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Wcherih-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 74. Jahrgang Dienstag, den 2. Juni 1908 Nr. 62 Das Königliche Amtsgericht. K. 3/08. Nr. 2. Formulare und andere Drucksachen für Gemeinde- und andere Behörden liefert In zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Carl Jehne, Dippoldiswalde. fort hinzugezogenen Arzt ist als Todesursache Herzschlag festgestellt worden. — In der Sitzung des Kreisausschusses am Frei tag unter Leitung des Kreishauptmanns Or. Rumpelt lag zunächst ein Gesuch der Stadtgemeinde Rabenau um Be rücksichtigung der Gemeinde bei Neuerrichtung eines Lehrer seminars vor, über das der Kreishauptmann referierte. Er erwähnte, daß man mit einem solchen Gesuch zum erstenmal an den Kreisausschutz herantrete. Im Gesuch werde betont, datz die Stadt Rabenau sich seit 1898 um ein Seniinar bemüht. In den Seminaren Dresdens herrsche grotzer Andrang, sodaß viele keine Berücksichtigung fänden. Alle Vorbedingungen für gute Unterbringung eines Seminars in Rabenau seien gegeben. Rabenau selbst wolle einen Platz am Markt von 12000 bis 15000 qm unentgeltlich überlassen, auch die Wasser- und elektrischen Leitungen legen, nur Geld für den Bau könne es nicht bewilligen, da die Stadt arm sei. Der Kreisausschuß be schloß das Gesuch insofern zu befürworten, als er empfahl, daß der Regierungsbezirk Dresden noch möglichst ein Seminar außerhalb Dresdens erhalte, daß man aber weder Rabenau noch einen der übrigen in Betracht kommenden Orte ganz besonders zu empfehlen vermöge. Kipsdorf. Donnerstag, d. 4. Juni, vorm. >/2lOUHr, treffen hier, wills Gott, die von der Firma Bierling in Dresden gegossenen Kirchenglocken ein. Die Weihe derselben wird, wie vorgeschrieben, zum Kirchweihfeste mit stattfinden, am oben genannten Tage aber sollen sie festlich empfangen werden. Glashütte. Die hiesige Freiwillige Feuerwehr wird am 28. Juni d. I. ihr 50 jähriges Bestehen feiern und hat dieser Tage ihre Einladungen an eine große Zahl Bruderwehren sowie Ehrengäste zu dem seltenen Jubiläum ergehen lassen. Barenstein. Herr Bentz, der seit vier Jahren hier amtierende zweite Lehrer, ist zum Lehrer in Mülbitz bei Großenhain gewählt worden und wird uns daher zum großen Bedauern besonders der Mitglieder des Gesang vereins, welchen er seit längerer Zeit leitet, in nächster Zeit verlassen. — Der Landwirtschaftliche Verein hielt unter dem Vor sitz des Herrn Kantor Schlosser am Sonntag eine Ver sammlung ab, in welcher dieser einen Bericht über die Rinderschau in Reick erstattete und einen äußerst lehrreichen Vortrag über Ackerunkräuter und deren Vertilgung hielt. Börnersdorf. Am Himmelfahrtsabende fand im hie sigen oberen Gasthofe abermals ein kirchlicher Familien abend statt, der leider durch allerlei ungünstige Verhält nisse nur schwach besucht war. Nach begrüßenden Worten durch den Ortsgeistlichen hielt Herr Kirchschullehrer Leucht- Breitenau einen von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Vortrag über Ludwig Harms, dessen 100. Ge burtstag bekanntlich am 5. Mai war. Mit beredten Worten schilderte der Redner das Werden und das Werk dieses Missionskindes der Lüneburger Heide und schloß mit einem warmen Apell, auch unsres heimischen Missions werkes in Leipzig allezeit in Treue zu gedenken. Die Worte fanden den lebhaftesten Beifall der Anwesenden, was auch daraus ersichtlich ist, daß im weiteren Verlaufe des Abends, der noch manche anregende Aussprache brachte, )em Ortsgeistlichen ein namhafter Betrag übergeben wurde, )er dazu beitragen soll, die Not der Tamulenchristen in Indien lindern zu helfen. Breitenau. Aus Anlaß von Königs Geburtstag wurde dem hiesigen Gulsauszügler Schiffel, einem alten Veteran und langjährigen Kirchenoorstandsmitgliede, das Ehrenkreuz verliehen und von Herrn Amtshauptmann persönlich überreicht. Dresden. In der Wahlrechtsdeputation der sächsischen Zweiten Kammer erklärte am Sonnabend die In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des am 29. Januar 1908 zu Lungk witz verstorbenen Rentenempfängers Gustav Adolf Männchen soll die auf den 19. Juni 1908, vormittags -/4 11 Uhr, vor das unterzeichnete König!. Amtsgerlcht einberusene erste Gläubigerversammlung auf Antrag des Verwalters auch über Einstellung des Berfahrens mangels genügender Masse gehört werden. Dippoldiswalde, den 