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Ütz. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. L8V4 V. ! »mel * Ludwig-Wolf. Mllr. Franke, stellv. Bors. i- -t Sonnabend, den 10. Januar Inhalt bühren Stauda beim witz. iehen; 44. Abonnement: Vierteljährlich 10 Ngr. 1 Insertionsbeträge von auswärts sind in Post marken beizufügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Inseralenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 9 Uhr. Bei diesen Aussichten können uns die französischen Zukunftspläne sehr kalt lassen, und wir, wenn wir unser Pulver für unvorhergesehene Fälle trocken zu halten ver stehen, uns ruhig der Bewältigung des inneren Feindes widmen, die verhältnißmäßig nicht allzu schwer sein dürfte, sofern man nur die richtigen Mittel in Anwendung bringen und nicht den Teufel durch Beelzebub austreiben will. Diejenigen Gestellpflichtigen der Altersklasse 1854/1874, welche nicht im hiesigen Orte geboren sind, haben zur Anmeldung ihren Geburtsschein oder ihr Taufzeugniß hier abzugeben, dagegen haben alle Gestellpflichtigen früherer Altersclassen ihre Gestellscheine bei der Anmeldung hierselbst zu produciren. Sind Militärpflichtige a) allhier, als dem Orte ihres gesetzlichen Domicils, nicht anwesend, gleichviel, ob sie an einem andern Orte gestellungspflichtig sind oder nicht, oder d) sind dieselben von hier, als dem Orte, wo sie nur in Arbeit stehen, eine Lehranstalt besuchen u. s. w. zeitig abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr-, Brod- oder Fabrikherren die Verpflichtung, bei Vermeidung der nach § 176 der Militär - Ersatz - Instruction angedrohten Strafen, sie während des obgedachten Zeitraums hier anzumelden. Von denjenigen jungen Mannschaften, welche bei der vorjährigen hier erfolgten Aus hebung zurückgestellt worden, sind die Gestellscheine bei hiesiger Rathsexpedition deponirt. Großenhain, den 2. Januar 1873. zahlreicher imperialistischer Betheiligung am 9. Januar, als am Jahrestage seines Todes, erfolgen. Spanien. Castelar, der bisherige Chef der Executive, hat folgenden, an die Spanier gerichteten Protest veröffent licht: „Ich protestire aus voller Kraft meiner Seele gegen die brutale Gewaltthat, welche an der Schwelle der con- stituirenden Versammlung verübt worden ist. Mein Ge wissen scheidet mich von den Demagogen; mein Gewissen und meine Ehre scheiden mich auch von der politischen Gestaltung, die sich eben durch die Gewalt der Bahonnete vollzogen hat." Viele Mitglieder der Majorität sind diesem Proteste beigetreten. — Castelar soll Salmeron und Fi gueras, welche die föderale Partei zu reorganisiren beab sichtigten, seine Unterstützung versagt haben. Der neue Minister des Innern, Garcia Ruiz, hat ein Rundschreiben erlassen, in welchem er sagt: Der Act patriotischer Energie und Uneigennützigkeit, welcher am 3. d. M. vom Generalcapitän von Madrid, Pavia, vollzogen worden sei, war ein würdiger Anfang in der Erfüllung der schwierigen Aufgabe, welche der gegenwärtigen Regierung obliege. Die Cortes hatten, indem sie gegen die verständige Politik Castelar's stimmten, die Auflösung des Landes be schlossen. Spanien durfte nur noch von den, unter dem Banner der conservativen Republik vereinigten Liberalen sein Heil erwarten. Die gegenwärtige Regierung sei daher fest überzeugt, daß sie in keiner Weise die Gesetze verletzte, indem