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Ne 14 sollen. Dein Vernehmen nach würden noch mehrere auf Todesstrafe lauten, da der Erklärung de- Justizminister- zufolge, ungeachtet der gesetzlich publicirten Grundrechte (in Bayern z. B. sind diese nicht gesetzlich publicirt worden), die Aufhebung der Todesstrafe in Sachsen noch nicht an erkannt wirb. Auch gegen 14 Soldaten, die sich durch Thal oder Unterlassung bei den Maiercigniffen betheiligt, sollen Todeöurtheile vorliegen, und mehr alS 400 KrirgSreservisten mit in der Untersuchung befangen sein. Höchlich gespannt ist man allgemein auf das erste Erkenntniß des Ober- appellationSgerichtö, da diese- allerdings bei Beur- nachträgliche Steuererhöhung für 1849 mit Geneigtheit bewilligt; auf ihre indirekte. Bitte um Nichtberufung deS O. Harleß ist mit der Berufung desselben geantwortet worben; die EinquartirungSlast ist noch unverändert die selbe, und der Skadlralb bat seinen Beitritt zu einer Pe tition um endliche Minderung derselben entschieden abgelehnt. Die Stadtverordneten smb, trotz mancher kleinen Pikanterien, mit ihren Geldbewilligungen eben auch nicht sparsam, und eS könnte darnach wirklich den Anschein gewinnen, als grüne und blühe in Dresden Verkehr und Gewerbe, wie nur ir gend in den besten Zeiten. Aber auch baS ist nur Schein; auch hierin ist leider Alles beim Alten geblieben, wie eS in den letzten Jahren war, und wenn auch einzelne Gewerb- rreibende mehr Arbeit und Verdienst haben mögen: es sind eben nur Einzelne, von denen der Schluß auf die Gesammt- heit ein Trugschluß wäre. Der Carneval scheint freilich diese Behauptung Lügen strafen zu wollen, denn es fehlt wahrhaftig weder an Bällen und PickenickS und Redoulen, noch an andern Festivitäten, bei Venen der Bauch zum Gott gemacht wirb, und der Kriegsstand ist in Rücksicht darauf recht human. DaS ist aber am Ende auch Alles, und wer eS weiß, wie so Mancher mit lachendem Munde sein letzte- Stück Bene versetzt, um nur den SauS und BrauS der Vogelwiese mitmachen zu können — wie so Manche (im Winter) Mantel und Muff und dergl. auf'S Leihhaus trägt, um Weihnachtsstollen backen zu können: der wird sich über die Belebtheit des CarnevalS nicht wundern, zumal wenn er bedenkt, daß ja im vorigen Sommer die Vogelwiese nicht stattfinden durfte! Einiges Bemerken Zwerche hat sich indeß doch zugetragen. Die neue Caserneneinrichtung dem Zeughause gegenüber ist fertig. Die neuen Locolitäten sind von einem Bataillon bezogen und Hauptm. v. Teut scher, durch die Belage- rungSzuständliche Heiligung des zweiten WeihnachtSfciertagS bekannt, ist dort Casernencommandant. Wie eS mit der gegen ihn eingcleiteien Untersuchung steht, darüber verlautet nichts. Dagegen mehren sich jetzt die Erkenntnisse gegen unsere Maiangeklagten, und wenn man auch natürlich vor deren Publikation etwas Gewisses darüber nicht vernimm«, so wird doch allgemein behauptet, daß dieselben Seiten- deS hiesigen AppeUalion-gcricht» sehr streng ausgefallen sein Verleger.: Earl Jehne in Dippoldiswalde. Ans dem Daterlande. * Dresden. — Was giebt'S Reue- in Dresden? So fragte neulich bei seiner Rückkunft nach mrhrwöchentlicher Abwesenheit ein Freund. — Neue-? Wenig oder nichts, rS ist Alle- beim Alten geblieben. Die Kammern vertrauen der Regierung, die Regierung mißtraut den Kammern und dem Volke. Der Kriegszustand besteht in voller Glorie fort; die beantragte Amnestie ist abgelehnt; die gewünschte Stellung der Maiangeklagten vor Schwurgerichte hat der Justizmi nister NamenS der Regierung sehr entschieden zurückgewiesen; den Kammern ist auf Vie Anfragen in Betreff der deutschen Frage erklärt worden, daß sie eigentlich gar nichts darnach theilung der Malereignisse von einem anderen, bei weitem zu fragen hätten. Dagegen haben diese eine erkleckliche freieren Gesichtspunkte auszugehen scheint. Diese scheinbare - ' Inkonsequenz der einzelnen Gerichte kann man denselben insofern kaum zum Vorwurfe machen, wenn man bedeükt, daß die Bestimmungen unferS Strafgesetzbuchs gerade in Betreff der hier einschlagenden Artikel sehr unbestimmt sind und deshalb eine verschiedene Auslegung leider«, wohl zu lassen. — Schon oben haben wir die erfolgte Berufung des lutherisch-orthodoxen 0. Harleß an Ammon'S Stelle berührt. Der neue Oberhofprediger wird am 24. d. M. hier seine AntriktSpredigt halten. Ob eine hier nicht ge ringes Aufsehen erregende Maßnahme (nämlich die den deutsch, katholischen Pfarrer Ruf gewordene Weisung, sich innerhalb SachfenS, nachdem er hier in Dresden mehr mals mit großem Beifall« ausgetreten, alles Predigens zu enthalten) schon durch den neuen Consistorialpräsidenten ver anlaßt ober ohne denselben zur Ausführung gebracht «vordem, muß dahingestellt bleiben. Jedenfalls spricht sie, wie die vor Kurzem statigesundene polizeiliche Verhinderung einer Privatzusammenkunft der deutsch-katholischen Gemeinde, nicht für eine freisinnige religiöse Richtung der obersten Be- Hörden, und eS ist deshalb schwerlich zu verwundert), wenn der Drang zurBilbung freier evangelischer Gemeinden, als Reaktion gegen Dogmatismus, sich immer lebhafter äußerl. Auch hier haben sich eine nicht unbedeutende An- zahl von Männern für diesen Zweck zusammengethgn und die Vorarbeiten zur Constituirung der Gemeinde schreiten rüstig fort, wenn auch der Correspondent der deutschen Allg. Ztg. meint, das Unternehmen scheine sich aufgelöst zu haben. Wir können ihm versichern, daß dies nicht der Fall ist. Neuerlichst sind auch die „Grundzüge" deS Bekennt nisses der Gemeinde erschienen (zu haben bei H. H. Grimm u. Comp. hier), welche die Grundlage für Constituirung derselben bilden sollen und am besten geeignet sind, die mancherlei hämischen Angriffe zurückzuweisen und zu wider- legen, welche von gewisser Seite' her, namentlich auch von der „Freimüthigen Sachsenzeitung" auf dir freien Ge meinden gemacht werden. — v. Ecidenschnur, der Vorstand deS aufgelösten StabtverordnetenkollegiumS, ein sehr tüch tiger, für Fortschritt und VolkSwohl begeistrrter Mann, der namentlich auch für da- Turnwcsen große Verdienste hier sich erwotben hat, ist im 32 Jahre gestorben, und am II d unter anßerordtmlich großer Theilnahme beerdigt mordet ' Redacteur: In Commission vr. I. Schladebach in Dresden. H. H. Grimm L Comp. in Dresden. Freitag. Urr 14 . 15. Februar 1850 Diese« Blatt erscheint > i . Znsorat« aller Art UMWetßeM-ZeMm>sM gen zu beziehen ist. ' Leitung angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann.