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urger TagtbluU Erscheint täglich mit Ausnahme her Tag^ nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- Meinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. Ner Abonnementspreis betrügt vierteljähr lich 1 Mt. 5« Pf. Einzelne Nrn. ü Pf. Inserate pro Zeile 10 Ps., für auswärts 15 Pf. Tabellarischer Satz wird doppelt berechnet. UNd Filialen: in Altstadtwaidenburg bei Herm HUM s U I G Kaufmann Otto Förster; in Kauiungen bei Val-enlM-er Anmaer. SK8ZW in Wolkenburg bei Herrn Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. ^ba-Nicüerhüin, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera Oberwinkel Grumbach, Kaufungen, Lang^nchursdori Langen- - . ' <-verwmkel, Oelsmtz r. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rüßdorf, ^sprech-, «r. 9. SchlagMtz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim 71. DonuerstagUHän 1902. ^«rometcrstaaL 757 WM. reducirt auf den Meeresspiegel.8 Thkrm*ö«ctrrs»n^ d/f' 4 .. . . . . „ . '" s U- «reit. Niederschlagsmenge rn den letzten 24 stunden bts 12 Uhr mittags: 3,0 nana. - ^°ber MttEgS^sslchten fnr den 27. März: Wechselnde Bewölkung, Regen drohend. Dank. - Ans Anlatz der gestrigen Confirmationsfeier sind nns aus Waldenburg und Umgegend zahlreiche Segenvwünsche Zugegangeiu Wir sprechen hiermit unsern wärmsten tiefgerührten Dank aus für diese wohl wollenden nnd herzlichen Wünsche. ' Waldenburg, den 25. März 1W2. Lucie verwittwete Grbpeinzeffin von Schönburg-Waldenburg. Günther j)rinz von Schonburg-Waldenbura. Vemiethung. Tas von Herrn Rend. Naumann bisher bewohnte Familienlogis im Par terre des Renthaus-Neubaucs, bestehend aus 3 Stuben, Küche und Kammer nebst verschlossenem Vorsaal, ist vom 1. Mai o. ab oder später zu vermiethen. Näheres im Rentamte hier. Waldenburg, am 26. März 1902. Fürstliche Rentverwaltung. Letz. *Waldenb«rg, 26. März l902. Daß der Telegraph noch viel geduldiger ist, als das Papier, ist eine bekannte Sache, und ganz besonders gilt das vom britischen Telegraphen. Britische Tele gramme gehen nach Süd-Afrika hinein, aber was in ihnen enthalten ist, erfährt die Welt nicht, weil den Buren jede directe Verständigung durch den Draht un ¬ möglich gemacht ist. Tie Kabellinien sind in englischer Hand, man hat es also frei, die Menschheit wissen zu lassen, was sie erfahren soll, und für sich zu behalten, was zu melden gerade nicht erfreulich ist. Und so ist es auch bei den neuesten Meldungen über die Friedens verhandlungen. Wenn man daran denkt, daß vor andert halb Wochen die Meldung von der Reise Lord Wolseley's nach Afrika laut wurde, und ausrechnet, daß eine De pesche der Londoner Regierung an Schalk Burgher, den stellvertretenden Präsidenten von Transvaal, auch nicht von heule auf morgen bestellt ist, so kann man sich ohne alle Schwierigkeiten ausmalen, daß Wolseley's und Schall Burgher's Reise in nicht zufälligem, sondern so gar sehr engem Zusammenhang mit einander stehen. Wir werden später schon hören, daß die beiden Herren persönlich einander sehen und sich gründlich aussprechen werden! Wer ist die treibende Kraft bei dem Allen gewesen? Ehe Lord Wolseley abreiste, sickerte es durch, daß König Eduard einem Vertreter seines Ministeriums ganz ge hörig den Marsch geblasen habe. Ehren-Chamberlain war cs nicht, der hatte es vorgezogen, sich zu drücken, aber ihm galt der königliche Rüffel, der verdient war. Chamberlainsche Unrechts-Politik kann man nur treiben, wenn der Erfolg über allem Zweifel erhaben ist, dann jubiliren wenigstens die Gleichgesinnten. Und Herr Chamberlain ist eigentlich nur der etwas stark markante Typus eines Engländers, die Gleichgesinnten sind also die allermeisten Engländer. Man sagt, daß auch König Eduard zu den Freunden, selbst Verehrern seines Colonial- ministers gehört habe, wenigstens ist sicher, daß der einstige Prinz von Wales eine Anzahl Minen-Actien Cecil Rhodes'scher Gründungen besaß. Aber diese Freundschaft ist in die Brüche gegangen, und an den Actien ist kein Geld gewonnen, sondern verloren; den Verlust an baarem Gelde könnte Eduard VII. viel leicht aushalten, obwohl er nicht angenehm ist, aber die Blamage, welche der Afrika-Krieg seinem Lande brachte, die gewaltige Untergrabung der britischen Großmachts- Autorität, die konnte selbst ein Monarch, der nicht viel zu sagen und wenig zu regieren hat, wie Eduard VII., nicht dulden. Und da hat er denn, was damals schon behauptet, wenn auch vielfach nicht geglaubt wurde, wie sein Neffe, Kaiser Wilhelm II., geäußert: 