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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930518021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893051802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893051802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-18
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
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r »»«rfrioiled» » 1.»»» io Lor tot U»oL«I ooä dk »Ldl PPro»; i«i»«ii »cli-iuk» 'odl »»i> o-o» »t orL»»ci, kur 4L», Low»!» vtodworkr. loo 502 Kt0(i«r oo<i Homw'to io» «ur<i«>> d«, o»v»rti»llN !. 50-51 4t per >t» »lob roi»^ -47 -t per kkl oos dlied i» >, va plotrlicd Heciiiuilik ü», Lodelbericdte »»» ob, »p»ier re-j. - il,i» p>«r i«»i 20.00. m«ot-ciiis'1--o- !io« L«»e> uve k'«»ti»«»i> >Ier cl,»1clit» »icl. I. 17. »»>. ! 8t»>r»oli. I»It> 170-1744, >«r 154-15« 4, iO»-l!« 4t. ckv. i», ^rodkoroip av 180-13 i 4, iov slukko. «.M-27,00 4. !o. l 21,ÜO bi, » I.iterproceol SF> 4t wwi»»ioll. BezAgS-Pret- bl d« Haoptrrpeditü» oder de» i» ktodt« bezirk und den Vororten errichteten Av». abeslelleo abgetzo lt: viirleljthrllch^S^V» ei »weiinoliaer täglicher Znstellung ia< -an» » L.ü0. Durch die Post bezogen für Drutschland und Oesterreich: viert'städrttch 4» S —. Dirrcte tägliche -rruzbandsrndong in« Audland: monatlich 4l ?.b0. Abend-Ausgabe. Die Morgen-Aotgab« erscheint tiigiich'/,7 llhlö die Abendausgabe Wochentag« L uhr. Nedariion m»> Lr-eM»»: A»tz«m»«,affe 8. Die Trpeditton ist Wochentag« n»nnteriroch«» geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. FM»1ra: Ott« Air««'« Sorlt». (Alfred H«tzn), Universitätsstraße 1, Loui« Lösche, Katharinenstr. 14, patt. und König-Platz7. MMr TagcblM Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschiistsverkehr. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 80 P^g. Reklame» unter dem NedaclioirSstrich («g«« spalten) äO^, vor den Familtennachrichtr» (S gespalten) 40^, Kröhere Schrillen laut unserem Preis- verzeichnih. Tabellarischer und Zisserasap nach höherem Toris. Srtrl»-Verlage» (gesalzt). nur mit der Morgen - Au-gabe. ohne Poftdesörderaag 60.—, mit Postdesürderung 70.—. Ännatimeschluß für Änzeigen: VIbend-dluSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge».Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn, und Festtags früh '/,v Uhr. Bei Len Filialen und Annahmestellen ie «ine halbe Slunde srnher. Anzeigen sind stets an di» Ektzedition zu richten. Druck und Verla» von E. Pol» t» Leipzig. ^?25l. Donnerstag dm 18. Mai 1893. 87. Jahrgang. 1k. o- »n- vs.so 4 103.50 'te lr »8- 4 v 3'« S7S0 »r 4 102.7 b »r. 4 103.70 it- 3^ r- 4 — >MM. — 113,- 118- 10,- Ivsro St — so.— 121,- 131,— 107,— 3750 87,75 107.— 10025 235.25 143^25 iss^eo «3,50 304,— SS.- 34,— 82.25 13^- V4.- 114— ein pt«et. -koN »dein r in »drin »drin !»>e ooi llNoo eisct« >»«t.> »Id«> ur rk, >a> »«ro tt-s. »»ui Iii«u >kw I-i- ieiiii So >,i»e. dir» i«e»> -u«e Ol 5 ü a.-b Nogi >,UI« «»r./ i»l«> »un> «iso »dr. »l >o»n >r>il> N> Ivil.I via »rti »»»> iit»i »»> o»»« «io» t«u ap »u. 17S.- 203 — 08.- 2I8.L0 54- 120.75 122 — 3/.2L V5.7L 82.75 .-V.I — 81,— 80.70 IS5.45 1SS.- 2I0I5 20S.25 211.30 ! >58.70 183 IO 10Y.L0 13S.00 101.- 138.25 141.— LS — I3LM 122 80 117 20 S«I2>. V0.4S S.80 120.75 181.50 250.50 237.50 ISS — 373.50 1V3 — I23S5 oltv'so^o «d. 152 247 II» 4S3- 4S0.- 380- «I»rr«»>» > ! 8. »I.