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Sächsische Elbzeitung Nr. 180 .UnI-rk»IIun<> und WU°n'. »Unl-rll-ttungsd-ll»,-'. Ngz Leben iM Bild" öl3N0lg6 ^I)Om6Nö6u3g6N. Welt der Zrau", Illustrierte Sonntagsbeilage - Mch,erscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt. Streik, «u.Iperrung, Betrieb.stSrung ulw. berechtig, nich, zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Licfcrung der Z-itun, Bsü Scksnüau. Donnerstag, den 4. August 1927 71. Mrgang Sächsische Schwei) Toacszetiung für die Landgcmcinoen Altendorf. Kleingießhübel, Klcinhenner«. darf. Krippen. Lichtcnhain, Mittclndorf, Ostrau. Porschdorf. Poftelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Ncinhardlsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischfähre, sowie für das Gesamlgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlapper Anzeigenpreis (in NMZ: Die 7gespaltene 38 mm breite Petitzeile 20 Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Reklamezeile 80 Pfg. Tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme fllr alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die Uernsprechcr: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Lrlckcint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn« und Feiertage. — »reis (inRM.) halbmonatlich in. Hau, gebrach« 90 Pfg., für Alb^ioho^ Einzelnummer 10 bzw. 18 Pfg. — »ei Produktlonsverteurrung-n, Erhöhungen der Sllhne und Materialienprcste behalten wir un, da. Recht der Rachforderung v r Für eilige Leser. * Das neueste Schiff der Deutschen Ncichsmarinc, der Kreuzer „E", wird am 20. August auf der Werft der Deutschen Werke in Kiel wom Stapel laufen. Der Kreuzer, der ungefähr den gleichen Typ wie die „Emden" und die im Frühjahr dieses Jahres in Wilhelmshaven vom Stapel gelaufene „Königsberg" darstcllt, wird voraussichtlich den Namen „Karlsruhe" erhalten. Als lehtcr Neubau dieser Krcuzcrklasse liegt nun auch der Kreuzer „D" auf der Neichsmarinewcrst in Wilhelmshaven auf Stapel. * Die Deutsche Lufthansa teilt mit, das, entgegen der vielfach bestehenden Ansicht, die Raten im Luftfrachtvcrkchr seien ab 1. August erhöht worden, eine Aendcrung dieser Tarife nicht vor genommen worden ist. * Nach einer Havasmeldung aus Lissabon versuchten mehrere Individuen nach Lissabon einen Korb mit Bomben cinzuschmug- gcln. Die Polizei versuchte, sic beim Betreten der Stadt zu ver haften, doch fliichtctcn die Täter unter Zurücklassung des Korbes, der 33 Bomben enthielt. Neue Mastren lür vanrig. Aon F ervt n a nd Na u h. Ein aufmerksames Studium der polnisäfen Zeitungen und Zeitschriften vermittelt den Eindruck, das, in Polen In der letzten Zeit wieder phantastische Hirngespinste das nüchterne Denken ubcrwucl-ern und traumhafte Logik an die Uebcrliescrung des früheren polnisch-litauischen Erobererstaatcs anknüpst. Drauf, gängcrische Politik sucht nach einem Geschehen, dessen Frucht der Anschluß Danzigs an Polen sein soll. Die nationaldcmokratische, in Warschau erscheinende „Ga. icta Warszwaska", das Organ der stärksten Scjmpartci, nahm kürzlich Stellung zu der Frage eines Osllocarno und äußerte sich dahin, daß die Räumung des Nheinlandes für Deutschland einen bedeutenden Machtzuwachs darstellc, der nur durch eine weitere Festigung der polnischen Position an der Ostsee seinen Ausgleich finden könnte. Und diese „Festigung" sieht das Blatt in der Eingliederung Danzigs in Polen. Roch unvcrhiilltcr gab diese» Wünschen ein in Bromberg erscheinendes Schwestcrblatt der „Gazeta Warszawska", der „Dzicnnik Bydgoski" Ausdruck, der in einer Fcstnummer an erster Stelle eine Ansicht Danzigs mit der Marienkirche brachte und sic mit der Unterschrift versah: „Danzig, das einst unser war und wieder unser sein wird!" Anfang Juli sand in Danzig oie Tagung des allpolnischcn christlich. nationalen Volksschullchrerucrbandcs statt, zu der über taufend Teilnehmer aus ganz Polen erschienen waren. Der polnische Gencralkommissar in Danzig, Strasburger, der sich seit jeher als polnischer Statthalter in der Freien Stadt fühlt, begrüßte die Bersammeiten mit der Erklärung, daß der Danziger Hafen für die Entwicklung Polens nötig sei, und daß Polen eine „S ch mälerung seiner Rechte a n der Ost - s e e" unter keiner Bedingung zulassen könne, da der freie Zu gang zum Meere mit dem Bestehen des polnischen Staates ver bunden sei. Um weitere Begründungen dieser jetzt sehr ost laut werden- den Ansprüche auf Danzig bemüht sich der durch seine Entbeut- schungsaktion in Westgoten in üblem Sinne bekannt gewordene W e st m a r k c n v e r e i n, der in seinem Iahrbnchc ausführt, daß Danzig verpflichtet sei, opferwillig sein Dasein als Freie Stadt im Interesse des „polnischen Meeres" aufzugcben. Denn cs sci undenkbar, daß man Polen von „seinem" Meere fern halte. Danzig müsse Polens Hamburg werden. Seine Bevölke rung würde nach der Einverleibung in Polen binnen kurzer Zeit eine Million erreichen und sich in wirtschaftlich guter Lage befinden, während man jetzt nicht einmal die vorhandenen 300 000 Einwohner ernähren könne. Auch die nach polnischer Auffassung groteske Fnlcrvcwionspolitik des Völkerbundes, von der niemand befriedigt sei, und die die Ursache dauernder Verstimmungen bilde, würde dann Wegfällen. Einer der tätigsten Mitarbeiter des Wcstmarkenvercins, der durch seine Spionagcunternchmungen bekannt gewordene frühere polnische Generalkonsul in Königsberg, Sro Kowski, grün- detc in Thorn das „Baltische Institut", als dessen wich- tigstcs Ziel die Aufklärung der polnischen und internationalen Oefscnllichkcit über die Bedeutung der Ostsee für das heutige Polen bezeichnet wird. Im offiziellen Programm ist zwar viel fach die Rede von geographischer Orientierung und Handels- politischem Wegweisern»». Aber Srakowski füllt dieses ihm nicht liegende abstrakte Schema mit lebendigem Inhalt, indem er greifbare Zusammenhänge zwischen seinem zeitweiliger, theoretische» Tun und den großpolnischen Plänen herstcllt. Mit Hilfe wirtschaftspolitischer Darlegungen will er jedem Polen die Ueoerzeugung beibringe», daß Polen ohne die Ostsee nicht be stehen könne. De» Förderern des Instituts soll ein silberner Ster» mit der bezeichnenden Aufschrift „Das Baltische Institut dem Verteidiger des Polnischen Meeres" verliehen werden. Deri Trägern des Danziger Wirtschaftslebens versucht er zu beweisen, daß das langdaucrnde Siechtum der Danziger Wirtschaft durch den Anschluß an Polen behoben werden könne. Neucrdmgs werden die Danziger Handclskreise mit dem russischen Markt geködert. Vor kurzem fuhr eine Danziger Handelsdelegation nach Moskau und anderen Wirtschastszen- tren der Sowjetunion und knüpfte Beziehungen mit de» Sow. letstaate» an. Das Danziger Polenblatt, die „Gazeta Gdanska", hebt letzt triumphierend hervor, daß die ganze Zukunft des danziger-russischen Handels von Pole» abhängig sei, das, wenn es Danzig gefällig sein wolle, die zweifach gebrochenen Eise», bahntarife an der russisch-polnischen und der danziger-polnische» Grenze