29. Mai 1908. licher Zug mit Musik und gegen 12 Fahnen nach der Stadtkirche zur Gedächtnisfeier für die verstorbenen Kameraden. Nach dem Eingangslied« durchbraust« das Gotteshaus Kremsers. „Niederländisches Dankgebet", mit Orchesterbegleitung gesungen von der Süngerschar des hie sigen Militärvereins unter Leitung des Herrn Postassistent Lehmann. In seiner Festpredigt gedachte Herr Pastor Sieber der 52 im verflossenen Jahr im Bezirk verstorbenen Kameraden, wie sie dem König Treue bewahrt und immer auf ihrem Posten gestanden haben. Er betonte aber auch eindringlich, wie ein jeder in Freud und Leid auf seinem Posten ausharren müsse in Treue zu seinem himmlischen König. Nach dem Gottesdienste zogen die Vereine nach dem Schützenhause, wo die Hauptversammlung unter Leitung des Bezirksvsrstehcrs, Herrn Or. Bräutigam- Possendorf, stattfand. Nach einem harmonischen Gruß des Sängeichors bewillkommnete der Bezuksoorsteher die An wesenden, insbesondere die Ehrengäste, die Herren Ober leutnant Weigel-Dresden, Amtshauptmann vr. Mehnert, Major Wilhelm, Präsidialmitglied Schneider-Dresden, Bürgermeister vr. Weißbach, Bürgermeister a. D. Voigt, Pastor Sieber, die Offiziere der Reserve und der Land wehr, und ließ seine Ansprache ausklingen in ein Hoch auf S. M. den König. Begeistert wurde darauf die Königshymne von allen Anwesenden gesungen. Präsidial mitglied Herr Schneider entbot der Versammlung den Gruß des Vundespräsidiums, Herr Vereinsvorsteher Unger hieß die Versammelten namens des Ortsvereins will kommen, und Herr Vereinsvorsteher Peter-Lauenstein brachte ein Hoch aus auf den Bezirksoorsteher Herrn vr. Bräutigam. Nachdem noch der Sängerchor das Lied „Mit Gott für König und Vaterland" vorgetragen hatte, schritt man zur Erledigung der Tagesordnung, die zunächst die Erstattung des Jahresberichts durch Herrn stellv. Be zirksvorsteher Lindig-Glashütte vorgesehen hatte. Daran schlossen sich weitere geschäftliche Angelegenheiten. Zu all gemeiner Freude ernannte die Vorsteherschast des Bezirks in gerechter Anerkennung dankenswertester Unterstützung der Militärvereinssache die Herren Amtshauptmann vr. Mehnert und Major Wilhelm zu Vezirksehrenmitgliedern. Die beiden Herren nahmen diese Ehrenmitgliedschaft mit herzlichen Dankesworten an. Nachdem noch die Ver pflichtung der neuen Vorsteher von Ortsvereinen vorge nommen worden war, wurden die Kameraden Günther, Böhme und Vindhase-Geising für 25jährige Mitgliedschaft im Gesamtvorstand durch Auszeichnung geehrt. Mit hoher Freude wurde ein Begrühungstelegramm des Herrn Superintendent Hempel aus Dresden ausgenommen und erwidert. Eine Tellersammlung ergab über 60 Mark für den Zweck des „Roten Kreuzes". Nach Erledigung des geschäftlichen Teils erhielt Herr Oberleutnant Weigel das Wort zu seinem Vortrag „Meine Kriegserlebnisse in Süd- westasrika". Unterstützt durch selbst ausgenommen'! Licht bilder erzählte der Vortragende 2 Stunden lang in fesselnder Weise von den entsetzlichen, aufreibenden Schwierigkeiten des Feldzuges und von dem Heldenmute, der Enthaltsamkeit und Ausdauer der Schutztruppen. Mit Wehmut habe er von drüben Abschied genommen, da er das Land trotz der ausgestandenen Strapazen lieb ge wonnen habe. Brausende Hochrufe belohnten den Er zähler. Mit dem allgemeinen Gesang „Deutschland, Deutschland über alles" wurde die Versammlung gegen 8 Uhr geschlossen. Im nächsten Jahre findet die Haupt versammlung in Schmiedeberg statt. — Am vergangenen Sonnabend vormittags ist die Schuhmachermstrs. - Witwe und Hausbesitzerin Frau Jo hanna Auguste Steinigen tot ausgefundcn worden. Nach barn, die Frau St. längere Zeit nicht bemerkt hatten, mußten annehmen, daß der alleinstehenden Frau etwas passiert sei, was sich auch bestätigte, denn als die Wohnstube betreten wurde, saß Frau St. tot auf dem Sofa. Durch den so Anläßlich der Ausführung von Malerarbeiten und der Reinigung der Diensträume können vom 3. 