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M. 313 DrcizeWtt Jahrs) Somtaz,des 8. November 1868. Erscheint: «glich früh 7 Uhr Inserat« «rrd«u augraommmr HteLdkNdSS.Eome-- tag« bl, Mittag« 1» Uhr: Marirnstraßt L». «azttg. M dtrs. Blatt« /W Wed«u «tu« «rfolgrrtch« ^ Lrrbrrüaug. Nuflag«: «b»,««« SrrmPlar,- Fbomiemmt' vlrrttllährllch «»«,. bei oueutgeldlichti >.'t» ferrmg tn'I Hau» Durch dt« SkSntgl V» diktteljährl. M/rNzr Glu,«lue Rumm«n 1 SW Tageblatt str Unlerhaltaug Md Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor -rodisch. Snseratenprets« Zür den Raum tt»« aelpalttlltu Zell,-, l Vtqr. Uutrr „Stutz» '°adt" dt» Z»tt, r «er «b bar H»rau»4«d«r: Liepsch är Neichardt. — v,rautwo«llch«r Mrttdll Nrtch>edt° Dresden, den 8. November. — Die von de« Besitzer der StandkSherrschaft Reibers dorf, Oberschenk Curt Heinrich Ernst Grafen von Einfiedel auf und zu Mittel, aus Gesundheitsrücksichten erbetene Ent hebung von seiner Function als königlich sächsischer Oberschenk unter Belastung des Titel» und Range« desselben ist genehmigt und dem Pfarrer Carl Friedrich Böhmen in Roßwein das Ritterkreuz de» Verdienstordens verliehen worden. — Unter den verschiedenen Prätendenten auf die spanische Königskrone nennt man bekanntlich und wohl auch mit gutem Rechte den Enkel deS bekannten spanischen Prinzen Don Carlos, der den gleichen Namen mit dem Titel eines Grafen von Madrid führt. Derselbe ist ungefähr 23 Jahre alt und hat bi» jetzt in Oesterreich gastliche Aufnahme gesund«, da er dem Zweige der bourbonischen Familie angehörte, welcher seine recht mäßigen Ansprüche auf den spanischen Thrvn nie aufgegeben hat. Prinz Don Carlos ist vermählt mit der älteren Schwester der Großherrogin Alice von ToLcana, welche im vergangenen Winter mit ihrem Gcmahl dem Schwiegersöhne unserer königl. sächsischen Majestäten in Dresden auf Besuch anwesend war. Die Gräfin von Madrid hält sich mit ihrem Gemahl gegen wärtig in Paris auf und versammelt in ihrem Salon die da selbst weilenden Spitzen der spanischen Emigration, unter denen als die hervorragendste Persönlichkeit der greise General Cabrera genannt wird, welcher aus den Carlisten-Kriegen einen berühm ten und deshalb viel angefelndeten Namen davon getragen hat. — Nachdem endlich eine Verständigung der Aktionäre der AlbertSbahn mit dem Staate erzielt ist, hofft man, daß Freiberg der Knotenpunkt eine» Eisenbahnnetzes werde. Es ist nämlich viel Aussicht vorhanden, daß die Leipzig-DreSdner- Eisenbahngesellschaft die Linie Freiberg-Nossen bauen werde. Diese Gesellschaft läßt bereits die ganze Linie von dem Inge nieur Fredemng genau vermessen. Durch diese Linie würde die StaatSbahn des Erzgebirges in direct« Verbindung mit der Bahn der Leipziger Gesellschaft gebracht. So ziehen sich die Maschen deS Eisenbahnnetzes immer dichter über unser Land, aber nicht um dessen Productivität zu hindern, sondern zu fördern. Denn, wie bei der letzten großen Eisenbahndebatte in der zweiten Kammer ein Abgeordneter sagte: Die Scholle Landes, über welche die eiserne Schiene gelegt wird, ist frucht barer als die, über welche der Pflug geht. — In Priestäbiich bei Markranstädt hat vor einigen Tagen ein Schadenfeuer stattgehabt, durch welche» eine Scheune verzehrt wurde. Das Feuer ist, wie sich herauSstellte, durch Kinder, die mit Etrelchzündhölzchen gespielt haben, veranlaßt worden. — Neben dem Jünger der Magie, Herrn Prof. Herr mann, kündigt gegenwärtig ein zweiter Künstler, Herr Louis Figör, eine Reihe von Vorstellungen in der „orientalischen Zauberei" an. Herr Figör ist in Dresden bereits vortheilhaft bekannt, sein Programm verspricht der Schaulust reichen und neuen Unterhaltungsstoff. Die Vorstellungen werden heute im Gewandhaus« eröffnet. — Ein bekannter Schwindler, der wegen Betrugs wie derholt mit Arbeitshaus und Zuchthaus bestrafte Bergarbeiter Fischer aus