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— 7-^ >". "" - -V ' ' ", . --------7^'7'/' V IrÄerger Inniger und ' . TageölA^t. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stä^athe zu Freiberg und Brand. AZ« -SErscheint jeden Wochentag früh 9 U. ,Hl0 I » . Inserate werden bi« N-chm. Z Uhr MvNtag, dkN V-»»» - für die nächste Nr. angenommen. "' Die Verhandlungen des Zollparlaments. Die ersten Begegnungen im Zollparlament zwischen den Nord- und Süddeutschen waren durchaus nicht brüderlichen Geistes voll, und was namentlich die Abgeordneten Braun aus Wiesbaden und Lasker aus Berlin als Führer der national-liberalen Partei in Angriffen gegen die Süddeutschen geleistet oder vielmehr vom Zaun gebrochen haben, sieht ganz darnach aus, als ob es im Plan dieser Partei liege, den Brüdern von jenseit des Main, weil sie nicht kopfüber zum allem seligmachenden Glauben der National-Liberalen sich bekennen, den Geschmack zum Anschluß an Norddeutschland zu verderben. „Auch ohne Bayern wird die deutsche Einheit zu Stande kommen" und dergleichen Reden fielen von den Lippen des Herrn Braun, und ihr prahlerischer Charakter vermag gerade nicht zu imponiren. Wozu diese Ausfälle aber nützen sollen, ist nicht recht einzusehen, es sei denn, daß diese Partei glaubt, die Berständigung werde nach dem Sprichwort „auf Regen folgt Sonnenschein" am besten erfolgen, wenn man sich mit ihnen erst recht tüchtig herum gezankt habe. Nun, es ist möglich, daß dieses Mittel, wie es ja auch wohl in gerade nicht glücklichen Ehen zur Anwendung zu kom men pflegt, seine Wirkung thut, aber läugnen darf man nicht, daß dem deutschen Bolke mit all' diesem parlamentarischen Gezänk und Diplomatenspiel die deutsche Einheit ein sehr prosaischer Begriff wird, der nicht Herz und Geist, nicht Seele und Gemüth, sondern höchsten- noch einen practischen Kaufmannssinn befriedigen kann. Wie schwungloS und ohne Begeisterung geht Alles in Berlin vor sich, als interessire sich das Volk für Vorfälle gar nicht, die doch offenbar für sein Wohlergehen sehr wichtig sind und dem äußeren Wesen nach einen großen Fortschritt gegen früher bezeichnen. Denn das wollen wir gar nicht verkennen, daß das Zollparlament auf dem Gebiete der materiellen Interessen ein großer Fortschritt gegen früher ist. Sonst war der Zollverein auf Grund von Verträgen der deutschen Staaten untereinander errichtet, die nach bestimmter Zeit der Kündigung erlagen und dem Ganzen sonach keinen festen organischen Bestand verliehen. Daraus erwuchs für Handel und Verkehr doch manche Unsicherheit, und was noch schlimmer war, es ging in dem alten Zollverein, wo jeder Staat sein Veto hatte, ziemlich zöpfig her, namentlich in Bezug aus Zollreformen. Jetzt ist das anders geworden. Für Norddeutschland bildet der Zoll verein eine bleibende, auf Gesetz und Verfassung beruhende Einrich tung. Mit den süddeutschen Staaten sind die Verträge auf besseren Grundlagen erneuert. Gegenwärtig bestimmt der Art. 7 des Zoll- und Handelsvertrages vom 8. Juli 1867, daß die Gesetzgebung über die der Gemeinschaft vorbehaltenen Angelegenheiten ausgeübt werde „durch den Bundesrath des Zollvereins als gemeinschaftliches Organ der Regierungen und durch das Zollparlament als gemein schaftliche Vertretung der Bevölkerungen. Die Uebereinstimmung der Mehrheitsbeschlüsse beider Versammlungen ist zu einem Vercins- gesetze erforderlich und ausreichend." Das ist also schon viel an ders, alS sonst ; aber daß diese materiellen Interessen die nationale Idee der deutschen Einheit erschöpfen, das kann unmöglich ein Glau benssatz des deutschen Volkes werden. Durch das Zollparlament wird vielleicht viel Gutes vorgearbeitet. Leider muß man jedoch heutzutage dem deutschen Parlamentarismus etwas, mißtrauisch be gegnen, da er fast nur als Mittel zur Steuervermehrung und zum Unterhalt kostspieliger Staatsbedürfnisse ausgenutzt wird. Sollte dies auch der Grundzug des Zollparlaments werden — und die Tabakssteuer mag dies erproben — dann würde eS uns freilich nicht viel Gutes bringen. Allein, noch wollen wir hoffen, daß so wohl BundeSrath wie Zollparlament das ewige Anziehen der Steuerschraube für gefährlich genug erachten, um derartige Experi- Prti« vierttljährl. 