^rn riw) v»rN»vkr »f«e»i>e»!i i Oerotxr > 4- l.t». - - VosvOr »«, 4or- Politische Tagesschau. ' Leipzig, IS. Mai. Bon den Gegnern der Militairvorlage wird mit brson- derem Nackdruck die Frage der sinanziellcn Deckung der Heerrsvrrftärtung in die Wahltebatle gezogen, in der un- rerlennbaren Absicht, dadurck die Stellungnahme der Wähler ;u verwirren. To richtig e« ist, daß sich von der Bewilligung ter HeereSverftärkung die Nolhweiidiakeit der AuSsindig- uiackung von Mitteln, um dieselbe zu bestreiten, nicht trennen läßt, so unmöglich ist eS andererseits, über die Hinzelbeilen ter Mittel jetzt aus dem Wege deS allgemeinen Wahlrecht« enlschciren zu lassen, lieber die Höbe der Kosten, welche tie Militairvorlage in ihrem »»»mehligen Unifange ver ursachen wird, ist Niemand iin Zweifel: eS sind treiunNunfzig Millionen Für „unerschwinglich" wird diese Summe wobl kein Mensch Hallen. Wer die Ueber zeugung gewennen hat, daß die fragliche HeereSverslärkung zur Sicherung unsere« Baierlantes unerläßlich ist, dem ist auch klar, daß die« finanzielle L)pfer gebracht werden muß. Alle« kommt also aus die Frage der Nothwentigkeit der HeereSverslärkung an Wird diese besaht, so rrgieb« sich die Noibwentigkcit der Ausbringung der Mittel von selbst. Die etwaigen Modalitäten derselben aber in de» Wahlkampf z» ziehe», ist um so weniger Beranlassung, al« ein bestimmte» Brogramm der Regierung in dieser Bczicbung nickt vo,liegt. Daß die letztere auf die in der vorigen Session von ihr ge machten DeckungSvorschlägc zurückgrcife» würde, ist nach der wenig günstigen Ausnahme, welche rieselben. abgesehen von der Börsensieuer, gesunden haben, und »ach cmcr bekannten Erklärung de« Reichskanzler« nicht wahrscheinlich. An« der Mitte des Reichstag« oder gar au« der Wählerschaft im Wege de« imperativen Mandat« der Negierung Steuer- pro>ecte entgegenzutragen, würde aber ein höchst bedenkliche« »nd wenig Erfolg versprechendes Beginnen sein. Die Mäkler werden cs den Männern ihre« Vertrauens iin Parlamente überlasse» müssen, mit der Regitruiig sich über ba« Richtige in diesem Puncte z» verständige». Wobl in der Absicht, eine Verwirrung de« Wahlkampfe« durch die DeckungSfrage zu vrr- bülcn, ist der Gedanke anSgesprockcii worden, die Kosten der Militairvorlage durch freiwillige Beiträge einzelner wirlhschastlicher Verbände auszubring.«». (s.^Berlin.) Ein solcher Gedanke könnte aber, wen» man mit ihm wirklich Ernst machen wollte, nur eittschiedkii abgelehnl werden. Da« deutsche Heer ist eine Einrichtung zum Schutze der Gesammt» beit; Pflicht der Gesammtheit ist c« darum auck, dir Kosten de« Heere« zu bestreiten. Und wo wäre e« selbst verständlicher, al« in dem Staate de« allgemeinen und gleichen Wahlrecht«, daß die Laste» der Gesammlheil auch von ter Gesamnildeit getragen werden? Die Aufbringung derartiger Ausgaben durch einzelne Private wurde dem ganzen Wesen de« deuligr» Staate« zuwidrrlaufen. Rein, man braucht die Schwierigkeit der D)eckung«frage nickt zu unterschätzen, aber man darf überzeugt sein: ist erst die Verständigung über die Militairfraae erfolgt, so wird auch diejenige Uber die sinauziellen Mittel nicht ansbleiben. Daß sie sckcn im Hochsommer diese« Äahre« erreicht werde» könnte, wird freilich Niemand annebmen. Man wird sich kür da« erst« kalbe Iabr vom l. Oktober bis 3l. März I8!»1 mit den Matricularbciträgen beheizen müssen. Von der nächsten Wintersession aber darf eine zweckmäßige Lösung der Sleuersrage erwartet werdrn. Daß der <entr««»sützr«r Or. 8irb«r seine Partei geradeso in die Tinte gentten bat, wie Herr Eugen Richter die dentschsreisinnige Partei, stellt sich