Bränusdorf, der sich neuerdings unter dem Titel eine» „BerginspectorS" in Sachsen und in den benachbarten thüring'schen Ländern bi» herunter nach Frankfurt a. M. her- umget'ieben, und al« solcher in dunkelgrünen Nniformrocke, mit schwarzem, goldgestickten Kragen, rothen PaSpoil und ver goldeten Knöpfen mit zwei Bergwerkshämmer ausgetreten ist, sitzt jetzt wieder in Mitlweida hinter Schloß und Riegel. Er hat nämlich in Freiberg gedruckte JnterimSschcine einer gar nicht kxistirenden Gewerkschaft „Vereinigt Feld bei Tcplitz" vertrieb«, dabei aber sich sofort 5 Thlr. Zubuße pro Kux zahlen lassen. Di« Scheine sind unterzeichnet „die In spektion der nordböhmischen Stlberbergbaugesellschsft L Fischer" und ein darunter befindlicher Stempelabdruck, führt die „gleiche Inschrift." Im Interesse der Beiheiligten, die durch Ankauf der obenaedachtcn JnterrimSscheine von Fischer betrogen wor den sind, dürfte es liegen, hierüber dem Königl Bezirksgericht Mittwetda Mitteilung zugehen zu lassen, wozu Letzteres mit telst besonderer Bekanntmachung in diesen Tagen öffentlich ausgefordert hatte. — > — Wetterprophezeihung. Die jährliche Regenmenge ist in südlichen Gegenden größer, als in nördlichen. Es hat aber namentlich auch die Lage eines OrteS Einfluß auf die selbe; höher gelegene, waldige Gegenden haben da« Jahr hin durch mehr Regen, als tiefer gelegene, ebene, waldarme Ge benden Ferner ist die Nähe der Meere den öfteren und stärkeren Regenfällen günstig. In Deutschland lit die Regen- menge in den westlichen, waldreichen Gegenden beiläufig doppelt so groß, als in den östlichen, tiefer liegenden Gegenden. In erster« steigt an manchen Orten die jährliche Regenhöhe bi» auf 40 Zoll, während für ganz Deutschland die jährliche mittlere Regenhvhe nur 27 Zoll beträgt; da» heißt wenn der Regen nicht in die Erde eindränge und das Wasser nicht wie der verdunstete, so würde am Schluffe einer Jahre« das Regen- waffer in jenem Falle 40 Zoll, in diesem aber nur 2? Zoll hoch über der al« Ebene gedachten Oberfläche Deutschlands stehen. — In dieser Woche werden die ersten Tage meistens trüben Himmel haben und es werden an denselben zeitweilige Niederschläge stattfinden. Gegen Mitte der Woche wird sich die Temperatur erniedrigen und der Himmel wird sich vor übergehend klären; aber schon in den letzten Tagen wird das Wetter sich wieder unfreundlich gestalten, so daß im Allgemei nen das Wetter der Woche als veränderliches zu bezeich nen ist. ksrometriae. — Repertoir de« Königl. Hoftheater». Sonntag: Fra Diavolo. — Montag: Man sucht einen Erzieher (n. e.) Wer ißt mit? (n. e.). Marcus und Appel: Herr Schulz, als Gast. — Dienstag: zum ersten Male: Turandot. Tragi komisches Mährchen in 5 Acten nach Gozzi von Friedrich von Schiller. Di« Ouvertüre und die zur Handlung gehörige Musik von Carl Maria von Weber. — Mittwoch: Margarethe. — Donnerstag: Don Carlos. (Anfang 8 Uhr.) Don Carlo«: Herr Friedrich Mitterwurzer, als Gast. — Freitag: Der Templer und die Jüdin. Jvanhoe: Herr Tichatschock. — Sonnabend: Fra Diavolo. — Leipzig. Am 31. October des vorigen Jahre» be trug auf unserer Landesuniversität die Zahl der Etudirenden 1238. Vom 1. November 1867 bis zum 31. October d. I. sind 587 abgegangen, andererseits aber in demselben Zeiträume 700 Etudirende neu inscribirt worden, so daß sich die Ge- sammtzahl der gegenwärtig immatrieulirten Studenten auf 1357 erhebt, und zwar befinden sich unter diesen 822 In länder und 535 nicht unserem engeren sächsischen Vaterlands Angehörige. Es scheint sonach die Zahl der Studenten auf unserer Universität, was ein Beweis für deren besondere Tüch tigkeit und Berühmtheit sein dürfte, im stetigen Wachsen be griff« zu sei«. ? , , — Von den in Radeberg und Freiberg garnisonirenden Abtheilungen deS Feidartillerie-RegimentS sind jetzt die Trom peter nach Dresden commandirt und ist somit das ganze Trom« peterchor vereinigt, welche» heute unter Direktion des «egen Krankheit und Urlaub längere Zeit inaetiv gewesenen Herrn Stabstrompeter Böhme im Münchner Hof concertirt. — Pirna, 6. November. Mit Ihrer Notiz über die projectirte Dux-Pirnaer Eisenbahn wird vielen ein Hoffnungs strahl entstanden sein, welche beurtheilen können, wie maßlos hoch der Kohlentarif der k. k. Staatseisenbahn und der k k. privilegirten Teplitz-Außiger Eisenbahn gestellt ist. Nur ein Beispiel wird dies vergegenwärtigen. 