sie sich zum Dolmetscher der öffentlichen Stimmung gemacht habe. Die von den Cortes beschlossene Auflösung des Vaterlandes konnte nie ein Werk der Gesetzlichkeit sein. Im Gegentheil liege in solchem Falle die Gesetzlichkeit auf Seite Desjenigen, welcher zuerst wagt, einem solchen Unternehmen entgegenzutreten, und so den nationalen Willen besser zum Ausdruck bringt, selbst wenn er vorher die Nation nicht be fragt hat. Die erste Aufgabe der jetzigen Negierung sei, die Ordnung wieder herzustellen und zu beweisen, daß diese mit der Republik und mit der Freiheit verträglich sei. Die Regierung werde zur Wiederherstellung der Ordnung die kräftigsten Mittel anwendeu. Die Entwaffnung der Freiwilligen der Freiheit nimmt allenthalben ohne Störungen ihren Fortgang. In Valla dolid hatte es anfänglich den Anschein, als ob die Frei willigen Widerstand zu leisten beabsichtigten. Sie besetzten einige Hauptpunkte der Stadt, räumten dieselben aber beim Erscheinen der Truppen wieder, ohne den Angriff der Letz teren abzuwarien. Ebenso wurden in Malaga einzelne sich sammelnde Volköhaufen mit leichter Mühe zerstreut. Valencia ist in Belagerungszustand erklärt worden. — Die Generäle Ripoli und Hidalgo wurden verhaftet. In Cartagena ist das Feuer der Insurgenten lebhafter geworden; dieselben scheinen von der Annahme auszugehen, daß die Provinzen der neuen Regierung abgeneigt seien, und dadurch in ihrem Widerstande ermuthigt zu sein. Holland. Vom Kriegsschauplätze auf Sumatra wird unterm 6. Januar gemeldet: Die holländischen Truppen sind dem Kraton bis auf Schußweite nahe gerückt und hat das Feuer auf denselben am 3. begonnen. Dasselbe wird fort gesetzt werden, bis der Sultan seine Unterwerfung erklärt. — Dem Vernehmen nach tritt die Cholera im holländischen Lager in der heftigsten Weise auf, besonders unter den ein geborenen Truppen soll die Sterblichkeitsziffer eine sehr hohe sein. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Bekanntmachttug. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß Frau Amalie Gruhne aus Börln unterm 30. September v. I. als Hebamme für hiesigen Hebammenbezirk in Pflicht genommen worden ist, und daß dieselbe unterm heutigen Tage in hiesiger Stadt Wohnung im Haber- mann'schen Hause, äußere Meißner Gasse 426, genommen hat. Großenhain, am 8. Januar 1874. - Frankreichs Zukunftsplane. Es ist sehr natürlich, daß in den politischen Betrach tungen, zu welchen der Jahreswechsel den Anlaß zu geben L Pflegt, bei uns Deutschen nach dem eigenen Vaterlande H Frankreich die erste Rolle spielt. Von früher her sind wir ß ja noch mit einem Respect vor der Ueberlegenheit der ? „großen Nation" erfüllt, den selbst die Ereignisse von ' 1870 und 1871 nicht ganz entwurzeln konnten. Außerdem denken die Franzosen mehr an uns, als wir an sie. Auch läßt sich nicht leugnen, daß ihre Gedanken Rachegedanken sind und daß ihre Phantasie Tag und Nacht beschäftigt ist, die Wege ausfindig zu machen, die dem jüngsten Kriegsunglück zum Trotz doch noch nach Berlin führen. Im gegenwärtigen Augenblicke sind es namentlich die Neichstagswahlen, die ihre Hoffnungen in dieser Richtung beleben. Von jeher mit der Fähigkeit, sich Illusionen zu machen, im hohen Grade ausgerüstet, erblicken sie in den Ultramontanen in Baiern, Schlesien, Posen und am Rhein ihre Bundesgenossen und glauben fest, die