mit jedem Tage bcut- lieliee heraus. Auch im Eentrum seihst wird man sich all» mälia darüber klar, ja, in vr Lieber'« eigenem Wahlkreise, Montabaur - Braubach, erheben sich nach kmem Telegramme der „Post" au« Wiesbaden Eentrum« summen, die sein Verhalten gegenüber der Militair- vorlage mißbilligen und seine Wiederwahl bekämpfen. Eine Anzahl angesehener, dem Eentrum angehörendcr Personen in Montabaur und Höhr erläßt einen Wahlaufruf, worin statt Lieber der Rechl-anwalt Hohl-Montabaur al« EentrumS- randidat aufgestellt wird. Zn Baden tritt die Gegnerschaft gegen deu demokratischen Führer dadurck zu Tage, daß die E»ntrum«leitung die Erklärung erläßt, sie verzichte darauf, gegen den Tecan Lender, der bekanntlich für den Antrag Hucne ge stimmt hat, einen Eandidaten im achten Wahlkreise auszustellen. Natürlich reizen diese Vorgänge den Zorn der Gesinnungs genossen und Trabanten Lieber« auf da« Aeußerstc. Und da sie sich in den Kopf gesetzt haben, der Eardinal Ko pp sei eigentlich der Vater der Huenc'schen Verständigungövcrsuchr und habe gelegentlich seiner Audienz beim Kaiser nach seiner Ernennung zum Eardinal die Pionierarbeiten für ein Kom promiß begonnen, so schleudern sie ihre Vorwürfe vorzugs weise gegen diesen Kirckensürsten. In welch maßloser Weise die« geschieht, gebt au« folgender Stelle hervor, die sich in einer Zuschrift au« Schlesien an die Bonner „Deutsche ReichSztg " findet: ,.lks waren, wie man nicht ander« erwartete, schlesische Abge- vrdncle, welche die zwniieicu» «oeeaelo in inootei» militniom in« Werk setzten. Man inöch.e jetzt die Nolle eines Mcneiüne- Agrippa iibernchmen »nd daran mahnen, daß nur im Verein mit dem (Lanzen liirvnes erreicht worden ist und daß nur durch liinigteit aller Vileder der feste Lcntrum«körvtr Leben und Gedeihen bewahren und erhalte,i kann. Durch das Verhalten der schlesischen llompromiß- Abgeordnete« mag tm Reiche der Glaube »och mehr bestärkt werden, als ob die Lenlrumswcihler in Schlesien nach einer gewissen Seite hin ,.faule «öpse" seien, oder al« ob ihnen in An betracht gewisser wirthichostlicher Verhältnisse die Selbsrständigkrst srhlr u. s. w ' Die ebenfalls ultramontane, aber mehr conservativ ge- richlele »Schlrs VolkSztg." bemerkt dazu: „Wir können daraus nur erwidern: Wenn Herr Pastor Thümmel und der evangelische Buntst!) diese bekannte, von un» durch Fett- druck markirte Schmähung gegen »inen katholischen Bischof in den Mund ntmml, so ist da« erklärlich. Wenn aber «ine katho lische Zeitung sich solche Auödrücke aneignet, dann muß der Kathollelsmu« derselben ln der Politik unter» gegangen sein." Nach solchen Beweisen einer vollständigen Zersetzung im CentrumSlager müßte e« de» Gegnern de« Ultramontani«muS leicht fallen, eine ganze Reihe von Mandaten zu erobern, die früher da« Eeittruni al« sein unverlierbare« Eigenthum betrachtete. Tie einzige Voraussetzung de« Siege« wäre Einigkeit. Aber leider giebt e« namentlich in Preußen immer »och sich conservativ „e,inende Politiker, die sich selbst aus die Gefahr hin, einem ultramontanen Gegner der Militairvorlage zum Siege zu verhelfen, zur Bekämpfung »ine« nationalliberalen Eandidaten verpflichtet Hallen! Die jungczechische Opposition im dök>«ischcn Land tag ist in dem Kampfe gegen den Ausgleich bei den Mitteln angelangl, durch welche init dem Ausgleich der ganze Parla mentarismus todtgeschlagcn wird. Man kann die in den letzten Sitzungen de« Landtage« angrwendete Mctbodc, die Beralbuiig der Abzrenzungsvorlagc» zu verhindern, nicht