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Dresdner Journal : 26.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187907262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790726
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-07
- Tag 1879-07-26
-
Monat
1879-07
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 26.07.1879
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^S171 Sonnabend, den Ai. Juli. 1^7». u» r»L»«L S«v»,«d«L : dLkrlick: . . 18 L1»rk. It jKkrlick: 4 Hark bOkk. 8>or»Ioe Xummsrv: 10 ?k ^on«rd»Id äs8 deatsokso tteioNe8 tritt kost- und gtewpotruscNIa^ Kiuru. losoruteuprei»«! kür d«n kaum «iu«r ^sspattvu«-o ketitrsile 20 kt. vutor „Liuss«wät" dis 2«1s KO kk. VrtSlMrZlMmü. kr«tk«iueur l'kKliok mit Xusnakrus dar 8oun- UN6 keisrta^k ^ksuos kür den kol^sodsu 1'a^. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. lnüpratsnsnnakme »ns^Srts, F> Lrancktetter, Lommis-ionLr des Oresdoer Oourii.U^- Ssmknrx - Lsrlin Visu l-sipsix L»««I - Nrtslsu rrsnirkui t ». H : Laasenstein L kvA/er, Lsrliu Viso-S-imdurx kru^-l-sipsi^ krsulikurl ». >1 Hüuelisu: Lttd H/»sse, Lsrliu: Loenic^, Zni'atidendan^, Lremsu: L Kctdotte Lrssluu: L. ÄanAen's Nüreau; Odsmuit,: F r. kolAt: krsullturt ». H.: L ^aeAer>8oke u. ^/errninnn- scke ljucdknudlno^; vöriit»: tr. ^Fa//er,' Hsnuovsr: (? i8c/»üss/rr,' ksri» Ssrliu-rrsukturr u tl SluNxurr. Laube L <>d./ Sswdur^: L dc/e«dAen, Fd. Ä«»er. Ileransxeker: Xliniel. Expedition des Dresdner douruats, Dresden, Xvinxerstrssse Xo 20. Ämtücher Theil. Se. Majestät der König hat den an Stelle deS Herrn John H. Steuart zum Consul der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Leipzig ernannten Herrn James E. Montgomery daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Nichtamtlicher Theil. U e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Stutt gart. Prag. Paris. Brüssel. Haag. London. St. Petersburg. Konstantinopel.) Zur Orientfragr. Ernennungen, Versetzungen rc. im offen«. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provivzialnachrichten. (Leipzig. Glauchau. Stoll berg.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. GingesandteS. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Kirchennachrichten. Telegraphische WitterungSberichtr. Börsennachrichten. «Telegraphische Nachrichten. Versailles, Donnerstag, 24. Juli, Abends. (W. T B) Die Deputirtenkammer erledigte heute die Budgets für Posten und Telegraphen, für Landwirthschaft und für Justiz, wobei mehrere der von der Regierung geforderten Kredite theilS wie- derhergestellt, theilS erhöht wurden. Bei Berath- ung des Justizetats kündigte der Staatssekretär im Ministerium der Justiz, Goblet, an, daß die Vorlage, betreffend die Reform der Justizorgani- sation, der Kammer noch vor dem Ende der Ses- sion zugehrn werde. Brüssel, Donnerstag, 24. Juli, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats ge langte ein Schreiben des Fürsten v. Ligne zur Verlesung, worin derselbe erklärt, daß er auf der Niederlrgung seines Postens alS Präsident und als Mitglied des Senats beharren müsse. Rom, Donnerstag, 24. Juli, Abends. (W. T. B.) Der Senat hat heute den von der Kam mer beschlossenen Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung der Mahlsteurr für die niederen Ge treidesorten, genehmigt. Bezüglich des von der Kammer beschlossenen ZusatzacsetzentwurfS, betref fend die vollständige Abschaffung der Mahlsteuer bis zum Jahre 1884, erklärte der Berichterstatter der SenatScommission, daß der Bericht darüber nack der Wiedereinberufung deS Parlaments vor ¬ gelegt werden solle. Der Ministerpräsident Cairoli Katte den Senat ersucht, von einer Hinausschiebung der Frage abzusehen, damit ein gleichmäßiges Vor gehen des Senats und der Kammer ermöglicht werde. Vom Finanzminister Grimaldi wurde auf eine Anfrage erklärt, daß die Zuckcrsteuer zu der selben Zeit eingeführt werden solle, wo die Mahl- steuer auf die niederen Getreidesorten aufgehoben werde. Madrid, Donnerstag, 24. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Die Kammern beabsichtigen sich nächsten Sonnabend zu vertagen. Die nach der Verfassung erforderliche Genehmigung der Kammern zu einer Reise des Königs in das Ausland ist bis jetzt nicht nachgesucht worden. Die hiesigen Journale ziehen daraus den Schluß, daß der König im Laufe dieses Sommers Spanien nicht verlassen werde. Athen, Donnerstag, 24. Juli, Abends. (Tel d. Dresdn. Journ.) Die Opposition hat es nicht vermocht, ein neues Cabinet zu bilden. DaS Ministerium KomunduroS verbleibt daher, und die Ministerkrisis ist beendet. (Bgl. die Rubrik „Zur Orientfrage".) Washington, Donnerstag, 24. Juli. (W. T. B.) Der Schatzsecretär Sherman hat gestern in Portland (Maine) eine Rede gehalten und sich dabei für eine unbeschränkte Silberauöprägung unter der Voraussetzung ausgesprochen, daß sich eine internationale Festsetzung über den Preis des Silbergeldes erreichen ließe. Von der Regierung seien Silberdollars für einen Betrag von 35 Millionen Dollars ausgeprägt worden; dieselbe beabsichtige indeß, davon nur 6 Millionen in Um lauf zu setzen. Schließlich wies Sherman auf die von der demokratischen Partei drohenden Ge fahren hin, die darauf auögehe, die Autorität des Bundes zu schwächen und den Provinzialismus über den Nationalismus zu stellen. Lagtsgeschichte. Dresden, 25. Juli. Se. Majestät der König gedachte vorgestern (Mittwoch) Nachmittag Ragaz zu verlassen, um Sich über Klosters und Davos nach Tarasp zu begeben. Am 21. unternahm Se. Majestät noch einen Ausflug nach Lmdau und verweilte an diesem Tage in der Familie Sr. kaiserl. Hoheit des GroßherzogS von Toscana. An demselben Tage pas- sirte Se. Majestät der Kaiser Wilhelm Lindau und wurde auf dem dortigen Bahnhöfe auch von Sr. Ma jestät dem König begrüßt. — Am 22. kamen der Großherzog von Toscana und die Erzherzogin Antoi nette, kaiserl. Hoheiten, nach Ragaz, um den Besuch Sr. Majestät zu erwidern. Die allerhöchsten Herr schaften unternahmen am Nachmittag einen Ausflug nach Bad Pfäffers, besichtigten die dortigen Einrich tungen und besuchten die großartige Felsenwölbung, unter welcher die warmen Quellen von Pfäffers Her vorbrechen. — Die Witterung war auch in der letzten Woche des Aufenthalts Sr. Majestät äußerst wechselnd. In der Nacht vom 22. zum 23. d. war wieder starkes Regenwetter eingetreten. Dresden, 25. Juli. Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg, Prin zessin Mathilde und Prinz Friedrich August sind gestern Mittag zum zweitägigen Besuche Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta in Coblenz eingetroffen und im kaiserlichen Schlosse abgestiegen. Dresden, 25. Juli. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 27. Stück vom Jahre 1879 heute hier einge troffen. Dasselbe enthält: Nr. l320) Gesetz vom 15. Juli d. I., den Zolltarif des deutschen Zollgebiets und den Ertrag der Zölle und der Tabaksteuer betreffend; Nr. 132l) Gesetz vom 16. Juli d. I., die Besteuerung deS Tabaks betreffend. * Berlin, 24. Juli. Die Dispositionen zu dem Herbstmanöver bei Königsberg sind, laut amt licher Meldung, wie folgt getroffen: Donnerstag, 4. September, Eintreffen Sr. Majestät des Kaisers in Königsberg, Freitag, 5. September, Parade. Sonn abend, 6. September, Corpsmanöver gegen einen mar- kirten Feind, nordwestlich von Königsberg. Sonntag, 7. September, Ruhe. Montag, 8. September, und Dienstag, 9. September, Feldmanöver der beiden Di visionen gegen einander, im Samland. — Der „Reichr anz " meldet, daß Se. Majestät der Kaiser im Namen des Reichs den königl. sächsischen Oberappellationsrath Scheele zu Dresden vom 1. October d. I. ab zum Reichsgerichtsrath ernannt hat. — Die Conferenzen über die Fortführung der Verwaltungsreformen, welche bisher positive Resultate nicht ergeben zu haben scheinen, sollen, der „Wes.-Ztg." zufolge, im Laufe dieser Woche fortgesetzt werden. Eine umfassende Re vision der bisher erlassenen Gesetze scheint nicht beab sichtigt zu sein. — Laut neuerer Weisung der obersten Reichspostbehörde vom 14. d. Mts. müssen bedruckte Papierbogen und kleinere Papierstücke, welche als Muster oder Probe zu dienen bestimmt sind, z. B. Muster von Buntdruckpapieren und farbig gestreiften Paketpapieren, als Probe des Papiers dienende Drucke in Anzeigeform, Bogen mit Typenabdrücken von Schrift gießereien, Proben bedruckter Cartons, Proben von Etiquetten zu Weinflascheki, von Siegelmarken, Brief bogen und Briefumschlägen, mit oder ohne Trauerrand, den Bestimmungen und Taxen für Waarenproben unter liegen. Es macht dabei keinen Unterschied, ob die er wähnten Proben von Papier u. s. w. sür sich allein oder zusammen mit Circularen und Preislisten, oder als Beilagen zu Zeitschriften, namentlich zu den unter der Aufschrift bestimmter Empfänger zur Versendung kommenden Fachzeitschriften sür Buch druck, Lithographie, Buchbinderei, Papierfabrikation u. s. w. versandt werden. — Wie die „K. Z." hört, wird in Betreff der Schulaufsicht gegenwärtig ein verändertes Verjähren insofern eintreten, als in überwiegend katholischen Landestheilen die katholischen Volksschullehrer unter katholische und die evangelischen unter evangelische Jnspectoren gestellt werden. Minister Falk hatte eine solche Beaufsichtigung prmciplell nicht gelten, aber darauf achten lassen, daß die Confession des Schulaufsehers, wenn irgend möglich, mit der von ihm beaufsichtigten Schule überelnstimme. — Vom kaiserl. Telegraphenamt wird die Legung unterirdi scher Telegraphenleitungen von hier nach Bres lau, Dresden und Stettin beabsichtigt, und sind die Posträthe Friebel aus Kiel, Steinhardt aus Dresden und Heyse aus Darmstadt mit Ermittelung der für die Kabel auszuwählenden Wege beauftragt. München, 24. Juli. (A. Z.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten referirte Abg. Hauck über den Etat des Verwaltungsgerichts hofes. Der Etat wird ohne Debatte mit 123 gegen 10 Stimmen genehmigt. Abg. v. Schlör referirt über den Gesetzentwurf, betreffend die Umwandlung der 4Hprocentigen Eisenbahnanlehen in 4procentige, und empfiehlt namens des Finanzausschusses die unver änderte Annahme desselben. Während der Debatte sprach nur Aloys Frhr. v. Hafenbrädl gegen den Ge setzentwurf. Eine die Finanzverwaltung verdächtigende Aeußerung des Redners veranlaßte eine Rüge des Präsidenten, sowie eine Zurückweisung seiten des Fi- nanzministcrs und mehrfache Entgegnungen des Re ferenten. Alle anderen Redner sprachen für den