aufheben und für de» neu apgebahnten dmczinor-rulli- Icken Handel Tmrckgangstartl- cwpchrcn könne. In nächfler Zeit soll der Minislerrat in Warschau unter Hinzuziehung des Gencralkommissars Strasburger darüber entscheiden, wie die Tarisfrage zu regeln sci. So soll wieder cimnal der Versuch gemacht werden, die „unbotmäßige" Freie Stadt durch wirt- schriftliche Zwangsmittel gefügig zu machen. Danzigs hculigc Biirncrsckast ist in einer harte» Schule gereift und geläutert. Sle macht »Ich! falsche Rechnungen in der Art ihrer Vorfahren, die sich von dem Deutschen Orden lösten, um den polnischoii König als Schutzherr» zu erwählen. Sie trat »ach Deutschlands Zusammenbruch in einen helden haften Kampf um ihre Selbstbestimmung, ließ sich durch alle gleißenden Zukunftsvcrsichcrungen nicht verlocke» und ver- tcidiatc. bisher noch immer erfolgreich, ihre Daseinsberechtigung. Coolidge verzichtet auf Wiederwahl Amerikas präsidenienjorgen. Wer wr o Kandidat? Im kommenden Jabr strht die Neuwahl des Präsi- dcntän der Vereinigten Staate» bevor. Bisher hatte man fast mit Gewißheit angenommen, daß der jetzige Präsident Coolidge wieder für die Republikanische Partei kandidieren und mit größter Wahrscheinlichkeit wicdergcwahlt würde. Diese Gewißheit ist nun unc-wartet durch die Verzicht- leislung Coolidges auf seine Kandidatur erschüttert worden. Präsident Coolidge hatte die Pressevertreter in Rapid- City, wo er sich anfhielt, ersucht, ihn auszusuchen. Alb die Pressevertreter im Arbeitszimmer des Präsidenten er- schienen waren, trat Cvolidge an das Cndc eines langen Tisches, forderte die Prellcv-. eelcr cun. sich in c! ee ? i Präsident Coolidge. hinter thm aufznstellcn und sagte: Ich habe eine l»c Crklürnng für Sie. Jedem Pressevertreter wurde daran, die mit Schreibmaschine nuf kleine» Blättern geschrieben Crklürnng überreicht, das« Coolidge nicht die Absicht habe, für die Präsidentschaft 1938 zu kandidieren. Der Crlln rung war keine weitere Begründung .'»gefügt. Die Vcrzichtlcistung Coolidges hat auf die amen- Nische Öffentlichkeit als eine der größten politischen Nbcr- ncschungen der neueren Geschichte gewirkt. Die Presse gib: die verschiedensten Beweggründe für das Vorgehen Coolidges au, weiß aber offenbar keinen genügenden Aus schluß zu geben. Die Erkläruna acschab am vierten Jahrestage der Übernahme der Präsidentschaft durch Coolidge nach l Tode Hardings. Coolidge übernahm damals als Viz: Präsident gesetzmäßig den obersten Posten der Union up > wurde dann 1921 gewählt. Coolidges Beweggründe. Nach einigen Stimmen soll Coolidge nicht unbeein flußt geblieben sein Voit der gerade in der letzten Ze»t i r der amerikanischen Öffentlichkeit und auch in der Rcpub c- lanischcn Partei wachsenden Bewegung gegen eine noch malige Kandidatur, die sich nicht gegen die Person Coolidges richtete, sondern gegen das Prinzip einer drei malig en Amtstätigkeit. Ferner Habelt die Farmer des Westens seit langem verlangt, daß die Republikanische Partei endlich einen Kandidaten aufstclle, der sich der Interessen der amerikanischen Landwirtschaft und der B a u m w o l l p f l a n z e r annchme. Auch liegt es nahe, den Entschluß mit dem Scheitern der-Genfer D r e i m ä ch t e k o n f e r e n z in Zusammenhang zu bringen, deren Zustandekommen sich Coolidge besonders angelegen sein ließ. Seine Abrüstungsidecn für die Sce- streitkräfte haben aber dort ein vollständiges Fiasko er litten. Nur ein Schachzug? Die Tatsache, daß Senator Borah noch vor wenigen Wochen