Wahlen würden dieselben in den Stand setzen, das junge deutsche Reich, wo nicht schon vollständig zu sprengen, so doch in solche innere Wirren zu stürzen, daß es nur einer kleinen Nach hilfe von Außen bedürfte, um das stolze Gebäude über den Haufen zu werfen. Die freundlichen Nachhelfer würden natür lich die Franzosen selbst sein. So erklärt sich die fieberhafte Hast, mit der in Frankreich Alles, vom Präsidenten Mac Mahon an bis zum letzten Nachtwächter herab, die Voll endung der Militärorganisation herbeisehnt; so erklärt sich auch, daß die französische Regierung ihren ultramontanen / Bundesgenossen im eigenen Lande — den Bischöfen — es nicht ernstlich wehrt, in Hirtenbriefen gegen das deutsche Reich zu Hetzen; so erklären sich endlich die kindischen Weihnachtsdemonstrationen der Pariser gegen die Deutschen und für die Elsaß - Lothringer. Glücklicherweise ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Im deutschen Reichstage werden die Ultramontanen noch lange nicht die Majorität haben und die Vollendung der französischen Militärreform wird, insofern es sich dabei um Ebenbürtigkeit mit der deutschen Militärmacht handelt, so unendlich viel Zeit in Anspruch nehmen, daß die Revanchegedanken wegen 1870 und 1871 sich ebenso stark abkühlen können, wie die Revanchegedanken wegen Waterloo, die bekanntlich am Ende zu einer in Frankreich selbst belächelten Farce wurden. Daß die Franzosen in der Zwischenzeit noch einmal deutsche Hiebe provociren sollten, wäre wohl möglich, ist aber doch nicht wahrscheinlich, und zwar einfach darum, weil sie in den nächsten Jahrzehnten zu viel mit sich selbst zu schaffen haben werden, als daß sie sich ernstlich in aus wärtige Händel einlassen könnten. Das sonst so hochbegabte Volk ist jn politischer Beziehung einer Zerrüttung anheim gefallen, die eS in völlig spanische Zustände zu führen droht und jedenfalls seine Actionskraft nach Außen vernichtet. Ueber dem Wohl des Vaterlandes steht in Frankreich das Parteiprogramm, und so wird die Frage der Regierungs form das Unglück vollenden, welches die Kriegserklärung des dritten Napoleon über das Land gebracht. Republik und Monarchie werden einander allem Anschein nach ab wechselnd verdrängen und jede Consolidirung der Verhält- D^gisse unmöglich machen. M X Tagesnachrichten. Großenhain. Im Monat December 1873 wurden bei hiesiger Sparkasse eingezahlt 43,475 Thlr. 22 Ngr., ausgezahlt 21,013 Thlr. 15 Ngr. Sachsen. Die zweite Kammer bewilligte am 7. Jan. für die Elbstromcorrection in Dresden die Summe von 345,000 Thlr., jedoch sollen hiervon in gegenwärtiger Fi nanzperiode nur 145,000 Thlr. zur Verwendung kommen. Jn der Sitzung am 8. Januar wurde die neue königliche Civilliste gemäß den Anträgen der Finanzdeputation ge nehmigt. Bei der hierauf folgenden Verhandlung über die Justizneubauten lehnte die Kammer den geforderten Areal- Ankauf in Döbeln ab, bewilligte aber die für Chemnitz, Leipzig, Zwickau und Freiberg geforderten Summen. Deutsches Reich. Die „Prov.