Volltext Seite (XML)
««- A«zrigrr MMmr M Aqchrlj. 1 KmtsölaLl V--:. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. ZL6. Mittwoch 3 November 18S7, Abends Sv. Jahrg. Na« Mesa« Tageblatt «sitzet« jede« Lag Abmd» Mtt Ausnapm, der Somr- und Festtag». LtertchtchrUchrr BrzagSpeel» b«t Abholung t» d« ArPvüM»»»»« t» «lrla und Str««i« ob« d«G tilg« sret d»» Hau« 1 Mark 50 Psx„ b«' Abholung am Schüller der katsrrl. Postanstaltm 1 Mark 26 Psg., durch dm BrlestÄlg« tr»l Wil tzuu« » Mor? ick> «>z. ftk d!» «,«»»» »«» Ausgabetage« bt« Vormittag 9 Uhr ohue Grugihr. Druck uud Verlag von Langer t Winterlich in Riesa -- AeschLltbstell« Kaiianienvroß» 59 — Ni' »><» M«d»etio» "«ra»t'»nrtltchr Hermann Schmidt in Riesa. Freitag, den 12. November 1897 Mittags 12 Uhr wird im kleinen Saale des 8üt«l ä« 8»x« hier Bezirkstag abgehalten. Die Sitzung ist öffentlich. Die Tagesordnung hängt im Anmeldezimmer der Kanzlei zur Einsichtnahme aus. Großenhain, den 29. October 1897. Die Königliche Amtshauptmannschast. L. 278. v. WNutki. O. . Im Hotel zum „Kronprinz" hier sollen Freitag, den 5. November 1897, Vorm. 1v Uhr, eine Plüschgarnitur Möbel, als: 1 Sopha mit Spiegelaussatz und 2 Sessel, 1 Schreibtisch mtt Sessel, 1 längt. Tisch mit Plüschdecke, 1 Verlies, 1 Teppich, 1 sechsarmiger Leuchter, 19 Bände Meyers Conversat.-Lexicon, 3 Thüren Poltiören von Plüsch, 2 Fenster Portitzren von Plüsch, I Wanduhr und 2 Gebett Betten gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Riesa, 30. October 1897. Der Ger.-Vollz. beim Kgl. Amtsgerichte. Sekr. Eidam. Dem Andenken Mendelssohns. § Am 4. November 1847 — also vor sünfzig Jahren — wurde der musikalischen Kunst ein Mann durch den Tod entrissen, der es reichlich verdient hat, daß wir heute .hrend seines Lebens und Wilkens gedenken. , Felix Mendelssohn-Bartholdy j, ist sein Name. Unter reger Theilnahme der verschiedenen Musikvereine ? Leipzigs, des Thomanerchores, der Schüler des von Mendels sohn gegründeten Konservatoriums und zahlreicher kunstbe- flissener Dilettanten fand in der Universitälskirche eine des Lah ngeschiedenen Meisters würdige Tran erfrier statt. Nach dem Chore aus Mendelssohns „Paulus": „Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben; denn ob der Leib gleich stirbt, wird doch die Seele leben" folgte der ergreifendste Abschnitt der j der Feier. In unbeschreiblich rührenden Tönen erklang aus Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion, welche Mendels sohn als zwanzigjähriger Jüngling am 11. März 1829, nach- - dem sie hundert Jahre schier vergessen war, wieder zum Leben ! helvorgebracht hatte, der wunderbare Chorsatz: „Wir setzen uns mit Thränen nieder Und rufen dir im Grabe zu: e Ruhe sanfte, sanfte Ruh'!" Nach dieser wahrhaft erhebenden Todtenfeier geleiteten , über 30000 Menschen, darunter Ferdinand David, Gade, ! Hauptmann und Moscheles, des Verewigten Kunstgenossen, die Hülle des Meisters zu dem Eisenbahnzuge, der dieselbe nach Berlin überführte. Dort sowohl wie auch um Mitternacht in Dessau — unter des silberhaarigen Friedrich Schneider Leitung — begrüßten Chöre den todten Meister mit den ein Wiedersehen verheißenden Klangen feines Liedes: „Es ist be stimmt in Gottes Rach." Allgemein war die Theilnahme in ganz Deutschland, uud wenn irgend, so läßt sich hier das Wort anwenden: „Großer Männer Todlcsgerncht fleucht jammernd über die Länder." Wieviel Mcndclssvhns rastloser Fleiß geschaffen hat, ' das zeigt uns ein Blick aus sein letztes Opus, welches die ! Nummer 121 trägt. Dazu kommt noch eine ziemliche Anzahl ' von Werken, weite ohne Opuszahl erschienen sind. Wieviel durfte die Welt von dieses Mannes Leistungsfähigkeit noch er warten, hätte ihn nicht der unerbittliche Sensemann in so ve>- hältnißmäßig jungen Jahren — er war geboren im Jahre 1809 — dahingerafft! Mendelssohn gehört unstreitig zu den Tonmeistern, die unsere Zeit, das musikalische Leben in Kirche, Konzeir- saal, Schule und Familie wesentlich beeinflussen, obwohl