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WwnKrTagMM Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Sa? „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint Werktag? nachm. 4 Uhr. Bezugspr. monall 2RM. frei Haus, bei Postbestcllung IM RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lv Rps. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- . stellungen entgegen. Im Fall-höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger BetriebSstörun. gen besteht kein Anspruch — aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreise?. 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Von Zeit zu Zeit mutz einmal eine kleine Dusche ver abfolgt werden. Das ist im Leben nun einmal so. Sonst würden die Menschen nämlich übermütig werden. Solche Tusche brauchen in heutiger Zeit unsere lieben Meckerer, Kritikaster und Besserwisser; das hat Dr. Goebbelsin Kassel wieder einmal besorgt. — Oh, was sind das doch alles für kluge Menschen! Schade um so viel Geist und Schlauheit, die brachliegt. Aber trösten wir uns: Der Geist und die Klugheit jener Dreimalklugcn verpufft schon mit den Worten und dem Gefasel, das sie von sich geben. Vom Reden zur Tat ist immer schon ein weiter Weg gewesen. Für die Besserwisser und Nörgler existiert der Weg aber gar nicht. Die Tat überlassen sie anderen. Sie bleiben in der Etappe. Ra, und was in der Etappe sich zusammen- findet, das wissen wir ja aus dem Kriege. Für die Etappenhengste war die beste Kur eins Versetzung an die Front. So möchte man wünschen, datz auch die heutigen Etappenbrüder mal an die Front gingen, damit sie lernen, wie das Leben ist. Wenn sie über die Butterknappheit klagen oder sich den Kopf zerbrechen, woher das Geld kommt für den Wiederaufbau Deutschlands und seines Heeres, dann sollten sie sich nur einmal im Wintcrhilfs- werk betätigen. Dann könnten sie Menschen kennenlernen, die die Butter nicht hatten, als die Meckerer keine Knapp heit kannten. Dann würden sie auch einschen, welcher Segen durch die großzügige Arbeitsbeschaffung über das ganze Land ausgeschüttet wird. Es meckert bekanntlich immer nur der, der nie Not kennengelernt hat! Die englisch-französische Antwort. Die Antwort Frankreichs nnd Englands auf' Italiens Sanktionsprotest ist in getrennten Noten der italienischen Negierung übermittelt worden. Der Inhalt beider Noten Unterscheidet sich, wie zu erwarten war, kaum voneinander. In beiden Noten wird auf die Gefühle der Freundschaft ru Italien verwiesen, dann aber mich betont, daß der englischen wie der französischen Regierung kein anderer Weg übrigblieb, da die italienische Regierung in Ver letzung des Artikels 12 der Völkerbundssatzung zum Kriege geschritten sei. Beide Regierungen betonen ferner ihre Ver pflichtung, die Friedensbestrcbnngen des Völkerbundes Unter allen Umständen zu wahren, aber zugleich ver- fherren sie nicht die Tür zu etwaigen Friedcnsverhand- lungen, da die Sanktionen den Zweck hätten, dem Krieg in Abessinien ein schnelles Ende zu bereiten. Die italienische Regierung wird aus den Beteuerun gen der beiden Noten, die von „Freundschaftsgefühlen" reden, wenig Hoffnung schöpfen können. Denn jedem „wenn" in den Noten folgte das „aber", und dieses „aber", in dieser oder jener Art formuliert, gibt Italien deutlich zu erkennen, daß es für England und Frankreich lein Zurück mehr gibt. Es klingt aus der französi schen Note immer etwas Wehmütigkeit heraus, aber man erkennt doch, daß Frankreich alle Bedenken niedcrringen suußte, weil ihm die Freundschaft Englands eben wichtiger rst als die mit Italien, wenn es seine Machtstellung allein in Europa halten will. Das wird die französische Regierung selbst der Wirtschaft klarzumachen verstehen, die heute, eine Woche nach Inkrafttreten der Sanktionen, schon stöhnt, lammert und warnt. Es gilt eben doch der Grundsatz, daß die Politik den Vorrang vor der Wirtschaft hat. „System Stachanow." Einst wurde Sowjetrußland den Arbeitern als das Paradies aus Erden geschildert. Wir wissen auch, daß Millionen verblendeter Menschen auf die Engelsmusik aus Moskau hineinfielen. Wieviel deutsche Arbeiter sahen Anst in Sowjetrußland das gesegnete Land! Der deutsche Arbeiter ist inzwischen ans seinem Traum erwacht. Aber w anderen Staaten, da rührt man noch eifrig die Werbe trommel für das Sowjetparadies. Und man muß ja sagen: die Sowjets haben die Reklame raus! Sie ver stehen es, den Menschen ein X für ein N zu machen! Das Zeigen sie jetzt wieder. Da haben sie das „Stachanow- ^h st e m" erfunden, um ihre Industrie besser attszunutzen. Was ist das für ein System? Es ist, um es kurz zu sagen, das schlimmste Ausbeuter- und An treibersystem, das man sich überhaupt denken kann. Stalin, der rote Diktator, nennt es kühn den „neuesten und höchsten Abschnitt sozialistischen Wettbewerbs". Wo- vei Stalin sozialistisch ganz unberechtigterweise gleich tommunistisch setzt. Er bezeichnet die neue Bewegung als Devolution in der Sowjetindustrie, vergaß allerdings hin- suzusetzen, daß die Revolution in der Sowjetindustrie der- Malt aussieht, daß sich allenthalben die geplagten russi schen Arbeiter in den Betrieben gegen die Stachanows auf- tehnen. Das ist durchaus verständlich, denn noch nie ist ein System, das von einer politischen Partei auf das er- Merste bekämpft und dem Arbeiter als die menschen- ""^urdigste Versklavung geschildert wurde, von der Neichen Partei plötzlich mit den größten und höchsten ^obeswotten verherrlicht worden. Wir wissen noch zu Nnan, wi« in Deutschland in allen Betrieben, in jeder WM siir MdehNW der LMMM Minister Eden fährt wieder nach Gens Der englische Minister für Völkerbundsangelegen- heilen, Eden, wird England wieder auf der nächsten Tagung des Sanktionsausschusses in Genf vertreten. Er wird sich, wie aus London gemeldet wird, für die Ausdehnung der Sanktionsliste auf Sl, Kohle und Eisen einsetzcn. Nach der halbamtlichen Pariser Zeitung „Petit Parisien" soll sich die letzte Unterredu-ng Lavals mit dem italienischen Botschafter Cerutti ebenfalls um die Petroleumfrage gedreht haben. In ge wissen Hauptstädten denke man ernstlich daran, auch die Petroleumausfuhr zu verbieten. Die Möglichkeit eines solchen Verbots habe in Rom große Beunruhi gung hervorgerufcn. Ein Ausfuhrverbot für Petro leum werde sicherlich die diplomatische Spannung zwischen Rom und anderen Hauptstädten noch erhöhen. Das amerikanische Handelsmini st erium, und zwar die Schiffahrtsabteilung des Ministeriums, hat den jenigen Schiffahrtslinien der Vereinigten Staaten, die Kriegsmaterial nach Italien zur Verschiffung bringen, Wit Kreditsperre gedroht. Das Ministerium soll bereits, wie man hört, mehrere Schiffe mit Ladungen für italienische und abessinische Häfen ausgehalten haben. Die Schiffahrtsabteilnng des Ministeriums hat, was in diesem Zusammenhang von Wichtigkeit ist, etwa 242,5 Millionen Mark an Anleihen an die Schiff fahrtslinien ausstehcn. Es handelt sich hier um Kredite für Neubauten. Außerdem schulden die Schiffahrtsgesell schaften noch weitere Millionen für Schiffskäufe in früheren Jahren. Italien muß Benzin sparen. Das nach Auslandsnachrichten als unmittelbar bevor stehend angesehene Benzinansfuhrverbot der fanktionsführenden Staaten nach Italien, dem sich auch die Vereinigten Staaten anschlietzen werden, muß zwangsläufig für Italien eine große Benzinknappheit bringen. Nachdem die Preise bereits erheblich gestiegen sind, werden jetzt einschneidende Sparmaßnahmen erwartet. Zahlreiche Autobuslinien in Rom wurden be reits eingestellt. An sämtliche Autobesitzer Italiens ergeht die Aufforderung, ihre Wagen nur zu den dringendst not wendigen Geschäften zu benutzen und auf jegliche Ver gnügungsfahrten zu verzichten. Man spricht berrits da von, daß eine Vorschrift erlassen werden wird, die die Be nutzung von Autos am Sonntag gänzlich verbietet. Abessinische Angriffe an der Süd- und Nordfront. Addis Abeba meldet die Erbeutung von 2 4 Tanks. Nach den letzten Berichten von den Fronten, die in Addis Abeba eingetroffen sind, sind die Abessi nier im Norden und Süden dazu übergegangen, die italienischen Linien durch Angriffe mit größeren Ab teilungen zu beunruhigen. Sie wollen dadurch die rück wärtigen italienischen Verbindungen ab schneiden, so daß der Vormarsch der italienischen Truppen, der an einigen Stellen noch anhält, endgültig zum Stillstand kommt. Planmäßig werden die italienischen Munitions-, Lebensmittel- und Waffentransporte für die vorderen Linien abgefangen. Bisher gelang es den Abessiniern, 24 italienische Tanks zu erobern. Im Kampfe gegen die italienische Tankwaffe benutzten die Abessinier, wo das Gelände es erlaubt, Elefantenfallen. An Stellen, wo diese nicht angelegt werden können, melden sich immer Freiwillige, die unter Einsatz ihres Lebens mit List und Dynamit den Tanks auf den Leib rücken. Im Svmaligcbiet wurden auch Tanks gefunden, die von der Besatzung verlassen waren. Da die gepanzerten Wände von der Sonne stark erhitzt waren, dürften die öffentlichen Versammlung von den kommunistischen Pro pagandisten der Akkord als das widerlichste Antreiber mittel des Kapitalismus bezeichnet wurde. Mit allen Mitteln der Kleinmalerei wurde geschildert, wie der Arbeiter das Letzte an körperlicher Kraft hergeben mußte, um mit dem Akkord Schritt zu halten, um ein paar Pfennige Mehrverdienst herauszuholen. Mit den gleichen Mitteln unwahrer Kleinmalerei wird jetzt das übelste Raubbauverfahren am Menschen, das es gibt, das „System Stachanow", als die neueste Errungenschaft des Sozialismus und des Fortschritts geschildert. Weiter geht die Verlogenheitdes Bolschewismus nun wahrlich nicht! Mannschaften es im Innern nicht mehr ausgehatten haben. -i Von der Rordfront hört man, daß dort eine italienische Abteilung unter Führung eines Hauptmanns von dem Dedjasmatsch Darres völlig ver nichtet und der Hauptmann getötet worden sei. Die Italiener sollen dabei einige hundert Verwundete und Tote an Verlusten aufzuweisen gehabt haben. Der überfall auf die italienische Abteilung soll sich nördlich von Makalle bei der Ortschaft Kollele ereignet haben. , * ", . . Der abessinische Kommandant von Gorraheft Fituereri Sheffere, der nach dem Tode des Dedjasmatsch Afework, Gorrahei feige mit seinen 70N Mann geräumt hat, wurde auf Befehl des Negus bestraft. Er wurde öffentlich aus gepeitscht und dann in Ketten in ein unterirdisches Verlies geworfen. Das Strafgericht des Negus an dem Feigling hat unter den Truppen und bei der Bevölkerung tiefen Eindruck hinterlassen. . Rom meldet die Unterwerfung der Provinz Ogaden Lon italienischer Seite wird gemeldet, daß nach den in Rom aus Ostafrika eingetrosfenen Nachrichten die gesamte Bevölkerung von Ogaden sich Italien unterworfen habe. Gleichzeitig sollen 5000 Bb- wasfncie zu den italienischen Fahnen übergegangen sein, um hinfort auf feiten Italiens zu kämpfen. Italien habe damit ebenso wie von Tigre endgültig von Ogaden Besitz ergriffen und werde diese beiden Provinzen sich in etwaigen späteren Verhandlungen unter keinen Umständen wieder abhandeln lassen. Von abessinischer Seite wird energisch iy Abrede ge stellt, daß die ganze Provinz Ogaden sich den Italienern' unterworfen habe. Es handle sich lediglich um die besetz ten Landesteile. Ebenso sei außerRasGugsakein abessinischer Oberführer ab gefallens viel mehr sei das ganze Volk erst durch den Krieg richtig zu- sammengcschweißt worden. ! Gorahai von den Zialienern wieder geräumt? Rach der Inspektionsreise des Negus an die Südfront. haben die abesfinischenTruppen in Ogaden nach Meldungen aus dem Hauptquartier Ras Nassibus die Gegenoffensive ergriffen. Inoffiziell verlautet, daß die Abessinier Anale, Gabredarre und sogar den wichtige» Karawanenschnittpunkt Gora Hai wiedereinge nommen hätten. Es heißt sogar, daß die italienischen Truppen beim ersten Angriff kehrtgemacht und Tanks und Maschinengewehre zurückgelaffen hätten. Die Verluste seien beiderseits gering. Diese allerdings noch nicht amtlich bestätigten Nachrichten haben ein großes Rätselraten hervorgerufen, da man hinter dem italieni- fchen Rückzug eine taktifchc Methode wittert. Man befürchtet, daß die Italiener ihre Gegner in eine Falle locken und ihnen, nachdem sie weit genug südwärts vor gedrungen seien, die Verbindungen nach rückwärts ab- schneidcn wollen. Die abessinische Regierung behauptet in einer amt-, lichen Verlautbarung, daß 200 Einwohner der von de»' Italiener besetzten Gebiete in Nordabessinien in jam mervollem Zustand, halb verhungert und von schrecklicher Furcht getrieben, bei den abefsinischen Linien eingetroffen sind. Viele, die mit ihnen geflohen seien, wären als Opfer der Wüste und der Maschinengewehre sie verfolgen«?, der italienischer Flugzeuge auf der Strecke geblieben/ Unter den Flüchtlingen befänden sich alte Männer, Frauen und Kinder. Frankreichs Ll-Voot-Aloite überlegen. Marineminister Piötri über die Aussichten der Flotten konferenz. Der französische Marineminister Piötri sprach mit einem Zeitungsvertreter über den Standpunkt Frankreichs zu der kommenden Flottenkonferenz in London. Er erklärte, Frankreich habe eine 700 000 Tonnen große Flotte und eine junge Mannschaft darauf. Aber die ge planten Linienschiffneubauten mußten durchgefübrt wer den, wolle Frankreich nicht ins Hinterlresfen geraten. Seit dem Kriege hätten eigentlich nur England und Frank reich zur See abgerüstet. Unmöglich könne man aber die Fortschritte der anderen Nationen auf dem Gebiete ihrer Flotte untätig mit ansehen. Deutschland habe sich von den Forderungen des Versailler Vertrages befreit, und von Eitzland eine „übertrieben große Blankovollmacht" erhalten. Er, Piötri, wolle an die Reinheit der deunche»