frischte das Artilleriefeuer westlich des Flusses auf, östlich davon hielt es sich auf mittlerer Stärke. Abgesehen von Zusammenstößen von Erknndignngs- trupps mit den: Feinde kam es zn Nahkämpfen nicht. In der Woevre wurde heute früh das Dorf FresneS mit stürmender Hand genommen. In einzelnen Häusern am Westrande des Ortes halten sich die Franzosen noch. Sie büßten über 300 Gefangene ein. Eins unserer Luftschiffe belegte nachts die Bahnanlagen von Bnr-le-Duc ausgiebig mit Bomben. Ocstlichcr und Balkan-Kriegsschauplatz. Die Lage ist im' allgemeinen unverändert. Oberste Heeresleitung. Zur Lage im Westen sagt der militärische Mitarbeiter der „Voss. Ztg.": Wir stehen z. Z. in Erwartung eines gro ß e n st rategi s ch e n französischen Gegenstoßes. Dieser muß und wird kommen. Zur Heimkehr der „Möwe" sagt die „Germania": Daß ein einziges deutsches Schisst die „Möwe", die feindlichen Fahrzeuge fast schockweise ver nichtet hat, daß trotz der verschärften Blockade das Schiss mit reicher Beute in einen heimatlichen Hasen einlanfen konnte, würde den Alliierten allmählich die Angen über die Bedeutung der deutschen Flotte öffne», wenn sie den Krieg nicht mit verbundenen Augen führten. Spanischer Dampfer gesunken London, 6. März. „Lloyds" meldet ans Santos: Der spanische Dampfer „Principe de Astnrias" ist gestern früh drei Meilen östlich von der Insel San Sebastian auf einen Felsen gelaufen und binnen 5 Mi nuten gesunken. 80 Mann von der Besatzung und 57 Passagiere sind von dem französischen Dampfer „Bega" nach Santos gebracht worden. 338 Passagiere und 107 Mann von der Besatzung werden vermißt. Der spa nische Dampfer „Principe de Satrustegni" befindet sich an der Unglücksstellc. Der „Principe de Astnrias" war ans der Fahrt von Barcelona nach Buenos AyreS und hatte Las Palmas am 21. Februar verlassen. Zum Zcppelinangriff ans Hüll London, 0. März. Das Kriegsamt teilt mit, daß bei dem gestrigen Zeppelinangriff auf England anscheinend drei Luftschiffe teilnahmen. Nach Ueberfliegmig der Küste schlugen sie verschiedene Richtungen ein. Offenbar waren sie nicht im klaren darüber, wo sie sich befanden. Sie war fen auf die heinigesuchten Gebiete von Aorkshire, Lincoln- shire, Rutland, Hnntingdon, Cambridgeshire, Norfolk, Essex und Kent im ganze» ungefähr 40 Bomben ab, durch welche drei Männer, vier Frauen und fünf Kinder getötet und 33 Personen verwundet würden. Außer verschiedenen Störungen an einzelnen Gebäuden wurde ein Block von Armenhäusern ernstlich beschädigt. Gedenke des Himmelreichs! Das irdische und das kirchliche Reich weisen nach oben. Ein einiges, hinmilisches Reich, eine Heimat der Seele mutz es geben. „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis," sagt der Dichter. „Mein Reich ist nicht von dieser Welt," sagt Christus, den wir anbeten, ihn und seine Worte, — Worte des ewigen Lebens. Es kommt eine Zeit, wo unser Gezelt, ja, das Himmelszelt abgebrochen wird. „So stehe es im Buckle des Schicksals," läßt Ovid dem Jupiter jagen. „Doste lüivick enm bOInlla", singt Thomas von Celano. Wir haben nur e i n Leben, e i n Streben und e i n Sterben. Nicht der Tod — er ist Gewinn — der schlechte Tod ist ein Hebel. ,,X«>» innri nmlum. sock male iiiori malnm esk." lAlianstiiilis.) »onioiilo! „Tut Buße, das Himmelreich ist nahe." iMatlb. 