mehr Obstructiv» nenne», denn darunter versiebt man ge meiniglich die tendenziöse Ausnutzung der Geschäftsordnung und Redefreiheit zur Veschleppung einer Debatte, also eine» Weg, der immerhin noch innerhalb der Schranken formaler Gesetzlichkeit liegt. Da« Poltern und Toben jedoch, mit welchem die Iungczechen den Oberst-Landmarschall zu verhindern suchten, dir Vorlage über da« Traute- nauer tkreirgerichl aus die Tagesordnung zu setzen, ist einfach die Anwendung physischer Gewalt, um jede Beratbung unmöglich zu macken. Bisher ist diese Hinter wäldler-Methode nur vo» den Rowdie« gewisser Volksver sammlungen angewendel worden, wenn e« sich darum handelte, einen mißliebigen Redner der Gegenpartei um jeden Preis, sei eS auch um den der polizeiliche» Auslösuiig der Versamm lung, am Sprechen zu verhindern; sie in da« Parlaiucnl ver pflanzt zu haben, ist da« unbestrittene Verdienst der „frei sinnigen" czechischen Partei. Man rechnete denn auch schon gestern mit der Möglichkeit, daß e« gelingen werde, die Be- rakhung der verhaßten Vorlagegegen dea ausgesprochenen Willen der Landtags Majorität zu verhindern. Nachdem ein jung- czcchischerAbgeordneter angekündigt batte,seineParlei werde eher „Alles zerhauen", al« die Berathung über das Trautenauer KrciSgerickl dulden. und die Landtagssession in jedem Falle mit der lausenden Woche enden sollte,so hing die Ausführung de« Plane« nur davon ab, daß der Belagerungszustand, in welchen der Landtag versetzt wurde, durch vier Tage aufrcchlerhalten werde. Für wahrscheinlicher hielt man e« lcdoch, daß die Re gierung, um entwürdigenden Scenen ein Ende zu mache», sich noch früher veranlaßt sehen werde, den Landtag zu schließen. Und in der That bat sich die letztere Annahme als zutreffend er wiesen. denn iiack cinem Telegramm au« Prag von heute erhielt der böhmische Statthalter von allerhöchster Stelle die Weisung, den Landtag zu schließen. In den Kreise» der Czcchen selbst beginnt die Empfindung lebendig zu werden, daß durch solche Vorgänge der Prager Lanttagssaal ent würdigt wird. Da« L^rgan der Altczcchen „HlaS Maroda" tadelt die Ercesse im Landtag und bezeichnet sie al« unheilvoll für die Nation und da« Vaterland. Von der Pariser Polizei ist allem Anschein nach ein umfassende« anarchistisches Eomplot entdeckt worden. Bei fünf Anarchisten, die in Pariser Vororten wegen der Anfertigung von ExplostonSkörpern verhaftet sind, wurden, wie bereits telegraphisch gemeldet, mehrere geladene Bomben gefunden. Die weitere Untersuchung bat dann ergeben, daß m den Wohnungen der verhafteten Anarchisten vicl zur Her stellung von Sprengstoffen dienende Ehemikalicn und zahl reiche EinbruchSwcrkzeugc sich befanden. Außerdem geht a»S Papieren, die au- Anlaß der Verhaftungen mit Beschlag be legt wurden, hervor, daß noch eine große Anzahl Anarchisten an dem Eomplot belbeiligt waren Alle fünf Verhafteten sind beiüchlizle Anarchisten, alle sind schon wegen Diebstahls und Ranbvcrsuch« mehrfach abgestrast. Einer von ihnen, Levtille, ist der Anarchist, der am l. Mai 18Sl anläßlich de« Auflause« bei Porte St. Oven mit einem Revolver unter die Menge schoß, wegen Mangel« an Beweisen aber srei- aesprochc» wurde, und dessen Verhaftung zu rächen, Ravachol seine Unthate» beging. Wie da« „Journal de« DäbatS" miti'oeilt, stehen weitere Verhaftungen von Anarchisten un mittelbar bevor. Im Hinblick auf da« an die Zeit der Pariser Evmniiinc gemahnende Verhalten verschiedener fran- zöstscher Gemein der äthc kann c« nickt überraschen, daß auch der Anarchismus sein Haupt stet« kühner erhebt. So stehen heute wiederum vier Mitglieder de« Gemeindrrath« von Saint-Deni« vor Gericht, angeklagl, sich an den wüsten Ruhestörungen betheiliat zu haben, die unlängst in der Kirche stattfanden. Die Zahl der zu Ausschreitungen aller Art neigende» französischen Munieipalräthe wird eben immer größer. Braucht doch nur an das abenteuerliche Prvject er innert zu werden, da« in Marseille Mitgliedern de« dortigen Gcmeindcratbes zugeschricben wurde und dahin ging, den Präsecten gefangen zu nehmen, damit er nicht an den Empfangsfeierlichkeiten für den General TvtdS theilnehmen könnte. Der Präfect bat über diesen Plan selbst an den Minister rc« Innern berichtet. E« handelte sich für die Socialisteii darum, Revanche für da- vom Präsecten am l. Mai erlassene Verbot gewisser öffentlicher Kungebungen zu nehmen. In dem Kampfe um Home-Rule haben die englischen Unionislcn einen ersten Erfolg zu verzeichnen: e« ist ihnen gelungen, für den Zusatzantrag de« Sir Henry James, der jeder iLchmäleiung der Obergewalt de« Reich«- Parlament« vorzubeugen bezweckt, die Zustimmung der Mehrheit des Uiitcrhause« berbeizusühren. E« geschah die« freilich erst, nachdem Gladstone sich grundsätzlich mit dem Anträge einverstanden erklärt halte, so daß man von einer Niederlage de« Eal'inet« eigentlich nicht rede» kann. Allein an« dem ganzen Gange der Erörterung ergiebt sich, daß Gladstone sich nur Schritt für Schritt dazu drängen ließ. der Einschaltung Le« Anträge« in die Bill, wie James sie verlangte, heizuilimnic», und nur durch seine geschickte Taklik der Gefahr, überstimmt zu werben, die Spitze abbrach. Die Opposition scheint cnlschlvsscn zu sein, ihren ersten Erfolg nachdrücklich auSzuboulen; wie telegraphisch gemeldet wird, kündigt der „Standard" die Absicht der eonservativen und unionislischen Führer an, bebuf« praktischer Sicherung der grundsätzlich fcstgcstclltcn Oberhoheit de« Reich«parla- mcntS die Schaffung eine« ReichShecrcs für Irland zu beantragen. Etwa« Derartige« besteht schon jetzt in Irland: die 13 000 Man» starke irische Eoiistablerei, die eine förm liche OccupationSarmce darstctlt. Nach der Homerule-BiU von 1880 hätte diese Polizcimacht innerhalb zweier Jahre dem irischen Parlament uiUerstelll werden sollen. Die neue Homerule Vorlage lriffl in dieser Hinsicht erheblich dehn barere Bestimmungen, indem sie besagt, die jetzigen Eonstablcr seien „nach und nach" a»ö den örtlichen Bezirken zurückzuzichen, in denen von den örtlichen Behörden „allmälig" eine neue Polizcimacht einzurichlen sei. Gelingt es der Opposition, mit ihrem Vorschläge aus Schaffung eine« Reichs beere« sür Irland durchzudringen, dann ist überreicher Ersatz für die jetzige Eonstablerei geschaffen und da« irische Parla ment der wichtigsten Handhabe seiner Vollzugsgewalt, die damit zu einem Schatten herabsänkt, beraubt. In Frankreich sind zuverlässige Berichte au« Daugkr eingctrvffcn, wonach die Bemühungen der englischen Politik, in Marokko da« Uebergcwicht zu erlangen, einen demnächstigcn vollständige» Erfolg versprechen. Der nach den diplomatischen Mißerfolgen Sir Evan Smith'« auf der Bildfläche erschienene englische Bevollmächtigte Sir West Ridgeway hat in aller Stille da« Terrain kür den Abschluß eines englisch-marokkanischen Vertrage« vorbereitet, und cö scheint, al« ob die Franzosen vo» dieser Wendung der- Dinge völlig überrascht seien. Sie schmeichelten sich damit, in Marokko eine Art von Gegengewicht