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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage Samt- «nb Festtagen. Annahme So» Inseraten für die nächster- -'-einende Nummer bis mittags 18 Uhr. V« »donnemeMSprei« beträgt viertsljähr. iich 1 «». 2» Pf. Einrslne Nrn. S Pf. Zufsrate pro Zeil« 10 Pf., Linges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, -2S«g«ßr 'S. und Oalöenbarzer Rmeiger. Filialen: in Altstadtwaldenburg de, Herr, Lausmann Otto Förster; in Kauiunge, bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchurs darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig b- Frau Kaufmann Max Härtig, Leipzigerstr. 163; in Rochsburgbei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Amtsblatt für den btadtrath zu Maldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Luuzerrau, Lichteastkin-Gallub^Lg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Lt. Egidim, Ghrentzain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Laugen- leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsmtz i. C., Neichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 54. Sonnabend, den V. März 1897. Witterungsbericht, ausgenommen am 5. März, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 753 mm. reducirt aus den Meeresspiegel. Thermometerstand -i- 7" 0. (Morgens 8 Uhr 4- 4,5°.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 65"/o. Thaupunkt -f- 1 Grad. Windrichtung: Südwest. Daher Witternngsausstchten für den 6. März: Trübe bis halbheiter, Niederschläge nicht ausgeschlossen. "Waldenburg, 5. März 1897. Die orientalische Frage hat keine weitere Klärung er fahren und wird über das Gebiet der Combinationen und Vermuthungen auch nicht hinauskommen, bis die der griechischen Regierung von den Mächten gewährte btägige Frist verstrichen ist und Griechenland seine Er klärung darüber abgegeben hat, ob es sich dem Willen der Mächte fügen will oder bei seinem Widerstande be harrt. Die griechische Politik ist darauf gerichtet, so wird der „Köln. Ztg." aus Athen gemeldet, daß all mählich überall die Ueberzeugung entstehen soll, nur grie chische Truppen seien im Stande, auf Kreta Ordnung zu schaffen, wobei sie durch Abneigung der Admirale gegen schwierige Operationen ihrer Landungscorps im Innern der Insel unterstützt werden. Der Ministerprä sident Delyannis erklärte, die Regierung werde ihre Pflicht erfüllen und vor keinem Opfer zurückschrecken. In ähnlich herausfordernder Weife spricht sich auch die gesammte Presse Griechenlands aus, alle empfehlen sie die Politik des Widerstands. Griechenland verlange, so heißt es in den Preßergüssen, von Europa nur Ge rechtigkeit und mache im Voraus darauf aufmerksam, daß im Falle einer neuen Ungerechtigkeit gegen den Helle nismus der Friede unmöglich sein würde. Die Auto nomie Kretas, so heißt es weiter, schaffe nur ein diplo matisches Flickwerk, welches der Gewalt der Dinge, der Erbitterung und den religiösen Leidenschaften auf Kreta keinen Widerstand leisten könne. Massenkundgebungen und der Krieg an der türkisch-griechischen Grenze werden gleichfalls angekündigt. Die griechische Geistlichkeit ist gleichfalls für den soge nannten Befreiungskrieg in die Schranken getreten. Der Metropolit von Athen telegraphirte an den Metropoliten von St. Petersburg: „Palladius, erflehe die Segens wünsche der russischen Kirche für unsre kretensischen Brü der, die für ihren Glauben und ihr Heil kämpfen! Ein ähnliches Telegramm erhielt der Bischof von Canterbury. In Wiener diplomatischen Kreisen hält man trotz die ser nicht gerade besonders friedlich ausschauenden Stim mung an der Hoffnung fest, Griechenland werde ange sichts der Vergeblichkeit ferneren Widerstandes dem ein- müthigen Willen der Mächte nachgeben und Kreta räu men. Dann werde eS auch möglich sein, daß die grie chische Regierung mit den Mächten in Unterhandlung tritt und gewisse Bedingungen stellt, deren Erfüllung späterer Zeit vorbehalten