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uer ^agevm Anzeiger für das Erzgebirge Donnerstag» äen 17. August 1922 17. Jahrgang Nr. 191 zer W Mi-' kbMdki M tze Sv ntr» knkno au!, üen Ap»> «MM! ogtl. ^ev zwerk. wgmachei Ak et st kV- vrhandni. >vts!kN ev- iblatt. II!!!!!!!!III!IIIII lichten Bekündung de» deutschen Gelbster- haltunLSwNleuS zu beantworten. Tie nächsten Tage und Wochen werden den deutschen Selbsterhaltungswillen noch oft auf harte Proben stellen. GS kann keinem Zweifel unterliegen: die Erfüllungs politik nähert sich dem Stadium der EndkrisiS welche alle diejenigen vorausgesehen haben, die lick zu dieser Politik als der allein möglichen bekannt Haven. Diese Endkri.se besteht in dem durch Tatsachen er brachs ten Nachweis der Unerfüllbarkeit der Forderu ng m unserer Feinde und in der auf der anderen Seite sich durchsetzenden Erkenntnis, daß die wirtschaftliche und politische LebenSmöglichkett Deutschlands eine unerläß liche Voraussetzung weiteren Bestehens ist. Jede Krisis bringt Fiebererscheinungen. Sie werden auch uns in akuter Form leider nicht erspart bleiben, vor allem wenn sich erst alle die Auswirkungen der neuesten schweren Erschütterung unserer Währung geltend machen. Aberi der deutsche Volks- und Wirtschaftskörper mutz durch diese Perioden der Fieberschauer hindurch, wenn er in «ine Zett der Rekonvalenszenz und der endgültigen Ge sundung kommen will. Palliativmitteichen helfen nicht mehr, nur eine radikale Kur kann noch helfen: lang fristige Be freiungvo n d er erdr ücke nden Last der Reparationen. Dafür mutz sich jetzt das deut sche Volk in allen nur möglichen Formen von öffent lichen und eindrucksvollen Kundgebungen etnsetzen. Stellung ei »ske, Ke »L In einem Leitartikel schreibt Daily Thro niete hier zu: Tie persönliche Aufrichtigkeit in der Erklärung Dr. Wir Hs, daß er für eine loyale Durchführung der, ver- iragltchen Bervslichtunaen innerhalb der Leistungsfähig- Dr. Wirth über Lonäon. Offene Worte -es Reichskanzlers. Daily Chroniole veröffentlicht eine Unterredung seines Berliner Berichterstatters mit dem Reichskanzler D«. Wibth. Der Reichskanzler begann mit der Erklä-- rung, obwohl keine übertriebenen Hoffnungen auf die Londoner Konferenz gesetzt worden feien, habe doch n i e- mand ein solches Ergebnis erwartet. Wenn die Londoner Konferenz mit der Annahme des franzö- stfchen Standpunktes geendigt hätte, fo hätte das, wie angenommen werden kann, das Ende der deutschen Wäh rung bedeutet. Deutschland habe keinesfalls die Absicht, sich seinen Verpflichtungen zu entziehen. Zum Beweis dafür habe Deutschland, obgleich unter den äußersten Schwierigkeiten, die Summe von 500 000 Piund Ster ling gezahlt. Dr. Wirth sagte: Wir sind bereitzu zahlen im Verhältnis unserer LeistungsfähljikeU. Diese Zahlungsfähi gleit nimmt von Tag zu Tag ab. Ter Augenblick des Zusammenbruches der Mark bedeutet eine weitere Verminderung Diese Tat politischer Gewalt erschüttert die wirtschaitliche Lage von ganz Europa. lieber die künftige Politik der deutschen Regierung betragt, erklärte der Reichskanzler: Während der aller nächsten Monate können und werden wir unsere Ver pflichtungen nur soweit durchführen, als die Siche r ung der Vroiversorgung wie die Existenz des Vol kes es dies zuläßl. Erst Brot für. das Volk, dann Wie derherstellung. Was wirtschaftlich unmöglich ist, muß voit selbst zusammenbrechen. Zur Frage des Mora toriums erklärte der Reichskanzler, es hätte, wenn es von praktischem Werl sein sollte, sich, aus viele Monate erstrecken müssen. Sechs M onatv wärenvor kur zer Zett noch ganzwtrksam gewesen. Mil dem Fall der Mark aber werde bas Moratorium i mm er weniger wertvoll. Ter Reichskanzler berührte dann die Vorwürfe, die gegen die deutsche Regierung wegen der Kapttai- stucht aus Teustchland erhoben würden. Er wies dar auf htu daß die Kapitalflucht eine internationale Frage sei. Ter beste Weg, die Flucht des Kapital» aus trgeudeiuem Lande zu verhindern, sei, es der Mühe wert zit machen, da» Kapital im Lande zu behalten. Was wir brauchen, erk.