Ge setzentwurf, dessen Annahme schließlich mit l38 gegen die 1 Stimme des Abg. Frhrn. v. Hafenbrädl ange nommen wurde. Hierauf folgt die Fortsetzung der Eisenbahndebatte. Als erster Redner sprach Stenglein für die Ausdehnung deS Bahnnetzes und für die Ver pflichtung des Staates zum Bau von Secundärbahnen. Redner bemängelte mehrfach das Verfahren der Ver waltung. Generaldirector Hocheder trat den Ausfüh rungen des Vorredners entgegen. Abg. Freytag sprach gegen jeden, einen Bahnbau betreffenden Antrag, da die größere Ausdehnung des Bahnnetzes eine Ver größerung des Deficits herbeisühren müsse. Staats- minister v. Pfretzschner beleuchtete die Nothwendigkeit des Baues weiterer Bahnen. Die Debatte wird mor gen fortgesetzt. Stuttgart, 23. Juli. (A. Z ) Gestern berieth die Kammer der Abgeordneten über die Erbauung einer Kunstschule. Das Geld hierzu war schon vor 4 Jahren im Betrag von 850000 M. verwilligt, aber man wurde über den Bauplatz nicht einig. Ein früher von der Regierung aufgestellter P'an wurde von ihr selbst, nachdem er bereits von der Kammer genehmigt gewesen war, zurückgezogen, und dem nunmehr neu vor gelegten Plan opponirte eine Minderheit in der Finanz commission aufs Entschiedenste. Namentlich führte der Abg. Baumgärtner aus, daß der neue Plan, welcher die Schule (weil es die Beschaffenheit des zerstückelten Baugrundes verlangt) in zwei Gebäude vertheilt, etwa eines für die Bildhauerei, das andere für die Malerei, anstatt einen einheitlichen und auch äußerlich die Kunst würdig repräsentirenden Bau herzustellen, ein fehler hafter sei, daß man wohl bessere Bauplätze in der Stadt finden könne u. s. w. Auf die Entgegnung der Minister v. Geßler und v. Renner, daß sämmtliche Lehrer der Kunstschule sich für den neuen Plan aus gesprochen haben, erwiderte Baumgärtner, daß dieselben sich auch für den früheren Plan erklärt haben, der nach der Hand von der Regierung selbst als unausführ bar verlassen worden sei. Der Abb- Retter meinte, man solle die württembergische Kunstschule nach Mün chen verlegen. Mit Wärme nahmen sich dagegen Prälat Merz, Becher und Mayer des Kunstsinns des schwäbi schen Stammes an. Das Resultat war ein einiger maßen überraschendes: das Regierungsproject wurde mit 40 gegen 36, der Antrag Baumgärtner (die Re gierung möge den Kammern einen anderen Plan auf einem anderen geeigneteren Bauplatz vorlegen) mit 39 gegen 38 Stimmen abgelehnt Man steht jetzt vor einem Vacuum. Die 850000 M. sind bewilligt, aber die Kammer will, wie es aus dieser Abstimmung scheinen möchte, weder von dem Plan der Regierung, noch von irgend einem anderen Plan etwas wissen. Prag, 24. Juli. Das lange Zaudern der ton angebenden Führer der tschechischen Nationalpartei, sich für den vorbehaltlosen Eintritt in den Reichsrath zu erklären, kommt jenen Elementen sehr gelegen, welche sich schon vor längerer Zeit gegen Rieger s Dictatur im tschechischen Club aufgelehnt haben und trotz des Mißerfolges bei den letzten Reichsrathswahlen noch immer an der Hoffnung festhatten, den großen Einfluß des genannten Parteiführers auf die ländliche Bevöl kerung, wenn nicht ganz brechen, so doch wesentlich eindämmen zu können. Die leitende Seele dieser Fraction, welche den Namen „tschechische Reform- partei" führt, ist der bekannte Publiclst Skrejschovsky, dem der Vicelandmarschall Or. v. Klaudy als Beirath zur Seite steht. Als Organ dieser Partei wird vom 1. August an hier ein neues Tageblatt unter dem Titel „Slovanske