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MOmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Telegr.-A-r.: »Amtsblatt* für Bürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter anL-bLFernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 ««««88«^ Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezngsxreise Bei Abholnng in ^UchSstsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,3V AM., detIZostbeftellung Ndtraa- .. . gebühr. Einzelnummern KLULLn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend W°'-u^ °nn°hme bis norm« - —^rrsorun ^cr. v berechtig..- Anzei.^ 'uL"""'ge,-n.ImF°ll-höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteh, kein Anspruch auf Lieferung bUichFernrusübermitt-ItenAnzeigenllb-rnehmenwirkeineGarantie. -Zed-rSiabatlaniornG-rliZ'sw^^ ^2 "S«.tung oder Kürzung des Bezugspreis--. - Rücksendung eingesand.er Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto b-Megt. Klage cingezogen werden muh od-rd-rAustragg-be-inKonLurs gerät. Anze^en nehmen alle E Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten des Amt7- Terichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. 134 — 88. Aahrgaug Telegr-Adr »Amtsblatt* WilsdruffsDresden Postscheck: Dresden 264V Donnerstag, den 12. Juni 1930 Weltkraffkonferenz 1930. Die Erforschung aller Energiequellen der Welt. In Berlin beginnt am 16. Juni eine Konferenz, die °cu bedeutsamsten Tagungen der Nachkriegszeit ge- °rcn dürfte: die Weltkraftkonferenz 1930. Tie Konferenz unter dem Ehrenvorsitz des Geheimrats Oskar von Ar. Bis zum 25. Juni soll sie dauern, und ihr Zweck Ak Erforschung aller Energiequellen der Welt und eine Auationale Beratung über die Erzeugung, Verteilung Verwendung der nutzbar zu machenden Kräfte. Es Acn etwa 3000 Teilnehmer aus 54 Staaten erwartet, A es sollen im Anschluß an die Konferenz über 200 Illichs- und Werkbcsichtigungen in allen Gegenden Aschlands stattfinden. Die erste Weltkraftkonferenz A 1924 in London statt: damals kam man zu der über- sAung, daß gewisse Fragen, die mit der Energiewirt- ^st unserer Erde zufammenhängen, nur in gemein- Aeni Einverständnis aller Kulturvölker gelöst werden „ Wir alle haben schon von „Erhaltung der Fergie" oder Erhaltung der Kraft, von Kraftüber- Aung, Kraftleftung, Kraftverteilung, Ferntrieb usw. Mn und wissen, daß man darunter den Inbegriff aller Msinittel versteht, durch welche eine technisch verwertbare Ast vom Orte ihrer Entstehung oder künstlichen Er- Aung nach dem Orte ihres Verbrauchs geleitet wird. Kraft auf kleine Entfernung findet sich in jeder Arikanlage, in der eine in ihrem Bereiche liegende ftmpf- oder Wasserkraft, in der elektrischer Strom auf die seinen Arbeitsmaschinen verteilt wird. Die billige Be eisung, die wirtschaftliche Ausnutzung, die zweckmäßige Ableitung und Verteilung der Kraft ist eine Hauptaus- der Technik. Die Menschheit braucht immer mehr W oder Energie und die rationelle Ausnutzung der »»prüfte, der Wind- und Wasserkraft, die der Industrie Adem Verkehrswesen durch Kraftmaschinen oder Mo- A" dienstbar gemacht werden, ist eins der wichtigsten »Almm, die uns beschäftigen. Dazu kommen dann noch Anden, großen Kraftquellen der Erde, die Kohlen- und wölvorräte zum Beispiel. Die diesen Vorräten inne- b^Xende Kraft wird der Menschheit teils direkt, teils auf Mivcgen — Erzeugung von Gas, von elektrischem Strom A — nutzbar gemacht. Nun wissen wir, daß der Bedarf ll Menschheit an Kraft, Licht und Wärme immer größer Ad, daß aber andererseits manche wichtige Aergiequelle — mir brauchen nur an die Kohlen- Aäte'zu denken — eines Tagesversiegen wird. A wird zwar erst in einer fernen Zukunft der Fall sein, A Wissenschaft und Technik beschäftigen sich heute schon A der Frage, wie die zu Ende gehenden Kraftvorräte /^inst werden ersetzt werden können Es wird nicht mehr Achen, daß die einem bestimmten Volke etwa zur Ver- Awg stehenden Energiequellen von diesem Volke allein Agebeutet werden — nein, es wird für die ganze Welt chorgi werden müssen. , Damit ungefähr ist der Fragenkreis, mit dem sich die ^erstehende Weltkraftkonferenz zu befassen haben wird, Aschrieben. Man wird über die großen Probleme der Argicbewirtschaftung und Energieverteilung sich gegen- Ag zu verständigen suchen, man wird beraten, wie man A Energieabsatz verbessern kann, man wird darüber Achen, wie man die Kraft am zweckmäßigsten erzeugen, A wie man die Erzeugung möglichst billig gestalten An, und was solcher Lebensfragen mehr sind. Gelehrte A Weltruf — wir nennen nur Einstein, Eddington, Aniel Serruys — werden wichtige Vorträge halten, und A Direktor des Amerikanischen Instituts für Bergbau ,-A Metallurgie wird darlegen, wie lange — nach wissen- Aitlichen Berechnungen — die Vorräte der Erde an Ale noch ausreichen werden. So wird sich die Weltkrast- Aserenz 1930 gestalten, und ihre Beratungen werden auch A. gebildeten Laien, dem Fortschritt und Wissen eine Aße Sache sind, zu fesseln vermögen, selbst wenn es sich schwierige Materien handeln sollte. Seküchte über de« bemste-euden RNtriu MMWams , Berlin, 11. Juni. Die „Vossische Zeitung" weist in län- An Ausführungen darauf hin, daß Reichsfinanzminister Dr. Menhauer aus eine heftige Kritik seiner Finanzpolitik vorbe- Al sein müsse, die nicht nur aus dem oppositionellen Lager A:e, sondern schon jetzt von seiner eigenen Partei geübt werde. A Bede des Führers der Deutschen Volkspartei, Dr. Scholz, sei A glatte Ablehnung der Pläne Dr. Moldenhauers gewesen. A Aeichssinanzminister hofft allerdings, in einer persönlichen Alprache mit Dr. Scholz diesen umzustimmen. Aber die Geg- Achast jo der Partei selbst sei offenbar jo beträchtlich, daß selbst ^ Autorität des Parteiführers sie kaum in Zustimmung werde Aarcheln können. Dr. Moldenhauer werde vorgehalten, daß Deckungsvorlagen allen Grundsätzen und Beschlüssen der Alchen Vclkspartei widersprächen. Dieses sei auch nicht hin- Meugnen. diesem Zusammenhang verzeichnet die Vossische Zeitung Alchle von einem bevorstehenden Rücktritt Dr. Moldenhauers " Reichsfinanzministerium. Doch sei es immerhin beachtens- ver Start cker Aoung-Hnleihe Teillnobilisierung der deutschen Nonng-Zahtnngen. Neun Länder zeichnen. Die Pariser Beratungen über die Emission der ersten Young-Anleihe sind zum Abschluß gelangt; die Zeichnungsanteile der einzelnen Län der sind folgende: Deutschland 36 Millionen Reichsmark, Belgien 35 Millionen Belga (24 Mil lionen Marl), Vereinigte Staaten 98,25 Millionen Dollar, Frankreich 2,215 Milliarden Frank (etwa 330 Millionen Mark), Großbritannien 12 Millionen Pfund Sterling (240 Millionen Mark), Italien 110 Millionen Lire (22 Mil lionen Mark), die Niederlande 73 Millionen Gulden (125 Millionen Mark), Schweden 110 Millionen Kronen (123 Millionen Mark), die Schweiz 72 Millionen schweizerische Franken (57 Millionen Mark). Die Emission wird im Laufe dieser Woche in den neun in Frage kommenden Ländern erfolgen. Der Emissisnskurs wird 90 Prozent betragen, außer für Frankreich, wo der Emissionslurs wegen der BesreiiLlg des Wertpapicrs von der Steuer 98 Prozent betragen wird. Die Emission wird sich aus insgesamt 3 40 bis 350 Millionen Dollar belaufen. Ein Antrag der französischen Vertreter, die Bank provision auf weniger als vier Prozent festzusetzen, wurde von dem englischen Delegierten Montague Norman dahin entschieden, daß sie den Schwankungen des Auf legungskurses der einzelnen Länder angepaßt werden soll. Dr. Luther holte sich sofort telephonisch die Zustimmung des Reichsfinanzministers, worauf die getroffenen Vereinbarungen unterzeichnet wurden. Nur die amerikanischen Emissionsbanken erhalten eine Provi sion von 4 Prozent. Die Auflegung der Anleihe wird an den neun Hauptbörsenplätzen der genannten Länder noch im Lause dieser Woche stattfinden; den Tag selbst bestimmen gleichfalls diese Länder. Was sagt man in Deutschland? Von zuständiger deutscher Seite wird darauf hin gewiesen, daß die Hauptschwierigkeiten sür den Abschluß der Anleihe in ihrer Zweiteilung lagen. Die juristische Konstruktion ist aber schließlich so gelöst worden, daß jede Sondersicherheit für das deutsche Drittel des G e s a m t a n l e i h e b e- träges entfällt. Deutschland zahlt lediglich für diesen Betrag Zinsen und Amortisationen aus dem ungeschützten Teil der Jahreszahlungen direkt; der ungeschützte Teil der deutschen Jahreszahlungen ver mindert sich entsprechend um diesen Be trag; und „Zahlungsort" ist natürlich die „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich" (B. I. Z.). Zinsen und Tilgung der übrigen zwei Drittel werden aus der deutschen Jahreszahlung geleistet. Die Anleihe soll ab 1931 bis 1965 getilgt werden. Ab 1935 erhält Deutschland das Recht, die An leihe st uckeganzoderteilwciseein zulösen, bzw. eine Einlösung aus dem Tilgungsfonds der B. I. Z. zu verlangen. Deutscherseits wird das Ergebnis der Verhandlungen alsbefriedigend bezeichnet, insbesondere da an erkannt worden sei, daß eine Verpflichtung der deutschen Regierung zur Zahlung besser sei als besondere Sicherheiten. Von dem Ertrag der Anleihe erhält be kanntlich in Deutschland die R e i ch s p o st 160 Mil lionen und die Reichsbahn 240 Millionen Mark. Die Reichspost wird den auf sie entfallenden Be trag dem Postscheckkonto über weisen. Wie die Reichsbahn ihren Anteil verwenden wird, steht zurzeit noch dahin. Es ist anzunehmen, daß sie angesichts eines Fehlbetrages von 250 Millionen Mark in den Betriebsergebnissen des laufenden Geschäftsjahres die entfallenden Beträge zum Ausgleich der Fehl beträge verwenden wird. Besondere Bestellungen für die Industrie dürfte die Reichsbahn aus Grund der ihr zuflietzenden Gelder also nicht machen können. Reichsbankpräsident Luther, der die Verhandlungen für die Reichsregierung in Paris, Basel, Brüssel und London geführt hat, dürfte sofort der Reichsregierung einen eingehenden Bericht über die Verhandlungen er- Oie Auflegung der Anleihe in Deutschland. Ein Konsortium unter Leitung der Rcichsbank hat die deutsche Ausgabe der internationalen 5,50prozentigen Anleihe des Deutschen Reiches 1930 in Höhe von 3 6 Millionen Mark übernommen. Kapital und Zinsen dieser Schuldverschreibungen sind in Deutschland bei der Reichsbank in Reichsmark zahlbar. Das deutsche Kon sortium wird die Anleihe am 12. und 13. d. M. zur öffentlichen Zeichnung zu einem Kurse von 90 Prozent zuzüg lich Stückzinsen ab 1. Juni d. I. auslegen. Zeichnungsstellen sind die Mitglieder und Unterbeteiligten des Reichsanleihekonsortiums. Die Bezahlung der zugeteilten Stücke hat in der Zeit vom 16. bis 25. Iuni d. I. zu erfolgen. Die Anleihe ist mit halbjährigen Zinsscheinen, fällig am 1. Juni und 1. Dezember jedes Jahres ausgestattet. Ihre Laufzeit beträgt 3 5 Jahre, jedoch kann das Reich sie ganz oder teilweise vom 1. Juni 1935 ab mit sechsmonatiger Ankündigung zurück- zahlen. Kapital und Zinsen werden ohne Ab zug irgendwelcher gegenwärtiger oder zukünftiger deutscher Steuern ausgezahlt. wert, daß von seinnen engeren politischen Freunden der Vorschlag komme, ihn im Reichssinanzministerium durch Dr. Dietrich zu ersetzen, weil man den Eindruck habe, daß der gegenwärtige Reichswirtschaftsminister die finanziellen Probleme doch besser zu meistern vermöchte als Dr. Moldenhauer. Man erinnere sich, daß Reichskanzler Dr. Brüning, als er sein Kabinett bildete, Dietrich auch das ReichsfinanzministeriuM und Moldenhauer das Reichs wirtschaftsministerium angeboten habe. Damals habe aber die Deutsche Volkspartei Wert darauf gelegt, das Reichsfinanzmini- sterium in der Hand zu behalten. Es muffen alle Opfer bringen! Worum es gegenwärtig geht. Auf einer Tagung des großen Vorstandes des Gesamtverbandes der Christlichen Gewerkschaften in Düsseldorf führte Reichsarbeitsminister Dr. Steger- wald u. a. aus: Aus Verlautbarungen der letzten Tage geht hervor, daß große Teile des deutschen Volkes immer noch nicht sehen, worum es gegenwärtig geht. Von der Markstabilisierung bis Ende 1925 mutzten zur Rettung und Festigung der neuen Währung drakonischeSteuern erhoben werden, teilweise aus Kosten der Substanz. — Im Hochsommer 1925 wurden die Steuern um zweieinhalb Milliarden Mark gesenkt. Gegenwärtig befinden wir uns in einer rückläufigen Weltpreisbewegung. Die deutsche Wirtschaft zahlt 1930 für die gleiche vom Aus land eingesührte Rohstoffmenge über eine Milliarde Mark weniger als 1928. Was die Reichsrcgierung gegenwärtig vorschlägt, ist kein endgültiges steuerliches und staats organisches Sanierungsprogramm. Dieses kommt erst im Herbst. Die gegenwärtige Aufgabe ist die unbedingte Sanierung des Reichshaushalts und der Arbeitslosenversicherung ohne Steuern, die die Kapital flucht begünstigen, die die Produktion verteuern und preis verteuernd wirken. Den Schiedsspruch für Nord west habe ich für verbindlich erklärt, weil der Manteltarik von einem Teil der Gewerkschaften unbegreiflicherweise zu unrechten Zeiten gekündigt worden ist, weil der Schiedsspruch an den Tariflöhnen nicht rüttelt, weil in einer Zeit, in der wirtschaftliche Stabilität das Gebot der Stunde ist, in einer der wichtigsten Rohstoffindnstrien ein tarifloscr Zustand und damit die Gefahr örtlicher und unüberseh barer Kämpfe im Interesse des Staatsganzen verhindert werden mutzte, weil die Unternehmer sich verpflichteten, über die Kürzung der Akkordlohnsütze hinaus eine Senkung der Eisenpreise vorzuuehmen, und ich mir eigens die Kontrolle über das tatsächliche Attsmatz der Eisenpreis senkung durch Wirtschaftssachverständige Vorbehalten habe. Wenn im Anschlutz an die Erledigung des Young-Plans Staat und Wirtschaft in Ordnung ge bracht werden sollen, dann müssen alle Opfer bringen. Einer einseitigen Belastung der Arbeiter müßte und würde ich mich auf das aller nachdrücklichste widersetzen. Frick als Sachverständiger? Der Schweidnitzer Nationalsozialistenprozeß. Im Nationalsozialistenprozeß in Schweidnitz erklärte der Verteidiger Frank, da die Staatsanwaltschaft den Ber liner Kriminalkommissar Stumm als Sachverständigen geladen habe, behalte er sich vor, einen politischen Gegen sachverständigen zu benennen, und zwar nenne er heute schon den thüringischen Ministerpräsidenten Frick. Zum Schluß ermahnte der Vorsitzende die Angeklagten, bei dem Erscheinen ihres für den folgenden Tag geladenen Führers Hitler sich jeder Ovation im Gerichtssaal zu ent halten. * Verbot einer nationalsozialistischen Versammlung in München. Die Polizeidirektion München hat eine für Samstag ein berufene Protestversammlung der Nationalsozialisten gegen das Uniformverbot in Bavern. in der Hitler und Frick sprechen