ärle Dr. Wirth zum Schluß, ist Ver.rauen. Dw>e augenblickliche .naiaprophe der Mark, die ein neue» kolossales Steigen der Preise und damit eine Bewegung zu erhöhten Löhnen und Gehältern bedeutet, beruht hauptsächlich aus der Furcht, daß Teutschtaud Frankreich »lach dem Leben trachte. Soll Deutschland nicht leoen dürfen? Tas ist die große Frage. TaS Schwert schwev« über un serem Haupte. Gehen wir den Weg Rußlands? Ruß land ist zum großen Teil ein ackerbautre»bende- Land, Deutschland t st hauptsächlich ein Industrie- land. Ein Zusammenbruch Tentschlaud» würde bet- spielloa dastehen. Nichts würde damit verglichen wer den können. Aber wenn nur guter Wille da i st kann Europa und Deutschland noch geret tet werden. ..P K Vor äeutsche Selbsterhaltungswille. Von einem Parlamentarier wird dem Auer Tage blatt geschrieben: Tas deutsche Volk hat in den letzten schweren Lagen leider nicht die Haltung gefunden, welche als wirksamer Faktor in London in die britische Ent- lastungspokttik Hütte eingestellt werden können. Daß sich dt>e deutsche Negierung während der Londoner Kon- sereuzwge äußerster Zurückhaltung befleißigte, ist nur allzu sehr verständlich. Daß aber die üsfemllche Mei nung Deutschlands gegenüber den neuesten Ausgeburten sranzüsischcn Wahnwitzes nur matt und unvollkommen reagiert, ist ein schmerzlicher und verhängnisvoller Fehler. Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, in fa- mltstischer Gleichgültigkeit jeden neuen Gewaltakt unse rer Feinde als etwas Unabwendbares zu betrachten. Die deutsche Republik hat sich in den letzten Wochen «ästig gezeigt, die nötigen Schutzmaßnahmen gegen Ge fährdung von innen heraus zu ergreifen, weil das deut sche Volk in seiner breiten Masse auf den Plan trat, und diesen Schutz als eigene Lebeusnotwcndigkeit erkannte nnb sorberie. Jetzt drohte und droht die sch »ve rsie G efährdu ii g des Tentschen Reiches von auße n h e r seit den Tagen von Versailles. Wo bleibt da die ge schlossene Bekundung des deutschen Selosteri)aln»ngs- icteb»? Wir vcrlgngen nicht etwa, daß die Massen wieder in Temvnslra.Ionen auf die Straße ziehen, wie am 4. Jnli, denn wahre Demokratie macht nie eine Po ti ik der Straße, nie eine Politik auf der Straße und mit der Straße, sondern eine Politik für da» Volk mit dem Volk und durch das Volk. Hierzu aber ist es notwendig, daß sich das Volk als mitver a n»wor t- » ich er Träger seines eigenen Schicksals iühlt und be kennt. Solche starken Bekenntnisse, die zweisel'los sehr nützlich gewesen wären, haben in den letzten Tagen und bis heute vollstäudtg gefehlt. Worin hätten sie bestehen sollen und können? Nun, wenn die deutschen Gewerk- ichasleu aller Richtungen z. B. erklärt hätten, daß kein oeulschcr Arbeiter Frohndtenste im Ruhrgebiet unter ler Knute des französischen Kapitalismus leisten wer de so hätten sic damit eine vaterländische Tat voll- brach.. Wenn am Tage nach der schmachvollen Aus weisung der 500 deutschen Familien in allen deutschen r hea.ern, Konzerten, Kinos und sonstigen Vergnügungs- j.