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Voiglliindischcr Aiytigtr. Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8ielimzigster Jahrgang. Verantwortliche Reduktion, Druck und Verlag von Morty Wieprecht ln Plauen. Diese« Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag«, Donnerstag« und Sonnabends. Jährlicher AdonnementSprei». auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Mittags l2 Uor eingehen, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene (Lorpus-Zeile berechnet. Sonnabend. 4Ä» 0. April 1839. Plauen, den 7. April 1859. Krieg — Frieden — Frieden — Krieg? Wir würden unsere Leser täuschen, wenn wir nicht gewisfinbaft berichten wollten, daß die Friedens- Hoffnungen immer schwacher und schwacher werden. Bon dein Evngreß, der Ende dieses Monats zusammcnlreten und den rechten Arm der Jung frau Europa, das mit Beulen und Schwären behaftete und angesteckte Italien innerlich und äußerlich, ärztlich und wundärzllich heilen soll, er wartet man nicht viel; ja cs machen sich Zweifel geltend, ob er über haupt zu Stande lommen werde. Oesterreich stellt als Vorbedingung auf, daß der Störenfried Sardinien vor allen Dingen entwaffne; dieß will dieser nicht, und bat nun auch Frankreich zugeben müssen, daß nur allein die fünf Großmächte auf dem künftigen Congressc Siy und Stimme baben sollen, Sardinien also nicht mit rathen darf, so genügt doch dieß Oesterreich eben so wenig, als ein Vorschlag, nach welchem beide Theile — Oesterreich und Sardinien — jeder seine Truppen zehn Stunden von der Grenze zurückziehen soll. Man befürchtet, der Vorschlag eines Con- grcsscS sei nur deshalb von Louis Napoleon bereitwillig ausgenommen worden, damit dleßrr Zeit gewinne, seine großartigen Rüstungen zu voll enden, die nach allem, was verlautet, immer umfänglicher weiden. So sollen allein 100 neue Infanterie-Bataillone gebildet werden. Manche meinen auch, daß LouiS Napoleon einiger Aufschub deshalb gelegen käme, um den Ausgang der englischen Ministerkrise abzuwarten. Käme z. B. Lord Palmerston anS Ruder, dieser Gegner Oesterreichs, so meint man, wäre wenigstens die Nichtlbellnahmc Englands am Kampfe gegen Frank reich gesichert. Jndeß tritt Derby vorläufig noch nicht ab, fondern löst das Parlament auf. Auch die Ansicht, Louis Napoleon wolle erst die Ernte herein lassen, die in Italien weit, weit früher als in Deutschland beginnt, um Lebensmittel für Menschen und Thiere vorzusinden, findet in dem Vorgänge seines Oheims, deS ersten Napoleon, hinlängliche Begrün dung. So viel steht fest, daß die Kriegslust bet allen Franzosen und Nichlfranzosen, die etwas zu verlieren haben und den Krieg kennen, sehr gering ist, wie denn namentlich die Savoyarden und Piemontesen bitter über die Kriegs- und Eroberungsgelüste ihrer Regierung klagen. Die Heere freilich sind allemal kriegslustig. Allgemach ist es übrigens in Deutschland dahin gekommen, daß selbst der bcsonnene Manu, der den Krieg u!S das Uebel aller Uebel kennt und fürchtet, lieber ein baldiges, tüchtiges Dreinschlagen sehen würde, als dieses Hin- und Herzieheu und Eongreß halten wollen, das alle Geschäfte, allen Handel und Wandel lahmt, das Mark der Lander in kostspieligen Rüstungen aufzehrt und schließlich doch den Krieg nicht vermeidet. Zeitungen. Sachsen. Plauen. Hauptverbandlungen Montags, den 18. April 1859 Vorm. 9 Uhr wider Earl Gottlob Bode auS Treuen, wegen Dieb stahls und Nachm. 