lysti" (Slawische Blätter) erscheinen. In dem bereits publicirten Programm des neuen Journals wird auf die rückhaltlose Beschickung des Reichsraths, auf die Verständigung mit den Deutschen in Böhmen und auf die Solidarität aller slawischen Stämme in Oesterreich das Hauptgewicht gelegt. Auf Succurs aus den Reihen der Alttschechen scheint die neue Reformpartei nicht zu rechnen; wohl aber glaubt sie in den Kreisen jener Jungtschechen, welche das Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Die Leipziger KunstgewerbeauSstellung. Wenn uns diese Ausstellung zunächst und zumeist Anlaß zu allgemeinen Erwägungen über Lebensfragen der Industrie und deS Kunstgewerbes darbietrt, so liegt ein Verweilen bei diesen Fragen ganz in der Natur der Sache. Während eS ein minderes Interesse er weckt und eine geringere Tragkraft hat, sich abstrakt in der Theorie zu bewegen, verstärkt sich die Theilnahme für die Erwägung ethischer, ästhetischer und technischer Principien, sobald durch eine äußerliche sachliche Ver anlassung die Hingabe an solche Betrachtungen ange regt, erwärmt und gleichsam sür das Kriterium still schweigend ein Untergrund praktischer Beispiele darge boten ist. Was bis jetzt an dieser Stelle in einer Reihe kleiner Artikel erwogen wurde, schließt sich jenem großen, die Zeit bewegenden Erfahrung»- und Jdeen- material an, welches gerade am passendsten und frucht bringendsten „bei Gelegenheit einer KunstgewerbeauS- stellung" besprochen werden kann und meiner Ueber- zeugung nach überall unermüdlich besprochen werden follte. Außerdem ist die Aussprache allgemeiner Erkenntnisse unendlich viel wichtiger, als eine breite Besprechung der auSgeftellten Objecte, zu welcher ohnehin die Veran lassung eine noch localere sein müßte. Jene allge meinen Erkenntnisse in der Reformanaelegenheit de» deutschen, überhaupt de« modernen Kunstgewerbe» sind nur „allgemein" ihrer centralen, mittelpunktlichen Wesenheit nach. Keineswegs verdienen sie deshalb „allgemein" zu heißen, weil sie etwa eine allgemeine Verbreitung hatten. Emer solchen erfreuen sie sich gerade im Gegentheil nirgends und ganz und gar nicht in Deutschland. Um ihnen eine allgemeine Verbreitung zu geben und das Verständniß für sie zu eröffnen, deshalb eben müssen sie öffentlich diScutirt werden, und zwar in den günstigsten Augenblicken. Sie em pfehlen sich ferner dadurch, daß man eS bei ihnen mit der Sache und nicht mit persönlichen Leistungen zu thun hat, also viel objectiver und bestimmter urtheilen kann. Dagegen ist eine Specialbesprechung der ausge stellten Objecte ein viel peinlichere», für das große Ganze minder nützliche» Unternehmen, dessen mögliche Eonsequenzen mit Vorsicht zu beachten sind. Am vor- theilhaftesten für die Sache würde es sein, die verfehl ten wie die guten Arbeiten gleichmäßig und ohne alle Rücksicht mit Lob und Tadel hervorzuheben, zur Aus munterung und Warnung. Doch dieses objektive Ver fahren stößt bei manchem sonst braven Anfänger oder Producenten, der unter ungünstigen Verhältnissen ar beitet, auf eine entschuldbare Empfindlichkeit. Mit dem blosen Hervorheben de» Außerordentlichen ist nur ein einseitiges Licht gewonnen. Außerdem ereignet sich bei kleinen Ausstellungen nicht selten die fatale Störung, daß in manchem Genre gar nichts Außer ordentliches vorhanden ist und von den zwanzig mittel mäßigen Leistungen die eine gerade so viel Verdienste hat al» die andere. Wer davon 10 Aussteller nennt, thut den 10 übriaen weh. Jeder, der