ätteu die Unternehmungen auch nur eine»» Teil ihres Netlier.'rages für diese unglücklichen deutschen Volksze- i offen zur Verfügung gestellt hätten, dann hätte die Welt ausgehorcht und gegenüber der erbärmlichen fran zösischen Rachepolt.ik eine deutsche Tat gesehen. Ter- urilge Taten sind nicht Ausstrahlungen eines unfrucht- baren Ehanvintsmus, sondern notwendige Aeußerungen eines auch in» Unglück lebendigen Notivnalgefühl». Ohne sie gewöhnt man die Welt an den für uns furcht barsten Gedanken: den Deutschen kann man alles bieten! Republik und Demokratie und Volk in Frankreich haben in ähnlichen Zeiten ander» gehandelt al» wir. Nfebey den Ruf nach liberte, egalite, fraternite letzten sie im gleichen Atemzug da» Gebot: et nwrt a nos ennemis! Das Tod den Feinden! verbannt die deutsche Demokratie bewußt und absichtlich als vergiftendes Wort au» ihrem politische»: Wörterbuch; wohl aber mutz es U)re vor. nehmste va erländische Pflicht sein, jeden neuen Akt des Vernichiungswillen» unserer Feinde mit einer deut- » mvosrns i« Gpor« i erhalten, >n Teil in eichen der , sind vor n auch in e Frauen» » von du rächte nur Fast all« Mädchen, ern. Der n und die die Frau en Linie,» und alle» gen Mäd- in, die sich »ch in den rressanteste rschetnung »mgesormr Z0 Jahren en Schul ortdamen, » verlacht. als eine», hat auch snt in ge- Mädchm, verachtet, darf diese nicht alles ideal, das tlsaegeben. sie kein «n Mann ng auf den wird g». dem an- e. Vas Wichtigste vom Tage Wie eine sonst gut unterrichtete Berliner Korrespon denz gehört haben will, werden im Reich sfinanz- m tnistevium neue Erwägungen über die Schaf fung neuer Steuern angestellt, die im Winter vpm Reichstage zugshen sollen. Um der Fi- nanfznvt der Länder und Gemeinden ent- gegenzutrete n, soll u. ä. auch die Umsatzsteuer um aüermäls 0,5 Prozent erhöht werden. Wie die Morningpost meldet, wird die nächste ANiiertenbesprechung über die deutsche Fra ge bereits im September und noch vor der Ban kier konfere nz stattftndcm Dem Londoner Bwtt zu- solge'sollen alle desjenigen Punkte, welche in London zu keiner Einigung geführt haben, erledigt werden. LI Tier Tatlh Telegraph glaubt berichten zu können, b^e französische Negierung habe ihren Ver treter im Völkerbund angewtes.en, er solle, sails Dentsch'land im Lause dieses Jahres noch zum Völkerbund zügelassen werde, sich so fort von dort zurückziehen. Ter Dollar stand heute vormittag in Ber lin vorbörslich aus 1075 bis 1100, die l s.ch c- chlsche Krone auf 5 1 bis 32. kein Deutschland» eintrete, kann um so weniger anfga- zweifelt werden, als fest der Zeit, wo Wirch und Ra- thenau die Wegweiser dieser Politik gewesen find, einer von ihnen mit seinem Leben dafür einsprang. Wirch ist entschlossen, auch weiterhin fo zu Händeln, soweit es mit der Brotversorgung, von welcher 38 Prozent im Ausland beschafft werden muA vereinbar ist. Die Schwierigkeiten würden sich vermehren durch die Ver» zügerung in der Gewährung eines endgültigen Morato riums. Je länger diese Verzögerung dauert, wm so schneller fällt die Mark. Daily Ehronicle sagt Wetter: Poincare erklärte, wenn Frankreich seine Akitonsfreiheit zurücknehme, so bedeute dies keinen Bruch der Entente. Hierüber drücken wir, fährt da» Blatt fort, keine Meinung aus. Was es jedoch sicherlich bedeutet, das ist der Bruch des Versailler Friedens vertrages. Tas gesamte System, in dem die beiden führenden Westmächte ihre Kräfte vereinigen um ihre Bedingungen gegenüber dem Auslande zu erzwingen, mutz klarer Weise enden, wenn einer von ihnen in dieser Frage eine Aktion entgegen den Wünschen der anderen Macht begehrt. veutschlanüs Zoll eine Hefahr für -le Welt. Reichskanzler Dr. Wir»h empfing gestern die Ver treter der ausländischen Zeitungen und legte ihnen den Standpunkt gegenüber den AuSWHrungen Potneare» bei seiner Abreise