man sich von gewisser Seite bemüht, ihn zu einem Komponisten sozusagen zweiten Grades herabzudrücken. Auf , zwei Gebieten seiner Kunst gebührt ihm die höchste An- z erkennung. Den Hauptgedanken des einen bildet die Ver- j herrlichung des Glaubens, das andere umfaßt das Träumerische j und Geisterhafte der romantischen Schule. Auf jenem Ge- f biete waren Bach und Händel seine Vorbilder, auf diesem f wandelte er in Webers, des genialen Vaters der Nixen, des ; wilden Jägers und der Elsen, Bahnei'. ? Die Oratorien „Paulus" und „Elias" hctten schon j bei Lebzeiten Mendelssohns einen Erfolg, so namentlich in i England — wie ihn Händels Oratorien kaum größer auj- weffen konnten. Beide stehen heute noch beim großen Pub likum in Hoher Gunst und werden sich vermöge ihres von protestantischem Geiste durchwehten Gehaltes darin erhallen. Hai Mendelssohn in diesen Werken seine klassischen Vorbilder an Erhabenheit des Stiles auch noch nicht voll erreicht, so muß man doch seinem energievollen Wollen und Können, seinem reinen Streben höchste Achtung zollen. Dem stets be scheidenen Meister ist es übrigens auch nie in den Sinn ge kommen, sich mit jenen beiden Gewaltigen vergleichen zu wollen. Dagegen ist er für sie eingetreten als für die im Felde des Oratoriums und der Kirchenmusik überhaupt ewig unerreichbar dastehenden Muster. „Und wenn in der Gegenwart Niemand mehr für wahrhaft musikalisch gilt, der sich nicht gründltch-mit Bach bekannt gemacht hat, so ist das hauptsächlich das große Verdienst Mendelssohns." Bei seiner Thätigkeit aus dem Ge biete der kirchlichen Musik sei auch der sechs schönen Orgel sonaten gedacht, einer Musikgattung, welche namentlich von den jünger» und jüngsten Komponisten mit mehr oder minder Genialität ausgebaut wird, eben weil sie „bloß" von Mendels sohn erfunden ist. Auch auf allen übrigen Gebieten der Komposition hat der Meister Unvergängliches geschaffen, wie er ja dement sprechend als Orgelspieler, Pianist, Chor- und Orchesterdi rigent Gleichhervorragendes leistete. Mit seinen Liedern ohne Worte, die wohl in keiner das Klavierspiel pflegenden Familie fehlen dürften, hat er die Klavierlitteratur um ein vollständig neues Kunstgebilde bereichert. Nirgends ist in kleinem Rahmen ein tief seelischer Inhalt instrumental als Liedform so herrlich zur Darstellung gekommen wie in diesen Stücken, und es wird ihn, den nun schon fünfzig Jahre die Erde deckt, darin sobald Keiner erreichen. Durchblättern wir weiter Mendelssohns Lieder! Wie viel liebe Bekannte begegnen uns darin! Wie geht einem das Herz auf bei ihrem Gesänge! Das ist wahre Musik, und Mendelssohn hat sich damit tief in die deutsche Volksseele hineingesungen. Außer dem cingangserwähntcn volksthümlichen Grabgesange führe ich nur an: Wer hat dich, du schöner Wald — Wem Gott will rechte Gunst — O Thäler weit, o Höhen — Leise zieht durch mein Gemüth — Liebliche Primel, wie bist du — Ich wollt', meine Lieb' ergösse sich — Darin wohnt deutscher Geist, weht reine Bergluft und lieblicher Waldcsdust. Vergessen wir auch nicht, hineinzu schauen in die romantischen, poesievollen Chöre der „Wal purgisnacht" und der „Loreley", oder in die von „echt künst lerisch durchbildeter, idealschöner Menschlichkeit" zeugenden Chöre zu der Tragödie „Antigone" des Sophokles. Alle Saiten des Empfindens weiß er darin anzuschlagen; der liebe Sonnenschein, der blaue Himmel, das Säuseln der linden Lüfte, der süße Blüthenhauch, das Flüstern und Rascheln des Laubes, aber auch der Ernst des Todes, das schattenhafte Wesen der Blocksberggeister und der starre Sinn heidnischen Prtesterthumes ist drinnen gesanglich dargestellt, unterstützt von einer oft überwältigend schönen Begleitmusik. Was soll ich endlich noch sagen über Mendelssohns Orchestermusik? Alle Welt kennt und schätzt die melodien reichen Ouvertüren und seine geistvolley, poetischen Sin fonien. Er ist der erste Komponist, der es unternommen hat und dem es gelungen ist, uns große Bilder aus der Natur musikalisch zu malen ohne Mithilfe der Poesie und des Ge sanges, lediglich durch orchestrale Mittel. Zum Beweise seien nur drei Werke angeführt: die Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt", die italienische Sinfonie in ^.