3 Uhr wider Joh. Christian Herrer und Johann David Zänsler aus Neuensalz wegen ausgezeichneten Diebstahls. Die Städte Reichenbach, Mylau, Netzschkau, Elsterberg i. V. hängen durch gegenseitigen, industriellen und merkantilen Verkehr zusammen, der sich, durch die Bahnverbindung um Vieles erleichtert, in neuerer Zeit nahmhaft gehoben hat. Elsterberg ist indessen von dieser Bahnverbindung so gut wie ausgeschlossen, da eS nur Mit Netzschkau, waS an der Bahn liegt, durch einen über Bockau führenden EommunieationS- weg in Verbindung steht, der so übel gebaut und gehalten ist, daß er bei ungünstiger Witterung mit einem beladenen Wagen gar nicht, bei günstiger mühsam und nicht ohne Gefahr befahren werben kann. Diese mißlichen Umstände riefen von dem geschäfttreibenden Publikum Elsterbergs und der Umgegend eine Menge Petitionen an die Königlich Hohe StaalSregierung um Erbauung einer neuen Straße von Elsterberg nach Netzschkau hervor. Mit bestem Danke erkannte man, daß hoher SeltS die Bitten Berücksich tigung fanden, und im Jahre 1847 die Vorarbeiten zum Baue einer Straße von Elsterberg über Kleingera nach Netzschkau unternommen; die Entschädigungen gezahlt; einzelne Strecken selbst gebaut wurden. Weiter Hal man aber den Bau nicht fortgesetzt, der doch in der That unter vor- waltcuden, dringenden Verhältnissen als ein wünschenswerther und noth wendiger erscheint. Wollte man, wie Einsender gethan, der öfters in Elsterberg jetzt war und die Klagen über den obigen Eommunicatlonsweg nicht bloS vernommen, sondern auch begründet gefunden hat, Sich nur einmal von diesen Uebclftänden überzeugen, so wäre die Absicht des Ein senders erreicht und vielleicht die Aussicht gewonnen, den neu angelegten, zum Theile b. h. streckenweise ausgeführten Slraßentract von Elsterberg über Kleingera nach Netzschkau in Kurzem vollendet und dem Verkehre, der sich schon deshalb vom Eom- municatlonswege abschlicßen wird—da man eine halbe Stunde auf dem neuen Wege näher nach Netzschkau kommt, denn auf bemalten — übergeben zu sehen. Die am 4. Juli 1857 ncubegründete Dresdener Feuerversicherungs- Gesellschaft hielt am 23. März ihre erste -rdentliche Generalversammlung ab. Aus dem Geschäftsbericht ergab sich, baß seit dem 15. Juli 1857, wo ihre Wirksamkeit begonnen, bereits am Jahresschlüsse 1858 solche in 30 verschiedene Staaten mit 646 Agenten ausgeübt wird. — Die Summe der von den 15. Juli 1857 bis 31. December 1858 tu Kraft gewesenen Versicherungen betrug 58,077,390 Thlr., wovon sich 45,517,034 auf die FeuerversicherungSbranche und 12,560,356 Thlr. auf die am 1. Juni 1858 in Wirksamkeit gesetzte Transporlversicherungsbranche mit in Summa 30,458 Posten verlheilen. Die Zahl der Brandschäden hat 64 und die jenige der Transportschäden 57 betragen. — Dle Einnahme betrug vom 15. Juli 1857 dis Ende December 1858 in Summa 216,009 Thlr. Die Ausgabe insgesammt 128,933 Thlr. — Den Aktionären wurden bereits für daS Halbjahr 1857 4 Thlr. pr. Aclie und pr. 1858 abschläglich 8 Thlr. pr. Acne auSgezahlt. Nachdem nun noch 20,000 Tbir. als Schä- denieserve zurückgestellt worden sind, blieb ein Ueberschuß von 55,359 Thlr. 4 Ngr. 3 Pf., hiervon wurden aufAntrag beö Vrrwaltungsraths 43,359 Thlr. 4 Ngr. 3 Pf. dem Reservefonds überwiesen und 12,000 Thlr. als Supcrdividende unter die Aktionäre zu vertheilen beschlossen, so daß dem nach jede Aktie 10"/y Dividende erhält.