8iv volo, sio juboo! So will ich es, und so befehle ich es! Einen Lucanus hatte er nicht, den er Chamberlain senden konnte, also schickte er Lord Wolseley nach Afrika. King Edward will die Geschichte da unten zu Ende haben, die ihm keine ruhige Nacht mehr gönnt und die ganze Freude an seiner Königskrönung vergällt. Und ist der King auch wohl kein Genie, er hat sehr, sehr viel gesunde Menschenkenntniß; er weiß, waS man in Europa überall spricht, er giebt sich auch keiner Täuschung darüber hin, was die Angehörigen seiner Soldaten denken. Er hat vor Allem Kenntniß davon, daß nicht nur die britische Armee in Afrika geistig oder körperlich marode ist, daß ganz Großbritannien und Irland nicht im Stande ist, den erforderlichen ausgiebigen Ersatz zu bieten. King Edward hat, was seinen Ministern weniger gegeben ist, ein sehr feines Verständniß für den Hohn; er fühlt, daß das England, welches heute schon überall ausgelacht wird, bald von Niemandem mehr gefürchtet sein wird. Die Lächerlichkeit verursacht weit schmerz lichere Wunden, als Kugel oder Säbel; sie führt zur Nichtachtung. Ter König will ein Ende des Krieges sehen. Natür lich läßt sich das nicht von heute auf morgen machen, es ist auch sehr gut möglich, daß es nicht in ver schiedenen Wochen der Fall sein wird. Aber das Ende kommt, der König will nicht mehr, und das Land kann nicht mehr. Ta hilft aller ministerielle Eigensinn nichts, und dieser Eigensinn ist heute wirklich nicht mehr so riesengroß. Auf die ministeriellen Verlegenheits-Decla- -Nationen im Parlament braucht man nicht mehr zu geben, als auf die naiv-dünkelhaften Auslassungen der britischen Zeitungen und auf die Kriegstelegramme Seiner Lordschaft Kitchener, der auch mit seiner Kriegs- Wissenschaft am Rande aller Dinge angelangt ist. Der Plan, der den neuesten Verhandlungen zu Grunde gelegt werden soll, sieht schon sehr viel anders aus, als die früheren Absichten. Von einem Genügend für die Buren kann freilich noch lange keine Rede sein; wenn dem so wäre, hätte Präsident Schalk Burgher sofort nach der Besprechung mit Lor^KitMer in Pretoria sagen können: Abgemacht! So/weit steht esHsv'Nicht'. Aber haben die Engländer schpn so viel nachgegeben, werden sie auch noch mehr Nachgeben, und sie haben nicht lange mehr freien Willen. In einem Monat kommt für Transvaal- und Oranjefreistaat die neue Regenzeit, und dann sind die in ihren Blockhäusern sitzenden müden Soldaten direct verrathen und verkauft. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ter Kaiser sprach Dienstag früh bei dem öster reichisch-ungarischen Botschafter in Berlin vor und hatte später, nach einem Spaziergang im Thiergarten, eine Unterredung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts. Ins Schloß zurückgekehrt, hörte der Monarch militärische Vorträge. Kaiser Wilhelm wird auch in diesem Sommer eine Nordlandsfahrt machen. Die Vorbereitungen dazu finden schon jetzt statt. Der Kreuzer „Nymphe" wurde zum Begleitschiff der Kaiseryacht „Hohenzollern" be stimmt. Kronprinz Wilhelm hat sich jüngst einen echten und recytcn Studentenulk geleistet. Während seiner An wesenheit in der alten Reichsstadt Rothenburg fand auch eine Fahrt ins Tauberthal statt. Wie überall bei solchen Gelegenheiten, war die liebe Schuljugend in einem großen Schwarm hinter, neben und vor den Wagen. Da aber die Fahrt ziemlich rasch und zu Thal ging, mußte die Mehrzahl der Jungen nach und nach immer weiter zurückbleiben; nur einigen Dauerläufern gelang es, dicht bei den Wagen zu bleiben, bis eine Steigung kam. Nun aber wollten den Schnellläufern die Kräfte versagen. Da ließ der Kronprinz halten, hieß deren zwei sich auf den Kustchbock zu dem in höchster Gala befindlichen Postillon setzen, drei weitere wurden in dem zurückgeschlagenen Dach des zweiten Wagens untcrgebracht, und so ging es durch die Stadt. Man kann sich denken, daß die kleinen Fahrgäste auf den Wagen nicht wenig angestaunt und nicht minder von ihren Altersgenossen beneidet wurden. Ueber Finanzlage und Steuerfragen wird halb amtlich geschrieben: Ucberblickt man die Ergebnisse der Reichseinnahmen, wie sie für die ersten 10 Monate des laufenden Etatsjahres vorliegen, so wird man finden, daß sich fast in allen der Reichskasse verbleibenden Ein nahmen die Voraussetzungen des Reichsschatzsekretärs über das vermuthliche Endergebniß des Etatsjahrs be stätigen. Tie finanziellen Beziehungen der Einzelstaaten zum Reiche werden sich infolge der inzwischen einge tretenen Erhöhung der Zolleinnahmen nicht ganz so