-llur und die schottische Sinfonie in Sie sind mit ihren geheim- nißvollen Klängen, in ihrem volksthümlichen Kolorit und in der das Ganze durchziehenden märchenhaften Stimmung Kunst werke vornehmster Art. Mit weisem Bedacht läßt die Di rektion der Gewandhauskonzerte in Leipzig am Todtes- tage des Meisters gerade das letztgenannte Werk und die Hebtidenouverture aufführen; denn beide bilden den Glanz punkt seines Schaffens auf orchestralem Gebiete. Mit dieser That ehrt das Leipziger Konzertinstitut den todten Meister, dem es ^eine Berühmtheit verdankt, und sich selbst. Leipzig ; wurde durch Felix Mendelssohn die Metropole der gesammten musikalischen Welt. Kein Wunder, daß sich um solch' einen j Mann bald eine Schaar bedeutender Tonkünstler, allen voran , der edle Moritz Hauptmann, versammelte. Kein Wunder, daß sich um einen Mann v»n solchem Seelenadel, solch' eminenten Können und Streben bald ein großer Kreis lernbegieriger j Kunstjünger bildete. Sagt doch selbst der ihm fast gleichaltrige - Robert Schumann: „Mendelssohn ist der, an den ich hinanblicke wie zu 7 einem hohen Gebirge; ein wahrer Gott ist er. Es vergeht wohl kein Tag, wo er nicht ein paar Gedanken wenigstens vorbringt, die man gleich in Geld eingraben könnte." — — Sein Gedächtniß bleibe in Ehren! F. W. Scheffler. Seitliches und Sächsisches. Riesa, 3. November 1897. — Hat das Canalprojekt Leipzig.Riesa Aus sicht auf Verwirklichung? — Ebenso wie in Leipzig wünscht man dies natürlich auch lebhaft in unserm Riesa. Aber mit dem Wunsche ist es leider nicht gethan. Nur die Zahlen geben hier die Entscheidung, d. h., in erster Linie kommen die Kosten in Betracht. Wie hoch stellen sich dieselben? Die L. N. N. bemerken diesbezüglich: Für den 24 Kilometer langen Elster-Saale-Kanal hure H rr Regiecungsbaumeistec Goetz die reinen Kanalbaukosten (ohne Hafenanlagen) aus 9 Millionen Mark veranschlag». Herr Sradtdauraly Haltasch sand diese Berechnung bei einer 'Nachprüfung für zu ntedrig und veranschlagte etwa 11 Millionen Mark Baukosten. Für . den 88 Kilometer langen Kanal Lst pzig«Riesa > hatte Herr Regierungsbaumeister Goetz 40 Millionen Mark ' Baukosten angenommen. Seitdem (1893) find die Löhne zweifellos bedeutens gestiegen. Man wird daher, wie bei i mr Veranschlagung des Elster-Saale Kanals, einen 25pro- ? zentigen Aufschlag ohne Weiteres einlreten lassen können und s kommt dann aus 50 M llwnen Mark Bautostea, wobei die j Hafenanlage im NorvenLeipzigS nicht einmal einbegriffen wäre, j »damit Härte man aber nur, dem Goetzschen Projekt zucolge, j einen Kanal für Schiffe von 7800 Cuuner Ladefähigkeit ge- ! schaffen. Dem bisherigen Verlangen zufolge muß o«e Siadt Leipzig aber unbedingt dabei verbleiben, daß auch der Leipzig- Riemer Kanal für Schiffe von LOOOO Centner Ladefähigkeit erbaut wird. Damu erhöhen sich aber die Kosten des Ka nal» ganz gewaltig. Wie von fachmännischer Seite verliucet, find die Kosten für einen solchen Kanal in Anbetracht dec zu überwindenden Schwierigkeiten einschließlich Hafenanlazen auf 5b Millionen Mark anzunehmen. Wird dafür der Land tag zu gewinnen fein? Wir wünsch.-n und hoffen es, sagt das crtirte Blatt. Hat man für Dresdens Bahihofsbaaten S5 Millionen Mark gewährt (und Nachsorderungen st hen noch bevor), so kann Leipzig für einen «analbau eine j entsprechende Summe, die sich ja — wenn auch niedrig — j verzinsen wird, in Anspruch nehmen. Freilich wird die Stadt i Leipzig selbst einen höheren Beitrag, als zum Elster-Saale- Kanal zu leisten haben. — Die neuen Kartenbriefe sind am Montag von sämmtlichen Postanstalten in den Verkehr gegeben und gleich am ersten Tage nicht nur in ganz grwalnger Zahl gekauft, ' sondern auch gebraucht worden ; wollten doch viel findige Leute