200 Centner Braunkohle im Einkaufspreis 4 bis 10 Thaler repräsentirend, kosten von Dux bis Dresden 17 Thlr. 26 Ngr. (knapp 16 Meilen) und dieselbe Tour von Dresden nach Leipzig 10 Thlr. 24 Ngr. Die Teplitz-Außiger, die österreichische und sächsische Staats- bahn lucriren also hier bei gleicher Entkernung netto 7 Thlr. 2 Ngr. mehr. Woher kommt das? Die böhmische Kohle ist den Fabriken, wie den Haushalten unentbehrlich, und die be treffenden Bahnen wissen sogar, daß sie weit beffere Geschäfte mach« würden, sobald sie ihre Tarife zeitgemäß herabsetzten. Mein die Verwaltungen der österreichischen Bahnen huldigen noch dem Grundsätze: Wer uns braucht, muß uns bezahlen, und wir verdienen jetzt mit aller Bequemlichkeit genug. Wäre mehr Verkehr, müßten wir mehr Betriebsmittel schaffen, und unsere Beamten könnten am Ende weniger rund werden, daß man sie künftig bei geringerer Wohlbeleibtheit von einander besser unterscheiden kann. — Darum Concurrenz und wieder Loncurrenz, damit diese Finsterlinge in der VolkSwirthschaft endlich ihr Monopol verlieren) — Aus dem obern Erzgebirge. Wenn bei uns im Winter der Schnee Thal und Berg geebnet, wenn sich das gesammte Leb« huschelig an den warm« Kachelofen zurückge zogen hat, dann ist die Ankunft der Personenposten für solche Ortschaften, welche das Glück Hab«, an einer Poststraße zu liegen, immer ein freudiges Ereigniß und wir haben oft die braven Burschen von Postillon« bewundert, die in stürmen dem Schnee und Eis ihren Postschlitten sicher von Station zu Station geleitet«. Sie können sich also denk«, wie nahe es un« berührte, in der Sächsisch« Zeitung aus der Kreuzzeitung entlehnt, folgendes zu finten: „Es soll in der Absicht der Postverwaltung de« norddeutsch« Bundes lieg«, die Beför derung von Person« mit dm Post« aufhör« zu lass« und dies« Industriezweig dem Betriebe des PrivatfuhrgewerbeS anheimzugebm. Das bei dem immer mehr sich ausbreitend« Eisenbahnnetze noch zu unterhaltende unverhältnißmäßig große und kostspielige Wagen Jnventarium und die für die Besörde- rung der Personenpostm zu gewährend« hohen Vergütung«, sowie die bei den jetzig« Futterpreisen auf die Unterhaltung von Pferd« stetig zahlbaren Fourageadjuta, soll« zu dieser Entschließung Veranlassung gegeben haben." Wer da weiß, welch« Werth für solche Städte, die nicht an einer Eisenbahn liegen, eine Postverbindung hat, der wird unfern Schreck über die unS angedrohte Maßregel theilen. Trotzdem daß Sachs« die meist« Meilen Eisenbahn auf dem Kontinente hat und man bei un« dem Grundsatz huldigt, daß die Eisenbahnen di« Stelle der Chausseen vertreten soll«, so ist es doch natürlich, daß nicht alle Ortschaft« durch Dampf verbunden sein kön nen. Warum also den ohnehin gegen Eisenbahnstation« un günstig gestellten Ortschaft« eine Quelle ihres Wohlstände» verstopf«? Wie theuer glaubt wohl der Herr BundeSpostdt» rector, wird in Zukunft eine Person per Meile auf Privat geschirr zu befördern kosten? Das 3—4fache in der Regel; mitunter, wenn grade keine Fahrgelegenheit ist, wird man für einzelne Fuhr« das lOsach« deS bisherigen Satze« ged« müssen. ES ist kaum zu glauben, wie, seitdem die Post Bun dessache geworden ist, man die alten, bewährt« Einrichtung« Stück für Stück zerreißt! Theure Haferpreise kam« früh« auch vor, welcher Schrei würde aber drwch das Land gegan gen sein, wenn deshalb das