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Vesper in der Sophienkirche. Dresden, Sonnabend, den 20. Novbr. 1897, nachm. 2 Uhr. 1. Hrgetvorspiek. 2. Drei Sätze (Nr. IV, V und VII) aus dem „Deutschen Hlequiem" für Chor, Soprau-Solo, Orchester und Orgel von Joh. Brahms. (Das SopramSolo hat Fräulein Frieda Siegrist, Schülerin des König!. Conservatoriums für Musik hier, übernommen.) IV. Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhäfen des Herrn; mein Leib und Seele freuen sich in dem leben digen Gott. Wohl denen, die in deinem Hause wohnen, die loben dich immerdar. V. Solo: Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch Wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll Niemand von euch nehmen. Sehet mich an: Ich habe eine kleine Zeit Mühe und Arbeit gehabt und habe großen Trost gefunden. Chor: Ich will euch trösten, wie Einen seine Mutter tröstet. VII. Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben, von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach. 3. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 680, l. Jerusalem, du hochgebaute Stadt, wollt' Gott, ich war' in dir! Mein sehnend Herz so groß Verlangen hat und ist nicht mehr bei mir. Weit über Berg und Thale, weit über bleiches Feld schwingt es sich über alle und eilt aus dieser Welt. Vorlesung. 4. Krauer-Kantate nach Worten der heiligen Schrift für acht stimmigen Chor, Bariton-Solo und Orchester von Carl Gr am mann. (Das Bariton-Solo wird Herr- Oswald Hache singen.) Chor: Das Herz verzagt in meinem Leibe, die Furcht des Todes kommt über mich; der Thränen Quelle trübt das Auge, in Seufzern windet sich mein Herz. Was ist der Mensch? Wie Gras verdorret er, sein Leben fliegt wie ein Schatten dahin. Bariton-Solo: Tröstet euch, die ihr Leid traget um mich, ich liege und schlafe in Frieden, denn der Herr hilft mir, daß ich sicher wohne. Einst kommt der Tag, der aus Todesschlaf zum Licht erweckt, die auf Gott vertrauen. Er giebt den Frommen nicht der Verwesung preis, und die ihn lieben, werden sein Antlitz schau'n. Denn der Staub kehrt zur Erde zurück, von der er kam; doch die Seele schwingt sich auf zu Gott, der sie gegeben hat. Chor: Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schau'n! Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. Druck von Licpsch L Ncichardt in Dresden.