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Ur. S0. Weißerih-Zeitung Vmiiltwortlichrr »edscteur: Lari Ikhne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zn beziehen durch alle Postanstalten. 17. November 1868. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg- Amts- und An.stlgt'-Statt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und /raueasteiu. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 14. Novbr. Da besondere geschäftliche Mittheilungen nicht vorlagen, so begann in der letzten Sitzung des Gew erbe der eins Herr Bürgermeister Heisterbergk sofort einen von ihm bereitwilligst zugesagten Vortrag über „Schwurge richte." EineStheils, um eine übertriebene Besorgniß vor der schwierigen Function eines Geschworenen, andern- theils um einer zu leichten Auffassung der durch die neue Einrichtung dem juristischen Laien auferlegten Be theiligung an der Rechtspflege zu begegnen, wolle er das Wesen und die wahrscheinliche Art der Ausübung der Geschworueupflichten hier zum Vortrage bringen. Sicheres lasse sich, da das diesfalls erwartete Gesetz noch nicht erschienen, freilich nicht über die eigentliche Geschwornenfunction sagen; namentlich darüber nicht, die Aburtheilung welcher Verbrechen der Geschwornen- bank zuzuweisen sein werde. Redner bespricht sodann die Wahl zum Geschwornen, welche er ganz anschaulich mit einer mehrfachen Durchsiebung vergleicht, bis endlich die 12, die Geschwornenbank bildenden Persönlichkeiten bestimmt seien. Als Hauptaufgabe der Geschwornen bezeichnet er nur die gewissenhafte Beantwortung der Fragen: Ist das fragliche Verbrechen verübt? Hat es der Angeschuldigte verübt? Ist er schuldig oder nicht schuldig? — während die Bestimmung des Strafmaßes dem Richter zu überlassen sei, obschon den Geschwornen Anträge wegen Berücksichtigung mildernder Umstände zustehcn. Der populär gehaltene Vortrag, nach dessen Schlüsse mehrfache Anfragen und Mittheilungen (z. B. über eine vom Hrn. Klempner Teicher besuchte Schwur gerichtssitzung in Eßlingen) erfolgten, erfreute sich all gemeiner Theilnahme. — Mit Mittheilungen aus dem Jahresberichte der Handels- und Gewerbekammer schloß die Sitzung. — 16. November Der zur Zeit hier anwesende Herr P. Schöpl hat in seinem „Zaubertheater" bereits zwei Vorstellungen gegeben, die sich des reichsten Beifalls zu erfreuen hatten. Jedes der einzelnen Stücke, die mit außerordentlicher Kunstfertigkeit bei einem sehr angenehmen Vortrage gegeben wurden, war hier neu und überraschte in hohem Grade. Das Programm ist täglich ein neues; auch die „Prämien," die gewonnen werden, sind ganz hübsch und erregen allgemeine Heiter keit. Mit vollem Rechte können wir die geehrten Leser dieses Blattes von hier und auswärts auf die Vor stellungen aufmerksam machen und zu ihrem Besuche auffordern: sie werden volle Befriedigung finden und einen heitern Abend verleben. * Altenberg, 15. Novbr. Dem Schmelzen des nicht unbedeutenden Schnee's har die eingetretene Kälte wieder Einhalt gethan. Gott sei Dank, daß unser Bergwerk wieder auf einige Wochen mit Wasser ver sehen ist. — Am 12. d. Nits, gegen Abend hat sich die Ehefrau des Gastwirths Böttcher in Bärenfels er hängt; sie wird am 16. in der Stille auf dem Fried- Hofe in Schellerhau beerdigt werden. Dresden. Alle Diejenigen, welche wegen eines nach allgemeinen Begriffen entehrenden Vergehens zur Untersuchung gezogen und in Gemäßheit der bis her bestandenen Strafproceßvorschriften nur beschränkt klagfrei erklärt oder in Mangel mehreren Verdachts freigesprochen worden sind, demzufolge aber die bürger lichen oder staatsbürgerlichen Ehrenrechte verloren haben, werden — nachdem die gedachte Form der Losspre chung durch die revidirte Strafproceßordnung vom 1. laufenden Monats für die Zukunft in Wegfall gekom men ist — durch kgl. Verordnung vom 28. Oct. in den Genuß der entzogenen Ehrenrechte wieder einge setzt. — Der „Dr. Kur." schreibt: „Es sind jetzt mehrere Capitalisten und Fachmänner bei der sächsi schen resp. preußischen Regierung um die Eoncession zu einer neuen Dampferlinie Hamburg-Dresden auf Actien eingekommen. Das Unternehmen unterscheidet sich von den andern derartigen dadurch, daß der Schlepp dampfer sich stromaufwärts an einer Kette, welche auf der ganzen Länge des Fahrwassers gelegt wird, auf windet und dadurch eine doppelte Kraft entwickelt. Nachdem die Kette durch die auf dem Schiff befindliche Winde gegangen, gleitet sie wieder in das Strombett. Man hofft als Frachtsatz pro Meile Pf. ansetzen zu können, und würde durch diesen so billigen Tarif der Eisenbahn selbstverständlich große Concurrenz ge macht werden. — Das am Freitag voriger Woche früh 6 Uhr stromaufwärts gegangene Dampfschiff „Kronprinz" stieß auf einen abwärts fahrenden, mit Steinen beladenen Kahn, der kein Licht als Erkennungszeichen hatte, so daß letzterer zum Sinken kam. Die Mannschaft rettete sich. — In der Untersuchung wegen des Dienst- männer-Tumultes sind von 110 Jnhaftirten 97 entlassen, 13 sind noch verhaftet, außerdem noch 10 Nichtverhaftete bezüchtigt. Zur Hauptverhandlung kommen 20 — 24 Personen. Leipzig. Am 12. Novbr. ereignete sich aus der Windmühlengasse ein beklagenswerthes Unglück. Beim Abtragen eines Hauses stürzte der obere Theil, in dem 9 Arbeiter beschäftigt, zusammen und begrub diese