gegen die Nebrrhand- iiabiiie de« englische« Einflüsse« am Nil ru besitzen, aber der Gang der Entwickelung in Frankreich selbst absorbirte in de» letzten Monaten so sehr da« Interesse der Oeffentlichkeit, daß für Marokko rein gar nicht« übrig blieb. Bei den Franzosen dreht sich ja am letzten Ende Alle« um den RtvanchelritgSgedanken. Dieser nimmt sie so völlig in An spruch, daß alle anderen Interessen, und wären e« die wichtigsten, darüber vernachlässigt werden. Wie die auf da« Loch in den Vogesen stierenden Pariser Ehauviaisten sich seinerzeit Egypten au« den Fingern gleiten ließen, so hal jetzt die athemlose Spannung, womit Frankreich den Schicksalen der deutschen Militairvorlage gefolgt ist, zum momentanen Vergessen der marokkanischen Angelegenheit geführt. Jetzt wird die Pariser Presse gewahr, daß sie einen dummen Streich gemacht hat, al« sic die Marokkaner für sich selber sorgen ließ, und mackt den Versuch, noch nach träglich schnellsten« rinzulcnken. Natürlich geht da« nicht ohne einen Seitenhieb auf Deutschland ab. Man gesteht sich mit süßsauerer Miene, daß Frankreich hinter Deutsch land rangirt und daß die Vertretung der deutschen In teressen in Marokko einem ebenso befähigten al« ge wandte» Diplomaten anvrrtrant ist, aber man giebt gleichzeitig andeutungsweise zu verstehen, daß Deutschland von seiner Machtstellung auch in Marokko einen illoyalen Gebrauch mache, indem e« nur auf die Verdrängung Frank reich« hinarbeite. Die Lebhaftigkeit ihrer Phantasie läßt die Franzosen selbst vor den abentclierlichsten Märchen nicht »urückschrcckrn, wenn sie nur ihren DeutsHenhaß bei Gelegen- beit ein wenig befriedigen können. So wird man denn Wohl binnen Kurzem von einem neuen Schachzuge der französischen Politik auch in Marokko hören. Deutsches Reich. Berlin. 17. Mai. Der Vorstand de« Verein« deutscher Eisen- und Stahlindustrieller hat einen Vorschlag aus Beschaffung der aus gesetzlichem Wege etwa nicht 2>! F«»i!lletsn. Lady Sibylle. Roman von T Schroed»». (Fortsetzung) Wenige Monate dieser beschaulichen Existenz hatten genügt, Irene zu der Einsicht zu bringen, daß sie gar nicht besser N'iin könne, al« die Hand annebmen, die der Landrath v. Nort hen», kaum von seiner Verwundung genesen, ihr zum zweiten Mal bot. Von dem Tage ihrer Verlobung, di» wegen de« Trauerfallt- in der Familie geheim gehalten wurde» bi- aus teu heutigen war nicht« geschehen, ibr diese Ueberzeugung zu »ch:nen, denn immer hatte al« einziger Gegensatz neoen de» icmlich engen Verhältnissen daheim da« bedaalichrre Leben, tas er ihr bot. gestanden. Daß sie da« große Lo« »og. wenn sie ihn beirathet«, hatte sie sich trotz redlichen Bemühen« noch nicht «iureden können, aber — es gelang ihr am Ente noch. Sie hoffte es, während sie jetzt durch die Sonaengluth aus der staubigen Landstraße hinschritt. Wenn irgend Jemand, so I.me er — Fritz Northeim — sich ihr« Liebe verdient. Einst- wrilen war sie ihm recht von Herze» dankbar, weil «r sie von Ni» häu«lichcn Elend erlösen wollte, «n» wail «r gut war gegen Han« „Ein samosrr Kerl! Thut mir zulieb, w«4 »r nur kann."— Ticse Güte sollte ihm vergolten werde«. „Warte e« nur ab. Tu wirst schon finden, daß Du Pein Glück nicht »arschrrzl bau, wenn Du erst seine Frau bist.