bleibe. Der griechische Minister- rath beräth über die militärischen Maßnahmen, welche durch die Lage an der Grenze in Thessalien, wohin noch weitere Verstärkungen gesandt werden, erfordert werden. Es wird befürchtet, daß von einem Augenblick zum andern ein Zusammenstoß stattfinden könne. Wie ver lautet, ist König Georg entschloßen, sich persönlich nach Thessalien zu begeben und den Oberbefehl über die dort zusammengezogenen griechischen Truppen zu übernehmen. Die weiteren Verhandlungen der Mächte über etwa zu unternehmende Zwangsmaßregeln gegen Griechenland werden voraussichtlich noch einige Tage dauern. Wegen der technischen Durchführbarkeit einer strengen Blokade gegen Griechenland wird zunächst das Gutachten der Admirale der vor Kreta liegenden Schiffe der Großmächte ringeholt. Fürst Bismarck soll es als charakteristisch bezeichnet haben, daß die Mächte den Faschings-Dienstag zur Ueber- gabe ihrer Note an die griechische Regierung gewählt haben. Der große Politiker im Sachsenwalde hat es wohl vorausgefehen, daß diese so mühsam zu Stande gebrachte Note über den Werth eines Stücks Papier zunächst nicht hinauskommen und eine Wirkung nicht er zielen würde. Soweit sich die Dinge überblicken lassen, scheint diese geringe Erwartung von der Wirkung des ersten einmüthigen Schrittes der Mächte gegen Griechen land allerdings nur gar zu begründet; es liegen keiner lei Anzeichen dafür vor, daß sich das kleine Griechen land dem Machtspruche Europas fügen werde. Es ist wohl gesagt worden, Griechenland blicke jetzt in das drohende Antlitz der Mächte und dürfe darin kein Augen blinzeln, kein Wimperzucken entdecken, das zu seinen Gunsten gedeutet werden könnte; Griechenland rechnet aber trotzdem noch auf eine Veränderung der Züge die ses Antlitzes und baut darauf, daß die Einigkeit der Mächte in demselben Augenblicke Schiffbruch erleiden werde, in dem es sich darum handelt, zur Ausführung von Gewaltmaßregeln zu schreiten. Und sollte selbst dann noch ein Wille das europäische Concert regieren, nun dann wird der Krieg von Kreta auf Thessalien verlegt, wo man der Controle durch die europäischen Kanonen entzogen ist. Und werden die griechischen Hau fen dort durch die türkischen Truppen zermalmt, und dringen die Muselmanen nach Athen vor, um dieses dem Erdboden gleichzumachen, dann — ja dann rechnet man heute noch im Palaste des Königs Georgios darauf, daß sie Mächte der Türkei ein energisches: Bis hierher und nicht weiter! zurufen werden. Außerdem hofft man auch darauf, daß die kleinen Raubstaaten Serbien, Bulgarien und Montenegro die günstige Gelegenheit, für sich kleine Gebietstheile des türkischen Reiches zu gewinnen, be nutzen und die osmanische Streitmacht zersplittern wer den. In dieser Richtung bewegen sich augenscheinlich die Erwägungen und Pläne der griechischen Regierung und des Königs Georg und es ist mit Nichten ausgeschloffen, daß die kommenden Ereignisse dieser Vorausschauung Recht geben. Im Einzelnen ist folgendes erwähnenswerth: König Georg telegraphirte seinem Vater, dem Könige von Däne mark, er werde die Occupation Kretas nie aufgeben. Er könne nicht anders handeln, ohne eine Revolution in Athen hervorzurufen. Der Correspondent eines dänischen Blattes hatte eine Audienz bei König Georg, über welcher er berichtet: Der König war sehr erregt, er äußerte sich offen über die Situation, verbat sich aber eine Publikation der Unter redung. Dagegen erklärte der Adjutant des Königs, Griechenlands Antwort aus die Note der Mächte werde folgendes enthalten: Griechenland ist bereit, binnen der Ablaufzeit der Räumungsfrist die griechische Flotte aus den Gewässern Kretas zurückzuziehen; Oberst Vassos Occupationscorps dagegen werde auf Kreta bleiben. Griechenlands Antwort wird also gleichbedeutend sein mit einer Blokade des Piräus und dem sofortigen Aus bruch des Krieges in Macedonien. Der Wechsel im Kriegsministerium zu Athen hat die Lage nicht verändert, denn auch der neue Kriegsminister Metacas hat die Fort setzung energischer Rüstungen angeordnet. Zwischen der griechischen Königsfamilie und der Zarinwittwe besteht noch immer ein sehr lebhafter Depeschenwechsel. Aus Belgrad verlautet, daß es infolge des Besuches des Königs Alexander in Sofia zu einem Schutz- und Trutz- bündniß zwischen Serbien und Bulgarien kommen werde. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser und sein Bruder, Prinz Heinrich, trafen Donnerstag Mittag in Wilhelmshaven ein und fuhren unter brausenden Hochrufen einer zahlreichen Menschen menge in offenem Wagen durch die Roonstraße, in der Marinemannschaften Spalier bildeten, nach dem Ex:rzir- schuppen, wo die Vereidigung der Marinerekruten vor sich ging. Die Stadt war reich geflaggt: die im Hafen liegenden Schiffe trugen Paradeflaggen. Bei der Ver eidigung hielt der Kaiser eine Ansprache, in welcher er auf den Untergang des „Iltis" zurückkam. Die Nach richt von dem heldenmüthigen Tode habe seinem Herzen wohlgethan. Er erachte diese That gleichwerthig mit einer siegreichen Schlacht. Dos heldenmüthige Verhalten oer Besatzung des Schiffes, welches die Bewunderung aller Welt hervorgerufen habe, gereiche der ganzen Ma rine zur hervorragenden Ehre. Er ermahnte zur Nach eiferung in und außer dem Dienst. Nach der Feier be gaben sich der Kaiser und Prinz Heinrich zur Werft, wo der Neubau des Panzers „Ersatz Friedrich der Große" und die Panzerplatten-Werkstatt besichtigt wurden. Als dann fuhr der Kaiser nach der Kaserne, wo ein Früh stück stattfand. Dem Kaiserpaar ist durch den Oberhofmeister v. Mir bach die von Prof. Oncken verfaßte Festschrift „Unser Heldenkaiser" in kostbaren Prachteinbänden überreicht worden. Die für die deutschen Fürsten bestimmten Exem plare, die gleichfalls reich ausgestattet sind, werden in den nächsten Tagen zur Versendung kommen. Zur Untersuchung gegen Or. Karl Peters wird aus Berlin berichtet: Es ist nicht richtig, daß im Aus wärtigen Amt ein Brief des Or. Peters an Bischof Tucker liegt, weil ein solcher Brief eben gar nicht exi- stirt. Wohl aber liegt im Auswärtigen Amt ein Brief von Peters an einen anderen englischen Missionar, der etwa den Sinn hat, den jener haben sollte, und der auf Umwegen dem Auswärtigen Amt zugcgangen ist. Die Zeichnungen des Kaisers über die Flotten stärke in einzelnen Ländern werden in der nächsten Nummer der Leipziger Jllustr. Ztg. veröffentlicht werden. Die den Zeichnungen beigegebenen Erläuterungen zeigen mehrfache und wesentliche Berichtigungen, aus denen sich nach der Kreuzztg. ein noch ungünstigeres Verhältniß der deutschen Flotte im Vergleich mit der Kriegsmarine von Frankreich, Rußland, Japan und Amerika ergiebt. Die Beamtenbesoldungsvorlage ist nun endgiltig von der dazu eingesetzten verstärkten Budgetcommission des preußischen Abgeordnetenhauses in zweiter Lesung in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen worden; man zweifelt daher auch nicht an dem Zustandekommen des Entwurfs im Plenum des Abgeordnetenhauses. Die preußischen Staatsbeamten würden demnach alsbald in den Genuß eines höheren Besoldungsbezuges treten. Anders steht es mit den Reichsbeamten, da die Aus sichten der analogen Vorlage im deutschen Reichstage nach wie vor als recht zweifelhafte bezeichnet werden müßen. Der Bundesrath beschloß in seiner Donnerstag-Sitzung die Vorlage betr. Convertirung der 4procentigen Reichsanleihen dem Kaiser zur Vollziehung vorzulegen. In der Berathung der Militärstrafprozeßordnung soll, wie die „Franks. Ztg." trotz des Dementis der „Nordd. Allg. Ztg." aufs Neue versichert, ooch eine Pause eingetreten sein; äußerlich gehe dies schon daraus hervor, daß die Militärbevollmächtigten Bayerns und Württembergs auf 14 Tage nach Hause gereist seien. Daß die einheitliche Regelung des Militärstrafverfahrens ganz erhebliche Schwierigkeiten zu überwinden haben wü-de, sagte man sich von vornherein; es kann also wetz! ,.wg-