3, 2.) Wie sollen wir blitzen? Die Herzen, nicht die .Uleider zerreitzen, Sünden tilgen und das Knäuel der Bosheit lösen. Einkehr! Umkehr! „Es verlasse der Gott- lose seinen Weg und der Frevler seine Gedanken." (Js. 55, 7.) Christus, den kennen leben, dem dienen herrschen heisst, Ebristns suchen, finden und nicht mehr verlieren. Wegweiser ist er uns und Wegzehrung. Dieser sucht ihn tn Bethlehem, jener auf Tabor, ein dritter auf Golgatha. Ueberall ist er zn finden: Am Bache, der längs deS Weges fließt, am Brunnen, der ins ewige Leben strömt, zwischen den Kindern des Volkes und den Kerzen des Abendmahles, zwischen Psalmen und Palmen. „Suchet den Herrn und lebet." <Amas 5, (>.) Kommt er die Straße beranf. eine Rotte von Gassenbuben hinter sich, die ihm Hohn und Wut nachbclleii wie Hunde, schlagt euch ans seine Seite. Spricht sei» Kreuz zn eurem Kreuz, sein Weh zu eurem Weh: „Sie haben meine Hände und meine Füße durchbohrt" (Ps. 21, 17) — gelobt sei Gott! — mit Christus seid iltzr an das Kreuz geschlagen. Ter Feuerschein des WeltbrandeS und eie Feierlichkeit des ewigen Lebens fallen auf das bleiche Büßeranklih des Aschermittwochs. Sein vergeistigtes Auge stammst glüht, bittet, fleht: Keimmtr»! Seine Geister stimme dröhnt, tönt, zittert, bebt: Ke,„<-vte>! So wahr Gott lebt . . . wahrlich, wahrlich . . . Kenumin! Wie ist das Reich hinter dem Aschermittwoch des Lebens? — Ästnn wir aus der engen Felsenspalte der Zeit komme» an den weiten Ozean der Ewigkeit, dessen grüne Wogen singen wie gedämpfte Musik und in weißem Schaum zum blauem Himmel duften wie Rosen und Reseden, wenn Engel uns auf starke Flügel nehmen, uns tragen weit, breit hinauf, wo Gott, wo lauter Licht und süße Ruhe ist. — dann sind wir am Ziel, im Reiche „nicht von dieser Welt", vorbei ist alles »nd vollbracht. Friede, ewiger Friede! Wer kann weiter sprechen? Ter, welcher himmlische Farben und goldene Töne hatte, wurde still, da er an diese Stelle kam. „Kein Auge hat es gesehen, kein Obr gehört, und in keines Menschen Herz ist es gekommen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben." (1. Kor. 2, 9.) B. Der Weltkrieg Ocstcrrcichisch-niigarischcr Kriegsbericht Wien. lW. T. B.) Amtlich wird Verlautbart den 0 März 1910: R ussischcr »nd 2 üdöstlichcr Kriegs- s ch a ii p l a tz. Nichts 'Neues. Italienischer Kriegsschauplatz. Tie Kampftätigkeit ist seit mehreren Tagen durch außergewöhnlich starke Niederschläge, im Gebirge auch durch Lawinengefahr, fast völlig aufgehoben. Ter Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Höfer, Feldmarschall-Leutnant. Vom westlichen Kriegsschauplatz lieber den Stand der Schlacht bei Verdun schreibt der militärische Mitarbeiter der Züricher „Morgenzeitung": Tie Pflicht des unparteiischen Berichterstatters ist es, ganz bestimmt zn betonen, daß es sich für die deutsche Heeres leitung vor Verdun unter keinen Umständen um einen Durchbrnchsversuch bandeln konnte, denn die Festungs barriere von Verdun bildet nicht nur keinen schwachen Punkt der französischen Gcsamtfront, sondern sogar einen der festesten. Die französische Front weist für DnrchbruchS- versnche bedeutend schwächere Stellen auf; wenn aber Ver dun fällt, so erfolgt der Z u s a mm en b r uch d « r gan zen r e ch t e n F l a n k e. Der Schlacht von Verdun erster