* — Sie konnte sich dies heute noch nickt reckt denken — heut» rielleicht weniaer al« z«. Li« — hatte »4 ja vorhin wieder- grseken da« Glück, »a« p, mit jeder Fiber ihn« Herzen« c, '.I »t batte, da» sie im Grunde noch immer — fort mit dem Gedanken! Er batte da« Zeug zu einem Musterehemann — Fritz Norldeim. Seine Liebe war ein bischen blind. In ihren Schwächen sah er noch Reize und ihre Fehler eristirten nickt sür ihn. Sir durste sich gehen lassen, ganz ihr launische», wetterwendische«, gefallsüchtiges Sclbslsein in seiner Gesell schaft. Dem Anderen gegenüber hätte sie einen schwerere» Stand gehabt, ihm zu genügen, hätte sie immerfort ihr bessere« Selbst bervorkebren müssen »nd — sie wollte an den Anderen ja nicht denken! E« war eine gute, nüchterne AUtag«rhe, die vor ihr lag, ungrsähr, wie ein — Ententeich im Sonnenschein. Sie konnte getrost ihr Schiffchen besteigen, von Klippen und Strudeln war nicht« zu besorgen, e« ging immer glatt rundum in unwandelbarer Langeweile. Irene sah im Geiste da« wildbewegte Meer, wie e« den Schiffer in den Abgrund der Verzweiflung hinunterstößt, um ihn iin nächsten Moment sroblockend bimmelwärt« z» tragen, und sie dachte an ein Leben voll Wechsel, an einen Mann, der sie heute vielleicht mit rasender Eifersucht gefoltert hätte, um sie morgea iin Wonnerausck Alle« vergessen zu macken Sie seunte so schwer aus, daß st», vor sich selbst erschreckend, zusainmensuor. Mit einer heftigen Kopsbewegnng wollte sie die Versuchung von sich schütteln, eine WillenSanstrenaung »lachte sie, da« Bild de« Verlobten vor ihrer Seele beraus- zubeickwören. Aber wie er dann dastand, blondbärlig. bla»- Zugig und »lildfreuntlich, stand auch sesort, ibn um Kops nuk Schultern überragend, der Andere neben ihm, blickte verächtlich unter den düsteren Wimpern bcrvor und lächelte in einer Weis«, die gar nicht z» ertragen war. Iren» preßte di« Haud vor die Augen, allein wa« sic nicht sehen wollte, sah sie doch — nämlich jene Scene, die sich in einer Mondscheinnacht vor etwa« mehr wie einem Jahr abgespielt halte: Sie und Northeim traten au« einem Kahn, »a stand wie au« der Erd« gewachsen Waldstedt vor ihnen. Ohne «m Wort packt« er ihren Veglriler bei beiden Schultern, hob ibn so hoch, daß er frei in der Lust zappelte, schüttelte ihn. stieß ibn verächtlich gegen da« Buschwerk »nd ging seiner Wege Ihre ganze Liebe, ihr« stolze Bewunderung folgt-.n ihm, ft« fühlt« nicht« al« Spot» sür den ohnmächtigen kleinen Mann, der sich jetzt wuthknirschend aufraffte und ihm wie »in Wahnsinniger nachstürzke. Spott batte er gleichwohl nickt verbient, er konnte nickt dafür, daß er dem Anderen an Stärke unterlegen war. «nd bei« Dnell htrnach hatte er sich blichst rhrenwerih benommen, aber — wenn sie hundert Jahre lebte, nie vergaß sie den komischen Eindruck, den er gemacht, als er zwischen de« Ankeren Fäuste» in der Lust gezappelt hatte. „Ein famoser Kerl! Thut mir zulieb, wa« er nur kann", batte Han« gesagt, aber — in dem Moment damals war er ibr lächerlich erschienen, und so oft sie den Moment im (steifte durchlebte, erschien er ibr wieder lächerlich und Wald stedt bewuiiternswerth. Es nützte gar nicht«, daß sie sich gegen den Gedanke» sträubte, ttcbrigene konnte auch Niemand von ibr verlangen, daß sie sich seinetwegen mit ihren Gedanke» hcrnnischlug — »ei», Niemand, auch Fritz Northeim nickt. Vielleicht ging ihre Pflicht so weit, wenn sie einmal seine Frau war. Einstweilen war sie noch frei, zu denken, wa« sie wollte. Trotzig den Kopf emvorwcrfend, öffnete sie den ciiistürmendc» Gedanken Schloß und Riegel Immer wilder wogten sic durch ibr Gehirn, inime» Kober färbte sich ihre Wange, immer heftiger ward ihr Schritt. Te« Wege« schien sie gar nicht Acht zu haben, den» al« sich recht« die