über Ausstellungen schreibt, muß mit diesen Faktoren zu rechnen suchen, obgleich sie kein Facit ohne Bruchtheil geben. Im Allgemeinen ha: überall die Presse, wenn man sie m ihrer Gesammt- heit betrachtet und die AuSstellungSbroschüren, raison- nirenden Privatsührer und illustrirten Ausstellungs- zeitungen hinzurechnet, gewöhnlich den Weg eingescbla- gen, welcher ost im Theater betreten wird, wenn „Alle" herausgerufen werden. Humaner Gesälligkeitssinn, vielfach leicht zu befriedigende Ansprüche und die später chronisch gewordene erste Freude an dem Zustande kommen deutscher Ausstellungen, welche jetzt in jeder kleinen Stadt cxecutirt werden und unschätzbare Capi- talien von Zeit, Arbeitskraft und Geld verschlingen, haben in der Beurtheilung eine durchschnittliche Milde herausbeschworen, wie sie un Gebiete der Kunst, z. B. der Malerei oder Musik auch wohl gefunden wird und dort ganz besonders dem Dilettantismus günstig ist. Der Dilettantismus aber beschäftigt sich nicht etwa mit Kunstgkwinn, sondern mit Zeitverlust. Will man nun wirklichen Gewinn haben, so wird man man auch im Gebiete der Industrie und des Kunstgewerbes gut thun, sich mehr und mehr in der Beurtheilung dem Rigorismus zuzuwenden und sich und Andern etwas Tüchtiges abzuverlangen. O. B. * Unter der Ueberschrist „In eigener Sache" bringt die Aug-burger „Alla. Ztg." eine Auseinandersetzung. Wir reproduciren dieselbe ausnahmsweise deshalb, weil sie zugleich ein allgemeine» Princip berührt und in bescheidenen Worten sür die intelligente Vertretung der Presse, d. h. der öffentlichen Zeitstnnme jene Achtung fordert, welch« Vergeßlichkeit, naive Unbildung oder Taktlosigkeit ab und zu aller Orten vernachlässigen. Wir hoffen aber zugleich, daß sich dieser warnende Fall zum Besten des Comitss der „internationalen Ausstellung" noch auf eine überraschende, nicht vor herzusehende Weise aufklärt. „Vielleicht, so schreibt die „Allg. Ztg ", „verwöhnt durch die uns bei ähnlichen Anlässen zu Theil gewordene Aufmerksamkeit selbst ent legener Kreise, konnten wir nicht umhin, es befremdlich zu finden, daß der verehrliche Comitv der Münchner internationalen Kunstausstellung es vergessen hatte, der Redaction der „Allg. Ztg." — also eines Blattes, welches sich die Förderung der Kunstinteressen Münchens von jeher aufs Lebhafteste angelegen sein ließ und deshalb auch einigen Anspruch auf rücksichts volles Entgegenkommen selten der Münchner Künstler schaft erheben zu dürfen glaubt — eine Einladung zu der Eröffnungsfeier, oder doch mindestens zum freien Besuche der Ausstellung vermittelst Ausfertigung einer Saisonkarte, zugehen zu lassen. Wir erlaubten uns deshalb, m einer Zuschrift an eine» der Vorstandsmit glieder, um gütigen Ausschluß bezüglich dieses Uebrr- sehens zu ersuchen, worauf unS die Mlttheilung zu Theil wurde, daß der Com'te beschlossen habe, de« „von ihm so hochgeschätzten Vertretern der Presse" in der Weise freien Eintritt zu bewilligen, daß jede» Blatt auf drei Karten Anspruch habe — eine für den Chef redakteur mzd zwei sür eiwaige Correspondenten — daß aber besondere Einladungen an die Blätter nicht ergangen und die Karten in München an kompetenter Stelle abzuholen seien. In emer alle Formen der Wohlanständigkeit wahrenden zweiten Zuschrift an das erwähnte Vorstandsmitglied glaubten wir indeß be tonen zu müssen, daß wir in dieser Art de» Vorgehen» seiten de» verehrlichen Lom'te» eine sonder-
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