-Corresp." schreibt in einem Artikel, worin sie die Wahlen und die deutsche Wehr verfassung bespricht: „Wenn das deutsche Volk die Sicher heit des Friedens und damit den Schutz seines Besitzes und das Gedeihen seiner Arbeit sich selber verbürgen will, so wird es bei den Wahlen nur solchen Männern sein Ver trauen schenken, welche die Regierung auf allen Gebieten der nationalen Politik und namentlich ebensosehr in der un geschmälerten Erhaltung der deutschen Wehrkraft, wie in der Wahrung der geistigen Güter der Nation zu unter stützen entschlossen sind." Preußen. Die Besserung in dem Befinden des Kai sers ist soweit vorgeschritten, daß derselbe am 7. Januar- Mittags eine Ausfahrt unternehmen konnte. Der „Ostdeutschen Ztg." zufolge ist in dem Verfahren, betreffend die Amtsentsetzung des Erzbischofs Ledochowski vor dem Gerichtshöfe für kirchliche Angelegenheiten, der Posener Kreisgerichtsrath Gunderian zum Untersuchungs richter und der Oberregierungsrath v. d. Gröben zum Ver treter der Staatsanwaltschaft ernannt worden. Würtemberg. In der Abgeordnetenkammer wurde am 7. Jan. das Verfassungsgesetz mit 69 gegen 7 Stimmen genehmigt. Außerdem wurde der Gesetzentwurf über das Retablissement des würtembergischen Armeecorps eingebracht. Die in demselben zu diesem Zwecke verlangte Summe be trägt 11,600,000 Gulden. Mecklenburg. Zur Fortsetzung der Verhandlungen über eine neue Verfassung ist ein außerordentlicher Landtag einberufen. Derselbe soll am 1. Februar d. I. in Schwerin zusammentreten. Italien. Das neue, vom Justizminister am 20. Jan. der Kammer vorzulegende Strafgesetzbuch hält die Todes strafe nur für den Königs- und Aelternmord aufrecht. Für- andere Verbrechen, welche nach dem gegenwärtigen Straf codex die Todesstrafe verdienten, wird die Deportation in eine zu errichtende Strafcolonie in Vorschlag gebracht. England. Die Ueberiührung der Leiche des Kaisers Napoleon nach der Chislehurster Grabkapelle sollte unter i' Bekanntmachung, die Anmeldung der Militärpflichtigen zur Einschreibung in die Stammrolle für das Jahr 1874 betreffend. In Gemäßheit der Bestimmungen in § 60 der Militär-Ersatz-Instruction vom 26. März 1868 werden alle in hiesiger Stadt aufhältliche männliche Personen, welche im Jahre 1854 innerhalb des Gebiets des deutschen Reiches geboren, sowie diejenigen, welche bei der letzten Rekrutirung oder bei den früheren Aushebungen aus irgend einem Grunde zurückgestellt worden sind, oder ihrer Militärpflicht überhaupt noch nicht Genüge geleistet haben, hierdurch aufgefordert, bei Vermeidung der in den 76 fg. der Militär-Ersatz- Instruction angedrohten Strafen und Folgen, in der Zeit vom 13. Januar bis zum L. Februar 1874 von Vormittags 9 bis 12 Uhr und Nachmittags von 3 bis 5 Uhr entweder persönlich oder durch Beauftragte behufs Eintragung ihrer Namen in die Stammrolle in der hiesigen Rathsexpedition sich anzumelden. W i. , I. ler. ,der- csucht, d. Bl. -sse- t und futter st im Großenhainer Wert) Mngs- und AMgeblatt Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. tten- telohn. irtheil. ivarzer gegen >26. . Jan. 1 Ngr. >einze, bruar erre. Hen, nd die sucht ffe. tzt ab Der vormalige Bahnwärter und jetzige Handarbeiter Karl Hausmann aus Zeithain hat sich über eine wider ihn vorliegende Anzeige zu verantworten und wird, da sein dermaliger Aufenthaltsort nicht zu ermitteln gewesen ist, hiermit öffentlich vorgeladen, den 2«. Januar d. I. an hiesiger Amtsstelle zu erscheinen und des Weiteren gewärtig zu sein, alle Behörden aber werden ersucht, Hausmann'en im Betretungsfalle auf diese Vorladung aufmerksam zu machen und anher zu weisen. Großenhain, am 30. December 1873. Das Königliche GerichtsamL. Pechmann. Bockwitz, Ref.