Straße nach Annabcrg abzweigke, eilte sic fliegenden Fuße« daran vorüber, »och eine Strecke geradeaus, bis kübler Eichenschatten sie ausgcnviumc» hatte Jetzt erst blickte sie n»i sich, aber e« war nicht, um zu erschrecke», daß sie sich plötzlich im Walte von ESkorf besand, e« war nur, um noch einmal trotzig hcranSsordernd de» Kops zu heben. Den Psab, der waldeinwärt« führte, ließ sic link« liegen. Ihr schwarzes Kleid eng an sich raffend, schrill sie, unbekümmert um Dornen und Gestrüppe, gerade da, wo sie die Ebausscc, die recht« da« Gehölz begleitete, keinen Moment au« dem Gesichte verlor. Der Ausdruck ihrer Züge balle etwa« Ge spannte«. Hin und wieder stand sie borchend still. Wa« sie erwartete'? Eine Gunst und Gnade vomZufall. Er sollte machen, daß in ter Ferne Hufschlag erklang, da»» wollte sie auf dir Straße hinau-trelen und in tc« vvrüber- sprengenden Reiter« Zügen lesen, ob denn die Erinnerung so ganr tott sei in ihm, daß auch nickt die leiseste Ahnung ihn trieb, den Blick einmal seitwärts zu wenden Der Zufall schien ihr nicht hold gesinnt. Mehr al« die Hälste de« Walke« lag bereit« hinter ibr und noch war überhaupt kein Laut hörbar geworden. Tie Vögel hatten den, Herbst keine Lieder mehr zu singe» und da« Dröhnen der Hämmer von Eödvrf, da« sonst weithin die Luft erfüllte, blieb heute stumm. Brombcerrankcn» die ibr den Weg versperrten, batten sie ei» di-chc» von der Straße abgesührt, so war sie in ein Labyrinth von Busch und Baum geratben, und nun auf einmal, wie sie sich umsab, kam ihr der Ort bekannt vor. Ja, ganz gewiß, hier war cs gewesen. Auf den knorrigen Wurzeln der Eiche dort hatte sic gesessen. Da War von einer raschen Hand tas Gebüsch vor ihr auseinander geschlagen Worten und der Besitzer von Neuland hatte vor ibr gestanden — nein, vor ihr gekniet batte er und um die Liede gebettelt, die längst sei» eigen gewesen. Sie war ausgesprungcn, hatte entfliehe» wolle» in der Verwirrung, war aber nicht weiter ackommcn als bi« in seine Arme. — Seit jenem Abend war raum mehr wie ein Jahr vergangen und jetzt ? Irene von Hatzleben war durchaus trinc sentimentale Natur. Wenn die Gegenwart ihr de» heiteren Lebensgenuß verdarb, so ärgerte sic sich und die Ihrigen ein Weilchen, lrösteie sich dann und Versal, sich einer besseren Behandlung von der Zukiinst. Sich wollüstig in den Gram der Vergangen heit zu versenke», siel ibr im Allgemeinen nicht ei». Hier aber a» diesem denkwürdige» Ort übcrkam c« sie plötzlich sehr weich »nd webinnlhig. Bevor sic sich « versah, saß s,e auf der historischen Eicheiiwurzel, halte die Hände vor da« Gesicht geschlagen und — vergoß Thräne». Ein Geräusch »lackte sie nach einer Weile ausblicken. Durch eine Lücke im Zweigwerk gewährte sie jenseits de« Gebüsche«, da« sic verbarg, eine» Mann Da« Uiierwarlcle Ausiauckc» eine« solchen in dieser todten- stillcn Einsamkeit batte an und sür fick schon etwa« Aufregende« für sie, die leine Heldin war: geradezu unheimlich aber wirkte die Erscheinung durch da« düstere Flackern der Augen in dem gelbledernen Gefickt, da« ei» schwarzer Bart umrahmte. Im ersten Moment glaubte Irene, er sei nicht allein, dann über zeugte sie sich, daß die abgerissenen Worte, die er durch die Zähne stieß, a» ihn selbst gerickietware» DieseSStlbslgespräch. in ta« sich Flüche mischten »nd zu dem d>n und wieder ein« drohende Faust geballt wurde, machte, daß e« ihr mit tvtt- lichem Erschrecken durch den Sin» fuhr: „Ter Mensch ist
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