4is 6. Juni 2. nur dringliche Geschäfte erledigt werden. LHniellolw Lorlrk88tousrslnllskmo und LSnIeUvdo »aurvrvaltaral vlppol<U8«Llcko, am l. Juni 1908. Hit MsMd WUtn. sm» Mrsa8» M kni s« Umim IM zu kW!" ! Wenn es möglich wäre, Deutschlands Bedarf an Baumwolle in einigen Jahren durch seine Kolonien selbst zu decken, so wären die deutschen Kolonien von größtem Werte geworden, denn riesig groß ist Deutschlands Bedarf an Baumwolle für seine Ausfuhr-Industrie und für den eigenen Bedarf. Im Jahre 1907 hat Deutschland vom Auslande für seine Tertil-Jndustrie für 575 Millionen M. Baumwolle gekauft und für 488 Millionen Mark Baum wollenwaren an das Ausland wieder verkauft. Die deutsche Baumwollindustrie bleibt danach an Ausdehnung nur noch derjenigen Großbritanniens und der Vereinigten Staaten hintennach. Welche Bedeutung das Baumwoll gewerbe für die deutsche Volkswirtschaft und die Arbeiter schaft hat, ist wohl ohne weiteres einleuchtend. Das in Deutschland in 232000 Webstühlen und 9,3 Millionen Spindeln angelegte Kapital wird aus 700 Millionen be rechnet. Die Zahl der Betriebe wird für 1906 auf 14697 mit etwa 875 000 darin beschäftigten (versicherten) Personen angegeben, der jährliche Lohnbetrag auf 655 Millionen Mark. Nebst den verwandten Gewerbszweigen dürfte die Baumwollverbreitung etwa eine Million Ar beiter und Arbeiterinnen in Nahrung setzen. Bezüglich der Beschafsung roher Baumwolle ist aber Deutschland ganz vom Auslande, zumal von Nordamerika abhängig, und das Schlimmste dabei ist, daß Nordamerika auch die Baumwollpreise diktiert. Noch 1899 betrug der Preis eines Pfundes amerikanischer Baumwolle 28 Psg. Seit September 1907 ist er von den amerikanischen Baum wollsyndikaten auf 60 Pfg. erhöht worden, obwohl ein Durchschnittspreis von 10 Cents gleich rund 40 Pfg. für das Pfund nach sachverständigem Urteil als durchaus be friedigend anzusehen wäre. Eine Verteuerung von 20 Pf. auf das Pfund bedeutet aber für die deutsche TeM- industrie bei einem Jahresbedarf von 1,6 Mill. Ballen eine Mehrausgabe von 160 Millionen Mark oder rund 160 Mark auf den Kopf der beschäftigten Arbeiter. Durch diese Umstände wird das Bestreben begreiflich, uns, be züglich der Baumwolle, wenn möglich, unabhängig vom Auslande zu machen. Den ersten Anstoß hierzu gab das Kolonialwirtschaftliche Konnte in Berlin, dos mit seiner im Jahre 1900 nach Togo entsandten Vaumwollerpedi- tion den Grundstein für alle weiteren Bestrebungen legte und dem Baumwollbau in Südafrika die Wege ebnete. Der Baumwollbau hat in Togo seit dieser Zeit als Volks kultur erfreuliche Fortschritte gemacht; die Güte der hier gezogenen Baumwolle überragte im Durchschnitt die Marke amerikanischer Middling, die Ernte betrug im Jahre 1905/06 857 Ballen zu 250 Kilogramm und 1906/07 zirkcr 1200 Ballen. Auch in Deutsch-Ostafrika, weiter in Kamerun und Südwestafrika hat man den Anbau ge fördert. Trotzdem stehen wir erst in den Anfängen des Baumwollbaues in unseren Kolonien. Wenn wir aber in denselben erst mehr Eisenbahnen haben und den Plan- tagenbau für Baumwollkultur verzehnfachen können, so würden wir nach sachverständigen Schätzungen nach Ein führung geeigneter Methoden bis zu 2-/2 Mill. Ballen Baumwolle in unseren Kolonien erzeugen können. Das wäre mehr rohe Baumwolle als Deutschland braucht! Inserate wecken mit II Pfg., solche au- uns«« Amtshauptmarmschaft mit 12 Psg. die Spalrzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 3S bez. 30 Psg. - Tabellarische und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 30 Pfg. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Hauptversammlung des Bezirks Dippoldiswalde des K. S. Militärvereins.Bundes. Am vergangenen Sonntag herrschte in unsrer Stadt reges Leben. Mehr als 600 Mitglieder aus fast allen 40 Militäroereinen des Bezirks waren, teils mit ihren Frauen und Bekannten, gegen Mittag eingetroffen, und nahmen eine Anzahl derselben an dem gemeinsamen Mittagessen in der Reichskrone teil. Um 2 Uhr bewegte sich ein statt Di« ,we1tz«ritz.Z<w»g' «scheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wwd anden vorhergehen. venAbcnden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonattich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg- — Alle Postan- !,talten, Postboten, sowie ,nse«Austräger nehmen Bestellungen an. Bekanntmachung. Unteroffiziere und Mannschaften des Veurlaubtenstandes, welche zum Dienst in dem „Ostasialifchen Detachement" bereit sind, können sich bis 1. Juni beim Meldeamt Dip- poldiswalde melden. Bedingungen liegen daselbst aus. AmLsötatt für die Königliche Amishauptmannlchafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. »ür die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle «nd an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Jehnr m Dippoldiswalde.