20 Ngr. Inserate 11. Älns werden die gespaltene Zeile oder deren N Raum mit 5 Pf. berechnet. VO» mente zu vermeiden, denn nicht mit Unrecht singt der Dichter von der Langmuth des Deutschen: Zwar, der Deutsche ist geduldig, Aber alle Tage Rüben, Nein, dann wär' der ärmste Teufel Länger nicht Dein Gast geblieben. Unsers Erachtens ist aber leider Gottes die AuSwanderungS- lust ohnehin groß genug, als daß sie noch durch Steuervermehrun gen erhöht werden müßte. Tagesgeschichte. Berlin, 7. Mai. Die so viel ventilirte Frage: ob Adresse oder nicht, ist endlich heute in der Sitzung des Zollparlaments entschieden worden. Mit 186 gegen 150 Stimmen (der pol nische Abg. von Kantak enthielt sich der Abstimmung) nahm das Zollparlament den Antrag auf einfache Tagesordnung an, der von 3 Seiten gestellt war. Damit waren sowohl alle Anträge auf motivirte Tagesordnung, als die Adresse selbst erledigt. Die Bedeutung dieser Sitzung zeigte sich nicht nur in Aeußerlichkeiten, wie, daß die Tribünen lange schon vor der Sitzung überfüllt und das Haus selbst sehr dicht besetzt war, und in dem Erscheinen zahl reicher Zollbundescommissare, sondern auch in der Spannung und der ganzen Haltung der Versammlung in der Sitzung selbst. Graf Bismarck wohnte der Sitzung von Anfang an bei, ohne jedoch in den Gang der Debatte einzugreisen. Außerdem waren noch Präsident v. Delbrück, v. PerglaS - Bayern, 6r. Weinlig und von Thümmel-Sachsen u. A. erschienen. Die Debatte bewegte sich zunächst um die Entscheidung der formellen Frage, ob außer den Generalrednern für und gegen die einfache Tagesordnung noch die beiden Referenten sprechen sollten. Letzteres wurde beschlossen. ES sprachen also im Ganzen 4 Redner, jedoch ohne wesentlich neue Gesichtspunkte zu bringen. Die Vertreter der Nationalliberalen ließen deutlich durchblicken, daß es ihnen mehr um eine politische Demonstration durch die Adresse zu thun sei; der Vertreter der Süddeutschen betonte. die Abneigung des Südens, in den Nord deutschen Bund einzutreten, und sprach sich gegen die Adresse, die darauf hinarbeite, aus.' Der Vertreter der norddeutschen Conserva- tiven erklärte, daß seine Partei nicht geneigt sei, sich zu den De monstrationen der Nationalliberalen, die ganz unzeitgemäß seien, herzugeben. Erfreuliche Uebereinstimmung herrschte aber bei allen Rednern darüber, einmal, daß der Süden nicht mit Gewalt zu dem Eintritt in den Norddeutschen Bund veranlaßt werden könne, weil dies nur Gefahren für das große Ganze herbeiführe, und zum andern, daß der Süden ernstlich gewillt ist, treu und ehrlich die Verträge, durch die er mit dem Norden verbunden, zu halten. Dieser Theil der v. Thüngen'schen Rede erfreute sich besonderen Beifalles, ebenso wie die Versicherung, daß der Süden ein lebhaftes deutsches Gefühl besitze. Nicht unerwähnt mag bleiben, daß für den Fall, daß per wsjora die einfache Tagesordnung abgelehnt und der Eintritt in die Adreßdebatte beschlossen worden wäre, ein Protest, unterzeichnet von 47 Süddeutschen und 4 Norddeutschen, bereits vorlag, welcher durch Freiherrn v. Aretin dem Präsidium über reicht worden wäre, worauf sich 51 Mitglieder aus dem Saale entfernt hätten. Ob die Rücksicht, diese im Interesse des Ganzen äußerst ärgerliche Demonstration abzuschneiden, nicht mehrere Mit glieder bestimmt hat, für einfache Tagesordnung zu stimmen, bleibe dahingestellt. — In das Haus sind neu eingetreten auch die sächsischen Abgeordneten v. Salza, Sachße und Schreck. Berlin, 8. Mai. Im Zollparlament stand in der heutigen Sitzung zunächst der Anttag des Abg. Stumm auf der Tages- ; ordnung, welcher lautet: „Das Zollparlament wylle beMeßev, den'