Finanzministerium die Personen post hätte aufheb« wollen? Sogut Sachs«, Thum und Taxis und die anderen postherrlichm Autorität« bei der Per sonenbeförderung immer noch ihre guten Einnahmen halt«, so gut muß es der große Bund, der doch noch über ganz an dere Mittel verfügt auch könnm. Stellt man aber den Grund satz auf, daß sobald die Post nicht mehr ss viele Million« abwirft wie früher, volkswirthschaftlich nützliche Einrichtung« casfirt werden müssen, wohin komm« wir dann? Dann kann man eS rechtfertig«, daß die Bestellung der Briefe auf dem platt« Lande auch aufhört, weil diese nicht so viel etnbringt als die Briefbestellung in dm Städten. Möge lieber Preuß« die Portobefreiungen der sogenannten patriotischen und königS- treum und frommen Vereine aufheben, welche nicht wenig« als 220 der gesammt« Correspondenz auSmachea, wie Herr von Philippsborn im Reichstag selbst zugab, dann werden sich die Einnahmen der Post von selbst steigern. Und was soll au« dem Heere der Postillion^ Stallknechte u. s. w. wer den? Möchten doch unsere sächsisch« ReichStagßabgeordaet« Alles aufbietm, um solch« drohend« Schmälerung« ganz« Bevölkerungen Einhalt zu thun! — Oeffeatliche Gerichtssitzung am 7. November. Auf der Anklagebank erscheint Johanne Christiane verehelichte Mönch, 37 Jahre alt, deS Diebstahls und der Unterschlagung angekiagt Angeklagte, seit 11 Jahr« verheirathet, hat sich vor 11 Jahren mit ihrem Ehemanne nach Dresden gewendet, um hier durch Aufwartung«, Waschen und Scheuern sich dm Lebensunterhalt zu erwerben. Die Vergangenheit der Mönch ist nicht ganz fleckenlos, indem constatirt wird, daß sie zwei Mal geringfügige Gesängnißstrafm wegen EigmthumSverbrechm in Zittau verbüßt hat. Die Mönch hatte im Juli d I auch die Aufwartung bei Herrn Agent Moritz in der Seestraße; dort wohnte zu jener Zeit der Herr Regierungsreferendar von Ealmuth aus Königsberg. Zum Schaden dieses Herrn hat nun die Mönch verschiedene Diebstähle auLgeführt. Sie ent wendete zuerst einen Winterüberzieher und versetzte denselben für 5 Thlr., dann stahl sie einen schwarzen Tuchrock und ver kaufte ihn um 4 Thlr. 15 Ngr.; ferner eignete sie sich noch an 1 Paar Beinkleider, baumwollene Unterhosen und 3 Stück Taschentücher, sowie ein Portemonnaie von Juchten. Diese Eigenthumsverbrech« gesteht die Angeklagte zu, während sie die Entwendung von anderen Gegenständen, die Herr von Salmulh vermißt hat, in Abrede stellt. Die gestohlenen Ge genstände repräsemirm einen Werth von 39 Thlr. Gegm Herrn von Salmuth hat die Mönch sich noch einer Unter schlagung schuldig gemacht, indem sie 2 Thlr., welche ihr zur Bezahlung einer Rechnung beim Kunflwascher Lehmann über geben worden waren, nicht zu diesem Zwecke verwendete, son dern für sich verbrauchte. Sodann wird die Verübung eines Diebstahls zum Schaden des GastwirthS Kellner der Mönch beigemessen. Die Mönch übernachtete in dessen Gasthaus« am 3. Juli und nahm am Morgen ein Betttuch mit, welches aus 18 Ngr. geschätzt worden ist. Endlich ist die Mönch noch der Unterschlagung mehrerer Effecten beschuldizt. Die Köchin Eichler hatte ihr Kind bei der Mönch untergebracht und zahlte ihr da für ein monatliches Ziehgeld; sie hatte derselben für da» Kind 4 Stück Bett« und einen Kinderkorb übergeb«. Diese Ge genstände, mit Ausnahme eines Bettes, welche« die Eichler sich aus der Wohnung der Mönch geholt hatte, sowie andere zu« Waschen und AuSbeffern übergebene Sachen verkaufte und ver setzte die Mönch ohne Vorwiff« der Sichler. Im Schlußvor- trage trug Herr Staatsanwalt Held auf Bestrafung der An geklagten an, insoweit die Zugeständnisse derselben mit dm Angaben der Verletzten stimmt«, und bezog sich bei der Frage der Strafabmeffung bereit» auf da» vor Kurzem publicirte revidirte Strafgesetzbuch. Der Gerichtshof unter Vorfitz de» Her« Gerichtkrath Gross erkannte auf IJahr 1 Woche >»4 beilshau». >! U