von London dar. Tie deutsche Mark sei durch diq französischen Tirohungen auf ihren jetzigen Tiefstand gebracht worden. Frankreich habe damit die Repärälivne'n selbst unmöglich gemacht. Jede einzelne Behauptung PoincareS bestritt Dir. Wirth zum Teil in sehr energischen Ausdrücken. PoincareS Worten könne schließlich kein Mensch in dec Welt und selbst in Frankreich mehr glauben. Zum Schluß wies dann Dr. Wirth darauf hin im teilweise recht stärken Worten, selche bei ihm ziemlich.ungewohnt sind, Hatz Deutschland vor der Gefahr stände, einer bolschewi stisch e n Bewegung anheimzufallen, wenn eS nicht zur Ruhe komme. Er sage nicht zuviel mit der Behaup tung, datz Deutschland jetzt auf dem Sterbelager liege. Ihm zu helfen, sei fein« Pflicht und dazu rufe er di« ganze Welt zur Hilfe auf. Belgien für ein Moratorium. Die Geschäftigkeit, mit der nach dein Abbruch« der Londoner Konferenz die französische Presse alle Ber- iniitlungsmöglichkeiten diskutiert, scheint doch darauf hin- zudenten. daß es den Franzosen jetzt garnicht so wohl ist. als Poincare sich und der Welt vorzutäuschen versuchte. Mit besonderem Eifer wird eine Bermittlungs- sormel in Paris erörtert, die von dem belgischen Pre mierminister Theunis ausgsht. Er will zwischen Frankreich, das Geld nötig hat und kein Moratorium wünscht und zwischen England, welches kein Geld de- nöiigt. aber ein Moratorium wünscht, vermitteln. Er geht von der Tatsache aus, datz Belgien e»n Prioritäts recht auf die Reparationszahlungen har. Eine Zahlung Teu'schtands würde zunächst Belgien zugute kommen. Es ist darum der nächstbeteiligte Staat in der Frage eines Moratorium», und es will »in solche» Moratorium für die Reparationsraten vuf etwa v Monate beantragen. Theunis hofft, daß Deutschland in der Zwischenzeit in der Lage 'ist, auf dem Anleihewege Frankreich zu bejrtedigen. Tie Darlegungen des belgischen Minister präsidenten haben in Wem ersten Teile durchaus etwa» Schlüssiges. Nur soll man -ich darüber nicht täuschen, daß dte>e Stellungnahme eine Preisgabe Potnea- res in aller Form bedeutet. Belgien läßt ihn damit fallen und rückt an den englischen Standpunkt heran. Das ist der Tatbestand, den sretlich der belgische Mini- su-r^räsident mit anßerordenrlichem Geschick zu um- schleiern weiß. Gegenüber PoincareS fortgesetzten Be- schnldigungen hat übrigens, wre an anderer Stelle die ses B.anes au-jührlich dargelegt wird, der Reichskanzler Dir. Wirth einen Vertreter des Daily Ehronicle dar aus hlngewtesen, daß bei allein ErfüllunoSwillen Teutsch- »and sich doch auf den Standpunkt stellen müsse: erst Brot - dann Reparationen! Ta» ist in der Tat rich tig: ei.» vom Hunger zur Verzweiflung getriebene» Volk kann am wenigsten Zahlungen leisten. S» wird »wtwen- dig sein, daß die Retchsregicrung das noch mit viel stärkere»» Wornrn in die Welt hinausruft, denn die Potn- cnresche Watte steckt ja tief in der Menschheit verhärte- lein Ohr. ' Die Wirmjse m Polen. Eigentlich gibt e» in Polen nur Nattonalisten. Ader man mutz doch, um den heftige»» Parteienkampf zu begreifen, zwilchen gemäßigten und schroffen Na.iona.tsteu u.t'.erschotden. «Tie neue Regierung No wak verrrtlt, wenigsten» teilweise, den gemäßigten na« 1 »«Ich «»»I, «W> ,„» in.tz«« »««auch m«a> »,u,u«,«« -,»««> »I. Nimkt»,« «>»n», »np.Dimst.lt«> »UUM, s»t D»»«Il»nH». im» u»„„»e » » »«», ».»»««», ».»Umn-P-U«- »»„,«u — G»Dh»tia ,«kt»,uch. k " »an»».»»»«». »,I »«»»««> st»- i«r«s»r»A»stakhlu» N». -s. ' , Mieistn «Mp„ch«^», m»,a. k.l.ma««.. rag.»'«»« ft-.«,».»,,»«, enthalt,«- -l, amtUchw 0,kanotmachongrn -,» Rat», -er Sta-t un- Rmtsgrrlchts 5«,. p»M«k.„n,o, „«» rip,,» n». iee,