erklärte, er könne in Coolidges Kandidatur für 1928 keine Verletzung der Tradition sehen, wird von den Verfechtern dieser Meinung mit dem unklaren Wortlaut der Erklärung Coolidges zusammengehalten und daraus der Schluß gezogen, daß der Präsident nur Gegcnänße- rungen seiner Parteigänger herausfordern wolle. Daß er in der Erklärung einen klaren Text vermied, gilt diesen Kreisen als ein hinreichender Beweis, daß der Präsident umzustimmen sei, wenn genügend starke Gruppen trotz seiner Erklärung seine Kandidatur verlangen sollten. Nutzers präsitzenischastskantzidaien. Der gegen Coolidge genannte Kandidat des linken Flügels der Republikanischen Partei (Farncer und Baum- wollpflanzer) ist der Senator Lowden, der im vorigen Jahre eine große landwirtschaftliche Studienreise durch Europa gemacht hat, um das Genossenschaftswesen und die öffentlich-rechtliche Organisation des landwirtschaftlichen Kredits zu studieren. Die Großindnstric würde beim Ausscheiden Coolidges wahrscheinlich sür den Staats sekretär für den Handel, Hoover, eintreten. Seit län gerer Zeit ist der jetzige Vizepräsident General Dawes als Nachfolger Coolidges genannt worden, ebenso der frühere Staatssekretär Hughes und der Sprecher des Repräsentantenhauses L o n a wort h. Die Ncwhorkcr Börse unter dem Eindruck der Coolidge-Erklärung. New York, 3. August. Die gestrige Erklärung Coolidges, daß er für die Präfidculschnft nicht mehr kandidiere» solle, hat ihre besondere Wirkung auf die Ncwyorker Börse gehabt. Die Börse zeigte erst eine Schwächung, die aber bald in eine Hausse spekulation umschlug. I„ Anbetracht der günstigen Lage der Staatsfinanzen zogen die Preise an. Aernspreöhverfuth «tt Argentinien geglückt Berlin, 3. August. Die heutv abend um 20,30 Uhr be gonnenen und bis kurz vor 21 Uhr fortgesetzten Sprechoersuche von Berlin nach Buenos Aires sind sämtlich glänzend gelungen. Disc drahtlosen telephonischen Ansprachen sämtlicher im Berliner Voxhauo versammelten Vertreter des Reichspostministeriums, der argentinischen Gesandtschaft, des Auswärtige!! Amtes, Ler Presse, der Internationalen Handelskammer, der Eesellschast Tclefunken usw. wurden sämtlich kaum eins Minute nach Abschluß der je weiligen Ansprache als gut gehört von Buenos Aires bestätigt. Bon 20 Uhr bis 20,30 Uhr wurde Orcheshc-rmusik herllber- gegcben, die gleichfalls glänzend gehört wurde. Den Schluß bildete wiederum Musik, und zwar die argentinisch^ National hymne. Die Antwortkelegramme warb» recht humorvoll und bc- I zeugten die Begeisterung, die auch iu Buenos Aires bei den dort I versammelten Vertretern der Tyans-Nadio Argentina, der argen tinischen Negiernng, der Deutschen Gesandtschaft und der deutschen Kolonie über die gelungenen Versuche gchttirscht hat. Die somit durch drahtlose Tclephonie verbundene Strecke be trägt 11 900 Kilometer. Es besteht zwar schon zwischen London und Newyork eine telephonische Funkverbindung von 5500 Kilo metern. Die deutsche Firma Telefunken hat für ihre weit größere Strecke zunächst nur in Berlin, beziehungsweise durch gewöhnlichen Fernsprechverkehr in Nauen den Sonder, während der Empfänger bei Buenos Aires in Villja Elisa steht, der die Sprechschwingungcn durch Draht nach Buenos Aires weiter leitet. Die Tclefunkengesellfchaft stellt jedoch für die Sprechen den weniger große Anforderungen, als sie in der Funkverbindung London—Newyork benötigt werden. Die deutsche Verbindung geht durch kurze Wellen, während die englisch-amerikanische durch lange Wellen geht.